Antonio
Antonio

 

Brief von Antonio vom 11.04.2003

Brief von 
Antonio vom 11.04.03


Übersetzung des Briefs:

11. April 2003

Liebe Freunde,

die Sache und die Solidarität haben gewonnen. Wir wurden aus der totalen Isolation im "Loch" freigelassen, in dem wir 4 Wochen lang festgehalten wurden. Uns wurde die eingehende Post, Zeitungen, unsere Rechtspapiere und Radios vorenthalten, und konsularische Besuche waren nicht genehmigt. Überflüssig zu sagen, dass wir keinen Zugang zu Telefonen hatten. Nach 15 Tagen unter diesen Umständen wurde mir ein Besuch meines Anwalts unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen erlaubt. Wir unterhielten uns durch eine Glasscheibe über Telefon. So wurde unsere Vorbereitung auf das Berufungsverfahren schwer beeinträchtigt. Ihr werdet die vielen anderen grausamen Bedingungen unter Entzug von Sinneswahrnehmungen möglicherweise kennen oder könnt sie euch vorstellen.

Doch wir wussten während jener Tage, dass kubanische Menschen und Tausende von solidarischen Freunden rund um die Welt die Beendigung dieser Willkürmaßnahmen forderten, weil es Männer und Frauen gibt, die jeden Tag gegen die Ungerechtigkeit kämpfen, die ihre Stimmen in dem Ruf nach Frieden und Gerechtigkeit vereinen.

Am Tag nach meiner Wiedereingliederung in den gewöhnlichen Gefängnisalltag erhielt ich die Post, die mir vorenthalten wurde (auch die Briefe, die ich aus dem "Loch" schrieb und nie rausgingen). Es gibt jetzt über 200 Briefe, die zu den schon vorher unbeantworteten Briefen hinzugekommen sind, auf die ich keine Gelegenheit hatte zu antworten. Ich möchte jeden beantworten, aber im Moment geht es nur mit diesem Formbrief.

Ich möchte euch meine tiefe Dankbarkeit für eure Unterstützung und Solidarität aussprechen. Ich möchte wieder versichern, dass, ganz gleich, welchen Bedingungen wir ausgesetzt werden, wir niemals unser Land, unsere Freunde und unseren Glauben verraten werden; nach dem Prinzip Liebe oder für die Sache aus Mangel an weltweiter Wahrheit und Gerechtigkeit!

Wanderer

Wanderer des Friedens, nimm meine Hand,
nur gemeinsam werden wir den Planeten am Leben erhalten.
Der Fluss, der dem Berg entspringt, wird anschwellen,
wenn auf seinem Weg sich ihm ein Bruder zugesellt.
Wanderer, der du die Sonne siehst, lass’ uns weiter gehen,
ohne Furcht vor der Wahrheit, der Gerechtigkeit und dem Tod.
Die Freude am Leben ist nicht nur Glück,
es ist ein unaufhörlicher Kampf für das, was wir lieben.
Die Liebe zum Leben ist nicht ziellos,
Sie sucht nach der Blume, die für nichts anderes da ist,
als Schmerzen, Klagen und Kummer zu lindern,
sie gehört auch dir, Wanderer.

Danke für Eure Briefe, für eure Unterstützung und eure Solidarität. Wegen eurer Solidarität haben wir gewonnen und werden wir gewinnen. Es gibt keine Worte, um meine tiefe Anerkennung und Bewunderung für euch auszudrücken. Eine große Umarmung.

Es lebe der Frieden und die Freundschaft! In Liebe und mit besten Wünschen

Gez.: Antonio Guerrero R.

 

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