7. Oktober 2011, realcuba

Interview mit Olga Salanueva

"Wir hegen keinen Hass", sagt die Ehefrau eines der "Cuban Five"

Nach Verbüßung von 13 Jahren in einem US-Gefängnis aufgrund der Anklage, ein nicht registrierter Agent zu sein, wird René González noch drei Jahre lang unter überwachter Freilassung auf Bewährung in Florida verweilen müssen. Seine Ehefrau Olga Salanueva fragt sich: "Wenn sie wirklich denken, René stelle eine Gefahr für die US-Gesellschaft dar, warum wollen sie ihn dort behalten?"

Nach seiner Freilassung wird ihr Ehemann nicht in der Lage sein, unverzüglich nach Kuba zurückzukehren. Er wird in Florida bleiben müssen.

Sein Strafurteil beinhaltete, dass er sich nach seiner Freilassung von Orten fernhalten solle, wo Terroranschläge gegen Kuba organisiert werden, was nebenbei zeigt, dass die Richterin sehr wohl von der Existenz dieser Leute und deren krimineller Aktivitäten gegen das kubanische Volk weiß.

F: Warum Florida und kein anderer Staat?

A: Sie werden bestraft, weil keiner von ihnen Reue zeigt. Sie waren das Ziel des Hasses des gesamten Imperiums, und jetzt möchten sie ein Exempel an ihnen statuieren, damit kein anderer es wagt, die Terroristen zu stören, die den offensichtlichen Schutz der US-Regierung genießen.

F: Fürchten Sie um sein Leben?

A: Ja, natürlich tun wir das. Wenn wir sagen, dass es in Südflorida terroristische Organisationen gibt, dann, weil wir Beweise dafür haben. Denken Sie nur an die Tausenden Menschen, die aufgrund der Gewaltakte gegen unser Land gestorben oder verwundet worden sind. Das sind unschuldige Leute wie die Sportler auf dem Flug 455, der 1976 mitten im Flug gesprengt wurde oder an den italienischen Touristen Fabio di Celmo. Welche Behandlung können wir dann für einen Mann erwarten, der offen für sich reklamierte, ein Antiterrorkämpfer zu sein?

F: Denken Sie, dass es für sie jetzt leichter sein wird, Ihren Ehemann zu besuchen?

A: Bei meinem letzten Visumsantrag, erklärte man mir, dass es mir auf Dauer verboten sei, in die Vereinigten Staaten zu reisen, und zu der Zeit war er noch im Gefängnis. Sie können sich vorstellen, dass meine Chancen jetzt sogar noch geringer geworden sind.

F: Als das gerichtliche Verfahren begann, muss es Ihnen wie ein endloser Tunnel erschienen sein. Wie fühlen Sie sich jetzt, wo seine Entlassung so kurz bevor steht?

A: Für uns als seine Familie ist es empörend, weil Renés Heimat in Kuba ist, bei seinen Töchtern, bei seinem Volk. Anscheinend war all' das Leid, das sie uns in den letzten 13 Jahren zugefügt haben, noch nicht genug. Sie sinnen immer noch auf Rache.

F: Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft mit Ihrem Mann vor?

A: Für uns wird es das Ende eines Kreislaufs. Wir träumen davon, den Rest unseres Lebens zusammen zu verbringen, und wir werden versuchen, diese Erfahrung hinter uns zu lassen, weil wir glauben, dass es nicht gesund ist, mit Verbitterung zu leben. Wir hegen keinen Hass. Alles, was sie [die Fünf] getan haben, war von den edelsten Gefühlen inspiriert, von ihrer Bestimmung das Leben zu verteidigen und andere Menschen zu beschützen.

F: Glauben Sie, dass eine umfassende Lösung für diesen Fall gefunden werden kann?

A: Wir, ihre Familien, haben uns immer gegenseitig unterstützt, auch als sie verurteilt wurden. Dann wurden die Dinge kompliziert, und wir begannen uns mit dem US-Rechtssystem auseinander zu setzen. Alles entwickelte sich sehr langsam.

F: Ein [US-]amerikanischer Bürger, Allan Gross ist in Kuba im Gefängnis. Glauben Sie, es könnte zwischen den beiden Ländern einen Gefangenenaustausch geben?

A: Man kann das nicht vergleichen. René hat seine Strafe abgesessen und Gross ist gerade einmal anderthalb Jahre im Gefängnis. Und wenn wir die Zeiten betrachten, die der Rest der Cuban Five noch absitzen soll, ist ein Vergleich sehr unverhältnismäßig. Und lassen Sie uns nicht vergessen, dass das, was Gross in Kuba getan hat, etwas Anderes ist. Er hat gegen die kubanische Regierung konspiriert.

F: Würde die Entlassung der Cuban Five die Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten verbessern?

A: Die Cuban Five haben für die kubanische Regierung Priorität, aber die US-Regierung weigert sich hartnäckig, für diese Angelegenheit eine Lösung zu finden. Wie bei der Blockade auch, die Lösung der Situation liegt in ihrer Hand.

Aus La República

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

(Quelle: Realcuba's Blog vom 7. Oktober 2011)

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