Gerardo
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Brief von Gerardo vom 29. Oktober 2009

Gerardo

Übersetzung des Briefes von Gerardo Hernández vom 29. Oktober 2009

Bundesgefängnis Victorville, Kalifornien
29. Oktober 2009

Liebe Josie, lieber Dirk,

Es war schön Euren Brief vom 8. September [es muss Oktober heißen] mit den Fotos der Aktivitäten in Berlin zum 11. Jahrestag zu erhalten. Es ist immer sehr bewegend und ermutigend für uns, solche Fotos zu sehen. Vielen Dank!
Ihr wisst bereits von Antonios neuer Strafe. Natürlich sind 22 Jahre besser als lebenslänglich, aber es ist immer noch eine große Ungerechtigkeit. Es scheint, dass wir noch bis Dezember warten müssen, bis wir von Ramón und Fernando und ihren neuen Strafen erfahren.
Olga und Adriana sind jetzt in Spanien, nachdem sie Belgien und davor Großbritannien besucht hatten. In London nahmen sie an einer weiteren Mahnwache vor der US-Botschaft teil. Diesmal war auch unser Freund der Dichter Tony Walton dabei, der ein weiteres schönes Gedicht geschrieben hat, das ich gemeinsam mit einem Artikel aus dem Morning Star beilege. (Übrigens, ich bin nicht sicher, aber ich glaube mich zu erinnern, dass Ihr erwähntet, das Gedicht, das er früher für Adriana geschrieben hatte, ins Deutsche übersetzt zu haben? [Ja, hatten wir] Wenn ja, könntet Ihr dann die deutsche Version per E-Mail an Tony schicken? Ich glaube nicht, dass er Deutsch spricht, aber es wird ermutigend für ihn sein, sie [die Übersetzung] zu bekommen. Er ist ein progressiver Mensch, der von dem Fall durch Amnesty International erfuhr, und jetzt haben Kuba und die Sache der Fünf einen neuen Freund gewonnen. Falls ich mir die Übersetzung nur eingebildet habe - ich komme mit den vielen Briefen durcheinander - dann macht Euch nichts daraus).
In diesem Monat war der Geburtstag von Dirks Mutter. Ich hoffe, es geht ihr gut, und sie hatte einen wundervollen Geburtstag. Ich möchte Euch auch noch zwei Briefe zeigen, die ich von kleinen Freunden aus Deutschland [Schweiz] bekommen habe (ich habe der Familie geantwortet) und eine Karte eines anderen Freundes ohne Rückadresse. Falls Ihr ihn zufällig kennt, bedankt Euch bitte in meinem Namen. [Der Absender heißt Walter Drexler, den wir leider nicht kennen. Aber falls einer unserer Leser ihn kennt, möge er ihm bitte Bescheid sagen]. Ich werde jetzt schließen, weil der Briefumschlag "voll" ist. Vielen Dank für Alles. Grüße und Anerkennung an alle unsere Freunde in Deutschland.

Eine kräftige Umarmung

Gerardo

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Eure Ehefrauen in London

Für René González und Gerardo Hernández

Heute Abend traf ich Eure Frauen in London,
während Ihr ganz woanders wart:
unausweichlich festgehalten - eingekerkert
von einer Macht, deren Flagge über uns wehte,
über deren hässlichem Botschaftsgebäude
auf dem Platz, wo vor einundvierzig Jahren
eine Revolution in der Luft lag und
eine radikale Reaktion darauf von unserer Polizei,
einer aus ihren Reihen stand jetzt auf den Stufen
mit seinem Maschinengewehr im Anschlag und
einem Feldstecher, als wären wir seltene Vögel.

Dreihundert von uns riefen aus: Free the Five!
wir hielten Kerzen, deren Flammen im Wind tanzten,
und riefen aus Justice now! als Adriana,
Olga und Irma dort auf dem Podium
Seite an Seite standen. Die kugelsicheren Scheiben
eines Imperiums verströmten offenen Hass,
und der große Bronze-Adler wandte seinen
grausamen Schnabel und schaute weg, und keiner
hörte von drinnen zu, als wir nach Gerechtigkeit
für Euch und Eure drei Brüder riefen
und dass wir damit nicht aufhören werden.

An diesem Abend umarmte ich Eure Frauen in London,
und sie waren so tapfer und schön. Und Ihr
könnt sehr stolz auf sie sein. Doch natürlich
seid Ihr schon stolz auf sie, so wie sie
stolz auf Euch sind - so, wie wir alle,
die wir uns menschliche Wesen nennen (und nicht
Sklaven jener, die die Macht stahlen, die wir ihnen gaben)
stolz sein können in dem Wissen, dass Ihr unsere Brüder
im Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit seid,
das unser aller Recht ist. Denn wir sind nichts,
wenn wir nicht zusammen stehen, in dem Wissen,
dass Freiheit für die Fünf
Freiheit für alle ist.

Tony Walton
1. Oktober 2009


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