Benefizkonzert am 28. Juni 2008 zu Nelson Mandelas 90. Geburtstag am 18. Juli 2008

Von Von Josie Michel-Brüning und Dirk Brüning, 18. Juli 2008

Nelson Mandela wurde am 28. Juni als der bedeutendste Vertreter des Anti-Apartheidskampfes gefeiert, dessen siebenzwanzigjähriger Gefängnisaufenthalt die Welt alarmiert und schließlich zur Abschaffung der Apartheid in Südafrika beigetragen hatte. Seine größte Sorge gelte heute nach seinen eigenen Worten dem Kampf gegen Aids in seiner Heimat und der Bedrohung des Weltfriedens durch die Kriege in Afghanistan und im Irak.
Hätte man ihn gefragt, wem er seine Befreiung und die letztendliche Abschaffung der Apartheid in Südafrika verdanke, so hätte er sich sicher erinnert, dass es kubanische Streitkräfte waren, die den Kampf des A.N.C. in Angola gegen das aus Namibia kommende Heer des südafrikanischen Apartheidsregimes entscheidend unterstützt hatten - Drei der Cuban Five hatten dort mitgekämpft: Fernando, Ramón und Gerardo - und dass es Fidel Castro war, der bei den Friedensverhandlungen von 1989 und 1990 als Bedingung für den Abzug der kubanischen Truppen aus Angola die Freilassung Nelson Mandelas verlangt hatte. Nelson Mandela wiederum hatte bei der offiziellen Antrittsfeier zu seiner Präsidentschaft über Südafrika im Mai 1994 im Beisein der Regierungsvertreter aus aller Welt unter anderem auch von Bill und Hillary Clinton Fidel Castro umarmt und gesagt: "We ow this day to you!" [Wir verdanken Dir diesen Tag],
vgl.: "Castro was key in South Africa's liberation", Published on February 24, 2008, 12:00 am, By James N Kariuki, unter:
http://emba.cubaminrex.cu/Default.aspx?tabid=16026 , Vgl.: Speech by President Nelson Mandela at the Banquet in Honour of President Castro of Cuba, Paarl, 4 September 1998, s. Zitat: "[…]For that, we thank the Cuban people from the bottom of our heart. […]",
http://www.anc.org.za/ancdocs/history/mandela/1998/nm0904.htm

Der jetzt 90-jährige Nelson Mandela wurde bei der Rede im Hydepark von seiner Ehefrau im Rücken gestützt, damit er aufrecht stehen konnte. Nach der Veranstaltung zu urteilen, wie sie die Medien dem Fernsehzuschauer darboten, in der die auftretenden Pop-Interpreten die Szene mehr beherrschten, als der Mann, der hier geehrt werden sollte, erweckte das Ganze den Eindruck, als sollte hier eine verdienstvolle Persönlichkeit des 20. und 21. Jahrhunderts als Pop-Ikone umfunktioniert und deren Anliegen "totgefeiert" werden. Kein Wort seiner harschen Kritik an der U.S.-Politik, die er noch 2002 zum Irak-Krieg geäußert hatte, bei der er Dick Cheney einen "Dinosaurier" genannt und nach wie vor deutlich zu seinen Verbündeten in seinem Kampf gegen die unmenschliche Apartheid gestanden hatte, wurde auch nur zitiert. [Vgl.: Nelson Mandela hat den USA vorgeworfen, den "Weltfrieden zu bedrohen" / Nelson Mandela accused the US of being "a threat to world peace", Nun ist er "Kein freundlicher Herr mehr" / Now he is "No more Mr Nice Guy", in "The Guardian Europe" ein Artikel von Gary Younge, zitiert und übersetzt unter:
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Irak/Stimmen/mandela.html .
Es wurde nicht gesagt, wie heute z.B. bei Wikipedia nachzulesen, deren Autoren wiederum Washington Post zitieren, dass diesem Mann 1985 nach 21 Jahren seiner Gefangenschaft, die Freilassung auf Kaution angeboten worden war, falls er auf den bewaffneten Kampf verzichte. Mandela habe aber dieses Angebot unter dieser Bedingung abgelehnt. Obwohl er betont habe, dass er friedliche Mittel bevorzuge, habe er damals keine Möglichkeit gesehen, wie man auf friedlichem Wege innerhalb des südafrikanischen von den Weißen dominierten Systems eine Veränderung zugunsten der Gleichberechtigung der Schwarzen erreichen könne. Viel weniger schien er heute über so unliebsame Details wie den Fall der "Cuban Five" sprechen zu können, darüber, dass er ihn kenne, dass er zu denen gehöre, die sie für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hatten und dass er die Forderung nach ihrer Freilassung an die U.S.-Regierung mit seiner Unterschrift unterstützt habe.

Aber selbst, wenn er es noch gesagt hätte, die Massenmedien würden diesen Teil seiner Rede wahrscheinlich "geschnitten" und der Öffentlichkeit vorenthalten haben.

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