E-Mails von Antonio vom 17. - 21. Juli 2010
aus Florence, Paisaje IV
17. Juli 2010, 8:36 Uhr Liebe Freundinnen und Freunde,
nach unseren Urteilen im Jahre 2001, wurden drei von uns fünf, Gerardo, Ramón und ich in verschiedene Hochsicherheitsgefängnisse geschickt, bekannt als Zuchthäuser. Alle haben gleiche Charakteristiken. Sie sind von einer Mauer umgeben. Allgemein sind sie in einer Tiefebene oder einer riesigen Aushebung, die dafür gemacht wurde. Die Sicht ist auf unterer Ebene gleich Null. Du siehst das Außenleben praktisch nicht. Im Innenbereich gibt es keinen Rasen und noch weniger einen Baum. Der Eindruck ist, dass Du von Mauern und Zaun umgeben bist, und tatsächlich bist Du es. Das Ziel soll sein, dass Du das Eingesperrtsein in höchstem Maße wahrnimmst. Die Zellen für zwei Personen messen nicht mehr als sieben mal vierzehn Fuß (etwa zwei mal vier Meter). Das Fenster, ich sage es noch einmal, ist eine enge Öffnung von etwa fünf Zoll. Manchmal ist das Glas zerkratzt oder blind, und Du kannst kaum nach außen sehen. Die "Lock Down" sind Tagesgeschäft, so verbringst Du einen großen Teil der Zeit eingesperrt in dieser Zelle. Mit den Tagen und Monaten, immer das gleiche Panorama sehend, verschwindet jede Spur von ästhetischer Freude an der Umgebung.
aus Florence, Paisaje V
Ich sagte Euch, was auch viele wissen, dass der "Lock Down" in den Gefängnissen zum täglichen Geschäft gehört. Es ist die einzig mögliche Maßnahme für die Verwaltung einen Zwischenfall unter Kontrolle zu behalten, um zu verhindern, dass dieser zu etwas Größerem wird, und die Gefängnissicherheit ihnen aus den Händen gerät. Manchmal ist der Zwischenfall nichts Schlimmes, nur ein Problem unter zwei Gefangenen, ein isoliertes Problem, aber man muss es erforschen, und da kommt dann der Einschluss für alle. Manchmal für mehrere Stunden, manchmal für mehrere Tage. Und es gab sie auch für fast ein Jahr, wie in der Strafanstalt, in der ich war, nach dem Zwischenfall vom März 2008.
aus Florence, Soledades VII Liebe Freundinnen und Freunde,
gestern war ein "Lock Down"-Tag. Man hat uns von Montag Abend an eingeschlossen, wegen eines Zwischenfalls. Heute Mittwoch haben sie dann gerade aufgeschlossen, und man hält uns in der Schlafsaaleinheit fest. Ich habe viel an die Einschlüsse des Zuchthauses gedacht, die hoffentlich der Vergangenheit angehören. Ich habe den Tag genutzt, um sehr viele Briefe von Freunden zu beantworten; und es bleiben nicht wenige, die noch auf Antwort warten, aber Stück für Stück erledige ich das komplett. Deutsch: Günter Pohl
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