Hoffnung für politische GefangeneSeit 1998 sind in den USA fünf unschuldige Kubaner inhaftiert. Wird ihr Verfahren neu aufgerollt?Von Rainer Schultz in der "jungen Welt" vom 8. Oktober 2003 Adriana Perez, die Ehefrau des seit fünf Jahren in den USA inhaftierten Kubaners Gerardo Hernandez, sprach am Montag vor weit hundert Gästen in der kubanischen Botschaft in Berlin. Ihr Mann war gemeinsam mit vier anderen Kubanern 1998 in Miami verhaftet worden und drei Jahre später wegen Verschwörung zur Spionage zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Derzeit läuft eine weltweite Solidaritätskampagne, die vorrangig zwei Ziele verfolgt: Das Schweigen der Medien zu durchbrechen, um damit erstens eine Neuverhandlung und somit ein faires Verfahren für die fünf zu erreichen, zweitens eine sofortige Verbesserung der Haftbedingungen. »Uns bleibt keine andere Möglichkeit, als öffentlichen Druck zu erzeugen«, sagt Adriana Perez. »Wir haben alle legalen Möglichkeiten ausgeschöpft, aber bis heute wird mir selbst das international anerkannte Besuchsrecht für Familienmitglieder nicht zugestanden.« Sie versuchte in der Vergangenheit gemeinsam mit dem kubanischen Komitee zur Freilassung der fünf, in dem neben den Angehörigen vor allem Anwälte und auch Diplomaten arbeiten, zumindest die Einhaltung der elementaren Grundrechte der Gefangenen zu erreichen. Außerdem haben sich in 77 Ländern 200 Komitees für die Kubaner konstituiert. Sie alle erhielten Unterstützung von ai in dieser Sache, auch einige Parlamentarier in Großbritannien, Rußland, Mexiko und Kanada haben sich mittlerweile für die Gefangenen eingesetzt und dadurch erreicht, daß sie inzwischen aus der totalen Isolation entlassen werden mußten. Im März diesen Jahres waren alle fünf, obwohl in verschiedenen Gefängnissen einsitzend, zeitgleich und ohne Begründung in ein sogenanntes »Loch« gesteckt worden, das für aggressives Verhalten von Schwerstkriminellen geschaffen ist. Am Jahrestag des bisher schlimmsten Terroranschlags gegen Kuba, als alle 76 Insassen eines kubanischen Passagierflugzeugs Opfer eines Bombenattentats wurden, erinnerte die junge Kubanerin daran, was die Absichten ihres Mannes waren: weitere terroristische Attacken gegen Kuba zu verhindern. »Deshalb wurden sie verhaftet und eingesperrt«, sagt sie. »Wichtig ist nicht nur der politische Druck, sondern auch die moralische Unterstützung für Ramon, Fernando, Rene, Antonio und Gerardo.« Sie erhalten täglich Briefe aus der ganzen Welt. Adriana selber bekommt etwa einmal im Monat Post von ihrem Mann. Nun gibt es neue Hoffnungen: Das Berufungsgericht wird bald seine Entscheidung über ein Wiederaufnahmeverfahren geben, das Justizministerium muß über den Besuchsantrag von Adriana entscheiden.
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