Es war unsere insgesamt zehnte Kubareise und unsere vierte Teilnahme an einer Konferenz zu Ehren José Martís. Und jedes Mal kommen wir zurück mit dem Eindruck: Es muss zwei Kubas geben. Das eine, das wir aus der europäischen und nordamerikanischen Presse kennen, und das andere, das wir erleben. Diese beiden Kubas haben nichts gemeinsam.
Zum zweiten Mal stand die Konferenz unter dem Motto "Por el Equilibrio del Mundo" wie schon 2003 anlässlich des 150. Geburtstages von José Martí. Das soll in Zukunft alle 5 Jahre so sein.
Natürlich können wir hier nicht in wenigen Sätzen umfassend über eine hochkarätig besetzte dreitägige Konferenz berichten. Außerdem möchten wir versuchen, ein wenig von der Atmosphäre, die auf diesen Konferenzen herrscht, herüber zu bringen, obwohl ich mich erinnere, dass Josie schon in einer Pause der ersten Konferenz zu mir gesagt hatte: "Was hier abgeht, kannst du bei uns nicht vermitteln."
Schon, wenn man den im Grünen gelegenen Palacio de Convenciones betritt, wird man von guten alten Bekannten begrüßt. Graciela Ramírez, die Koordinatorin des Internationalen Komitees für die Befreiung der Fünf, hatte mit einigen Freunden in der Vorhalle einen Stand für die Fünf aufgebaut. Auch Celia Hart Santamaria begrüßte uns überschwänglich. Sie ist die Tochter von Armando Hart, dem Präsidenten der Internationalen José-Martí-Gesellschaft, und Haydee Santamaria, eine der legendären Revolutionärinnen neben Celia Sánchez, Vilma Espín und Melba Hernández. Und dann kamen wir auch noch ins Gespräch mit Andres Gómez von der Antonio-Maceo-Brigade in Miami.
Es ist einfach schön, mit Menschen zusammen zu sein, die ähnlich denken, wie man selbst.
Darüber hatten wir dann gar nicht mitbekommen, dass die Konferenz schon um 9:00 Uhr, statt wie angekündigt, um 10:00 Uhr begonnen hatte. Wir platzten sozusagen in den Gesangsvortrag zur Eröffnung. Armando Hart hielt seine warmherzige Begrüßungsrede unter anderem mit dem Martí-Zitat, "Kultivierung ist der einzige Weg zur Freiheit", erwähnte u.a., dass die José-Martí-Gesellschaft unter der Schirmherrschaft der UNESCO stehe und stellte das Podium vor.
Pierre Sané, der Beigeordnete General-Direktor für den Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften der UNESCO, verwies darauf, dass die Werte von José Martí auch die der UNESCO seien, nämlich Kultur, Wissenschaft und Ausbildung zu nutzen, um Gerechtigkeit, Freiheit und Würde für jeden Menschen zu erreichen. Damit sei auch die UNESCO eine martianische Organisation.
Amilcar Figueroa aus Venezuela und Mitglied des lateinamerikanischen Parlaments betonte, dass die Ideen von Simón Rodríguez, Simón Bolívar und José Martí für den Aufbau eines neuen revolutionären Lateinamerikas "obligatorisch" seien.
Der Generalsekretär der OEI [Iberoamerikanische Organisation für Ausbildung und Erziehung] Alvaro Marchesi sprach beispielsweise über Kubas verdienstvollen Beitrag zu Ausbildung und Erziehung in Lateinamerika.
Einer der Vortragenden war auch der kubanische Dichter und Präsident der Casa de la Americas, Roberto Fernández Retamar. Leider können wir seinen Beitrag nicht mehr wiedergeben.
In der darauf folgenden Pause eröffnete Armando Hart eine Gemäldeausstellung verschiedener Künstler mit Darstellungen José Martís.
Einer der Höhepunkte des ersten Tages war sicherlich die Rede des brasilianischen Befreiungstheologen Frei Betto.
Er begann seine Rede mit dem Hinweis, dass Thomas von Aquin am gleichen Tag Geburtstag habe wie José Martí. Dann erwähnte er eine Rede, in der Fidel auf die globale Erwärmung eingegangen war, und zitierte in diesem Zusammenhang einige bekannte Daten wie den Rückgang des Schnees um 5 %, den Anstieg des Meeresspiegels um 8 mm und dass bereits 35 % der Mangrovenwälder verloren und nur noch 53 % des Amazonasgebietes intakt seien.
Er verwies auf den Unfug, Nahrungsmittel in Treibstoff umzuwandeln. Er sagte, er pflege, wegen der todbringenden Auswirkungen von Biotreibstoff, statt "Biofuel", "Nekrofuel" zu sagen. [nekro (griechisch) = Bestimmungswort in Zusammensetzung mit der Bedeutung "tot, (ab)sterbend, Toter Leiche" wie "Nekrolog"], und er fügte wörtlich hinzu: "Wir füttern genau so viele Autos, wie es unterernährte Menschen auf der Erde gibt." Das führe wiederum zur Entwaldung der Erde, weil der Boden stattdessen für den Anbau von Soja und Zucker genutzt werde. Brasilien sei 1888 das letzte Land gewesen, in dem die Sklaverei abgeschafft wurde. Im heutigen Brasilien müssten die Arbeiter, die er als Semisklaven bezeichnete, immer noch 14 Stunden am Tag arbeiten.
Er sprach davon, dass die "Vereinigten Staaten von Südamerika" gerade einen "demokratischen Frühling" erlebten, an dem man erkennen könne, dass die Geduld der Armen doch begrenzt sei.
Nachdem er dann auf das Scheitern des Sozialismus' in Osteuropa, der den Menschen dort "mit Gewalt übergestülpt" worden sei, eingegangen war, kam er auf die Ausnahmesituation Kubas zu sprechen und sagte, Kuba sei in vierfacher Hinsicht eine Insel: 1. geografisch, 2. politisch, 3. aufgrund der Wirtschaftsblockade und 4. aufgrund seiner geringen Kriminalität. Auf diesem Boden seien Menschen wie die Cuban Five gewachsen. Wörtlich sagte er dann: "Kubas revolutionäre und sozialistische Erfahrung hat nicht das Recht zu scheitern, sie hat eine Verantwortung und ist historisch José Martí verpflichtet. [...] Wir erwarten von Kuba keine technologischen Hochleistungen, noch den Anstieg des Tourismus' oder einige Medaillen auf Sportfesten, wir hoffen auf viel mehr im Kampf für die Werte, von denen José Martí sprach. [...] Ich weiß, dass Kuba kein Wunderland ist, aber Kuba und seine Revolution stehen für drei unverzichtbare Rechte: der Rechte auf Nahrung, Gesundheit und Ausbildung." Er endete mit den Worten: "In Kuba ist Sozialismus ein anderes Wort für Liebe, lang lebe Kuba, lang lebe der Präsident Fidel Castro!"
[stehende Ovationen!]
Nächster Sprecher war Jorge Enrique Adoun, Intellektueller aus Ecuador, der darauf hinwies, dass José Martí schon nach seinem Aufenthalt in den USA "in den Eingeweiden der Bestie" prophezeit habe, dass die USA zur größten Gefahr für den Rest Amerikas werden würden. Er sprach auch von der "Redundanz der Kultur", damit meinte er wohl so etwas wie deren Austauschbarkeit, wie es z.B. auf die kulturelle Identität der Indigenas zutreffe, deren "spirituelle Aktivität" verloren ginge. Nach den spanischen kämen jetzt die US-Einflüsse über sie. Die kommerziellen audi-visuellen Medien deformierten ihre Kultur. Währenddessen erschiene die Globalisierung als gesichtsloser Feind, wohinter sich beispielsweise die Folter durch US-Soldaten verberge, damit diese vor kein Gericht gestellt würden. Außerdem erwähnte er eine Konferenz in Paris, auf der wohl ebenfalls zu diesem Thema gesprochen hatte und dass der deutsche Übersetzer seiner Rede ihm gesagt habe, es gebe im Deutschen keinen Ausdruck für "kulturelle Identität", was uns sehr irritierte.
Jean Lamore, Professor aus Frankreich, begann damit, dass sich die Haltung der USA gegenüber Lateinamerika seit José Martě nicht geändert habe und erinnerte an die Monroe Doktrin und die entsprechenden hegemonistischen Interventionen der USA. Die Freiheit, die die USA verteidigten, sei einzig allein die der Wirtschaft. "Gott gab Amerika eine geheiligte Mission, die Erde zu christianisieren," zitierte er. Er betonte schließlich, dass die USA nicht ohne den Rest der Welt leben könnten, aber der Rest der Welt begreife Schritt für Schritt, dass er ohne die USA leben könne.
Der dann folgende Beitrag des ehemaligen Umweltministers aus der Dominikanischen Republik Max Puig, setzte sich ebenfalls mit dem Klimawandel und der globalen Erwärmung auseinander. Und das ist ja auch gut so. Allerdings ist es für jemanden wie mich, der sich zweieinhalb Jahrzehnte an der Erforschung der Chemie der Atmosphäre beteiligt hat, schon erstaunlich, wie lange es gedauert hat, bis die Zahlen, die wir in den Jahren '87 bis '92 publiziert haben, bei den Menschen angekommen sind. Und einige Effekte, die heute die Menschheit beunruhigen, sind schon viel länger bekannt.
In der anschließenden Diskussion meldete sich z.B. ein Bolivianer zu Wort, der wie der Redner aus Ecuador insbesondere die voranschreitende Auslöschung der Kultur der Indigenas und den Verlust ihrer kulturellen Identität durch US-Amerikanisierung beklagte. Celia Hart beklagte, wenn wir sie richtig verstanden haben, das, was in Ostasien im Namen des Sozialismus aber unter dem Vorrang der Wirtschaftsinteressen vor sich gehe. Es meldete sich auch ein U.S.-Amerikaner zu Wort, der sich grundsätzlich bei den Rednern für ihre wertvollen Beiträge bedankte, sich aber der Frage nicht enthalten könne, warum im Angesicht all dieser Daten über die Klimakatastrophe die Klimaanlage hier noch immer in Betrieb bzw. so hoch aufgedreht sei.
Am zweiten Tag wurde Armando Hart ausdrücklich vorgestellt, der ja während der Revolution gemeinsam mit seiner Frau Haydee Santamaria, Frank País und anderen den Widerstand in Santiago de Cuba und den Nachschub für die Revolutionäre in der Sierra Maestra organisiert hatte. 1959 nach dem Sieg der Revolution wurde er Erziehungs- und 1976 Kulturminister und gründete 1995 gemeinsam mit Abel Prieto, Cintio Vitier, Roberto Fernández Retamar, Eusebio Leal, Carlos Martí und Enrique Ubieta die José-Martí-Gesellschaft.
Armando Hart selbst verlas dann eine Grußbotschaft von Fidel.
Vor fünf Jahren fand in Kuba zu Ehren José Martís - sein Geburtsdatum jährte sich zum 150. Male - die Internationale Konferenz zum Gleichgewicht der Welt statt, auf der Delegierte aus 43 Ländern aller Kontinente anwesend waren.
Am Abend des 29. Januar jenes Jahres 2003 sprach ich zu ihnen. Der Zufall oder die vielen Zufälle wollten es, dass es zu einer Wiederholung von 1953 kam, obwohl auf eine signifikant andere Art.
Damals war mit der Befreiung der Heimat vom Joch des Imperiums sein Andenken zu ehren; und jenes andere Mal machte es sich erforderlich, auf dem Gebiet der Ideen gegen die Bedrohung vorzugehen, die die Worte des Präsidenten der Vereinigten Staaten in der Akademie von West Point für die Menschheit bedeuteten.
Was ich an jenem Tag aus tiefster Überzeugung äußerte, wurde zum Ausgangspunkt eines wesentlichen Teils der Reflexionen, die ich während meiner Rekonvaleszenz zu Papier brachte.
Es ist diese meine bescheidene Pflichterfüllung dem Meister gegenüber. Auch entbiete ich meinen Gruß den Hunderten von Intellektuellen und Personen der Welt der Ideen, die sich in der gleichen Absicht der Ehrenbezeugung für José Martí zu seinem 155. Geburtsdatum wieder hier zusammenfinden. Diese und keine anderen sind meine Worte dazu! Unsere Presse bitte ich, sie nach Möglichkeit auf einer der Innenseiten zu veröffentlichen, um nicht den Platz anderer wesentlicher Meldungen zu den Gedenkfeiern einzuschränken.
Fidel Castro Ruz, 28. Januar 2008
In seiner folgenden Rede erinnerte Armando Hart beispielsweise daran, dass Fidel schon 1992 im Zusammenhang mit der ungehemmten Aggression gegenüber der Umwelt gesagt habe: "Es gibt eine gefährliche Spezies: der Mensch." Hart zählte auf, was sich alles in den letzten 5 Jahren verschlimmert habe, und betonte, dass Wissenschaft und Technologie der Kultur und Ethik bedürften. José Martí habe eine Menge zu unseren derzeitigen Problemen zu sagen, zu dem Verfall der Sitten und den aktuellen Herausforderungen. Die Vernunft müsse mit Liebe, Fantasie und Kultur zusammen gehen. Er endete mit den Worten: "Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn wir die Konferenz verlassen haben, müssen wir an die Arbeit gehen."
Anschließend präsentierte Raúl Rojas Soriano aus Mexiko das neue Buch von Armando Hart mit dem Titel "José Martí, der Apostel unseres Amerikas."
Am dritten Tag waren Familienmitglieder der Fünf als Ehrengäste geladen. So konnten wir schon in der Vorhalle unsere alten Freundinnen begrüßen: Magali, die Mutter von Fernando, Mirtha, die Mutter von Atonio, Irma, die Mutter von René, und Elizabeth und Adriana, die Frauen von Ramón bzw. Gerardo.
Zum Glück hatten wir etwas Zeit, uns zu unterhalten. Sie berichteten, dass sie sehr viele Termine hätten und dass Magali jetzt in die Nationalversammlung gewählt worden sei. Elizabeth erzählte, dass im Gefängnis von Beaumont, in dem Ramón einsitzt, schon wieder ein so genannter "lock down" verhängt wurde, weshalb seine älteste Tochter Aili, die sich schon in den USA befand, ihn nicht habe besuchen können.
Die Familienangehörigen der Fünf nahmen als Ehrengäste in der ersten Reihe Platz und wurden gesondert begrüßt.
Der erste Redner, Pablo González Casanova, ein Professor für Soziologie aus Mexiko, eröffnete seine Ansprache damit, dass er sie den Fünfen widme.
U. a. berichtete er dann, dass sich in Mexiko Menschen seiner Gesinnung gar nicht an den Wahlen beteiligten und sagte in dem Zusammenhang: "Wenn man sieht, wie in Kuba Basisdemokratie praktiziert wird, und wie demokratisch die gerade zu Ende gegangenen Wahlen abgehalten wurden, empfindet man es als Perversion, wenn Kuba als Diktatur bezeichnet wird."
Seine Rede war auch ein Appell, das Sektierertum, wie es sich in den USA und in Europa unter den Linken zeige, aufzugeben. Die "Ausgeschlossenen dieser Welt" müssten sich zusammentun.
In der Mittagspause trafen wir dann noch Héctor Hernández Pardo, der die früheren Konferenzen organisiert hatte und jetzt kubanischer Botschafter bei der UNESCO in Paris ist. Er zeigte sich im Gespräch recht begeistert vor allem vom Vortrag von Frei Betto. Er meinte, es sei Teil der Strategie Fidels, auch Theologen einzubeziehen.
Inzwischen war das Programm etwas geändert worden, was wir aber nicht mitbekommen hatten, und so vergeblich in Saal 1 auf das weitere Programm warteten. Tatsächlich ging die Veranstaltung in Saal 3 weiter. Das war sehr schade, da dort u.a. auch Rodrigo Carazo Odio, der Expräsident von Costa Rica, und der in Florida lebende Max Lesnik auftraten.
In Saal 1 ging es deswegen erst um 15:20 mit einem Workshop mit dem Titel "En Defensa de la Humanidad" unter Leitung des kubanischen Kulturministers Abel Prieto Jiménez weiter. Prieto nahm Bezug auf die Sozialforen der letzten Jahre, er zählte alle Foren und entsprechenden Initiativen auf und hob das von 2005 in Argentinien hervor. Er sprach u.a. auch von einer Veranstaltung 2004 in Caracas, an der auch Fidel Castro Diaz Balart in seiner Funktion als Wissenschaftler teilgenommen hatte. Das hatte dann zur Folge, dass die Medien, die laut Abel Prieto heute alles manipulierten, das als Propagandashow hinstellten, weil es sich dabei um Fidel Castro Ruz' Sohn handelt. Fidelito, wie er liebevoll in Kuba genannt wird, ist von Beruf Professor für Nuklearphysik.
Viel beachtet wurde ein Vortrag der Journalistin Rosa Miriam Elizalde zu dem Thema "Die USA in den Zeiten des Internets". Nach dem Zitat Eisenhowers von 1952, wonach er schon damals befürchtet hatte, dass die Rüstungsindustrie beherrschend für die gesamte Wirtschaft werde, wies sie auf die Nutzung des Internets durch das US-Militär hin und zitierte Arthur Grey, Pentagon: "Intelligence without communication is irrational." Das Internet sei in die Militärstrategie der USA eingebunden, im Pentagon heiße es u.a.: "War depends on network of communications". [Krieg ist vom Kommunikationsnetzwerk abhängig.] Einer ihrer Kernsätze war: "Es ist unmöglich, das gesamte Internet zu kontrollieren, aber es ist möglich, die Menschen zu kontrollieren, die es nutzen." Wie auch Prieto sagte sie, die Sozialforen seien Räume für das Netzwerk und sollten als solche erhalten bleiben und bedürften einer universellen Website.
Es folgten Überlegungen anderer Redner, wie von den Erkenntnissen mehr in Handlung umgesetzt werden könne: "Wir sollten diese Konferenz als Beispiel für das Zusammenbringen verschiedener Wissenschaftler nehmen." Denn unsere Zusammenarbeit müsse wie hier "auf miteinander geteiltem Wissen" beruhen.
Marcelino (?) aus Mocambique sagte: Heimat ist nicht mehr das Land, in dem wir geboren wurden, sondern die Menschheit.
Einige Delegierte, wie der Vertreter des Jugendverbandes gaben noch Schlusserklärungen über die von ihnen abgehaltenen Workshops ab.
Ein Bürgermeister einer andalusischen Stadt sagte in konsequenter Weiterführung der von Martí übernommenen kubanischen Parolen, Patria o muerte, Patria es Humanidad: "Humanidad o muerte!" Er wünschte sich für die nächste Konferenz die Teilnahme von Fidel und den Cuban Five.
Außerdem wurden Grußbotschaften von Mitgliedern aus dem internationalen Vorbereitungskomitee für die jetzige Konferenz vorgetragen, die leider nicht anwesend sein konnten, wie die von James Cockcroft.
Die Schlussansprache hielt Ricardo Alarcón de Quesada, der Präsident der kubanischen Nationalversammlung.
Er sagte u.a.: Martí konnte unser Leben vorhersehen und hat uns 50 Jahre lang begleitet. Es gebe mehr militärische Interventionen seitens den USA denn je. [...] Die Medienindustrie werde dazu genutzt, uns von einander zu entfremden. Dieses neue Zeitalter sei jedoch das der Entdeckung des Widerstandes. Er wies noch einmal auf die Bedeutung Martís für die Kubaner hin: "Martí wird zurückkommen, wir warten auf ihn. Martí hat überlebt, er ist hier." Dann bezog er sich auf die Rede von Frei Betto und versprach, der Sozialismus in Kuba werde nicht scheitern. Und auch den Cuban Five versprach er, dass Kuba während ihrer Abwesenheit weiter kämpfen und den Sozialismus weiter entwickeln werde. Wörtlich sagte er: "Gerardo, Ramón, Antonio, Fernando und René sind nicht gekommen, aber sie sind hier!"
Mesa Redonda, Moderation Randy Alonso:
Armando Hart griff darin die Problematik der Identität der Völker Lateinamerikas mit Bezug auf den Vortrag des Ecuadorianers und der Wortmeldung des bolivianischen Teilnehmers auf.
Er sagte, Martě mache ein Angebot der Integrität unter Einbeziehung der Natur, Kultur und Religion, der Spiritualität.
Nordamerika sei possessiv, geschäftsorientiert, doch der Mensch habe auch eine Seele. Intelligenz sei nichts ohne Moral und Ethik.
Pablo González Casanova betonte Martí's Nähe zu Marx und Lenin, jedoch für die Konstruktion einer besseren Welt sei auch die Freude am Leben, an Kindern, der Beziehung zwischen den Geschlechtern wichtig.
"Es gibt keine größere Freude, als für das Wohl der Menschen zu kämpfen."
Frei Betto sagte u.a., Martí sei der Geist der Revolution, nicht die Errungenschaften Kubas zählten, sondern die Moral. Er nannte das Martí-Zitat: "Sei gut, und du bist glücklich."- Die "Martianisierung" des Marxismus für Lateinamerika (Indigenas, Negros) bringe die Vernunft in die Herzen der Menschen. Der jetzige Frühling der Demokratie schaffe auch durch das pazifistische ALBA und Mercosur einen neuen Markt.
Francois Houtard (belgischer Theologe und Soziologe), der auch zum Vorbereitungskomitee der Konferenz gehört hatte, sagte beispielsweise, die Destruktion der Natur sei auch die des Menschen. Lösungen bzw. echte Überlebensstrategien seien nach der Logik des Kapitals nicht möglich. Er berichtete über die Geschäfte mit den Kohlendioxid-Emissionen "how global warming can make you wealthy". Mit den Verkaufsrechten könne man schließlich so weitermachen wie bisher. Außerdem erzählte er davon, wie er bei einem früheren Aufenthalt in New York zu seiner großen Überraschung im Central Park das Reiterstandbild von José Martí entdeckt habe.
Armando Hart kam noch auf weitere "caminos de accion" zu sprechen, auf das Projekt El ALMA [ein Agronym für Alternativa Martiana para las Americas, was sicher nicht zufällig zu Deutsch "die Seele" bedeutet] für die Integration Lateinamerikas.
El ALMA [die Seele] sei für die lateinamerikanische Integration eine martianische Alternative für die amerikanischen Staaten.
Er sprach von der 5. Zusammenkunft des Weltrats des Projektes José Martí für die Solidarität der Welt (UNESCO) und dem 6. Treffen des internationalen martianischen Lehrkörpers und wie es zu der Initiative, ALMA zu gründen, gekommen war:
(Das folgende ist eine Übersetzung aus dem auf der Konferenz verteilten Flugblatt: "Convocatoria ... Conferencia Internacional")
"Der Präsident Hugo Chávez Frías bezog sich bei seinem Empfang des José-Martí-Preises von der UNESCO 2005 auf die Ideen, die unser ‚kleines Menschengeschlecht' vereinen können und die gemeinsam mit der ‚Alternativa Bolivariana para las Américas [ALBA]' ein Instrument für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung unserer Völker zur Verfügung stellen und sagte, lasst uns el ALMA ins Leben rufen, la Alternativa Martiana para las Américas, die auf dem Gebiet der Ideen und der Gedanken zum Symbol der Verbindung zwischen Martí und Bolívar wird. ...
Diese drei internationalen martianischen Ereignisse sollen gemeinsam, das heißt am selben Tag gefeiert werden.
Die Feier wird im Monat Mai des Jahres 2009 abgehalten, wenngleich sie demnächst noch genau datiert werden muss.
Die Feier wird im Palacio de Convenciones in Havanna, Kuba, abgehalten."
Auch dieses Jahr hatte es am ersten Abend der Konferenz eine Kulturveranstaltung zu Ehren Martís gegeben.
Diesmal konnten wir zwar leider nicht daran teilnehmen, aber wir haben ihre Übertragung am Fernsehgerät des Hotels verfolgen können.
Für uns veranschaulichte die Vorstellung noch einmal die Reichhaltigkeit der heutigen kubanischen Kultur.
Wie um den Werdegang der kubanischen Musik bzw. ihrer tragenden Elemente zu verdeutlichen, trat zuerst eine afro-kubanische Tanzgruppe nach entsprechend ekstatischen Rhythmen auf und danach eine klassische Ballettgruppe nach melodiöser Musik.
Dank der Revolution kommt nicht nur afrikanisch und europäisch verwurzelte Kultur gleichberechtigt zur Aufführung, vielmehr ist es kubanischen Komponisten gelungen, in ihrer Musik die afrikanischen Elemente mit deren ausdrucksvollen Rhythmen und die europäischen mit deren mehr melodiebetonten Elementen zu verschmelzen und eine entsprechend variationsreiche kubanische Musik zu schaffen.
Was in Kuba für die Musik gilt, gilt natürlich auch für Literatur und Dichtung und die darstellenden Kunst.
José Martí hätte heute keinen Grund mehr zur Klage über den "Mangel" an kubanischer Kultur.