Granma, 30. Dezember 2015

Ein Jahr nachdem die "Miami Five/ Cuban Five nach Hause zurückgekehrt und mit Ihren Familien und Freunden vereint waren, sprach Granma mit ihnen darüber, was ihnen dieses Jahr bedeutet hat.

Antonio Guerrero: Wie immer bereit

" Nach 16 Jahren und, ich glaube, drei Monaten und vier Tagen aus dem Gefängnis freigelassen und in mein Heimatland zurück gekehrt zu sein, gibt es nichts, keine Worte, die diesen Moment beschreiben könnten (...). Was ich sagen kann, ist, dass von diesem Moment an (...) die ganze im Gefängnis verbrachte Zeit wie ausgelöscht war.

(...) Vor allen Dingen, wären wir zuerst bereit gewesen, jede Aufgabe zu übernehmen und unter größter Geheimhaltung auszuführen, die uns aufgetragen worden wäre, und wir könnten dafür wie andere Genossen (...) dafür gestorben sein. Später kam das Gefängnis, in dem einige von uns zu lebenslanger Haft verurteilt worden waren, wir wären auch bereit gewesen, im Gefängnis zu sterben. Wir wussten vom ersten Tag an, dass die Führung der Revolution, unsere Regierung und unser Volk uns nicht aufgeben würden (...). Auch in den schlimmsten Zeiten empfanden wir diese Freiheit, diese Freude, das Gefühl der Nützlichkeit, dass wir da waren, um tagtäglich die Doppelmoral der Politik des Imperiums in ihrem vielgepriesenen Kampf gegen den Terror anzuprangern. Und das war nützlich, diese Sache brachte viele Menschen aus der ganzen Welt zusammen (...). Das inspirierte mich dazu zu schreiben, zu malen, wobei ich mich als noch nützlicher und freier empfand.
So kamen wir also hier an, und das Jahr ist wie ein Wimpernschlag verflogen (...). Es war ein Jahr, in dem wir vor allem unsere Dankbarkeit gegenüber unserem Volk und all unseren Freunden ausdrücken wollten.
Um es deutlich zu sagen: Von dem Tag an, an dem wir ankamen, brachten wir unserem Präsidenten und Armeegeneral Raúl Castro Ruz unsere Bereitschaft zum Ausdruck, für welche Aufgabe wir auch immer gebraucht würden, wir würden sie übernehmen, wir baten ihn: ‚Bitte lassen Sie es Fidel wissen, dass wir hier sind.’ Und unser Land beschloss, dass wir das Jahr nicht nur mit unseren Familien verbrächten, sondern auch mit den Treffen vieler Kollektive und vielen jungen Leuten...
So kommt es, dass, wenn wir fragen ’wohin wir gehen, was ist zu tun?’ sie uns sagen: ‚Aber ihr arbeitet doch.’ Und ja, all diese Aktivitäten innerhalb dieses intensiven Jahres waren echt nützlich und von Vorteil (...). Ich denke, wir erhielten Feedback und lernten täglich mehr über die kubanische Realität. Ich glaube, dass ist auch wichtig für jede andere Aufgabe, die zweifellos irgendwann auf uns zukommen wird, die wir mit der gleichen Bereitschaft übernehmen werden wie der am ersten Tag."

Fernando González: Der Tag Zwei wurde zu fünf Jahren

"Es ist ein intensives Jahr gewesen. Sowohl René als auch ich hatten gesagt, dass unsere Freiheit und unser Glück nicht vollkommen sein würden, bis nicht auch die anderen Drei zurück kämen. Und am 17. Dezember 2014, wurde dieser Wunsch wahr.
Wir sind immer eine Einheit gewesen. Die Tatsache, dass zwei von uns auf dieser Seite von Florida waren und drei auf der anderen Seite, bedeutete nicht, dass dieser Bund aufgelöst worden wäre. Wir werden immer fünf Brüder sein.
Erst am 17. Dezember war die Einheit wieder vollständig hergestellt, und die mit unserer Freiheit und unserem Glück, denn man konnte sich nicht völlig frei und glücklich fühlen, bis jeder von uns zurück war. Darin bestand die Bedeutung dieses Tages im Dezember vor allen Dingen.
Danach kam der Moment, diese Freude mit der größtmöglichen Anzahl von Menschen zu teilen und gleichzeitig die Verpflichtung, ihnen allen für ihre Bemühungen über so viele Jahre hinweg zur Sicherstellung unserer Freilassung zu danken. Das ist schön viel gewesen, dem wir uns 2015 gewidmet haben.
In meinem Fall, da ich für das Kubanische Institut für die Freundschaft der Völker (ICAP) arbeite, während ich mich mit Delegationen treffe oder einige internationale Veranstaltungen besuche, ist eine meiner Hauptaufgaben, den Freunden aus aller Welt für die Jahre des Kampfes, 16 lange Jahre des Organisierens von Aktivitäten, in diese Schlacht Ressourcen und Energie einzubringen, zu danken.
Als ich am 28. Februar in Havanna eintraf, empfingen mich die Familien der Drei, die immer noch eingesperrt waren, mit echter Freude, als ob ich einer ihrer Söhne wäre, obwohl wir alle wussten, dass tief im Innern der Schmerz um die, die noch im Gefängnis waren, geblieben war.
Trotz dieser Tatsache, dass das Jahr nun vergangen ist, ist das der Grund, warum ich dieses Verhältnis zu Tony, Mirtha und Maruchi, zu Ramón und seiner Familie, zu Gerardo und Adriana und Gema so sehr genieße, denn ihre Familien empfingen mich, als wäre ich einer von ihnen."

Ramón Labañino: Ein Jahr der Liebe

"Seit wir zurück sind, haben wir Momente der vollkommenen Freude erlebt. Es war unbedingt ein lebendiges Jahr. Wir haben zahllose Orte und Menschen besucht, nicht nur in unserem Land, sondern auch in Übersee. Doch ich denke, von allem, was wir erfahren haben, hat uns eines am meisten ergriffen, die immense Zuneigung, die uns unser Volk jedem von uns in diesen zahllosen Treffen während des ganzen Jahres entgegenbrachte, die spontane Zuneigung, Wärme, der Ausdruck von Dankbarkeit... derjenigen, die auf dieser Insel leben und denen, die nicht hier leben.
Während wir im Gefängnis waren, stellten wir uns unsere Rückkehr und Wiedervereinigung als großes Ereignis vor, aber die Realität übertraf unsere Träume. In diesen 12 Monaten hatten wir die Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren, was die Leute empfinden, worum sie sich sorgen und was sie von den Fünfen erwarten. Und das hatte auf uns die Wirkung, in Reaktion auf so viel Anerkennung, eine große Verantwortung übernehmen zu müssen. Die Leute haben uns auf ein sehr hohes Podest gehoben, und wir werden immer darüber nachdenken, wie wir diese an uns gestellten Erwartungen am besten erfüllen können, was die Revolution von uns fordert.
Heute erlebt Kuba das Szenario hinsichtlich der Wiederherstellung der Beziehungen mit den USA, und der Prozess der sozialökonomischen Transformation ist im Gange, das Erfordernis von besserer Vorbereitung, Beständigkeit, Studium, Aktualisierung, wozu wir eine außerordentliche Verpflichtung verspüren, denn wir sind Bestandteil dieses Projekts und der kubanischen Gesellschaft, und das ist es, was wir in diesem Jahr in uns aufgenommen haben.
Ich würde es als ein Jahr der Liebe beschreiben wollen, aber vor allem auch als eines des Lernens, des Wiederaufbaus, des wieder auf die Erde Kommens, wie wir Kubaner sagen. Ich denke, dass wir immer noch in der Landungsphase sind und des in jeder Hinsicht wieder Fahrt Aufnehmens. Das erste und letzte, was wir immer sagen und in diesem Jahr am meisten gesagt haben, ist, danke, und ich denke, wir werden es noch lange sagen."

René González: Ein eingelöstes Versprechen

"Die Rückkehr meiner Brüder ist für mich wie eine geheilte Wunde. Ich habe immer gesagt, dass ich nie völlig frei sein würde, so lange sie nicht hier wären, und an jedem einzelnen Tag meiner Freilassung, während sie noch inhaftiert waren, war dies ein Gewicht, dass ich mit mir herumtrug (...). Daher war es für mich die Heilung einer Wunde und die vollkommene Freiheit. Andererseits war ihre Rückkehr noch mehr als nur für mich ein widerhallender, überwältigender Triumph für das kubanische Volk, für unsere Familien, für die Solidarität (...)
"Dieses Jahr... dachte ich, würde mein Jahr der ’Freiheit’ werden. Aber tatsächlich ist es das glatte Gegenteil gewesen. Es ist ein Jahr voller Aktivitäten gewesen, das jetzt verflogen ist. Während dessen wir alles uns mögliche getan haben, um den vielen Menschen rund um die Welt den geschuldeten Dank abzuzahlen. Es ist ein Jahr der Feiern mit unserem Volk auf den Straßen von Havanna oder mit denen gewesen, die uns in Übersee lieben. Ein Jahr, diesen Sieg zu genießen (...)
"(...) Es ist ein Jahr mit unseren Familien zur Wiedererlangung von so viel, das wir verloren hatten, um den Sieg mit unseren Familien zu feiern, denn diese Geschichte ist auch eine des Angriffs auf unsere Familien, mit dem sie uns versuchten, von einander zu trennen, sie zu zerstören und zu demütigen. Daher ist es auf der Ebene der Familie eine Chance gewesen, die Liebe in unseren Familien zu genießen, was letztlich ein Sieg über die außerordentliche Grausamkeit des mächtigsten Imperiums der Geschichte gewesen ist.
Unser Besuch des Pico Turquino ist ein Beispiel für unseren Optimismus, denn in unseren ersten Tagen der Isolationshaft, ich denke noch vor Ende 1998, sprachen wir bereits von dem Tag, an dem wir Fünf gemeinsam auf dem Pico Turquino unsere Freiheit feiern würden. Zu der Zeit wussten die Leute noch nichts von unserem Fall, Fidel hatte noch nicht gesagt ’sie werden zurück kommen’, und wir wussten tief im Innern, dass wir eines Tages alle den Pico Turquino ersteigen würden. Daher war dieser Besuch die Erfüllung dieses Versprechens, jedoch auch die Verkörperung dieses Optimismusses, dieser Zuversicht (...)"

Gerardo Hernández: Der 17. ein Datum zum Feiern

"Dieses Jahr ist verflogen (...). Es geht nicht nur um die 16 Jahre, die wir im Gefängnis verbrachten, sondern auch um die Zeit, die wir mit unserer Mission verbrachten, fast 20 Jahre fern von unserem Heimatland (...). Aber das Treffen auf unser Volk war wahrlich umwerfend, es war auch eine große Freude, sich mit unseren Familie wieder zu vereinen, mit Menschen, von denen wir vom ersten Tag an die Zuneigung aller empfingen.
Ich würde sagen, dass die wichtigsten Aspekte dieses Jahres zuzüglich der Schlüsselmomente wie unser Treffen mit unserem Kommandanten und Chef oder am 24. Februar, als wir mit dem Orden als Helden der Republik Kuba ausgezeichnet wurden, der Austausch mit unserem Volk waren, als eine bereichernde Erfahrung an allen Orten, die wir besuchten.
Wir träumten of von der Rückkehr (...)- Die Dokumente besagten, dass ich nie nach Kuba zurück kehren würde, und dann nimmt dein Leben innerhalb von wenigen Tagen eine Wendung um 180 Grad und du kehrst in dein Land zurück. Von ins Gefängnis gesetzt worden sein mit kaum irgendeinem menschlichen Kontakt, keinem gesellschaftlichen Leben, findest du dich plötzlich von deinen Leuten umringt (...).
"Als ich herausfand, Adriana sei schwanger, war ich überglücklich, doch auch überwältigt von Traurigkeit. Als sie die Schwangerschaft bestätigten, empfand ich große Angst, da ich nicht wusste, ob ich je in der Lage sein würde, mein Kind zu sehen oder rechtzeitig anzukommen, um ihre Geburt zu erleben oder sie aufziehen zu können. Am Ende wendete sich alles vollkommen, wir kehrten am 17. Dezember zurück und Gema wurde am 6. Januar geboren.
Mein Leben hat sich über Nacht geändert (...). Ich ging von einem Hochsicherheitsgefängnis auf die Reise nach überall hin, wo sich mir jeder näherte, um mich zu umarmen. Und bei alledem, Gema im Arm zu halten... es ist schwer, es in Worte zu fassen.
Manchmal sehne ich mich nach Anonymität, aber andererseits weiß man, dass die Leute, die zu dir kommen, auf einem langen Marsch gewesen sein könnten, in einem Hörsaal für die Fünf, draußen in Sonne und Regen, sie könnten Leute sein, die dir geschrieben haben, die solidarisch gearbeitet hatten, die uns gegenüber wunderbare Gesten einnahmen, daher versuche ich immer, mit ihnen in Verbindung zu treten.
Für uns wird Donnerstag, der 17. Dezember, immer wie ein Geburtstag sein, wir werden mit unseren Kameraden vom Innenministerium zusammenkommen. Ich weiß, dass viele Menschen an diesem Tag an uns denken werden."

Deutsch: ˇBasta Ya! (jmb)

(Quelle: rene4the5.com

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