Der Fall der Cuban 5 wurde Tausenden von Protestierenden vor der "School of the Americas" vorgestellt.
Von Nancy Kohn
Tausende aus religiösen Gruppen, Gewerkschaften und von Menschenrechtsaktivisten nahmen am 22. November an einer Mahnwache und Kundgebung vor den Toren der "School of the Americas" (SOA) in Fort Benning, Georgia, teil, um die Schließung der Schule zu fordern. Die "Schule", die 2001 in "Western Hemisphere Institute for Security Cooperation" [Kooperationsinstitut der Westlichen Hemisphäre für Sicherheit, Anm. d. Ü.] umbenannt wurde, hat über 64.000 lateinamerikanische Soldaten in Aufstandsbekämpfung, militärischem Geheimdienst und in Verhörtechniken ausgebildet. Luis Posada Carriles, der berüchtigte Terrorist und Verantwortliche für das Bombenattentat auf Flug Nr. 455 der Cubana-Fluglinie, trainierte 1961 an dieser Schule für Meuchelmörder.
Absolventen der SOA, die vom U.S.-Verteidigungsministerium geleitet wird, haben in Verbindung mit Menschenrechtsverletzungen und der Unterdrückung bekannter Bewegungen in allen amerikanischen Ländern gestanden und vor Kurzem noch in Honduras den Putsch gegen Präsident Manuel Zelaya geleitet. In diesem Jahr wurde der 20. Jahrestag des Massakers von 1989 in El Salvador an sechs Jesuitenpatres, deren Haushälterin und ihrer Tochter im Teenageralter, begangen. Die für die Ermordung Verantwortlichen waren laut einer Arbeitsgruppe des U.S.-Kongresses in der U.S.-Armee-Schule Amerikanischer Länder ausgebildet worden. Seitdem hat die gewaltfreie, basisdemokratische Gruppe "SOA Watch" einen alljährlichen Protestakt vor den Toren von Fort Benning organisiert, womit oft auch deutliche Akte des zivilen Ungehorsams verbunden waren. Über 20 Jahre lang stand die SOA Watch - Bewegung in Solidarität zu den Menschen Lateinamerikas, um eine Änderung der unterdrückerischen U.S.-Außenpolitik herbeizuführen. In diesem Jahr wurde den Tausenden von Teilnehmern zum ersten Mal die Sache der Cuban Five vorgestellt. Ein auf der Straße zum Eingang von Fort Benning aufgestellter Büchertisch machte die Aktivisten aus dem ganzen Land mit zwei großen Bannern auf sich aufmerksam. Die Leute standen Schlange, um die Petitionen mit der Forderung nach Beendigung des Reiseverbots zu unterschreiben. Sie setzten ihre Namen unter die Briefe an Präsident Obama, mit denen die unverzügliche Freilassung der fünf Helden gefordert wurden und nahmen sich Kopien von Briefen an Hillary Clinton mit, in denen gefordert wird, den Ehefrauen Visa zu gewähren. Sie füllten Postkarten an verschiedene Medienvertriebe aus mit der Bitte, über den Fall zu berichten. Viele rafften Broschüren, Flugblätter und kostenlose DVDs über den Fall zusammen, um sie nach Hause in ihre Gemeinden mitzunehmen. Am bemerkenswertesten war die Neugier dieser Teilnehmer und ihre Bereitschaft, Fragen zu stellen, bis sie die Komplexität der Situation verstanden. Viele konnten kaum glauben, noch nie von dieser kolossalen Ungerechtigkeit gehört zu haben, und fragten: "Was kann ich tun?" Ein Workshop am 20. November mit dem Titel "Anti-Kuba-Terroristen und kubanische Anti-Terroristen: Der Zusammenhang von Luís Posada, der SOA und den Cuban Five" zog ungefähr 70 Teilnehmer an. Er wurde von Stan Smith vom Komitee zur Befreiung der Cuban Five Chicago und mir im Columbus, GA Convention Center organisiert. Die Teilnehmer trugen sowohl Empörung als auch Ideen, wie man die Freiheit von Gerardo, Antonio, René, Fernando und Ramón erreichen könnte, vor. Bei der Mahnwache Sonntag Morgen standen Tausende im Regen und hielten kleine Kreuze mit den Namen der Opfer, die von Absolventen der SOA ermordet wurden oder verschwunden waren, in den Händen. Fast drei Stunden lang wurden die Namen vorgelesen und bei jedem Namen hielten die Menschen ihr Kreuz hoch und riefen: "Presente!" [Anwesend] Dieses Mal gab es Dank der genialen Idee von Marilyn Mc Kenna, der früheren Vize-Vorsitzenden des Nationalen Netzwerks für Kuba (NNOC), auch Kreuze für die Mitglieder der kubanischen Fechtnationalmannschaft, die 1976 bei der Sprengung des Flugzeuges von Flug 455 ums Leben kamen. Als ich das Kreuz für Julio Herrera Aldama, damals 25 Jahre alt, und der Mann neben mir das für Jesús Méndez Silva, damals 30 Jahre alt und Florettfechter, hochhielt, wurde mir bewusst, dass die Solidarität zwischen der nordamerikanischen Bewegung und dem kubanischen Volk eine tiefere Bedeutung erlangt hat. Und als wir zum Tor gingen, um die Kreuze auf den Zaun zu stecken, wusste ich, dass die selbstlosen Taten der Cuban Five, um ihre Insel vor Terroranschlägen zu schützen, bald in diesem Licht gesehen werden, und zwar von Menschen mit Gewissen, die ihre Stimme für die Freiheit der Fünf erheben werden. Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)
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