Father Geoff Bottoms hatte die Gelegenheit, Ramón Labañino und Gerardo Hernández in ihren jeweiligen
Gefängnissen zu besuchen.
[...] Nach einer kurzen Einführung in den Fall der fünf Kubaner schreibt Father Bottom:
Am 9. August 2006, genau ein Jahr nachdem das Drei-Richter-Gremium des 11. Bezirksberufungsgerichtes von Atlanta, Georgia, die Strafurteile der "Miami Five" einstimmig aufgehoben hatten, entschied die Mehrheit des gesamten Gremiums von zwölf Richtern gegen das Urteil, setzte die Strafurteile wieder in Kraft, verweigerte ein neues Verfahren und verwies den Fall zur Verhandlung der verbleibenden neun Fragen zurück an das vorherige Gremium.
Inzwischen verbleiben die "Miami Five" in ihren jeweiligen Hochsicherheitsgefängnissen, in denen Gewalt und "Lock-downs" [Wegsperrungen] an der Tagesordnung sind, während ihre Familien, die nichts von deren ursprünglichem Auftrag wussten, weiter Verzögerungen und Schwierigkeiten für den Erhalt ihrer Visa hinnehmen müssen, um sie besuchen zu können. Da sie sich der politischen Natur ihres Falles nur zu bewusst sind, wissen sie, dass es noch viele Hürden zu überwinden gibt, bevor sie die letztendliche Gerechtigkeit erhalten werden und dass die Staatsanwaltschaft so viel Zeit wie möglich schinden will, während die US-Administration ihren Rachefeldzug gegen das kubanische Volk fortsetzt und Vorteil aus Fidels Dienstunfähigkeit ziehen will.
Im Vertrauen darauf, dass sich Fidel erholen wird, und dass die Revolution weitergeht, schätzen sowohl Gerardo als auch Ramón die Solidarität aus Großbritannien und aus der ganzen Welt und bedauern, dass sie nicht all' die vielen Briefe, die sie täglich erhalten, beantworten können. Während sie aktiv bleiben, den Kontakt mit ihren Familien halten und von Freiheit träumen, leiden sie unter den Entbehrungen des Gefängnisdaseins und machen das Beste aus der Zeit zum Denken und Reflektieren. Sie erfreuen sich sogar guter Beziehungen sowohl zum Wachpersonal als auch zu ihren Mitgefangenen, obwohl sie wenig Zeit für diejenigen übrig haben, die ihr Land und die Revolution verraten. Ihrer Meinung nach wird der Gerechtigkeit damit genüge getan, wenn man diesen Leute ihren unangebrachten Ehrgeiz verwehrte und sie, trotz ihrer schlimmen Bemühungen, zu Zeugen eines vereinten Kubas und dessen Überwindung seiner Probleme und seiner Fortschritte würden.
Sowohl Gerardo als auch Ramón müssen innerhalb der Wachstunden des Tages alle zwei Stunden während ihrer täglichen niederen Dienste einem Wachhabenden Rapport erstatten. Gerardo leert Abfallbehälter gegen ein monatliches Gehalt von 20 bis 30 $, während Ramón weiter die gesamte schmutzige Wäsche für seinen Flügel gegen einen ähnlichen Hungerlohn wäscht. Andererseits böten große Konzerne die Arbeit in Gefängnissen als eine sparsamere Alternative zu der Verlegung in andere Länder wie Mexiko aus. Trotzdem kostet der Unterhalt eines Gefangenen den Steuerzahler in einer Hochsicherheitseinrichtung in den USA 300 $ am Tag.
Bei seiner einseitigen Ernährung durch Hamburger und einer gelegentlichen Mahlzeit mit Schweinefleisch trainiert sich Ramón mit Handballspiel, während er von Sushi träumt. Gerardo hält sich durch tägliches Power-Walking und einen gelegentlichen Sprint fit. Für die kleinen Extras, die das Leben hinter Gittern erträglicher machen, gibt es einen Gefängnisladen, obwohl der sehr teuer ist mit Artikeln, die etwa bis zu einem Drittel mehr als in der Haupteinkaufsstraße kosten. Dennoch halten sich beide durch Radiohören und Fernsehen sowie durch Lesen von allem, was ihnen in die Hände kommt, auf dem Laufenden. Ramón beschäftigt sich gerade mit dem "Da Vinci Code" und hat interessante Diskussionen mit den anderen Gefangenen, die sich alle zu dem einen oder anderen Glauben bekennen, doch begierig darauf sind, etwas über die kubanische Revolution zu erfahren.
Während sowohl Gerardo als auch Ramón ihre Sichtweisen über Kuba und die Welt in Übereinstimmung mit ihren Landsleuten zu Hause verändert haben, die sich mit den Themen einer neuen globalen Realität auseinandersetzen müssen, haben sie gleichzeitig die Qualitäten derer mit Bewusstheit in den USA schätzen gelernt, derjenigen, die durch ihr Engagement in der Anti-Kriegs- und Anti-Globalisierungsbewegung und ihre Märsche zur Unterstützung von Einwanderern die wahren demokratischen und menschlichen Werte des Landes repräsentieren. Sie glauben ferner, dass Kuba eine Menge von den USA lernen kann, was seine Organisation, Infrastruktur und Entwicklung betrifft, aber ohne die ausbeuterischen Elemente. Sie argumentieren, wenn Kuba einen Bruchteil des Wohlstandes der USA hätte, könnte es soviel mehr für seine eigene Entwicklung und die weiteren ehrenhaften internationalen Einsätze tun. Obwohl, soweit es Ramón betrifft, hält er die Barbecues in den Staaten für ein echtes Plus.
Bei allem bleiben die Fünf in Hinblick auf den Sieg, trotz der Rückschläge auf dem Weg dahin, optimistisch und halten in dem Wissen ihren Kopf hoch, dass sie in ihren Gefängnissen weiter für die Revolution kämpfen in Solidarität mit ihren Landsleuten und all denen in Übersee, die die Unabhängigkeit ihres Landes und dessen soziale Ziele verteidigen. Telefonanrufe über 300 Minuten im Monat für 1 $ pro Minute sowie Familienbesuche sind wichtig, obwohl im Fall von Gerardo und René deren Ehefrauen aus verschiedenen Scheingründen von den US-Behörden die Visa verweigert werden, was nur dazu dient, die Trennung schwerer erträglich zu machen.
Die Fünf zahlen einen hohen Preis für die Verteidigung ihres Volkes vor dem Terrorismus aus Florida in dem Bewusstsein der Heuchelei des so genannten "Kriegs gegen den Terror", der gegen den Nahen Osten auf Kosten von noch mehr ziviler Menschenleben geführt wird. Doch sie setzen ihre Hoffnung auf den Integrationsprozess in Lateinamerika, wo eine stille Revolution in Solidarität mit Kuba stattfindet und bleiben durch das Beispiel ihres Landes bei der Verteidigung seiner Unabhängigkeit und seiner sozialen Ziele motiviert. Seit frühester Jugend gut geschult in der Geschichte und der Realität von Kubas Kampf sind die Fünf authentische Produkte der Revolution ihres Landes und glauben, dass der Schlüssel zum Erfolg des internationalen Kampfes gegen den Imperialismus Einigkeit und Solidarität ist. Der Austausch innerhalb und zwischen allen fortschrittlichen Kräften, die zu wechselseitiger Unterstützung und zu aufeinander abgestimmten Aktionen führt, ist wesentlich, wenn eine andere Welt möglich werden soll. Darin ist Kuba wirklich wegweisend!
Deutsch: ¡Basta Ya!