Grußbotschaft von Antonio:
Verehrte Teilnehmer und Gäste der Rosa-Luxemburg-Konferenz,
Freunde aus Deutschland haben mich in einem Brief über die Durchführung dieser wichtigen Veranstaltung unterrichtet und mir mitgeteilt, dass ich, wenn ich dies wünsche, eine Grußbotschaft an die Konferenz übermitteln könnte. In der Zeit des Nachdenkens, was ich schreiben könnte, wurde unvermutet eine totale Kommunikationssperre in dem Gefängnis verhängt, in dem ich widerrechtlich gefangengehalten werde. Schätzungsweise 15 Millionen Kinder sind Waisen infolge Aids. Nahezu die Hälfte der 3,6 Millionen Menschen, die in bewaffneten Konflikten seit 1990 getötet wurden, sind Kinder. Extreme Armut soll heißen, dass 640 Millionen Kinder kein angemessenes Obdach haben und 270 Millionen keinerlei Zugang zur gesundheitlichen Betreuung. UNICEF ersucht dringend die Regierungen, sich mit mehr Nachdruck den Programmen zur Entwicklung der Fürsorge für die Kinder zu widmen. Bis hierher die erwähnte Meldung im Wortlaut. Zu diesen erschreckenden Zahlen können wir weitere UNICEF-Angaben hinzufügen:
Ich bin kein Wirtschaftsfachmann. Ich kann diese Dinge analysieren, weil ich Graphiken lesen und interpretieren kann. Als Kind von Arbeitern hat mir die kubanische Revolution die Möglichkeit gegeben, ein kostenloses Universitätsstudium zu absolvieren, das ich als Bauingenieur in Kiew, in der Ukraine, abgeschlossen habe. Das war zwischen 1978 und 1983, als die Sowjetunion noch existierte. Aber das ist nicht das Glück von über einer Milliarde Bewohner der heutigen Welt, die trotz des erreichten wissenschaftlichen Entwicklungstandes absolute Analphabeten sind. Wenn doch alle Länder allen ihren Einwohnern eine kostenlose Ausbildung geben könnten, mit Bildungsprogrammen wie die in meinem Vaterland, wo nahezu 25 Prozent am Schulunterricht teilnehmen und wo es einen Lehrer für jeweils 36,8 Einwohner gibt. Die Welt wäre wohl ganz anders, wenn alle, die unseren Planeten bewohnen, bereits in frühen Jahren lesen und schreiben lernen könnten. Sie könnten so die Ursachen der Problemen erkennen, und das gerade wollen diejenigen nicht, die über die Reichtümer verfügen und die Völker ausbeuten. Wir wissen jedoch, dass nichts verhindern kann, dass die Männer und Frauen der Welt sich der tiefgehenden Krise bewusst werden, welche die Menschheit bedroht, und sich zusammenschließen, um ein System zu errichten, in dem Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität herrschen. Nichts kann verhindern, dass die guten Beispiele und die gerechten Ideen uns weiterhin den richtigen Weg weisen. Deshalb sind wir heute im Besitz, entschlossener als jemals zuvor, der erneuernden Ideen wie der von Rosa Luxemburg und sagen in voller Überzeugung: "Eine bessere Welt ist möglich". Lasst uns unermüdlich für die Kinder arbeiten, wie uns ein anderer großer Denker und Revolutionär, José Martí, lehrte, "weil die Kinder es sind, die zu lieben wissen, weil die Kinder die Hoffnung der Welt sind". Verzeihen Sie mir, wenn meine Zeilen zu lang geworden sind, dies sollte eine Grußbotschaft sein. Stellen Sie sich vor, wie viele Dinge Sie an meiner Stelle und in meiner Lage nicht schreiben würden. Vielleicht verstehen Sie dann besser dieses Übermaß an Wahrheiten und reinen Gefühlen. Sie sind Ausdruck nicht nur meines Empfindens, sondern von uns Fünf, die wir uns Brüder nennen und die wir sind: Fünf Kubaner, politische Gefangene des Imperiums.
Euch allen einen brüderlichen Gruß. Vielen Dank.
Antonio Guerrero Rodríguez
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