Antonio
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Gewinnen tun wir immer beide

Grußwort von Antonio Guerrero, einer der drei seit 16 Jahren in US-Gefängnissen eingesperrten "Cuban Five", zur Premiere des Dokumentarfilms "Die Kraft der Schwachen"

Am Sonntag, den 23. November, kommt Jorgito Jerez zur Deutschlandpremiere des Dokumentarfilms "Die Kraft der Schwachen" ins Berliner Babylon. Der Film von Tobias Kriele beschreibt die Lebensgeschichte des heute Einundzwanzigjährigen, der mit einer beidseitigen Spastik auf die Welt kam und zu einem der entscheidenden Aktivisten für die Freiheit der Cuban Five wurde. Wir dokumentieren einen Gruß, den Tony Guerrero anlässlich der Uraufführung des Films am 3. Oktober 2014 in Camagüey sandte:

Ich erinnere mich noch an die ersten Briefe von Jorgito, abgeschickt von seiner Mama. Wir, die Cuban Five, sagten damals: schau her, welch ein intelligenter Pionierjunge, wie er die Revolution liebt! Und wie fein er sich ausdrückt! Sie vermittelten jene Anmutung von Aufrichtigkeit, von Unschuld und von Zuneigung, die nur den Kindern eigen ist, wenn sie sich in ihren eigenen Worten ausdrücken.
Mit der Zeit wurde Jorgito zum Sohn von Gerardo und von daher zugleich zu unserem Neffen.
Jorgito wuchs heran und suchte zunehmend den Kontakt zu uns, und schließlich gab es keinen Tag, an dem wir nicht an den Sobri (von spanisch sobrino = Neffe; d.Ü.) gedacht hätten, und ebensowenig einen Tag, an dem den Sobri nicht beschäftigt hätte, wie es wohl seinen Onkels gehen möge.
Letztes Jahr erfuhr ich über das Radioprogramm "Das Licht im Dunkeln", dass Jorgito leidenschaftlich gern Schach spielt, und schnell war eine gemeinsame Partie vereinbart.
Alle, die Jorgito kannten, darunter Adriana und René, prophezeiten seinen Sieg. Mir schien, als könne er bestenfalls ein Remis erreichen. Wie ich mich irrte! Seine Figuren bewegten sich mit präziser Sicherheit voran, bis schließlich sein Bauer meinen Läufer attackierte und der Sieg von Jorgito nur noch eine Frage der Zeit war.
Diese Partie wurde von vielen Personen in den sozialen Netzwerken verfolgt. Unter den Beobachtern war der Großmeister Lázaro Bruzon, der mir in seiner ersten Nachricht nach dem überwältigenden Erfolg von Jorgito sagte: "Der Junge hat sehr gut gespielt." Mittlerweile haben wir drei Partien gespielt, und alle gewann mein begabter Sobri. Er hatte die Gelegenheit, bei Schachtrainern zu lernen, hat gegen Gegner auf höherem Niveau gespielt als ich, und er hat sie geschlagen. Aber, wie wir beide zu sagen pflegen, mit jeder Partie gewinnen wir beide. Wir gewinnen in vielerlei Hinsicht, und darunter ist auch der Lerneffekt im Schach nicht zu vernachlässigen.
Ich habe angesichts ihrer Vielzahl den Überblick über die Aufgaben verloren, die Jorgito an der Universität, im kommunistischen Jugendverband, im Kampf für unsere Freiheit ausübt. Was ich aber weiß, ist, dass er seinem unermüdlichen Aktivismus seinen Worten treu geblieben ist. Es gibt keinen Tag, an dem unser geliebter Neffe sich nicht schon beim Aufstehen fragen würde: "Was kann ich heute für die Freiheit der Cuban Five tun?" Ganz gleich, wie dicht sein Studienprogramm ist, dieser Kampf genießt bei ihm höchste Priorität.
Wir stehen in regelmäßigem Schriftwechsel. Neulich, als wir uns über unser kleines Vorhaben eines Schachbuches unterhielten, welches wir mit Lázaro Bueno bis zum Matt bringen wollen, schrieb Jorgito: "Dieser Austausch mit Dir hat mein Leben verändert und mich in jeder Hinsicht wachsen lassen.
Das Gleiche könnten Gerardo, Ramón, René, Fernando und ich sagen. Unser Neffe ist in diesen schwierigen Zeiten das herausragende Beispiel eines im umfassenden Sinne revolutionären jungen Menschen.
Eines Tages werden wir uns begegnen, und Jorgito sagt, dass die Matches vielleicht anders ausgehen werden, wenn wir uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber sitzen.
Daran, dass wir beide immer als Gewinner aus ihnen hervorgehen, wird dies nichts ändern.

Antonio Guerrero Rodríguez
Gefängnis von Marianna, 26. September 2014

 

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