Verhaltener Optimismus lautet das Motto des Tages: wir haben noch einen weiten Weg vor unsBernie Dwyer, Radio Havana Cuba
[Bernie Dwyer] Abermals Willkommen in Havanna, Father Bottoms. Sie sind hier auf einem besonderen Besuch. Was genau bringt Sie dieses Mal her?
[Geoffrey Bottoms] Ich bin hier aus Anlass meiner Anwesenheit bei der Berufungsanhörung für die Cuban Five am 10. März in Miami, und ich hatte Treffen mit den Familien der fünf Männer, mit dem Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten und ich habe auch ein Treffen mit Ricardo Alarcón, dem Präsidenten des kubanischen Parlamentes, um ihm einen Bericht über die Berufung aus meiner Sicht zu liefern. [BD] Es sieht wirklich so aus, als hätten wir in den Medien einen Durchbruch in der Angelegenheit der fünf kubanischen politischen Gefangenen geschafft. Vor gar nicht langer Zeit war wenig oder gar nichts, und jetzt kommen wir kaum nach mit all’ den Publikationen und Nachrichtengeschichten. Sogar Ihre Lokalzeitung, die Gazette, hat eine Geschichte über Ihre Beteiligung an der Befreiungskampagne für die Fünf gebracht.
[GB] Das kam, weil ich meiner Lokalzeitung einen Brief geschrieben hatte, über die Fünf, die Berufung und meine Beteiligung an der Kampagne, in der Hoffnung er würde am 10. März, wenn ich in Miami sein würde, publiziert. Als ich nach England zurückkam, war der Brief nicht gedruckt worden, aber ich erhielt einen Telefonanruf von einer Journalistin der Lokalzeitung, der Blackpool Evening Gazette , die sagte: "mein Verleger will Ihren Brief nicht veröffentlichen, er will statt dessen einen Artikel über Sie bringen. Kann ich ein Interview haben?" [BD] Sehen sie es als eine der Hauptaufgaben der Kampagne in England an, für den Fall die Aufmerksamkeit der britischen Öffentlichkeit zu erregen? [GB] In der Tat, wir wollen auf der Anzeige in der New York Times und auch auf das Fernsehinterview der Fox, die das Schweigen der Medien in den Vereinigten Staaten durchbrochen hatten, aufbauen, und ich weiß, dass es Pläne gibt, mehr Anzeigen in Zeitungen der gesamten Vereinigten Staaten aufzugeben, und wir hoffen, dass wir davon in Großbritannien und in Europa profitieren und auch den Leuten auf der anderen Seite des Atlantiks die Wahrheit zeigen können. [BD] Es hat eine Menge Analysen der Anhörung vom 10. März in Miami gegeben und auch über die Absichten der Richter. Nach der anfänglichen Euphorie glaube ich, das beste wäre eine Art von verhaltenem Optimismus. Würden Sie damit übereinstimmen?
[GB] Ich würde sicherlich auch diesen Ausdruck benutzen. Ich glaube er beschreibt sehr gut die Situation, in der wir uns jetzt befinden, weil ich glaube, dass jetzt mehr Spielraum ist, und dass sich die Waage der Justicia ein wenig zu Gunsten der Fünf geneigt hat. Wir sind in einer anderen Situation als vor der Berufungsanhörung, aber ich würde zu Zurückhaltung mahnen, weil ich glaube, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Ich glaube immer noch, dass es eher Jahre als Wochen oder Monate dauern kann. In diesem Wahljahr kann alles Mögliche in den Vereinigten Staaten passieren, und unabhängig davon, was wir bei der Anhörung fühlten, wissen wir, dass dies ein politisches Verfahren ist, und dass, unabhängig von dem, was die Richter entscheiden, könnte die Administration eingreifen, und die Fünf nicht die Gerechtigkeit erhalten, die wir erhoffen. [BD] Ich glaube, dass es ganz außergewöhnlich ist, dass die aktuelle Kampagne, die Fünf zu befreien, trotz des Mantels des Schweigens in den Medien, so weit verbreitet ist, und wie sehr sie die gewaltige Solidarität mit der Kubanischen Revolution in aller Welt widerspiegelt. Wir würden Sie das erklären?
[GB] Ich glaube, Kuba bekommt diese internationale Solidarität als Ausgleich für die Solidarität, die Kuba dem Rest der Welt gezeigt hat: es hat geholfen, die Apartheid in Südafrika zu beenden, es hat medizinische Brigaden gesandt, es hat Menschen der Dritten Welt hier ausgebildet. Es gibt die Lateinamerikanische Medizinschule hier. Es gibt so viele Dinge, die Kuba in Solidarität mit dem Rest der Welt getan hat. Und jetzt ist die Welt dran, Solidarität mit Kuba zu üben. Es gibt fast 250 Free-the-Five-Komitees in aller Welt, die sich energisch für die Fünf und ihre Familien einsetzen. [BD] Neben dem offensichtlichen Justizmissbrauch, den die fünf Kubaner erleiden, gibt es noch andere Ungerechtigkeiten wie den Fall der fünfjährigen Ivette, die ihren Vater René nicht mehr gesehen hat, seit sie fünf Monate alt war. Wir dürfen nicht vergessen, genau wie man den Familien ihr Recht verweigert, verweigert man auch das Recht der Gefangenen selbst. Sicher haben sie doch auch das Recht, ihre Familien zu sehen? [GB] Ja, die Bedingungen unter denen sie gehalten werden, sind anders als die anderer Gefangener. Zum Beispiel haben sie für Zeiten, die von einer Woche bis zu einem Monat bis zu 17 Monaten in Miami reichten, in Isolationshaft verbracht. Es gibt Restriktionen gegen Ramón Labañino, der während der Wachphasen alle zwei Stunden einem Wächter berichten muß, dass er sich im Gefängnis befindet. Wenn man an all’ die Restriktionen denkt, denen man sie unterwirft, werden nicht nur die Fünf selbst ungerecht bestraft, sondern auch ihre Familien. Das ist eine doppelte Bestrafung für die fünf kubanischen Helden. [BD] Vielen Dank, Father Bottoms, und ich weiß, dass ihre eigene Arbeit und Solidarität von allen besorgten Menschen hier in Kuba und speziell von den Familien der fünf kubanischen politischen Gefangenen geschätzt werden. Dieses Interview wurde am Dienstag den 23. März 2004 von Radio Havana Cuba ausgestrahlt. Deutsch: ¡Basta Ya! |