Antonio
Antonio

 

Erster Jahrestag und das Notwendige

11.1.2013, 9 Uhr 49 abends

Liebe Freunde,

am 11. Januar 2012 kam ich in diesem Gefängnis an.
Ich habe Euch geschrieben, sobald ich konnte. Ich habe Euch meine ersten Eindrücke geschildert. Vor allem diesen unvergeßlichen Eindruck: im Innenhof die Bäume zu sehen, die Blumen, das Grün. Die Veränderung war groß im Vergleich mit Florence.
Nach und nach habe ich die Routine in meine Aktiväten gebracht, was ich Euch ebenfalls mitgeteilt habe.
Meine Schwester sagte mir, als ich sie darauf hinwies, daß ich dabei bin, mein erstes Jahr hier zu vollenden: Du bist jetzt an einem besseren Ort, aber keiner dieser Orte ist gut, und es ist nicht gerecht, daß Du dort bist.
Ich beschränkte mich daruf, ihr kommentarlos zuzuhören.

Ich sagte ihr, ich würde ganz bestimmt den Freunden schreiben, um dieses Datum nicht verstreichen zu lassen.

Und indem ich überlegte, was wir wirklich zum Leben brauchen, habe ich diese beiden Gedichte herausgesucht, die ich mit Euch teilen möchte:

Aus den Sprichwörtern und Liedern von Antonio Machado:

Es ist der Beste von den Guten,
der weiß, daß in diesem Leben
alles eine Frage des Maßes ist,
ein wenig mehr, etwas weniger.

Von Bertold Brecht:

Die Liste des Notwendigen

Ich kenne viele, die mit der Liste dessen, was sie benötigen, herumgehen.
Jener, dem diese Liste vorgezeigt wird, sagt: es ist viel.
Aber derjenige, der die Liste geschrieben hat, sagt: es ist das Minimum.
Aber es gibt auch den, der stolz seine kurze Liste vorzeigt.

Fünf Umarmungen
Wir werden siegen!

Antonio Guerrero Rodríguez
11. Januar 2013
Bundesgefängnis Marianna

Deutsch: ¡Basta Ya! (gb)

 

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