"Con Humor y Amor"

Zu Ehren von Roger Willemsen und zum Gedenken an ein bewegtes Leben, das auch unter dem Motto "Mit Humor und Liebe" gestanden haben könnte.

Roger Willemsen ist vorgestern leider doch seinem Krebsleiden erlegen. Aber er ist nicht tot. Nicht für uns!
Auch, wenn die Presse sich jetzt überschlägt, seinen Verlust zu beklagen, nicht ohne auch an seine menschlichen "Schwächen" zu erinnern, zu denen er sich ja offen bekannte, die ganz persönliche Dankbarkeit zahlloser Menschen, so facettenreich wie sein eigenes Leben, wird ihn überleben lassen.
Seine vorbehaltlose Offenheit für unterschiedliche Kulturen und Menschen, auch jenseits von Denkklischees, politischer Doktrinen und "westlicher Wertvorstellungen", seine Fähigkeit, sie mit humor- und liebevollen Kommentaren weiterzuvermitteln, hat nicht nur sein Leben randvoll gemacht, sondern auch das Leben seiner Mitmenschen bereichert.

Gerardo Hernández betitelte das Büchlein mit seinen Cartoons, die er größtenteils im Gefängnis gezeichnet hatte, das veröffentlicht wurde, als er verurteilt zu zweimal Lebenslänglich, plus 15 Jahren, in einem U.S.-Hochsicherheitsgefängnis einsaß, "Con Humor y Amor". Das scheint auch die Lebenseinstellung von Roger Willemsen wiedergegeben zu haben.

Was uns persönlich betrifft, so müssen wir gestehen, dass wir erst durch sein Buch, "Hier spricht Guantánamo" auf Roger Willemsen als möglichen Hoffnungsträger aufmerksam geworden sind.
In ihm ließ er fünf ehemalige Guantánamo-Häftlinge zu Wort kommen - die Opfer U.S.-amerikanischer Politik. "Sie sprechen über die Zustände in Guantánamo und anderen Lagern, über ihre Gefangennahme und Verhörpraktiken, über ihr Leben nach der Entlassung und die Aussichtslosigkeit, gehört zu werden - erschütternde Originaltöne aus einer geheimgehaltenen Welt.", siehe bei Amazon.

2007 schrieben wir ihm in unserer Verzweiflung über die scheinbare Aussichtslosigkeit aller Anstrengungen der internationalen Befreiungskampagne für die "Cuban Five".

Zu unserer freudigen Überraschung antwortete er fast postwendend in liebevoll-verständnisvollem Ton.
Und seitdem hat er alle Petitionen zugunsten der "Cuban Five" mitunterzeichnet und unsere Aktivitäten ermutigt.
Übrigens sei hier angesichts der zahllosen Journalisten, die sich jetzt beeilen, sein Loblied zu singen, angemerkt, dass er uns wissen ließ, das er ähnlich verzweifelt sei über die Ignoranz der Journalisten und auch Amnesty International habe ihn enttäuscht.
Als Amnesty International sich 2010 doch zu einem Brief an die US-Administration bewegen ließ, um ihr nahezulegen, das Verfahren gegen die Fünf zu "überprüfen", schrieb er uns per E-Mail: "Gepriesen sei Ihre Hartnäckigkeit!"
Und auch für das Londoner Tribunal der Internationalen Untersuchungskommission des Falls der "Cuban Five" bzw. "Miami 5" im März 2014 stellte er sich mit seinem vollen Namen und Foto, da mittlerweile schon als Professor an der Humboldt-Universität, Berlin, zur Verfügung.
Die Nachricht von der Befreiung der letzten drei der Cuban Five begrüßte er in einer E-Mail mit einem dreifachen "Hurra".
Natürlich schrieb er auch den Begleitkommentar für das Cover der deutschen Version des Buches von Stephen Kimber, "Diesseits und jenseits der Straße von Florida. Die wahre Geschichte der ‚Cuban Five’":
"Der Fall der Cuban Five weist weit über das Schicksal von fünf Männern hinaus. Er verrät, in welchem Ausmaß vermeintliche Rechtsstaaten zur Rechtsbeugung in der Lage sind. Der Ausdruck "Wertegemeinschaft", die uns verbinden soll, hat vor diesem Hintergrund einen bedrohlichen Klang."

Wie verabschieden uns von Roger Willemsen in bleibender tief empfundener Dankbarkeit.

Josie Michel-Brüning und Dirk Brüning

Zurück