Minutenlanger stehender und immer wieder aufbrandender Applaus für das Mitglied der Cuban Five Fernando González

21. September 2014 von Cubanismo
Katrien Demuynck

Am 20. September war Fernando González der Hauptredner und Ehrengast auf Che Presente @ Manifiesta. Fernando ist der Zweite der Cuban Five, der nach Verbüßung seiner unrechtmäßigen Haft in Freiheit ist.
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Fernando González zog wie seine vier Kollegen zu Beginn (bzw. während) der ’90er Jahre nach Florida, um als kubanischer Agent die anti-castristischen Terrorgruppen in Miami zu unterwandern. Die Fünf wussten von den Hunderten von Terroranschlägen, die von Miami ausgingen. Kuba hat aufgrund dieser von Miami ausgehenden Terroranschläge um die 3.500 Tote zu beklagen. Am 12. September 1998 wurden die Fünf jedoch verhaftet und später in einem politisch-motivierten Prozess zu außerordentlich langen Gefängnisstrafen verurteilt.

Fernandos Programm begann um 10:00 Uhr mit einem Treffen der Persönlichkeiten aus Gewerkschaft, Politik und Kultur, die die Kampagne für die Freiheit der Cuban Five seit Jahren unterstützen. Unter den Anwesenden waren die ehemalige Senatorin Sfia Bouarfa, das Bundesparlamentsmitglied der PVDA Raoul Hedebouw und der Vorsitzende der PVDA Peter Mertens sowie Edith Flamand, die als Repräsentantin des "Progress Lawyers Network" [Netzwerk fortschrittlicher Rechtsanwälte] mehreren Anhörungen während des Berufungsprozesses der Fünf beiwohnte, sowie Gewerkschaftsführer und Erik Van Deursen, Vorsitzender von ABVV West-Vlaanderen [flämischer Fernsehsender], Filmemacher Jonas Geirnaert und die Fernsehschauspieler Joke Devynck und Dirk Tuypens.
Dann begann Fernando González mit der Aktion ’E duve vor de vuve’ oder ’een duif voor de Vijf’ [Eine Taube für die Fünf]. Unter großer Anteilnahme der anwesenden Medien holte er die Taube mit zwei wohlgezielten Schlägen gegen die Gitterstäbe aus dem dafür präparierten Käfig, um so die verbliebenen Drei der Cuban Five, Gerardo, Ramón und Antonio, symbolisch zu befreien.

Der Höhepunkt seines Auftritts war die gut besuchte und lebhafte Konferenz, "Die Freiheit für die Cuban Five, als Schlüssel für eine mögliche Wende in den Beziehungen zwischen den USA und Kuba’, an der neben Fernando Gonzalez auch die Aktivistin für gleiche Rechte Angela Davis und der ehemalige Chefredakteur von "Le Monde Diplomatique" Maurice Lemoine als Redner teilnahmen.
"Es ist wunderbar, die Menschen zu treffen, die unsere Sache in all den Jahren unterstützen, es ist eine einmalige Erfahrung für mich," betonte er. "Ich bin jetzt frei, aber ich werde mich erst völlig frei und glücklich fühlen, wenn auch die übrigen Drei zurück bei ihren Familien sind. Die internationale Solidarität ist für die Freiheit der Cuban Five entscheidend. Schon von Beginn an war die Solidarität grundlegend. Damals wurde es bereits deutlich, dass es um einen politischen Prozess ging. Die Solidarität wird nachweisen, dass auch die Drei, die noch festsitzen, nicht in eine Zelle eingesperrt gehören, sondern freigelassen werden müssen."
Fernando ging auch auf den aktuellen Stand des Gerichtsprozesses ein, wonach neues Beweismaterial bezeugt, dass die U.S.-Behörden eine Anzahl von Journalisten dafür bezahlt haben, um den Prozess gegen die Cuban Five über die Medien negativ zu beeinflussen. Er nannte die Faktoren, die bei einer möglichen Wende in den Beziehungen zwischen den USA und Kuba eine Rolle spielen könnten. Die kubanische Gemeinde in Miami ist nicht mehr die selbe wie vor Jahren. Die große Mehrheit will heutzutage normale Beziehungen zu Kuba. Aber auch in der gesamten amerikanischen Gesellschaft ist ein immer größer werdender Anteil für eine Umkehr in der politischen Haltung gegenüber Kuba. Politiker wie Hillary Clinton und selbst der rechtsradikale John Negroponte, der 2005 zum ersten Direktor der "National Intelligence" ernannt wurde, sprechen sich öffentlich für ein Ende der Wirtschaftsblockade und eine Normalisierung der Beziehungen aus. Aus Lateinamerika wächst der Druck auf die USA, Kuba nicht länger diplomatisch zu isolieren. Die Normalisierung ist allerdings nicht möglich, ohne dass es eine Lösung für die Sache der verbliebenen Drei der Cuban Five gibt. Daher habe Fernando der heutige politische Kontext vorsichtig optimistisch gestimmt. Er betonte jedoch vor allem die Bedeutung der weiteren internationalen Solidarität, für einen beschleunigten Durchbruch.
Auf die Frage aus dem Publikum, ob die Sache von Alan Gross für die Freiheit der verbliebenen Drei der Fünf eine Rolle spielen könnte, antwortete Fernando, dass die kubanische Regierung die USA wiederholt wissen lassen habe, sie sei für Gespräche über eine mögliche Freilassung von Gross offen, die eine Lösung in Sachen der verbliebenen drei Mitglieder der Cuban Five mit einschließe. Gross wurde in Kuba verhaftet und wegen der wiederholten Einschmuggelung von in Kuba verbotener Kommunikationsspitzentechnologie zu 15 Jahren Haft verurteilt. Laut Fernando liegt der Ball im Spielfeld der USA. Gleichzeitig betonte er, dass er persönlich als Exgefangener Mitleid für den 65-jährigen Gross und dessen Familie empfinde, dass aber die Schuld für diese missliche Situation, in der er sich befinde, völlig bei den USA liege. Er drückte seine Hoffnung dafür aus, dass schnell eine humanitäre Lösung für beide Angelegenheiten gefunden werde.
Der warmherzige Applaus, den Fernando wiederholt erhielt, wird ihn sicher darin ermutigen, weiter für die Freiheit von Ramón, Tony und Gerardo zu kämpfen. Aber gleichzeitig wird auch deutlich, dass sein kurzer Besuch in Belgien, den vielen Sympathisanten Auftrieb gibt, die seit Verkündung des Urteils von 2001 ununterbrochen in der Kampagne für die Freiheit der Cuban Five kämpfen.

Kontakt: Katrien Demuynck 0476 810 413

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb)

(Quelle: cubanismo.net, 21. September 2014)

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