Gerardo
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Brief von Gerardo vom 22. März 2011

Gerardo

Liebe Geschwister Josie und Dirk,

ich habe Eure Briefe vom 8. und 12. März erhalten und auch den vom 12. Februar. Vielen Dank, dass Ihr mich über die Solidaritätsarbeit in Deutschland auf dem Laufenden haltet.
Ich war mit der Arbeit an einer eidesstattlichen Erklärung zur Unterstützung des Habeas-Corpus-Antrags sehr beschäftigt. Wie haben die eidesstattliche Erklärung gestern eingereicht, und heute wird in Miami eine Pressekonferenz stattfinden. Natürlich werden die kommerziellen Medien sie wieder ignorieren, aber ich bin sicher, dass Ihr inzwischen davon gehört habt. Ich wusste nichts von Saul Landaus Auszeichnung mit dem "Felix Elmuda-Orden". Er verdient ihn, und ich bin froh, dass er ihn bekommen wird. Nebenbei, ich habe gehört, dass seine neuste Dokumentation großartig ist. Unglücklicherweise ist Weinglass' Erkrankung immer noch sehr heikel. Wir wünschen ihm das beste und hoffen, dass er sich erholt.
Es ist gut zu wissen, dass Euer Buch bei amazon.com und anderen erhältlich ist. Herzlichen Glückwunsch! Und danke für einen solchen Beitrag zu unserer Sache. Ich erinnere mich nicht, ob ich Euch schon früher von Stephen Kimber erzählt habe. Er ist ein kanadischer Schriftsteller, Journalist und Professor, der gerade ein Buch über unseren Fall schreibt und eine Website (www.cubanfive.ca) zu seiner Unterstützung betreibt. Als Teil seiner Forschungsarbeit hat er kürzlich Kuba besucht und den interessanten Artikel geschrieben, den ich Euch schicke.
Ich hoffe, Euch geht es gut, sowie dem Rest der Familie und allen unseren Freunden in Deutschland, denen ich die Liebe und Dankbarkeit der Cuban Five sende.

Eine kräftige Umarmung

Gerardo

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Wespenstich: In Verbindung mit den "Cuban Five"

Kuba erwägt, die USA gerichtlich um die Freigabe der Satellitenfotos vom Abschuss [der Flugzeuge] zu ersuchen
Von Stephen Kimber, 24.10. 2011

Fünfzehn Jahre nachdem kubanische MiGs zwei Flugzeuge der Brothers to the Rescue vom Himmel holten, besteht die kubanische Regierung immer noch darauf, dass sie im kubanischen Luftraum abgeschossen wurden.

Gerardos Kommentar neben dem Foto von Ricardo Alarcón:
Kuba sagt, dieser Abschuss habe sich im kubanischen Luftraum ereignet und möchte, dass die USA die Fotos zeigt. Die USA sagen, er habe sich im internationalen Luftraum ereignet, möchte aber die Bilder nicht zeigen... Ist das nicht merkwürdig?
Ich habe weder auf die eine noch auf die andere Art damit zu tun, aber wenn es bewiesen werden würde, dass Kuba im Recht ist, gäbe es meinen Fall nicht. Darum - auch wenn es nicht zu meinem [jetzigen] Einspruch [im Rahmen des "Habeas Corpus" - Verfahrens, Anm. d. Ü.] gehört, ist es so wichtig.

In einem Interview in Havanna in der vergangenen Woche berichtete mir der kubanische Präsident Ricardo Alarcón [Gerardos Kommentar: "Es sollte natürlich Präsident des Kubanischen Parlaments heißen], dass seine Regierung "gerade erwägt, gerichtlich" um die Satellitenbilder dieses Zwischenfalls "zu ersuchen", welche eines der vier amerikanischen Regierungsämter sich verweigerte freizugeben. Alarcón glaubt, dass diese Bilder die Behauptung seines Landes belegen würden, dass der Abschuss innerhalb des kubanischen Territoriums stattfand.
Am 24. Februar 1996 - nach über siebenmonatigen vergeblichen Protesten bei den US-Behörden gegen das andauernde Eindringen in seinen Luftraum und sogar nach ausdrücklicher Warnung amerikanischer Beamter bei mehreren Gelegenheiten, dass es die Verstöße nicht mehr dulden wolle - schossen kubanische MiGs zwei der drei Flugzeuge ab, die der in Florida ansässigen Anti-Castro-Gruppe gehörten, wobei vier Menschen getötet wurden.
Kuba sagt, damals hätten seine Radar-Aufnahmen gezeigt, dass die Flugzeuge innerhalb seines Territoriums flogen, das amerikanische Radar habe die Flugzeuge dagegen über internationalem Gewässer geortet.
Am Ende sei die "International Civil Aviation Organization", die Agentur der Vereinten Nationen, die den Zwischenfall untersucht habe, zu dem Schluss gekommen, dass die jeweiligen von beiden Ländern gelieferten Informationen "nicht in Übereinstimmung gebracht werden könnten". Daher richteten sich ihre eigenen Befunde auf die "aufgenommene Position und den entsprechenden Kurs" von einem Kreuzfahrtschiff, das während des Zwischenfalls nahe Kuba fuhr.
Aufgrund dieser Information entschied die ICAO, dass der Abschuss über internationalem Gewässer stattgefunden habe.
Doch die Genauigkeit der Aufzeichnungen des Kreuzfahrtschiffes gaben während des Verfahrens 2001 gegen die "Cuban Five" zu weiteren Behauptungen Anlass. Einer der Fünf, Gerardo Hernández, wurde wegen der ihm dabei unterstellten Rolle der Verschwörung, Mord begehen zu wollen, angeklagt.
Während des Verfahrens stellte ein Experte, der pensionierte Oberst der Luftwaffe George Buchner, als einer der Entlastungszeugen die Befunde der ICAO in Frage und meinte, der einzige Weg herauszufinden, wo die Flugzeuge tatsächlich abgestürzt seien, wäre der, die Fotos aus dem Gebiet zu untersuchen, von denen er behauptete, dass sie an jenem Tag von amerikanischen Satelliten aufgenommen worden seien.
"Das ist meine Meinung als Experte," sagte Buchner aus, "dass die Regierung Fotos hat, die diese ganze Angelegenheit klären könnten."
Gegen die Einwände der Verteidigung ordnete die Richterin an, Buchners Anmerkungen aus dem Protokoll zu streichen.
Seit jeher haben die Kubaner versucht, diese Fotos in die Hände zu bekommen.
"Etliche amerikanische Agenturen betreiben Satelliten, die Kuba und den Rest der Welt dauernd überwachen und fotografieren," betont Alarcón. "Wir haben keine Satelliten; sie haben Satelliten. Doch sie weigern sich, Bilder herauszugeben. Warum?"

Am 29. Dezember 2009, während die amerikanischen Anwälte gleichzeitig an Hernández' letztmöglichem "Habeas Corpus"-Rechtseinspruch gegen seine Verurteilung wegen Mordes arbeiten, reichten sie das Ersuchen nach dem "Freedom of Information Act" bei fünf US-Regierungsbehörden ein, bei der CIA, der "Defence's National Geospatial-Intelligence Agency", der "National Ocean and Atmospheric Administration", der NASA und der "US. Geological Survey", um Kopien der Satellitenaufnahmen vom Tag des Abschusses zu erhalten.
Alle Behörden wiesen das kubanische Ersuchen ab, nur eine, die "National Oceanic Atmospheric Administration" behauptete, nicht zu haben, wonach Kuba suche.
Am 5. Mai reichten Hernández' Anwälte eine "complaint for declaratory and injunctive relief" gegen die NASA und die "Geospatial-Intelligence Agency" ein.

Obwohl die Frage, wo der Abschuss genau stattfand, in Hernández Rechtseinspruch nicht im Mittelpunkt steht - Hernández besteht darauf, dass er keine vorherige Kenntnis von dem Abschuss hatte und keine Rolle bei dessen Organisation oder Anordnung gespielt habe - ist der Ort des Geschehens für die kubanischen Behörden nach wie vor von herausragender Bedeutung.
Der ICAO-Bericht, der behauptet hatte, der Zwischenfall habe in internationalem Gewässer stattgefunden, löste eine internationale Verurteilung von Kubas Aktionen aus.

Und der Abschuss, der in den USA Empörung auslöste, die von den ICAO-Schlussfolgerungen nur noch vergrößert wurde, hatte einen dramatischen Einfluss auf die Beziehung zwischen Washington und Havanna.

In den Monaten vor dem Zwischenfall hatte es ein bemerkenswertes Tauwetter in den gewöhnlich eisigen Beziehungen zwischen Havanna und Washington gegeben. Es gab sogar den Optimismus, bei gedämpftem Gespräch in Washington, dass US-Präsident Bill Clinton schließlich das damals 35-jährige Handelsembargo gegen Kuba beenden könne.

Stattdessen verurteilte Clinton Kuba nach diesem Zwischenfall, weil es "repressiv, gewalttätig sei [und] das internationale Gesetz missachte", doch er unterzeichnete auch ein Gesetz, das er zuvor abgelehnt hatte zu unterzeichnen - das berüchtigte Helms-Burton-Gesetz, das Amerikanern das Recht gibt, ausländische Firmen, die mit Kuba Handel treiben, gerichtlich zu belangen.
Schlimmer noch: Dieses Gesetz, das noch in Kraft ist, verhindert, dass kein zukünftiger Präsident das Embargo ohne Zustimmung des Kongresses aufheben kann.
Der Beweis, dass der Zwischenfall von 1996 über kubanischem Gewässer stattfand, würde natürlich nicht die Kritik an dem Abschuss der Flugzeuge ausmerzen. Viele Beobachter - auch die Kuba freundlich gesonnenen - argumentieren, dass es unabhängig von dem Abschuss noch andere Optionen gegeben hätte, die seitens unbewaffneter ziviler Luftfahrt möglich gewesen wären.
Wenn sie noch einmal hätten demonstrieren können, dass die "Brothers to the Rescue" innerhalb des kubanischen Luftraums waren, hätte das Havannas Einstellung den Rücken gestärkt, dass es gerechtfertigt war, um sein Gebiet zu schützen, in Aktion zu treten.

Geschichten zum Vergleich:

January 1996: Cuba protests another Brother incursion;
July 1995: Brothers to the Rescue flies over Havana;
Category: Brothers to the Rescue, News;

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