Granma, 13. November 2006

Enthüllungen durch The Washington Post

Die Posada-Akte wurde von Hector Pesqueras Sohn vernichtet

Von Jean Guy Allard

Die Anordnung, Luis Posada Carriles' Akte zu vernichten, die in dem Raum des FBIs für Beweismaterial in Miami unter Verschluss gehalten wurde, kam von seinem Agenten Ed Pesquera, dem Sohn Hector Pesqueras, des früheren Leiters des FBI in Südflorida, der die Fünf verhaftete.
Die Information wurde am vergangenen Sonntag von der US-Journalistin Ann Louise Bardach in The Washington Post aufgedeckt. Sie veröffentlichte vor Jahren ein Interview mit Posada, in dem er sich zu seinen Verbindungen zu der Cuban American National Foundation bekannte.
In einem Artikel unter dem Titel, "Why the FBI Is Coming After Me" ["Warum mich das FBI verfolgt", Anm. d. Ü.] berichtet die Reporterin darüber, wie die Agenten für Innere Sicherheit in ihrer Abwesenheit mit einer Befugnis bei ihr zu Hause erschienen, die Dokumente, die sie zu dem terroristischen Fall besitze, zu überprüfen. Von den Vorgängen alarmiert wies Bardach die Ermittler an, mit den Anwälten der Zeitung zu sprechen, die dann sofort in den Fall eingriffen.
Die Reporterin hatte schon während eines Interviews mit Amy Goodman in deren Radiosendung "Democracy Now!" aufgedeckt, dass die Akte "2003" plötzlich im Reißwolf gelandet war. Diesmal druckt sie zusätzliche Details, mit denen sie genauer darlegt, dass die Vernichtung der Personalakte, die eine Vielfalt von Originaldokumenten enthielt, im August jenes Jahres stattfand. Das Datum ist wichtig: Posada war zu der Zeit in Panama, von wo der Bezirksstaatsanwalt versuchte, Dokumente von den US-Behörden zu erlangen, die seine [Posadas] kriminelle Vergangenheit belegten.
Obwohl sie wegen der Wirksamkeit eines von beiden Ländern unterschriebenen Vertrages voll und ganz zur Kooperation verpflichtet war, händigte die US-Botschaft in Panama nur Fotokopien der als überholt eingestuften Berichte des Falles aus.
Unter den in Miami vernichteten Dokumenten war auch ein Fax, das Posada 1997 einem gewissen Komplizen in Guatemala geschickt hatte, in dem er sich darüber beklagte, dass die US-Medien zögerten, den Berichten über die von ihm geplanten Anschläge in Havanna zu glauben.
"Ich hatte ihm eine Kopie dieses Faxes in meinem Interview mit ihm gezeigt," enthüllte Bardach, während sie sich an ihr Treffen mit Posada auf der karibischen Insel Aruba erinnerte. Das Fax war von Antonio Álavarez, einem kubanischen Exilanten und Geschäftsmann, abgefangen worden, der sich 1997 den Büroraum in Guatemala mit Posada teilte. Alvarez zog alarmiert das FBI-Büro in Miami zu Rate, aber als sie dort nichts unternahmen, schickte er es an die (New York) Times."
In seinem Fax bat Posada seine Gesprächspartner um "alle Informationen über (den Bombenanschlag auf) die Diskothek, um diese bestätigen zu können." Damals unterschrieb er mit dem Namen "Solo", einem seiner Spitznamen.

"Ed Pesquera, der Sohn von Héctor"

Bardach erinnert ihre Leser daran, wie Héctor Pesquera, damaliger Chef des FBI-Büros in Miami, laut ihren Quellen wenig Interesse and dem Fall Posada zeigte. "Er genoss gerade die Kontakte mit Miamis Hardlinern unter den Exilpolitikern und lehnte die Gesuche von Agenten ab, Bosch abhören zu dürfen, der als Pate der paramilitärischen Gruppen und auch der anderen militanten Gruppen bekannt ist, die ständiger krimineller Handlungen verdächtigt werden."
Gemäß den Aussagen von Agenten enthüllt der Artikel von The Washington Post, dass Pesquera die "Ermittlungen" gegen cubano-amerikanische Terroristen "abstellte", bevor er 2003 in Rente ging.
Hector Pesquera ist derselbe FBI-Agent aus Miami, der im September 1998 dafür sorgte, dass die fünf antiterroristischen Streiter verhaftet wurden, die fälschlicherweise der "Spionage" angeklagt und nach einem Prozess, dessen Manipulation derselbe Ermittler und Mafiakomplize sichergestellt hatte, zu außergewöhnlich hohen Gefängnisstrafen verurteilt wurden.
Bardach wies seinerzeit daraufhin, dass die FBI-Sprecherin Judy Orihuela ihr bestätigte, dass die Genehmigung zur Verfügung über das Beweismaterial im Fall des Agenten Posada von Ed Pesquera, Hectors Sohn, gegeben wurde."

Die "politischen" Beamten entscheiden

In ihrem Artikel merkt die Journalistin an, dass "das FBI und das Justizministerium voll von öffentlich-rechtlichen Bediensteten ist, aber die politisch Beauftragten es sind, die die letzten Entscheidungen treffen. Und für sie könnte Posada ein Mann sein, der zu viel weiß."
Es tauchen in diesem Fall weitere "brenzlige" Details auf, bekennt Bardach. "Die Verbindung der Polizeistation von Miami-Dade zu dem "Joint Terrorism Task Force" [Vereinigten Einsatzkommando gegen Terrorismus] des FBIs ist der geachtete Kriminalbeamte namens Luis Crespo Jr. - er ist der Sohn von Luis Crespo, einem der berühmtesten Anti-Castro-Streiter, bekannt als El Gancho oder The Hook [der Haken], weil er seine Hand durch eine fehlgezündete Bombe verlor."
Sodann deckt sie auf, dass einer von Crespos Assistenten der Detective Héctor Alfonso ist, dessen Vater ein weiterer antikubanischer Terrorist mit Namen Héctor Fabián ist. "Als Beauftragter der MDPD Geheimdienst-Einheit hat er Zugang zu den heikelsten Informationen der Inneren Sicherheit, einschließlich derer über kubanische Exilkämpfer.
Bevor die Regierung beginnt, sich an dem durch die Verfassung garantierten Schutz für die Presse zu vergreifen, bedürfte es einiger Hausreinigung," folgert Bardach. "Ein guter Anfang wäre dafür ein Sonderermittler, der nachsähe, wer die Beseitigung des Beweismaterials über Posada anordnete und warum. Wenn dann entschieden würde, weiter zu ermitteln, könnten die 45 Jahre alten Akten der CIA und des FBIs geprüft werden, die seine paramilitärische Karriere ausführlich darstellen. Und es gibt ungefähr ein Dutzend Genossen von Posada in Miami und New Jersey, die viel mehr wissen als ich." schreibt die Reporterin.
Abgesehen davon, dass das FBI, obwohl durch Alvarez informiert, nicht einschritt, als Posada die Anschläge auf Havanna dirigierte und berechtigte Maßnahmen der panamaischen Justiz sabotierte, ihn und seine Komplizen in Miami anklagen zu können, bestätigen die in The Washington Post veröffentlichten Enthüllungen von Ann Louise Bardach die direkte Verbindung zwischen dem Posada-Fall und der Verhaftung der Fünf.
Durch die Verfolgung der Kubaner, die die Terroristen-Gruppierungen infiltrierten, gab Héctor Pesquera seinen Freunden in der terroristischen Mafia Deckung und Schutz, die ihrerseits Posada finanzierten und anleiteten, wozu sich der Terrorist selber bekannt hatte und wie es auch kürzlich durch Aussagen von Antonio "Toñin" Llama bestätigt wurde.
Mit diesen Enthüllungen durch die einflussreiche Washingtoner Tageszeitung gilt die Unschuld der fünf in den Vereinigten Staaten inhaftierten Kubaner, deren Befreiung von einem Gremium aus UN-Juristen gefordert wurde, mehr denn je als erwiesen.

[Der Originalartikel von Ann Louise Bardach wurde von der Washington Post nicht ins Internet gestellt, kann aber unter http://www.antiterroristas.cu nachgelesen werden. Anm. d. Ü.]

Deutsch: ¡Basta Ya!

Zurück