Liebe Josie, lieber Dirk,
gerade habe ich mein Interview mit dem WDR-Journalisten beendet. Sein Name - wenn ich es richtig verstanden habe - ist Tom Noga, und ich vermute er ist derselbe, den Ihr in Eurem Brief vom 16. September erwähnt habt. Der Vorgang war genau so wie bei den Interviews mit der BBC und Reuters. Ich machte es in einem Büro in Anwesenheit eines Beamten und mit dem Telefon auf "Raumton" gestellt. Es dauerte ungefähr 30 Minuten. Vielleicht ein bisschen mehr. Er stellte viele Fragen und ich versuchte, mein bestes zu tun. Er hat Material, um eine gute Arbeit abzuliefern. Ich weiß nicht, wie er es verwenden will. Ich hoffe, er macht es professionell und zitiert mich wenigstens richtig. Ich erfuhr, dass er auch die Staatsanwälte und kubanische "Exilanten" interviewte, was gut ist. Wie gesagt, er hat die Fakten, jetzt müssen wir warten, um zu sehen, wie er sie präsentiert.
Bitte lasst Günter wissen, dass das Interview bereits stattgefunden hat. (Da meine Post immer noch sehr verspätet kommt. Ich werde versuchen, Euch über Alicia eine Botschaft zu schicken, obwohl sie gerade auf einem lateinamerikanischen Kongress ist.)
Danke, dass Ihr eine Kopie meiner Grußworte an Professor Scholzes Witwe geschickt habt. Ich hoffe es geht ihr trotz ihres derzeitigen Schmerzes gut. Ich glaube ich kenne José Carlos Rodríguez auch. Ich kenne einen José Carlos vom Institut, kann sein, dass er es ist.* Wenn es der ist, an den ich mich erinnere, dann hat er sich damals auch als Dichter betätigt.
Auch danke ich Euch für das Angebot, mir die Artikel der "Mainstream-Medien" über die Anhörung zu schicken, aber ich glaube, dass ich die meisten schon gesehen habe, weil unsere Diplomaten in Washington und Alicia mir sie schon geschickt haben.
Ich danke Euch, dass Ihr mir das Foto von der Mahnwache in Düsseldorf geschickt habt. Es ist sehr ermutigend für uns, unsere Kameraden von der DKP zu sehen, wie sie ihre Unterstützung für die Fünf demonstrieren. (Ich mag das große Poster mit all' den Bildern!) Wir fühlen uns geehrt und sind Euch und allen Brüdern und Schwestern dort sehr dankbar.
Wo ich gerade von Ehrungen rede, es wurden sechs neue Briefmarken in Kuba zu Ehren der Fünf herausgegeben. Ich hoffe, dass ich sie bald mit den Briefen, die mir die Leute aus Kuba schicken, bekomme. Dann werde ich sie Euch auch schicken. Es gibt fünf - jede mit einem Bild von uns - und eine weitere mit einer Grafik, die sich auf uns bezieht. Es ist gut zu wissen, dass schon viele Eurer Broschüren verteilt wurden. Ihr habt einen wichtigen Job gemacht. Ich kann an dem Inhaltsverzeichnis sehen, wie gut die Broschüre ist.
Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis ihr diesen Brief erhaltet, da die Situation mit meinen Briefen schlimmer denn je ist. Letzte Woche z.B. gaben sie mir einige 33 Tage alte Briefe aus Kalifornien (von hier!) und andere 35 Tage alte aus Washington. Das ist Teil der "besonderen Behandlung"... Lasst es mich bitte auch wissen, ob ihr diesen Brief ordentlich verschlossen bekommt. Ich kann ihn nicht selber zukleben, aber die, die dazu verpflichtet sind, haben meine Briefe offen verschickt, was zur Folge hatte, dass sie in den Maschinen stecken blieben und dann zerrissen ankamen.
Ich lege zwei kurze Artikel über Kuba bei.
Vielen Dank noch einmal für Eure wichtige Unterstützung. Ich sende meine Grüße und Anerkennung an alle unsere Freunde in Deutschland.
Eine kräftige Umarmung
gez. Gerardo