Interview mit den Familien der FünfVon Arnold August, 19. September 2007
Der kanadische Autor Arnold August, der sich mit der Demokratie und dem Wahlsystem in Kuba auseinandersetzt, war im September in Kuba. Er besuchte Nominierungstreffen für die 2007/08 allgemeinen Wahlen und interviewte Wähler, Parlamentsmitglieder und Mitglieder der Wahlkommission. Er schreibt gerade ein neues Buch über dieses Thema. [Arnold August hatte bereits die Wahlen von 1997/98 beobachtet und seine Erkenntnisse in dem Buch "Democracy in Cuba and the 1997-98 Elections" zu Papier gebracht. Editorial José Martí, 1999, ISBN: 0-9685084-0-5].
Ein Interview mit einigen Familiemitgliedern der Cuban Five war für das Ende 2008 erscheinende Buch vorgesehen. Aber angesichts der drängenden Situation der Fünf hat er sich entschlossen, das Interview schon jetzt zu publizieren. Er hofft, dass das Interview sowohl dem Kampf für das reguläre Besuchsrecht aller Angehörigen der Fünf als auch dem Kampf für die Freiheit der Fünf dient.
Arnold August: Können Sie bitte ihre Namen und ihre Beziehung zu den Compañeros angeben? Lassen Sie uns bitte mit Ihnen anfangen. Mirtha Rodríguez: Mein Name ist Mirtha Rodríguez. Ich bin die Mutter von Antonio Guerrero. Antonio ist zurzeit im Gefängnis von Florence, Colorado, und verbüßt eine lebenslängliche Strafe. Er hat 2 Söhne aus zwei verschiedenen Ehen. Der älteste ist 22 und der jüngste ist 14 Jahre alt. Arnold August: Und sie sind jetzt seit wie vielen Jahren im Gefängnis? Elizabeth Palmeiro: Am vergangenen 12. September waren es schon 9 Jahre, die sie als Gefangene verbüßen. Wir gehen jetzt durch's 10. Jahr der Gefangenschaft. Arnold August: Ich würde jetzt gerne wissen, wie einerseits die Beziehungen zu den Familien heutzutage sind und andererseits die zur National Versammlung, zu Kubas Parlament. Wie geht es vor sich, dass sie die Compañeros wenigstens in den Vereinigten Staaten besuchen können? Wie läuft dieser Prozess ab?
Elizabeth Palmeiro: Zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde es der kubanischen Bevölkerung und der internationalen Öffentlichkeit bekannt, dass es fünf Kubaner gab, die seit 1998 in den Vereinigten Staaten gefangen gehalten werden. Seit diesem entscheidenden Moment, als es öffentlich gemacht wurde, verließen wir uns auf die bedingungslose und volle Unterstützung der kubanischen Regierung, die diese Männer als Repräsentanten der höchsten Werte des kubanischen Heimatlandes anerkannte, als Männer, die alles geopfert hatten, um der Aufgabe nachzugehen und sie zu erfüllen, Menschen vor dem Terrorismus zu verteidigen. Dies wurde auf Regierungsebene anerkannt, auf Staatsebene. Die verschiedenen Regierungseinrichtungen in unserem Land machten diese Unterstützung natürlich öffentlich. Zuallererst war es die Nationalversammlung, da ihr Präsident, Compañero Ricardo Alarcón, derjenige ist, der aufgrund seines Wissens über die Vereinigten Staaten und seiner Erfahrung als Diplomat die meisten Kenntnisse zu diesem Thema besitzt, er ist eine Person, die sehr kultiviert und gut belesen ist. Seine Stellung als Präsident der Nationalversammlung hilft viel. Er führte die Entscheidung der kubanischen Bevölkerung an, diesen Fall zu unterstützen und diese 5 Männer als die Helden anzuerkennen, als die sie es verdienen anerkannt zu werden, als Helden des kubanischen Volkes. Sobald diese Angelegenheit 2001 auf einer der üblichen Sitzungen bekannt gemacht wurde, wurde entschieden, die Fünf als Helden der Republik Kuba zu erklären. Für uns war es eine große Ehre, diese Neuigkeit zu erfahren und tatsächlich eine große Überraschung. Unser Chefkommandant war derjenige, der für diese Entscheidung plädierte, und so gab das Parlament eine sehr gut dokumentierte Erklärung für die Gründe dieser Entscheidung heraus, die den Spuren der Fakten von ihrem Beginn an folgte, dazu gehörten all die Kämpfe und Anklagen und die Situation unserer Familien, um der Welt das Unrecht bekannt zu machen, das an den Fünfen begangen wurde. Die Nationalversammlung und ihr Präsident sowie andere wichtige Sprecher haben die vielen wichtigen Entscheidung herbeigeführt und die Klagen geführt zu den jeweiligen Situationen, die die Fünf durchleben mussten. Zum Beispiel, als sie 2003 willkürlich ins Loch gesperrt wurden, hat unsere Nationalversammlung eine Kampagne für die Verschickung von Protestbriefen mit der Forderung geführt, dass die US-Regierung diese Entscheidung zurücknehme. Das Parlament bat auch andere freundlich gesonnene Parlamentarier in der Welt, die gerechtfertigte kubanische Forderung zu unterstützen, das heißt, eine Änderung der Situation für unsere gefangenen Familienmitglieder zu beantragen, die kurz vor Beginn des Kriegs gegen den Irak willkürlich ins Loch gesteckt wurden. Die Nationalversammlung zeigte immer bei allen Gelegenheiten, der jeweiligen Situation der Fünf entsprechend, ihre Unterstützung, indem sie ein Ende der unrechtmäßigen Gefangenschaft forderte, und das hat sie an jedem Wendepunkt dieses Kampfes getan. Jeder im ständigen Parlamentsausschuss sowie die Kollegen dieser Abgeordneten in anderen Parlamenten machen die gleiche Arbeit. Das ist so, weil es in der Verantwortung des kubanischen Volkes selber liegt, gegen die Ungerechtigkeit vorzugehen, die an diesen Familienmitgliedern begangen wurde, es ist eine Verpflichtung, die jeder Kubaner auf sich genommen hat, diese ungerechte Situation erfolgreich zu beenden. Arnold August: Bis zu 50% der Abgeordneten? Elizabeth Palmeiro: Richtig. Wir können auf die Voraussetzung im Parlament zählen, dass sie den Fall der Fünf unterstützen und die Ungerechtigkeit beenden. In diesem Organ haben wir jede Unterstützung und daher fühlen wir uns als Familien in jeder Hinsicht unterstützt. Wenn unsere Regierung nicht all unsere Ausgaben deckte, um in die Vereinigten Staaten gehen zu können, könnten wir sie dort nicht sehen, in diesen Gefängnissen, wo sie von unserem Land isoliert sind. Unsere Botschaften in der ganzen Welt unterstützen die Sache der Fünf, rufen zu internationaler Solidarität auf, denn dies ist ein politischer Fall. Wie es in allen politischen Angelegenheiten der Fall ist, ist es notwendig die öffentliche Meinung der Welt für uns zu gewinnen. Menschen mit guten Absichten und gerechtigkeitsliebende Menschen müssen wissen, was passiert. Wir haben überhaupt keine Klagen. Im Gegenteil, wir schulden der Unterstützung, der wir uns seitens der kubanischen Behörden immer erfreuen konnten, unsere größte Wertschätzung. Sie wissen immer, was den Fünfen persönlich zustößt, sie kennen ihre jeweilige physisch-emotionale Verfassung. Die kubanischen Behörden wissen auch genau, was in der ganzen Welt zur Veröffentlichung getan wird, um dieser unerträglichen Situation, die unsere Familien wegen dieser ungerechten Verurteilungen zurzeit durchmachen, sobald wie möglich zu beenden, denn sie sind echte antiterroristische Kämpfer, und die Welt weiß es noch nicht. Die Welt wird von ihrer Situation erfahren, warum sie Gefangene sind, dass sie gefangen gehalten werden, weil sie innerhalb der Vereinigten Staaten selbst gegen Terrorismus gekämpft haben.
Arnold August: Das ändert sich gerade, mehr und mehr Leute erfahren davon, die Unterstützung wächst dank der "Free the Five Committees" und der Solidaritätsorganisationen für Kuba, besonders in den Vereinigten Staaten und in anderen Teilen der Welt wie in Kanada. Arnold August: Haben Sie in der Plaza-de-la Revolución-Gemeinde abgestimmt? Elizabeth Palmeiro: Ja, Plaza de la Revolución. Arnold August: In welchem Bezirk? Elizabeth Palmeiro: In einem Carmelo-Zone-Bezirk. Arnold August: Gestern Abend war ich in diesem Bereich, jedoch in einem anderen Bezirk und habe ein Nominierungstreffen besucht. Ich würde gerne wissen, welche Gedanken Ihnen durch den Kopf gegangen sind, als Sie an einem Nachbarschaftsnominierungstreffen teilgenommen haben. Gestern Abend konnten sie mit Ihren Nachbarn da sein, aber Ihr Ehemann ist ein Gefangener in den Vereinigten Staaten.
Elizabeth Palmeiro: Für uns Kubaner ist es total normal, alle zweieinhalb Jahre diese Veranstaltungen zu haben. Für uns ist es immer ein Ereignis, an solchen Treffen teilzunehmen. Das Ziel ist, eine Person zu wählen, die der Gemeinde bei der Lösung ihrer Probleme vorsteht, wie es den Verdiensten und der Arbeit dieser Person entspricht. Diese Gewählten können sogar Repräsentanten in der Nationalversammlung werden, wie Sie es erwähnt haben, sind bis zu 50% der Abgeordneten in der Nationalversammlung auch Delegierte aus den Gemeinden. Aus diesem Grunde ist jeder bestrebt, die oder den mit dem größten Talent und der größten Fähigkeit zu wählen, denn es ist gut möglich, dass diese Person zum Repräsentanten auf höchster Ebene aufsteigt. Es ist eine Ehre, eine/n Parlamentsabgeordnete/n haben, die/der ein/e Abgeordnete/r aus der Nachbarschaft ist, denn diese Person steht eng mit den Problemen der Gemeinde in Verbindung. Zum Gewähltwerden gehören kein wirtschaftlicher Vorteil oder irgendwelche ähnliche Vergütungen. Es steht in ihrem Interesse, die täglichen Probleme zu lösen und die Leute in den alltäglichen Situationen, denen wir in der Nachbarschaft, in der wir wohnen, begegnen, anzuleiten. Arnold August: In Bezug auf die Nominierungstreffen, wie dem, das gestern Abend stattfand, als Sie 2005 bei den letzten Zwischenwahlen abgestimmt haben, gab es da mit den Nachbarn irgendwelche Diskussionen über die Fünf? Vor kurzem zitierte die "Granma" einen Wähler mit den Worten: "Ich wähle aus mehreren Gründen, aber ich denke dabei auch an die Fünf." Mirtha Rodríguez: Ganz allgemein, immer wenn es Wahlen gibt, bei jeder Gelegenheit, wenn zu einer wichtigen Aktivität aufgerufen wird, stimmen wir symbolisch auch für die Fünf. In den Wählerlisten des Wahlausschusses fehlt der Name eines Familienmitglieds, aber er ist bei uns, bei allen, die das Wahlrecht besitzen. Auch unser Fernsehen stellt uns die selbe Frage, z.B. wie wir denken "heute gehen Sie wählen, was hat Antonio gesagt?" Antonio ist in meiner Stimme, in meinen Gefühlen. Antonio ist heute hier bei mir, in diesem Bezirk. Ja, er ist hier. Er ist hier bei jedem Wähler, möchte ich sagen. Die Fünf sind alle hier. Der Kampf unseres Volkes ist sehr stark. Es ist die Antriebskraft des internationalen Solidaritätskampfes. Und aus all diesen Gründen ist sich unser Volk der Ungerechtigkeit sehr bewusst. Es ist über die gesamte Prozedur sehr gut informiert und darüber, was passiert ist, wie es dazu kam, d.h. unseren Leuten ist die Situation nicht egal. Wir, die Familien, repräsentieren auch das Volk. Unsere Söhne wissen über das Wahlsystem genau bescheid, und wir, die Familien, sind auch privilegiert, weil eine der Mütter Abgeordnete in der Nationalversammlung ist [Irma Sehwerert, Abgeordnete einer Gemeinde von Havanna-Stadt], und wir hoffen, dass sie wieder gewählt wird. Arnold August: Wann wurde sie gewählt? Ich glaube es war bei den letzten allgemeinen Wahlen von 2002 - 2003, ist das richtig? Mirtha Rodríguez: Ja. Arnold August: Können Sie bitte von der Angelegenheit mit den Visa für die Familienmitglieder, um die Fünf zu besuchen, erzählen?
Mirtha Rodríguez: Wenn sie bereit sind, uns ein Visum zu geben, geschieht das auf persönlicher Ebene. Mit Ausnahme von Olga und Adriana können wir anderen zum Glück ein Mal im Jahr ein Visum bekommen. Jedes Mal wird die Wartezeit länger, in meinem Fall z.B. musste ich 15 Monate warten, bis das Visum bewilligt wurde. Allerdings gilt im Allgemeinen, einmal im Jahr, nie häufiger als einmal im Jahr. Die Probleme entstehen, wenn wir an die Grenze kommen. Diese Probleme wiederholen sich jedes Mal. Wir können niemals den selben Weg nehmen wie die anderen. Als Kubaner bringen sie uns woanders hin, zur Einwanderungsbehörde, um uns eine Menge Fragen zu stellen, die nicht leicht zu beantworten sind. Es ist das selbe, was man uns hier [in der US-Interessenvertretung in Havanna] fragt, aber wenn wir drüben sind, wird es ein wirkliches Problem, weil es manchmal durch die Art, wie sie uns behandeln, zu einer Verspätung von zwei bis drei Stunden kommt. Das alles führt zu großem Stress, weil wir die Anschlussflüge erreichen müssen. Aber außerdem haben wir keine wesentlichen Schwierigkeiten. In den Gefängnissen gibt es Besuchsregeln. Von Zeit zu Zeit haben sie uns in Bezug auf die Besuche größere Schwierigkeiten gemacht. Die Zwischenfälle passierten, weil dies eine politische Situation ist, unsere Söhne sind politische Gefangene. Arnold August: Zu allererst, Compañera, laut Washington gibt es in Kuba keine Wahlen. Mirtha Rodríguez: Genau.
Arnold August: Und darum ist meine Hauptaufgabe zu übermitteln, dass es doch Wahlen in Kuba gibt. Ich habe darüber schon einmal geschrieben, und ich werde es wieder tun, und dabei genau erklären, wie das Wahlsystem funktioniert. Allerdings diesmal noch tief schürfender, z.B. werde ich darstellen, wie eure partizipative Demokratie während des ganzen Jahres funktioniert. Das Ziel ist, dass die öffentliche Meinung der Welt erfährt, wie das politische System arbeitet, und zwar aus der Sicht und der persönlichen Erfahrung von jemandem, der kein Kubaner ist. Aufgabe ist es darum, alles zu beschreiben, und so die ganze Yanqee-Propaganda gegen Kubas Demokratie und sein politisches System zu widerlegen. Für sie dient die Sache mit "Demokratie und Wahlen" nur als Vorwand und wird manipuliert, um Kuba zu bekämpfen. Z.B. haben die Vereinigten Staaten wirklich gute Beziehungen zu anderen Ländern, die keine politischen Parteien haben und in denen es keine Wahlen gibt und die in einigen Fällen sogar Monarchien sind. Allerdings sind die Beziehungen zu diesen Ländern so problemlos, weil sie militärische und wirtschaftliche Verbündete der USA sind. Darum ist die US-amerikanische Interpretation von "Demokratie und Wahlen" eine Ausrede. Und so ist es meine Lebensaufgabe, diese Fehlinformation zu bekämpfen, insbesondere in Bezug darauf, dass dieses Thema vom Weißen Haus gegen Kuba eingesetzt wird. Darum habe ich mir die Zeit genommen, bei euch zu sein, um eure Erfahrungen herauszufinden. Immer wenn ich meine Arbeit mache, z.B. Interviews führe oder Lesungen als Autor veranstalte, wenn immer es möglich ist, werde ich Informationen über die Fünf hinzufügen. Olga Salanueva: Ich bin Olga Salanueva, die Ehefrau von René González. Die Fünf sind in dem neuen Wahlsystem aufgewachsen. Der Älteste von ihnen ist René, der 1956 geboren wurde. Gut, als die Poder Popular [Volksmacht] eingesetzt wurde, war er ein heranwachsendes Kind, und der Rest von uns, die jüngere Generation einschließlich drei der Kinder, Irmita, Tonito und Ramóns älteste Tochter sind inzwischen erwachsen und haben das Recht zu wählen. Arnold August: Dieses Recht beginnt mit dem 16. Lebensjahr.
Olga Salanueva: Ja, sie sind alle mindestens 16 Jahre alt. Und dann gibt es noch Jüngere. Wir sind alle Teil der kubanischen Bevölkerung, die in der Revolution geformt wurde und aufwuchs und wir sind Teil dieses Wahlsystems. Sie haben mit Ihnen sehr gut darüber gesprochen. Irma wurde während der letzen allgemeinen Wahlen zur Abgeordneten gewählt und wird wahrscheinlich bei den jetzigen wiedergewählt. In unserer Nachbarschaft erleben wir das als alltägliche Beschäftigung, etwas völlig Normales, dass wir unter unseren Nachbarn die auswählen, die am fähigsten, am revolutionärsten sind und darüber hinaus die Fähigkeit besitzen, sich in ihre Nachbarn hinein zu versetzen. Das ist in allen Teilen der Bevölkerung so. Weil wir im Bezirk beginnen und darauf aufbauend die nationale Ebene erreichen. Und wir sind es selbst, die darauf achten, welche Person am geeignetsten ist, ungeachtet ihres Berufs oder ihrer Arbeit. Die Person kann der einfachste Arbeiter sein, weil ich weiß, dass es verschiedene Klassen im Parlament gibt, es gibt auch Hausfrauen als Abgeordnete. Z.B. Irma ist pensionierte Hausfrau. Es gibt auch Wissenschaftler. Die gesamte Bevölkerung wird repräsentiert und teilweise kommen sie von der Basis, aus den Nachbarschaften, von den Häuserblocks, diejenigen, die wir als gute Nachbarn und darüber hinaus als gute Revolutionäre kennen, Leute, die einfühlsam sein können, Leute mit Feingefühl, die in der Lage sind, das tägliche Leben der Menschen zu erfassen, in der Lage sind, die Auffassungsgabe zu verbessern, die das Zusammenleben schätzen, die wissen, wie man die Dinge ausarbeiten muss, sodass wir alle davon profitieren, von unserer Arbeit und den Früchten unserer Arbeit. Auf diese Weise erleben wir es als normales Ereignis, und wenn die Wahlen abgehalten werden, suchen wir nach dem besten Kandidaten. Das geschieht durch Abstimmen. Jeder hat das Recht dazu, das ist ein Recht, und niemand muss erfahren, für wen du gestimmt hast, du hast das Recht zu wählen oder nicht zu wählen. Von da aus geht das System von der Basis aus bis zur Nationalversammlung, die die Macht des ganzen Volkes darstellt. Arnold August: Ja, im Sozialforum von Quebec, das Anfang September in Montreal stattfand, gab es einen Workshop vom "Table de Concertation de Solidarité Québec-Cuba." In diesem Workshop war einer der Sprecher der kanadische Jurist William Sloan, den sie sicher kennen. Er war mit anderen eingeladenen Persönlichkeiten und Rechtsexperten in Atlanta. Er beschrieb detailliert die vollständige Geschichte der Fünf, einschließlich der faschistischen Bedingungen der Haft, die für politische Gefangene reserviert sind. Wenn man das in Betracht zieht, und dass die Vereinigten Staaten auf der anderen Seite Terroristen wie Posada beschützt, und wenn man auf den Krieg gegen den Irak sieht, auf die Situation in Guantánamo und andere US-Aggressionspläne gegen andere Länder, kommt man zu dem Schluss, ja, Bush ist ein Nazi, ein Faschist, wahrlich. Olga Salanueva: Zusammengefasst: wir sind es, die ihnen beibringen können, was Demokratie bedeutet, was Macht des Volkes bedeutet und was es für eine solche Macht bedeutet, wenn sie sich wirklich in der Hand des Volkes befindet. Wir brauchen sie nicht, um uns Vorlesungen zu halten, verlogene Bücher zu schreiben, im Gegenteil, von hier aus müssen wir unsere eigenen Erfahrungen sammeln, und wir wünschten uns auch, dass das [US]-amerikanische Volk uns näher kennen würde, denn sie tragen eine Augenbinde. Wir beschuldigen sie nicht. Sie sind Opfer der Langzeit-Propaganda gegen unser Land. Aus diesem Grund glauben wir, dass Bücher wie das, das Sie geschrieben haben und jetzt auf den neusten Stand bringen wollen, sehr wichtig sind. Sie werden uns eine Menge helfen, uns Kubanern genau wie anderen Menschen, einschließlich derer in den Vereinigten Staaten. Arnold August: Ich würde gerne wissen, was ihre Gefühle, ihre Gedanken waren, als sie während der letzten Teilwahlen 2005 ihre Stimme abgaben, und Ihr Ehemann gleichzeitig ein politischer Gefangener war? Olga Salanueva: Jedes Mal wenn man zur Wahl geht und man das Wahllokal betritt, die Wählerliste sieht, seinen Stimmzettel abgibt, man die Pioniere sieht, wie sie die Wahlurnen bewachen, sind die Gedanken bei ihnen, nicht wahr? Gut, man denkt immer an sie. Wenn sie hier wären, wären sie glücklich, ihr Wahlrecht als Kubaner ausüben zu können. Allerdings sind sie gleichzeitig sehr glücklich bei dem Gedanken - natürlich kann man da drüben in einem Gefängnis nicht glücklich sein - sei dem wie es wolle, sind sie zufrieden mit dem Gedanken, dass sie alle ihre Opfer dafür erbracht haben, dass das Wesentliche unserer Revolution weitergeht, und das ist genau dies: die Macht unseres Volkes. Ich glaube, dass sie am Tag der Wahl, wie bei den derzeitigen allgemeinen Wahlen, sich glücklich fühlen werden, glücklich trotz all' der Leiden in diesen Jahren im Gefängnis, trotz der Absicht der US-Regierung, sie lebenslänglich da drüben festzuhalten, wie es bei Dreien von ihnen der Fall ist. Das ist so, denn sie sind wirklich dort, weil sie Angriffe gegen unser Volk verhindern wollten und dass die Rechte unseres Volkes gedeihen, Rechte, die durch soviel Blutvergießen, soviel Leid und Kummer errungen wurden. Wir sind glücklich über den Sieg der Revolution, die sich Schritt für Schritt zur besten Gesellschaftsform, die zurzeit möglich ist, entwickelt: dem Sozialismus, dass das weiter geht. Die Fünf sollten sehr stolz sein, sehr geehrt von all' der Anerkennung, die unser Volk ihnen zollt, und sich freuen, dass die Macht des Volkes in Kuba existiert. Arnold August: Vielen Dank an Sie alle.
Deutsch (aus der englischen Version): ¡Basta Ya! (jmb, db)
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