Pater Geoff Bottoms berichtet über seinen Gefängnisbesuch und sein Treffen mit einem der fünf kubanischen Helden.
21. Mai 2008
Fernando González ist einer der "Miami Five". Er verbüßt zurzeit neunzehn Jahre wegen Verschwörung, falscher Identitätsangabe und des Vergehens, sich nicht selbst als Agent einer ausländischen Macht enttarnt zu haben, einem fehlerhaften Prozess in Miami zufolge, wo das voreingenommene Klima eine unfaire Anhörung ausgelöst hatte. Gemeinsam mit Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Antonio Guerrero und René González hatte er sein Volk gegen Terroranschläge, die aus Miami kamen, verteidigt, indem sie die dortigen Terrorgruppen infiltriert und den Geheimdienst in Havanna mit Nachrichten versorgt hatten.
Diese wurden dem FBI mitgeteilt. Der Fall steht zurzeit zur Berufung an.
Vom 16. - 17. Mai besuchte Pater Geoff Bottoms, Mitglied der CSC, Fernando González in FCI Terre Haute, Indiana, wohin er vergangenes Jahr überführt wurde. Dies war das erste Mal, dass er Fernando sehen konnte, weil ihm in seinem vorherigen Gefängnis in Oxford keine Besuchserlaubnis erteilt worden war.
Fernando sieht viel jünger als vierundvierzig aus. Er ist schlank, fit, hellwach und in ausgezeichneter geistiger Verfassung. Obwohl er schon zehn Jahre seiner Strafe hinter sich hat mit mindestens sechseinhalb Jahren noch vor sich, ist er positiv, optimistisch und selbstsicher. Er ist ernsthaft, denkt tiefgründig und ist sehr belesen bei warmherziger und entspannter Haltung, die aus seiner tiefen Menschenliebe und seiner völligen Hingabe an sein Volk und die kubanische Revolution kommt, auf die er ehrlich stolz ist.
Während er Debatten und Diskussionen über Themen liebt, die von Konsumerismus und die Rolle der Medien im globalen Kapitalismus und das Wesen des Sozialismus im 21. Jahrhundert gehen, macht ihn die Solidarität, die er von seinen eigenen Leuten und aus der internationalen Bewegung erhält, verlegen. Insbesondere möchte er all jenen in Britannien danken, die so opferbereit etwas von ihrer Zeit hergeben und es, während sie mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben, doch geschafft haben, so viel in der Kampagne zur Befreiung der Fünf zu erreichen. Es tut ihm leid, dass er nicht jeden Brief, den er erhält, beantworten kann. Aber das ist nicht überraschend, wenn man den Umfang seines Postsackes in Betracht zieht, dessen Inhalt größten Teils aus Britannien stammt.
FCI Terre Haute ist ein Gefängnis der mittleren Sicherheitsstufe, das früher, bis vor einigen Jahren eine Staatsstrafanstalt war. Es wurde 1934 erbaut und ist mit 1.200 Insassen beengt und laut, dennoch ist die Verwaltung hier entspannter als in Fernandos früherem Gefängnis. Es ermöglicht ihm zu lesen, zu schreiben, und nach einem täglichen Stundenplan zu trainieren, was offensichtlich zu seiner Fitness beiträgt. Obwohl er mehr verdienen könnte bei einem Acht-Stunden-Tag im Speisesaal, entschied er sich, den Fernseh- und Hobbyraum für eine Stunde am Tag zu reinigen, wofür nur 5.25 $ pro Monat bezahlt werden. Er steht um 5:30 Uhr auf und macht um 21:15 Uhr Feierabend, doch sein Zellengenosse sieht wenig von ihm, da er seine Zeit kreativ nutzt und für sich allein bleibt, um in einem sonst feindseligen Klima zu überleben. Wofür er wirklich dankbar ist, ist die wöchentliche Auslieferung des Morning Star, den er sehr informativ und anregend findet.
Als Teil der kostensparenden Maßnahmen in dem gegenwärtigen wirtschaftlichen Klima hat die Qualität des Essens im Gefängnis nachgelassen, und es werden nur noch drei Garnituren von T-Shirts, Unterwäsche und Socken ausgegeben statt der früheren fünf. Wohingegen früher Kugelschreiber, Bleistifte und Briefumschläge den Gefangenen frei zur Verfügung standen, müssen sie sie jetzt im Gefängnisladen zu inflationären Preisen kaufen. Im US-Kongress wird sogar von vorzeitigen Haftentlassungen und Deportationen ausländischer Gefangener als Teil der Übung gesprochen. Wie Fernando betont, sitzen die meisten Insassen wegen Straftaten im Zusammenhang mit Drogen, wobei Gefängnis nicht die richtige Antwort sei, so könnten die Kosten verringert werden, wenn effektivere Rehabilitations-Maßnahmen angeboten würden.
Inzwischen möchte Fernando wissen, wie es wohl sein wird, wenn er nach seiner Entlassung ins zivile Leben zurückkehrt. Mit nur 300 Minuten im Monat, in denen er für 99 Cent pro Minute telefonieren kann, vermisst er seine Familie sehr, insbesondere seine Frau Rosa Aurora, die er nur ein vielleicht zwei Mal pro Jahr sieht, weil es so lange dauert bis sie ein US-Visum bekommt. Außer von seiner Mutter und seiner Frau, Anwälten und Diplomaten bekommt er selten Besuch, doch pflegt er gute Beziehungen zu anderen Gefangenen und Wächtern, was das Leben erträglicher macht. Natürlich können Besuche aufgrund eines Zwischenfalls im Gebäude abgekürzt werden, und alle Insassen werden vor und nach jedem Besuch durchsucht.
Wenn die Sprache auf den Stand der letzten Berufung kommt, hofft Fernando auf ein neues Verfahren über die Punkte "Verschwörung Spionage und Mord, begehen zu wollen", obwohl der letzte Punkt hier weggelassen werden kann. Er betrifft nur Gerardo, der wie Ramón und Antonio eine lebenslange Strafe absitzt. Hoffentlich führt sie [die Berufung] zu einem neuen Urteil oder der Entlassung aller Fünf, die im Kampf für die Gerechtigkeit zusammenhalten. Wegen des politischen Wesens des Falles erwartet Fernando keine Entscheidung vor den US-Präsidentschafts-Wahlen, nach denen die erwünschte Wahl von Barack Obama neue Möglichkeiten schaffen könnte, wenn er seiner erklärten Absicht, mit Kuba in Dialog zu treten, folgt. Wie immer es ausgeht, Fernando González weiß, das der letztendliche Sieg dank der internationalen Solidarität sichergestellt wird, die stetig wächst, besonders in Großbritannien.