Offener Brief an den Bundestagsabgeordneten Christoph Strässer (SPD) aus Anlass der 43. Sitzung des 16. Deutschen Bundestages am 29. Juni 2006

Von Josie Michel-Brüning und Dirk Brüning


Sehr geehrter Herr Strässer,

Ihr "Bekenntnis", einst für die Befreiung Kubas auf die Straße gegangen zu sein, ließ uns zunächst hoffen.
Leider musste man dem Protokoll Ihrer Rede jedoch entnehmen, dass Sie in der Folgezeit keine Zeit gehabt zu haben scheinen, sich mit den tatsächlichen Verhältnissen auf Kuba zu befassen. Die überwiegende Mehrzahl des kubanischen Volkes weiß dagegen, was ihm blüht, wenn die von den USA geplante "Transition for Democracy" Erfolg haben sollte. Die Kubaner brauchen nur auf ihre Nachbarinsel Haiti zu blicken.
Tatsächlich kann man Che Guevara nicht mehr nach seiner Meinung über das heutige Kuba befragen, im Gegensatz zu Nelson Mandela, auf den Sie sich ebenfalls berufen. Bitte fragen Sie ihn nach seiner Meinung zum kubanischen System und zu dessen Präsidenten Fidel Castro. Oder fragen Sie Bishop Desmond Tutu, Nobelpreisträger wie Perez Esquivel, José Saramago, namhafte US-Wissenschaftler, wie Noam Chomsky, James Petras, William Blum, ehemaliger Angehöriger des State Department, Wayne Smith, ehemaliger Interessenvertreter der USA in Havanna etc.
Stattdessen berufen Sie sich auf zwielichtige Organisationen.
Sie nennen die "Reporter ohne Grenzen" eine "sehr honorige" Einrichtung. Diese Organisation wurde jedoch nicht zufällig 1995 gegründet, als dem US-Kongress das Helms-Burton-Gesetz vorgelegt wurde. Sie wird, wie auch die kubanischen "Dissidenten", mit US-Steuergeldern [USAID, NED) bezahlt. Ihr Ziel ist es, die Diffamierung Kubas in Europa voranzutreiben, s. Diana Barahona, Mitglied der "Northern California Media Guild" [Nordkalifornischen Mediengilde] in "Guild Reporter" (www.newsguild.org) oder ausführliche Übersetzung eines Artikels des kanadischen Journalisten Jean Guy Allard dazu in Granma International vom 09.05.2005. unter http://www.miami5.de/informationen/kubaner-050509.html
Kuba leidet nicht nur unter der US-Handelsblockade, sondern beklagte darüber hinaus 1999 vor der UNO 3.478 Tote und 2.099 Invalide aufgrund von Terroranschlägen aus den USA, ausgeführt von paramilitärisch ausgerüsteten exilkubanischen Gruppierungen in Südflorida, die wiederum von der CIA trainiert und unterstützt wurden und werden. Haben Sie ein Patentrezept, wie sich Kuba davor schützen soll?
Mittlerweile bekennen sich einige der exilkubanischen Veteranen offen zu ihren terroristischen Handlungen, s. Miami Herald vom 22. Juni 2006 by Wilfredo Cancios, zu deutsch: "Kuba - Exil: Wir heckten Angriffspläne gegen Kuba aus. - Ein früheres Vorstandsmitglied der prominenten Anti-Castro-Gruppierung bezichtigte den Leiter der Cuban American National Foundation [Nationale Cubano-Amerikanische Stiftung] öffentlich, Angriffspläne gegen Kuba ausgeheckt zu haben." Von Wilfredo Cancio Isla, wcancio@ElNuevoHerald.com, vollständige Übersetzung unter: http://www.miami5.de/informationen/presse-060622.html .
Wenn Sie schon das "Dissidentenopfer" Fariñas Hernández erwähnen und damit einer Schein-NGO, bei der der ehemalige Terrorist Frank Calzon Pate gestanden hat, in einer halbstündigen Bundestagsdebatte Zeit einräumen, warum nutzten Sie dann nicht die Gelegenheit, die "Cuban Five" ins Gespräch zu bringen, die ja in den USA immer noch dafür in Hochsicherheitsgefängnissen einsitzen, dass sie nicht nur ihre Landsleute, sondern auch US-Bürger vor Mordanschlägen seitens der von der CIA unterstützten exilkubanischen Gruppierungen in Miami schützen wollten.
Bitte lesen Sie dazu die der Anlage beigefügte "Chronologie der Ereignisse im Fall der "Cuban Five".
Dieser Fall ist imstande, die Doppelzüngigkeit der US-Administration in ihrem angeblichen Kampf gegen Terrorismus, gegen Menschenrechtsverletzungen und für Demokratie zu entlarven. Nicht umsonst setzen viele Dritte-Welt-Bewohner die US-amerikanische "Democracy" mit der Ausbeutung ihrer Rohstoffe und der Verelendung ihrer Bevölkerung gleich, einer Menschen- und Völkerrechtsverletzung.
In der Hoffnung, dass sich unsere Abgeordneten im Bundestag und im Europaparlament in Zukunft besser informieren, bevor Sie ihre Beschlüsse fassen danken wir für Ihre Aufmerksamkeit.

Mit freundlichen Grüßen

Dipl. Päd. Josie Michel-Brüning und Dipl. Ing. Dirk Brüning
Jan-von-Werth-Str. 80
52428 Jülich
Tel: 02461 - 8571
e-mail: JosieDirk@web.de

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