Offener Brief an die "Tagesthemen" in der ARD, 7. April 2012Bezug: unsere E-Mails vom 5. u. 6. April 2012
Ihr Interview mit Günter Grass vom 5. April 2012 zunächst die Bitte um Entschuldigung an Sie, Herr Tom Buhrow, wegen des zu nächtlicher Stunde im "Eifer des Gefechtes" entstandenen Schreibfehlers ausgerechnet Ihres Namens, dem eines so bekannten Journalisten und Tagesthemen-Sprechers.
Darüber hinaus möchten wir heute sagen, dass wir Ihnen allen dankbar sind, dass Sie immerhin das ganze Interview mit Günter Grass im Internet zur Verfügung gestellt haben. 1.: die Mullahs im Iran viel größere Macht haben als der von Grass als "Maulheld" betitelte Ahmadinedschad, siehe der Ausgang der letzten Wahlen im Iran, und dass, 2.: es sich bei dessen immer wiederholten Äußerungen - zu den Stichworten gehören "Leugnung des Holocaustes" und das "Auslöschen" Israels - wahrscheinlich um Übersetzungsfehler handelte, wie des Persischen mächtige Menschen im Internet behaupteten. Der erste Übersetzungsfehler wurde schließlich auch von den maßgeblichen Nachrichtenagenturen bestätigt, was aber geflissentlich zu Ungunsten des Irans und zugunsten der Falken in Israel und im Pentagon vergessen wird.
Aber wir sind nicht nur empört über Ihre Versuche, das seriöse Anliegen von Günter Grass zu diskreditieren und dem Massenpublikum der eigentlichen Sendung vorzuenthalten, dass er Sie bspw. u.a. auch zu mehr journalistischem Mut aufgefordert hat, - Die arbeitende Bevölkerung hat meistens keine Zeit, selbst zu recherchieren, sie ist vielmehr auf die von Ihnen aufgearbeitete Information in der Tagesschau (Pflichtsendung des deutschen Bürgers) und in den Tagesthemen angewiesen. Wenn Günter Grass das "Schweigen der Medien" beklagt, so gibt es zahllose Beispiele zu dessen Bestätigung, hier nur zwei von vielen: 1. das weitgehende Verschweigen der wahren Hintergründe für die "Verteidigung unserer Demokratie am Hindukusch". Dank "globalresearch" konnte man anlässlich "9/11" durch dessen Veröffentlichung eines Interview mit Zbigniew Brzezinski, dem früheren Berater von Jimmy Carter, von Le Nouvel Observateur, Paris, 15-21 January 1998, erfahren, dass die USA noch vor den Sowjets dort waren, um die aufständischen Mudschahedin gegen das Nadschibullah-Regime, das eine Agrarreform in Angriff genommen und die Universitäten für Frauen geöffnet hatte, mit Waffen und militärischer Ausbildung zu unterstützen....
2. Das Verschweigen des Falls der "Cuban Five" in US-Gefängnissen und das Verschweigen der kubanischen Realität überhaupt. Wie um davon abzulenken, häufen sich dagegen die Diffamierungen Kubas, an denen sich unsere "Öffentlich-Rechtlichen" "pflichtschuldigst" und eifrig oder vielleicht auch nur gedankenlos zu beteiligen scheinen, nämlich an der Diffamierung Kubas als "Schurkenstaat", der geographisch für die meisten ihrer Zuschauer zu entlegenen und daher uninteressanten Insel, deren "revolutionärer Frühling" von 1959 über 50 Jahre lang in Habacht-Stellung vor einer Invasion der USA sein musste. Aber die systemischen Wechselwirkungen innerhalb des nach Ende des "Kalten Krieges" erst Recht im Kampf um die Ressourcen der Erde befindlichen globalen Systems, der die Schere zwischen Arm und Reich auseinanderschnellen lässt, die weltweite Zunahme von Kriminalität begünstigt, der vor allem auf Kosten der Dritten Welt betrieben wird, den Hungertod und das Sterben an heilbaren Krankheiten auch unschuldiger Kinder verursacht etc., werden nicht zur Sprache gebracht, denn man möchte ja zu den "Siegern" gehören und sei es auch um die Lebensgrundlage der Menschheit überhaupt geschehen. Wie Günter Grass im Interview "mit letzter Tinte" beklagt, dass die UN-Resolutionen gegen Israels Siedlungspolitik im deutschen Fernsehen so gut wie nicht genannt werden, so könnte er auch beklagen, dass die alljährlichen UN-Resolutionen für die Aufhebung der US-Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade gegen Kuba nicht erwähnt werden - geschweige denn, die der UN-Spionageabwehrkommission seit 2001 vorliegenden Nachweise über die Terroranschläge seitens der paramilitärisch-organisierten exilkubanischen überwiegend in Südflorida ansässigen Gruppen, die bis 1999 neben dem horrenden wirtschaftlichen Schaden 3.478 Tote und 2.099 schwerverwundete und lebenslang beeinträchtigte Opfer in der kubanischen Bevölkerung gekostet hatten.
Günter Grass nennt es zu Recht eine Heuchelei, wenn im Falle Israels der Holocaust, dessen sich unsere Vorfahren schuldig gemacht haben, vorgeschoben wird, um von der israelischen völkerrechtswidrigen Besiedlungspolitik des Westjordanlandes abzulenken, sowie von dem in jüngster Zeit angedachten Erstschlag gegen den angeblich sich bald atomar bewaffnenden Iran...
Wie gesagt, gilt das von Herrn Grass beklagte "Schweigen der Medien" auch für den Fall der fünf kubanischen politischen Gefangenen in den USA, Solche "Whistleblower" wie sie sind natürlich auch in Deutschland, dem vasallentreuen Bündnispartner der USA nicht genehm. Immerhin gehörte Günter Grass zu den wenigen Mutigen in unserem Land, die gemeinsam mit anderen 10 Nobelpreisträgern, Juristen, Parlamentariern und kirchlichen Würdenträgern aus aller Welt, einschließlich den USA, die Petitionen an die US-Administration und den Obersten US-Gerichtshof mit ihrem Namen unterstützt haben.
Mehr Information dazu finden Sie auf Englisch und Spanisch z.B. unter www.freethefive.org , www.thecuban5.org , und auf Deutsch unter www.miami5.de In der Hoffnung auf Ihre Aufmerksamkeit und eine mutigere und ehrlichere Berichterstattung Ihrerseits - wohl ganz im Sinne von Günter Grass
mit freundlichen Grüßen
gez. Josie Michel-Brüning, Dipl. Päd. und systemische Familientherapeutin, i.R.
Dankesbrief an Günter Grass
Herrn Sehr geehrte Frau Ohsoling, wären Sie noch einmal so freundlich, Herrn Grass diesen Brief und den in der Anlage befindlichen Brief an den Leiter der Tageschau- und Tagesthemen-Redaktion zu übergeben? Sehr geehrter Herr Grass, hiermit übersenden wir Ihnen unseren Brief an die Chefredaktion für "Tagesschau" und Tagesthemen" der ARD-Sendeanstalten zu dem Interview von Herrn Tom Buhrow mit Ihnen am 5. April anlässlich Ihres dankenswerten Gedichts, "Was gesagt werden muss!" zur Kenntnisnahme.
Bitte betrachten Sie es gleichzeitig als Ausdruck unseres Dankes für Ihr gesamtes literarisches und bildnerisches Werk, mit dem Sie nicht nur unsere deutche Gesellschaft bereichern und daran erinnern, dass wir nicht nur ein Land sind, das den Nationalsozialismus hervorgebracht und die Welt mit Krieg überzogen hat, sondern auch ein Land, das an eine andere Tradition anknüpfen kann, an die der "Dichter und Denker".
Mit nochmaligem Dank
und herzlichen Grüßen
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