Fernando
Fernando

 

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29.April, 2003

Liebe Freunde, Dirk und Josie:

es hat lange gedauert, bis ich Euch schreibe, und ich entschuldige mich dafür.

Als ich aus dem Loch entlassen wurde, überreichte man mir drei große Briefpakete, die von den Behörden festgehalten worden waren, und ich habe versucht, so viele wie möglich zu beantworten. Es ist nicht viel, was ich dafür getan habe, weil wir mit einem Projekt beschäftigt wurden, alle Fußböden in jeder einzelnen Zelle und auf den Fluren der Gebäudeeinheit, in der ich lebe, abzu- beizen [oder abzuhobeln?], die Regale zu schrubben etc., all’ das auf die "alte Art", mit wenig technischen Hilfsmitteln, um danach frisches Wachs aufzutragen. Das machten wir am letzten Samstag, dem 27. Es nahm meinen gesamten Tagesablauf in Anspruch, der endete dann für mich mit ein bisschen Schreiben und viel Müdigkeit.

Ich möchte mich für Eure Briefe an das Bundesgefängnisbüro, an das Gerichtssekretariat etc. während unserer Isolationshaft bedanken.

Es war Solidarität wie die Eure, die die Behörden dazu bewegte, die Spezialmaßnahmen, die Willkür und Ungerechtigkeit gegen uns aufzuheben.

Außerdem Dank für die Neuigkeiten, die Ihr uns in Euren Briefen mitteilt. Ich las gerade, dass Schröder sich bei den USA entschuldigt hätte wegen seines Unverständnisses für die Haltung der USA im Krieg gegen den Irak. Ich kann das nicht glauben!

Ich hoffe auch, dass die Todesstrafe eines Tages abgeschafft wird, einschließlich in Cuba.

Jedoch, wir leben in keiner "idealen" Welt, und die kubanische Revolution hat das Recht, sich zu verteidigen. Es kann nicht verstanden werden, wenn nicht der Kontext der andauernden Aggression und des Plans einen Vorwand zu schaffen, der in einem militärischen Angriff der USA münden könnte, in Betracht gezogen wird. Die heutige Welt ist kein Scherz.

Noch einmal meine Dankbarkeit an Euch alle dafür, dass Ihr dabei helft, ein Bewusstsein für unseren Fall herzustellen

In Dankbarkeit

gez.: Fernando

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