Brief der Evangelischen Kirche in Deutschland

vom 20. September 2004

Zur Kenntnisnahme: Pressestelle der EKD
Frau Silke Fauzi
Herrenhäuser Str. 12
30419 Hannover

Kirchenrat der EKD
Frau Corinna Schellenberg
Menschenrechtsreferat
Postfach21 02 20
30402 Hannover

Jülich, 30. September, 2004

Die Fünf in den USA zu unrecht inhaftierten Kubaner

Ihr Schreiben vom 28. September 2004 mit Anlage: Pressemitteilung vom 1. August 2003

Sehr geehrte Frau Schellenberg,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 28. September. Und wir nehmen ebenso dankbar zur Kenntnis, dass immerhin der Auslandsbischof, Herr Dr. h.c. Rolf Koppe "seiner Besorgnis über ihre Situation" in der beiliegenden Presseerklärung "bereits Ausdruck verliehen" hat.
Dennoch sind wir weiterhin besorgt, wie wenig sich unsere Menschenrechtsbeauftragten, ob die der Kirchen, des Auswärtigen Amtes oder von Amnesty International, vor ihren öffentlichen Verlautbarungen über die jeweilige Sachlage zu informieren scheinen.
Wie ließe es sich sonst erklären, dass die 75 kubanischen "Dissidenten" und die "Cuban Five" in derselben Presseerklärung erwähnt werden, deren Kontexte doch grundverschieden sind?
Ich erwähnte den Hintergrund der Verhaftung der fünf Kubaner bereits in meinem vorherigen Schreiben. Sie waren in Florida, um ihr Land vor weiteren Terroranschlägen zu warnen und um weiteres Blutvergießen zu verhüten.
Die 75 kubanischen "Dissidenten", von denen die wenigsten "Intellektuelle" und mittlerweile nur noch 68 inhaftiert sind, ließen sich von der kubafeindlichen Macht, den USA rekrutieren, die nicht nur seit 45 Jahren Wirtschaftblockaden über das Land verhängt, Migrationsabkommen weitgehend ignoriert, sondern auch Terroranschläge der reichen Exilkubaner unterstützt, mit dem Ziel die kubanische Regierung zu stürzen. Wer wissen möchte, wie es Kuba danach erginge, braucht sich nur im restlichen Hinterhof der USA, Lateinamerika, umzusehen. Es reicht der Vergleich mit der Nachbarinsel Haiti.
Statistik laut CEPAL, der Wirtschaftskommission lateinamerikanischer Länder und der Karibik:

  Kuba Lateinamerika
Analphabetismus 0,2 % 11,7 %
Kindersterblichkeitsrate 6,2 pro 1000 32 pro 1000
Lebenserwartung 76,5 Jahre 70 Jahre
Schulabschlüssee (Sekundarstufe) 99,7 % der Jugendlichen 52 % der Jugendlichen
Bevölkerung unter der Armutsgrenze 0 102 Millionen

Wir kennen kein Land der Erde, in dem sich trotz aller finanzieller Schwierigkeiten so sehr um das Wohlergehen seiner Bewohner, die Wahrung seiner Menschenrechte durch Gesundheitsvorsorge und Bildungsprogramme gesorgt wird.
Diese "Dissidenten" oder "Intellektuellen" ließen sich ihre subversive Tätigkeit gut bezahlen. James Cason, US-Diplomat in der US-Interessenvertretung, überschritt seine diplomatischen Befugnisse, in dem er das Land bereiste, um sie zu rekrutieren und in seinem Domizil in Havanna "auszubilden"und auszustatten.
Bei ihrer Entdeckung wurden sie von den USA zynisch geopfert, um dann vor der Welt die "Verletzung von Menschenrechten" in Kuba zu "beweisen".
Wie glaubwürdig die Bush-Administration ist, zeigen die Gefängnisse in Abu Graib und die Kriegsgefangenen auf ihrem Stützpunkt Guantanamo.
Laut Medienberichten lässt sich George W. Bush in seiner Freizeit aus der Bibel vorlesen.
In Kenntnis dessen, was darin über Nächstenliebe geschrieben steht, darüber, wie man mit den Armen teilen, die Kranken und Gefangenen besuchen, ja, sogar seine Feinde lieben sollte, kann man sich kaum erwehren, sich auch des Satzes zu erinnern: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!"

Mit Dank im Voraus für Ihre Aufmerksamkeit
und vorzüglicher Hochachtung.


i.A.: Johanna Sophia Michel-Brüning,
Dipl. Päd., Familientherapeutin i.R.
Jan von Werth-Str. 80, 52428 Jülich, Tel.: 02461/8571
E-Mail: josiedirk@web.de

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