Die Cuban Five: Ich sprach mit Gerardo und René

Von Mariela Castro

22. Juni 2012

Direkt nach der Abschlusssitzung des 30. Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Lateinamerikanische Studien (LASA) in San Francisco, Kalifornien, nahm ich an einem sehr bewegenden Treffen teil, das vom "National Committee to Free the Cuban Five" unter der Koordination von Gloria La Riva organisiert worden war, teil. Es beteiligten sich viele Intellektuelle aus Kuba und den Vereinigten Staaten. Anwesend waren unter vielen anderen Alice Walker, Danny Glover, Saul Landau und Miguel Barnet.
Zu unserer Überraschung rief René an, und als ich an die Reihe kam, mit ihm zu sprechen, erinnerte er mich lachend an ein Interview, das ich vor einigen Jahren CNN gab. Ich sprach über sexuelle Erziehung in Kuba und die Bühne war voller Abbildungen, auf denen die Freiheit für die Cuban Five gefordert wurde. Er sagte, als er die Fernsehbilder in seiner Gefängniszelle gesehen habe, sei es sehr lustig gewesen, zu beobachten wie die Kameras erfolglos versuchten die Abbildungen auszublenden. Die Gesichter der Cuban Five verfolgten mich während des gesamten Interviews.
René hat eine Art, sich zu unterhalten, dass man nicht glaubt, er habe gelitten, und ich möchte mir nicht einmal vorstellen, wie er in der Lage war, diese [fast] 14 Jahre zu überleben. Ich wollte ihn besuchen, als er [nach Kuba] gekommen war, um seinem schwerkranken Bruder Lebewohl zu sagen, in diesen 14 Tagen voller Einschränkungen und einer Mischung sehr starker Gefühle, aber ich zog es vor, die langersehnte Privatsphäre seiner Familie zu respektieren. Wäre ich Olguita, verziehe ich niemandem, der die wenigen Stunden der Wiedervereinigung ihrer tiefen Liebe nach so vielen Jahren störte.
Einige Minuten später rief Gerardo an, und ich konnte kaum mit ihm sprechen. Ich hörte ihm mit einem Kloß im Hals zu. Es ist schwer zu glauben, dass zwei lebenslange Strafen plus 15 Jahre Gefängnis ausgesprochen werden, ohne Beweise, die diese Strafe rechtfertigen. Aber seine Zuversicht ist ansteckend und ich hörte seine Botschaft der Hoffnung, seine Dankbarkeit für all' die Menschen, die für sie [die Cuban Five] kämpfen, seine Grüße an Sachkundige und Aktivisten, die gemeinsam mit CENESEX ihre beiden letzten jährlichen Treffen der "Kubanischen Aktivität gegen Homophobie" der Forderung an Obama, die Cuban Five freizulassen, widmeten.
Sowohl René als auch Gerardo baten mich, Fidel und Raúl ihren unerschütterlichen Willen, die Revolution zu verteidigen, egal wo sie sich befänden, zu übermitteln, und dass unser Volk immer auf sie zählen könne.
Die Angelegenheit der fünf zu Unrecht seit über 13 Jahren in US-Gefängnissen inhaftierten Kubaner wurde von den US-Medien verschwiegen oder manipuliert. Während meiner Reise durch jenes Land erwähnte ich die Angelegenheit in den Interviews, die ich CNN und Democracy Now gab, um über die Thematik meiner Arbeit zu sprechen. Aber unweigerlich stellen die Medien mir politische Fragen über die Realität auf der Insel, als wäre es ein öffentliches Amt, die Tochter des Präsidenten zu sein. Obwohl ich immer sage, was ich denke, lehne ich jede Verantwortung für etwas ab, das über meine Funktion als Direktorin von CENESEX hinaus geht, als kubanische Bürgerin und Aktivistin der Zivilgesellschaft. Darum mache ich klar, dass ich meinen Vater sehr gern habe, aber ich spreche von meinem Standpunkt als Mensch und bin dankbar dafür, dass ich meine Meinung ausdrücken darf. In den Unterhaltungen, die ich mit diesen beiden Medien führte, wiederholte ich, dass die Cuban Five unschuldig seien und ohne weitere Verzögerung nach Kuba zurückkehren sollten. [...]
Kürzlich las ich bei Cubadebate, dass neues Beweismaterial, das zur Zeit des Verfahrens gegen die Cuban Five unbekannt war, aufgetaucht sei, und dass Gerardo Hernández' Anwälte (Tom Goldstein und Martin Garbus) beim Bezirksgericht von Südflorida einen Antrag auf eine mündliche Anhörung eingereicht hätten, und vom Gericht verlangten, von der Regierung Dokumente und anderes Material, das sie besäße, anzufordern. [...]
Ich war überrascht, als ich erfuhr, dass das Gericht in Miami die Aussagen von Zeugen aus dem Pentagon und FBI missachtete, die versicherten, es gebe weder Beweise dafür, dass René, Ramón, Gerardo, Fernando und Tony Spionage gegen die US-Regierung begangen hätten noch, dass ihre Aktionen die Nationale Sicherheit dieses mächtigen Landes gefährdet hätten.
Ich denke mit Schmerzen an die 17 Monate, die diese jungen Männer ohne irgendeinen Grund für diese Strafe im "Loch" verbrachten, und an die lange Liste von Verletzungen ihrer Menschenrechte als Gefangene. Ich kann mir den Leidensweg von Gerardo Hernández nicht vorstellen, als er von der Erkrankung und dem Tod seiner Mutter erfuhr. Aufgrund der US-Gesetze kann ihm nicht ermöglicht werden, seinen Lieben Lebewohl zu sagen.
Ich werde nie müde, ein Ende dieser viel zu langen Ungerechtigkeit zu fordern. Das kubanische Volk gibt niemals seine Brüder auf, schon gar nicht seine Helden. Sie haben ihre Freiheit für die unsere aufgegeben.

Deutsch: ¡Basta Ya! (db)

(Quelle: freethefive.org vom 22. Juni 2012)

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