Granma, 15. März 2005

Früherer FBI-Chef gesteht Unregelmäßigkeiten im Fall der fünf Kubaner

Jean Guy Allard - Granma Internacional

Beinahe sieben Jahre nach einer Farce von Gerichtsverhandlung, nach einer sieben Jahre andauernden grausamen und erniedrigenden Behandlung, sieben Jahre nach einer die Desinformation bestärkenden Pressekampagne gab ein früherer Chef des FBI-Büros in Miami zu, dass die fünf in den Vereinigten Staaten wegen der Verteidigung ihres Landes gegen Terrorismus gefangen gehaltenen Kubaner keinen Zugang zu Geheimdienstinformationen in Zusammenhang mit ihrem Fall erhielten. Das Bekenntnis wurde im Dialog mit niemanden anderen als den terroristischen kubano-amerikanischen Anführern, Luis Zuñiga Rey und Horacio García, von dem in Miami stationierten Sender, Radio Martí, ausgestrahlt.
Es war Héctor Pesquera, Leiter des FBI-Büros in Südflorida und der für die Verhaftung der fünf Kubaner hauptverantwortliche Mann, der sich hier outete. Der Kommentar wurde im dritten Teil einer Serie von fünf Teilen abgegeben, die von Tele Martí für ein Programm namens "Es war Stillschweigen angesagt" gedreht wurden. Obwohl nur die eigenen Hersteller Zuschauer des Fernsehkanals sind, wurde das Programm am 15. Januar vergangenen Jahres um 20.00 h über Radio Martí verbreitet.
Die unglaubliche Erklärung des Mannes, der die Kubaner besessen verfolgte und ihnen gehässiger Weise das Etikett "Spione" anheftete, folgte als Antwort auf die folgende Frage von Zuñiga:
"Glauben Sie, dass zu irgend einer Zeit die Sicherheit der Vereinigten Staaten in Gefahr war oder sie Zugang zu Geheiminformationen hatten, die für die Feinde der Vereinigten Staaten von Wert sein könnten?"
Und Pesquera antwortet:
"Nein. Im Falle von (Antonio) Guerrero z.B. wurde im Nachhinein eine Studie über die Informationen durchgeführt, die er gesammelt hatte, aber die Untersuchung konnte nicht zeigen, ob er solche Geheiminformationen besaß."
Es war klar - wie der Rest des Interviews demonstriert - dass Pesquera in einer Atmosphäre völligen Vertrauens sprach. Neben Zuñiga - einem alte Bekannten des FBI - befand sich der frühere Bürochef auch in Begleitung von Horacio García, den er in einem anderen Fernsehinterview in Miami als Freund und FBI-Informanten bezeichnet hatte. Tatsächlich war García unter den Organisatoren einer Feier, die in Miami stattfand, nachdem man die Fünf verurteilt hatte - eine Feier, bei der auch Pesquera anwesend war.
Jahrelang war García gemeinsam mit Roberto Martin Pérez, Alberto Hernández und Feliciano Foyo einer der Kumpel des paramilitärischen Komitees der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung (CANF), das von Luis Zuñiga Rey und dem internationalen Terroristen Luis Posada Carriles, der öffentlich als Hauptquelle der finanziellen und logistischen Unterstützung bezeichnet wurde, gegründet worden war. García verließ die CANF einige Tage vor dem 11. September, um Zuñigas "hartem Kern" beizutreten.
Auf der anderen Seite wurde Zuñiga tatsächlich von US-Präsident Bush zum Mitglied der US-Delegation beim jährlichen Treffen der UN-Menschenrechtskommission bestimmt! Und das trotz der Tatsache, dass er laut eines Berichtes von UN-Spezialberichterstatter Enrique Bernales Ballesteros ein Extremist sei, der direkt in eine Terrorkampagne verwickelt war, die 1997 in Kuba von von Luis Posada Carriles angeheuerten Söldnern begangen wurde.
Die Interviewserie enthält noch einige andere interessante Erklärungen von Pesquera den Zuñiga servil als "FBI-Bürochef" bezeichnet, obwohl er diese Position bereits Dezember 2003 verlassen hat.
Am 22. Januar letzten Jahres - wieder in der gleichen vom falsch benannten Sender Radio Martí ausgestrahlten Interviewserie gemeinsam mit García und Zuñiga - machte Pesquera ein weiteres Eingeständnis, nämlich dass er nach seiner Rückkehr aus Puerto Rico Instruktionen hatte, mit allen Mitteln gegen die Gruppe der Kubaner vorzugehen, die Terrororganisationen in Miami infiltriert hatten.
"Ich kam hier im Mai 1998 an. Sie informierten mich über das, was hier vorging. Wir fingen dann an, zu betonen, daß diese Untersuchung nicht mehr als Geheimdienstsache zu betrachten sei, sondern die Richtung dahingehend geändert werden sollte, dass es sich um eine kriminelle Angelegenheit handelt.
Dann enthüllt der Schöpfer des Falles gegen die Fünf:
"Ich hatte ziemliche Probleme das Justizministerium davon zu überzeugen."
Diese Erklärung bestätigt einmal mehr, was Pesquera einige Tage vorher in einem Interview gesagt hatte, das er anlässlich seiner Pensionierung dem Miami-Herald-Reporter Larry Lebowitz 2003 gegeben hatte. Er sagte, er habe die US-Justizministerin Janet Reno "breitschlagen" müssen, die kubanischen Patrioten zu verhaften. "Andere wollten das nicht anrühren", wiederholte er und fügte hinzu: "Alle wollten sich abgrenzen."
Wir sollten uns daran erinnern, dass die US-Küstenwache am 27. Oktober 1997 in der Nähe von Puerto Rico einige Verdächtige mit einem Arsenal von Waffen an Bord der Yacht "Esperanza" gefangen hatte. Alle standen auf die eine oder andere Art mit der CANF in Verbindung. Trotz des spontanen Eingeständnisses eines der Mannschaftsmitglieder, die Yacht wäre auf dem Weg zur venezolanischen Insel Margarita, um den kubanischen Präsidenten zu ermorden, der dort an einem internationalen Forum teilnahm, sorgten Pesqueras Untersuchungen dafür, dass alle Beschuldigten frei gelassen wurden. Und wieder nahm Pesquera an der von der CANF veranstalteten Feier teil.
Am 12. September 1998 kaum vier Monate nach ihrer Ankunft in Miami, schickte Pesquera seine Agenten los, die kubanischen "Spione" zu verhaften, wie er sie in seinem ersten Pressekontakt zu dem Fall zu bezeichnen pflegte. Der Einsatz gegen Leute, die nicht die leiseste kriminelle Vergangenheit hatten, war reif für Hollywood. Die Verdächtigen wurden von bis an die Zähne bewaffneten Männern zu Boden geworfen, dann zum FBI-Hauptquartier gebracht, dort in Bestrafungszellen isoliert, zwei Tage lang, während derer sie sich weder waschen noch rasieren durften, intensiv verhört und dann fotografiert. Diese Bilder sollten dann harte kriminelle Gesichter zeigen, die sofort von der hysterischen, vom rechtsradikalen Flügel von Miami gekauften und bezahlten Presse aufgegriffen wurden.
Unter Verletzung jeder Gefängnisnorm und internationaler Vereinbarung gegen Folter und inhumane, grausame und herabwürdigende Behandlung, hielten Pesquera und seine FBI-Kollegen die Kubaner für volle 17 Monate in Isolationshaft.
René González, Gerardo Hernández, Antonio Guerrero, Ramón Labañino und Fernando González sind bis heute eingesperrt, und zwar aus rein bösartigen Gründen, in fünf verschiedenen Gefängnissen verstreut über das riesige Gebiet der USA. Der Kontakt zu den Familien ist entweder verboten oder zumindest stark eingeschränkt.
Zu guter Letzt ist es auch erwähnenswert, dass Pesquera, während er diese fünf kubanischen Patrioten verfolgte, die gegen den Terrorismus kämpften, keine Ahnung davon hatte, dass 15 der 19 tatsächlichen Terroristen, die später die Angriffe gegen die Twin Towers und das Pentagon ausführten, nur wenige Kilometer von seinem Büro entfernt trainierten.

Deutsch: ¡Basta Ya!

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