Antonio
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Brief von Antonio vom 13. Dezember 2004

Brief von 
Antonio vom 13.12.04


13. Dezember, 2004

Liebe Josie und Dirk:

Vor drei Jahren, im Dezember 2001, verurteilte uns eine Richterin zu den schwersten und längsten Strafen, die sie sich vorstellen konnte. Wir haben jene Tage noch im Gedächtnis, in denen jeder von uns seinen Standpunkt dazu vertrat. Weil ich der Letzte war, der verurteilt wurde, hatte ich das Glück, bei den Anhörungen der Verurteilung meiner vier Brüder dabei zu sein, und ich konnte die Festigkeit und Würde sehen, mit der sie diesem schweren Moment begegneten, in dem jedem von uns eine unverhältnismäßige und grausame Strafe auferlegt wurde.
Ich habe zu diesen Momenten verschiedene Gedichte geschrieben, und ich füge diesem Brief jetzt eines davon hinzu.
Das Jahr 2004 geht dem Ende zu, und unser Herz kann sich nicht erwehren, den Schmerz der heutigen Welt zu spüren. Auf unserem Planeten sind mindestens 842 Millionen hungernde Menschen registriert. Über 120 Millionen Kinder können keine Grundschule besuchen. Jedes Jahr sterben immer noch 11 Millionen Kinder an Krankheiten, die man verhüten oder heilen könnte. Inzwischen bereichern sich die Reichen noch mehr. Mit der Abzahlung ihrer Auslandsschulden finanzieren die unterentwickelten Länder die Verschwendung und den Überfluss der entwickelten Länder. Über 900 Milliarden US-Dollar werden jedes Jahr für militärische Zwecke ausgegeben, ohne über eine konkrete Lösung für die vielen Probleme der Menschheit nachzudenken, und dadurch werden Konflikte geschaffen und Kriege ausgelöst, die Städte zerstören, unschuldige Menschen töten und das Wachstum des Terrorismus fördern.
Aber angesichts dieser Tragödien, die tiefen Schmerz verursachen, behalten wir unseren Optimismus und unseren Glauben an den gerechten revolutionären Kampf der Menschen, der eine bessere Welt auf der Basis von Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden möglich macht.
Diese Empfindungen begleiten uns in diesen Tagen der Anhörung unserer Verurteilungen. Es sind Empfindungen, die wir von unserem brüderlichen und heldenhaften Volk gelernt haben, das trotz der Blockade, der Bedrohungen, Aggressionen und Naturkatastrophen seinen siegreichen Weg der Errichtung des Sozialismus' weiter gegangen ist. Ein Mann, der auf diese Weise empfinden kann, der wird seinem Heimatland und der Menschheit immer treu bleiben, und dieser Mann wird für immer unbesiegbar sein.

Handschriftlich: Danke für Eure Briefe. Es war sehr schön zu wissen, dass Ihr unsere Familien getroffen habt. Ich werde die wunderschönen Fotos, die Ihr mir geschickt habt, in mein Album kleben.

Grüße an alle Freunde in Deutschland. Eine große Umarmung von den Fünfen.

Gez.: Antonio Guerrero


Gedicht:

JENE VERURTEILUNGEN

Es waren Verurteilungen
- es wütete die ausgemachte Bosheit -
daher die grausamen Strafen.
Es waren kalte Verurteilungen.
Hinter jeder von ihnen
verbarg sich Boshaftigkeit.
Jene tödlichen Geschosse,
die sie in unserer Brust vorfanden,
waren unverwundbare Prinzipien.
Alles, was geschah,
entlarvte ihren Irrtum,
bestätigte unseren Grundsatz.
Wir gewannen. Mit Würde
erhoben wir unsere Stimmen
gegen jene Verurteilungen.

 

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