Howard Zinn: Der Fall der Cuban Five, ein unverzeihlicher Akt der Grausamkeit

Von Alicia Jrapko, Antiterroristas, 11. April 2007

Am Nachmittag des 9. Aprils kamen 150 Leute in den Vorlesungssaal der Northeastern University der Rechtsfakultät in Boston zusammen, die begierig darauf waren, Professor Howard Zinns Erläuterungen über die Wurzeln der U.S.-Politik gegenüber Kuba zu hören. Salim Lamrani, der Herausgeber von "Superpower Principles" [Die Prinzipien der Supermacht] war aus Paris angereist, wo er am "Diderot" lehrt, um insbesondere über den Fall der fünf Kubaner zu sprechen. Nach der Vorlesung in Boston flog er nach Kalifornien, um dort an einer Reihe von Vorlesungen an Rechtsfakultäten und Universitäten innerhalb dieses Landes teilzunehmen.
Nancy Kohn von der "July 26 Coalition" [Koalition 26. Juli, Anm. d. Ü.] in Boston hatte den Vorsitz der Veranstaltung übernommen. Zur Einstimmung auf diesen Nachmittag sagte Nancy: "Heute möchten wir die Doppelmoral der Bush-Administration in ihrem so genannten Krieg gegen den Terror untersuchen." In ihrer Einführung dankte sie Professor Zinn für seine Anwesenheit. "Er ist ein gefeierter Historiker, Dramatiker und sozialengagierter Aktivist und der Autor von über zwei Dutzend Büchern, einschließlich des Buches, "A People's History of the United States" [Eine Volksgeschichte der Vereinigten Staaten] Er ist eine wahre Fundgrube absoluter Rechtschaffenheit im Studium der Geschichte."
Es war Professor Zinn, der den Nachmittag dann mit ein wenig Sarkasmus begann: "Niemand kennt die Cuban Five. Sie sind die Glücklichen, die am Ende des Tages zu den angesagtesten Leuten dieses Landes gehören, weil sie etwas wissen, dass die meisten Leute nicht wissen. Das ist der Graus an unseren Medien, dass uns ein so wichtiges Ereignis unserer Geschichte vorenthalten wird."
Er bot danach einen historischen Überblick über die U.S.-Beziehungen zu Lateinamerika, insbesondere über die zu Kuba. Er erklärte, weil die "sowjetische Bedrohung nicht mehr präsent ist, rechtfertigt die Regierung der Vereinigten Staaten ihre Politik jetzt damit, dass wir gegen Kuba eingestellt sind, weil Castro ein Diktator ist." Sich darüber lustig machend sagte er: "Aber wir mögen Diktatoren, wir mögen sie tatsächlich so sehr, dass wir sie in aller Welt an die Macht bringen." Am Ende seiner Rede sagte Howard Zinn, dass der Fall der fünf Kubaner ein beschämendes Beispiel für die Ungerechtigkeit unseres Landes ist. Das Rechtssystem in den USA sollte demokratisch sein, doch stattdessen wissen wir, dass die Politik bestimmt, wer ins Gefängnis geht." Er schloss mit den Worten: "Der Fall der fünf Kubaner ist eine unverzeihliche Grausamkeit."
Nach Professor Zinn erklärte Salim Lamrani die Geschichte des U.S.-Terrorismus gegen Kuba und beklagte die Heuchelei der Bush-Administration. Lamrani beschuldigte Bush, zurzeit den schlimmsten Terroristen in der westlichen Hemisphäre zu schützen, Luis Posada Carriles. Posada ist für den Tod von 73 Menschen bei dem Absturz eines kubanischen Zivilflugzeugs vor über 30 Jahren verantwortlich und seitdem, aufgrund seiner terroristischen Aktionen, für viele andere Toten. Professor Lamrani erklärte den Fall der fünf Kubaner und die Rechtsverstöße seit ihrer Verhaftung. Er beendete seinen Beitrag damit, dass er die Komplizenschaft der Medien wegen des Versteckens dieser wichtigen Informationen vor den Menschen der Vereinigten Staaten anprangerte.
Alicia Jrapko vom "International Committee for the Freedom of the Cuban Five" [Internationales Komitee für die Freiheit der Cuban Five] sprach über die internationale Kampagne für Adriana Pérez und Olga Salanueva, denen Visa verweigert werden, sodass sie ihre Ehemänner nicht im Gefängnis besuchen können. Sie erwähnte auch die Schwierigkeiten, die den anderen Familienmitgliedern gemacht werden, wenn sie ihre Lieben im Gefängnis besuchen wollen. "Die Fünf und ihre Familien sind nicht allein. In diesem Kampf für Gerechtigkeit werden sie vom gesamten kubanischen Volk, ihrer Regierung und Menschen und Organisationen aus aller Welt, auch vielen von uns hier in den Vereinigten Staaten, begleitet," sagte Jrapko.
Einer der Höhepunkte der Veranstaltung war es, als Nalda Vigezzi von der "Bostoner Koalition 26. Juli" und Vorstandsmitglied des "National Network on Cuba" [Nationales Netzwerk für Kuba] eine Botschaft von Antonio Guerrero an die Veranstaltung verlas. Er schreibt, er könne über viele Fakten der Geschichte der Cuban Five sprechen, aber "ich brauche nichts zu erklären, denn ich weiß, das auf diesem Treffen zwei bewunderte, beliebte und respektierte Professoren sprechen werden, nämlich Howard Zinn und Salim Lamrani, zwei anerkannte Spezialisten für die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staate und Kuba."
Am Ende des Vortrags, bat Nancy Kohn die Teilnehmer, in diesem Fall aktiv zu werden und Druck auf ihre gewählten Vertreter auszuüben. Sie erklärte, ein einfacher Weg etwas zu tun, sei es die Postkarten, die zu Beginn der Veranstaltung auf jeden Sitz gelegt worden waren, zu verschicken. Mehr als 65 Personen füllten die Postkarten aus und übergaben sie den Veranstaltern, damit diese sie an den Kongress schicken. Sie rufen zur Aufmerksamkeit für die ungerechte Inhaftierung der "Fünf Helden" auf und fordern Visa für Adriana Pérez und Olga Salanueva. Viele der jungen Zuhörer unterschrieben auch, dass sie in Zukunft für die Fünf arbeiten würden.
Die Teilnahme von Howard Zinn an einem Vortrag über den Fall der Cuban Five liefert den Beweis dafür, dass das Schweigen der Medien über diesen Fall von Ungerechtigkeit auf andere Weise durchbrochen werden kann. Zum größten Teil hat der Fall noch nicht die US-Mainstreampresse erreicht, aber zweifellos werden Vorträge, wie der an der "Northeastern University Law School" das Herz und das Gewissen vieler Leute berühren. Wenn sie etwas über ein historisches Ereignis erfahren, können die Menschen handeln und Mitglied werden. Wie Professor Zinn am Ende seines Meisterwerks "A People's History of the United States", wo er sich auf Ereignisse der US-Geschichte bezieht, in denen die Menschen die Gegenwart in Frage stellen und eine neue Zukunft fordern, schreibt: "Es ist ein Wettrennen, an dem wir uns beteiligen oder dem wir nur zusehen können."
Der studentische Ortsverband für den Nordosten der "American Civil Liberties Union (ACLU)" [Amerikanische Union für das Bürgerrecht] und die "National Lawyers Guild" [Nationale Juristengilde] sowie Professor James Rowan, Direktor der "Northeastern Poverty Law Clinic" [gesetzliche Armenklinik (?)], halfen, die Veranstaltung bekannt zu machen.

Deutsch: ¡Basta Ya!

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