Granma Internacional

21. Mai 2007

Robert Kennedy ermittelte wegen der Ermordung seines Bruders innerhalb der CIA und den cubano- und italo-amerikanischen Mafia-Gruppen.

Robert Kennedy ermittelte wegen der Ermordung seines Bruders innerhalb der CIA und den cubano- und italo-amerikanischen Mafia-Gruppen.

Zwei Monate, bevor auch er ermordet wurde, als er gerade von den Demokraten zum Präsidenten nominiert worden war und bekannt gegeben hatte, den Fall wieder aufzunehmen, war er überzeugt, dass die Versuche, Kuba die Schuld an dem Mord zu geben, Teil einer Verschwörung dieser Gruppen, der möglichen Täter, war. Das zeigen entsprechende Hinweise, die ein neues Licht auf die Protektion der Bush-Familie für den Terroristen Luis Posada Carriles werfen.

Von Gabriel Molina

Vor kurzem aufgedeckte Verdächtigungen Robert Kennedys im Hinblick auf Beteiligung von cubano- und italo-amerikanischen Mafia-Gruppen, die für die CIA bei der Ermordung seines Bruders arbeiteten, werfen ein neues Licht auf den Schutz, den die Bush-Familie dem Terroristen Luis Posada Carriles gewährt.
Die Chicago Tribune veröffentlichte am Sonntag, dem 13. Mai, einen Artikel, der enthüllt, dass Robert F. Kennedy Verdacht schöpfte, dass die Ermordung seines Bruders auf eine Verschwörung innerhalb dieser Gruppen zurückzuführen sei und vom ersten Moment an, nämlich seit dem 22. November 1963, mit den Ermittlungen dazu begann. Man kann davon ausgehen, dass er die Motivation für ihre Aktionen besser kannte als irgend ein anderer, hatte er doch mit ihnen zum Sturz von Fidel Castro und zur Strangulierung der kubanischen Revolution nach der gescheiterten Invasion der Schweinebuch zusammen gearbeitet.

Es musste Stillschweigen gewahrt werden

Der Artikel vom 13. Mai ist ein Auszug aus dem Buch, "Brothers: The Hidden History of the Kennedy Years", [Brüder: Die verborgene Geschichte der Kennedy-Jahre, Anm d. Ü.] von David Talbot, das kürzlich in dem renommierten Verlag Simon und Schuster erschien.
Robert Kennedy hatte gelernt, dass es, wenn man an etwas Wichtigem arbeitet, das Beste ist, es geheimzuhalten. Daher gab er jahrelang falsche Auskünfte und sagte, dass Untersuchungen seinen Bruder nicht zurück holen könnten. Aber in Wirklichkeit startete er seine Ermittlungen noch am Nachmittag der Ermordung, und man kann die Zeit zurück verfolgen, als er in rasender Eile anfing, sich seines häuslichen Telefons auf dem Hickory Hill zu bedienen, um alle seine Spitzenkräfte für die Untersuchung des Verbrechens zu versammeln.
Der jüngere Kennedy, der damals Justizminister war, kam zu dem Schluss, dass die Spur des Verbrechens weit weg von dem Ex-Marinesoldaten Lee Harvey Oswald führte, der schon verhaftet worden war. So kam es, dass er insgeheim der erste und wichtigste Theoretiker der Verschwörung zum Mord wurde.
"CIA-Quellen fingen innerhalb von Stunden an, ihre eigene konspiratorische Sicht des Verbrechens zu streuen, indem sie den Fokus auf Oswalds Überlaufen zur Sowjetunion und seine öffentliche Unterstützung für Fidel Castro richteten," wie es "von einer heimlich von einem über ein Programm der CIA mit Namen AMSPELL gegründeten Exilgruppe" behauptet wurde, sagt Talbot. Diese Gruppe in New Orleans, die sich das Cuban Student Directorate nannte, veröffentlichte einen entsprechenden Bericht, dass Oswald den kubanischen Präsidenten verteidige und sie behauptete, dass der angebliche Mörder Verbindungen zu dem "Fair Play for Cuba" - Komitee, einer Solidaritätsorganisation, habe.
"Aber Robert Kennedy glaubte nie daran, dass die Ermordung ein kommunistisches Komplott gewesen sei. Stattdessen schaute er in die entgegengesetzte Richtung und richtete seine Verdächtigungen auf die geheimen Anti-Castro-Operationen der CIA, eine düstere Unterwelt, die er als Spitzenmann seines Bruders in Sachen Kuba durchschifft hatte. Ironischerweise wurden RFK's Verdächtigungen von Castro selbst geteilt, den er während der Kennedy-Präsidentschaft versucht hatte zu stürzen," merkt Talbot an.
Bei diesen ihm von Präsident Kennedy nach dem Scheitern der Schweinebucht-Invasion übertragenen Aufgaben lernte Robert die Anstifter von Intrigen kennen und die Elemente, die sich an den Komplotten, den kubanischen Präsidenten zu ermorden, beteiligten. Er war teilweise von den seitens der CIA gemeinsam mit kubanischen Gangstern und italo-amerikanischen Mafia-Größen, John Rosselli, Sam Giancana und Santos Trafficante organisierten Plänen mitbetroffen.
Diese und andere "Paten" waren von Robert Kennedy in den späten 1950ern verfolgt worden, als er oberster Berater des "Senate Rackets Committee" war und während seiner Jahre als Justizminister in der Administration seines Bruders. Er wusste auch, dass alle drei Gruppen die Kennedys hassten und sie wegen des Fiaskos in der Schweinebucht und der Raketenkrise 1962 als Verräter betrachteten.

"Die verdächtige Unterwelt von Miami

Diese Miami-Unterwelt der Spione, Gangster und kubanischen Terroristen ist es, worauf Robert Kennedy am 22. November sofort seine Verdächtigungen richtete. In den Jahren seit RFKs eigener Ermordung [5. Juni 1968] sammelte sich eine beeindruckende Masse an Hinweisen an, die nahe legen, warum Kennedy sich gezwungen fühlte, in diese Richtung zu schauen," sagt Talbot, indem er Zeugnisse aus dem Kongress, freigegebene Regierungsdokumente und sogar "verschleierte Geständnisse" anführt. Das neuste war das, was der im Januar verstorbene, als Spion bekannte E. Howard Hunt erst vor drei Monaten aufdeckte. Der Mann, der die Watergate-Spionage organisierte, gesteht in seinem posthum veröffentlichten Buch, "American Spy", dass die CIA an dem Kennedy-Mord beteiligt gewesen sein kann. In seinen nach seinem Tod hinterlassenen handschriftlichen Notizen und in einer Aufzeichnung geht er noch weiter und gesteht, dass er 1963 an einem Treffen der CIA teilnahm, an dem die Mordanschlagspläne diskutiert wurden.

Die Mafia von Chicago und die von Miami

Am Abend nach der Ermordung des Präsidenten rief Robert Kennedy Julius Draznin an, einen Experten in Sachen Korruption der Gewerkschaften in Chicago und fragte ihn nach irgend welchen Verbindungen zur Mafia von Dallas. Er rief auch seinen Spitzenermittler im Justizministerium Walter Sheridan an, der gerade in Nashville auf die Gerichtsverhandlung von Roberts altem Erzfeind, Jimmy Hoffa, dem Leiter der Teamsters Gewerkschaft, wartete.
Wenn Kennedy noch irgend welche Zweifel an der Beteiligung der Mafia an dem Mordanschlag gehabt hatte, so wurden die zwei Tage später ausgeräumt, als Jack Ruby Oswald auf der Polizeistation erschoss, wo der nach dem Präsidentenmord festgehalten wurde.
Sheridan lieferte schnell den Beweis, dass Ruby aus Chicago bezahlt wurde und zwar von einem engen Verbindungsmann Hoffas, Allen M. Dorfman, seinem Chefberater über die Teamster Rentenfonds und dem Stiefsohn von Paul Dorfman, Hoffas Hauptverbindung mit der Mafia von Chicago.
Tage später lieferte Draznin, der schon Kennedys Mann in dessen alter Fehde mit Al Capone war, mehr Beweismaterial durch einen vollständigen Bericht über Rubys Verbindungen zur Mafia. Als er die Liste der Telefonate, die Ruby in der Zeit um den Mordanschlag getätigt hatte, an sich nahm, sagte Robert seinem Assistenten Frank Mankiewicz, dass die Liste "fast ein Duplikat der Liste von den Leuten" sein könnte, die er zur Aussage vor das Rackets Committee gerufen habe, schreibt Talbot.
Im Hinblick auf die CIA wusste Robert, dass ihr Direktor John McCone keine vollständige Kontrolle über die Agentur hatte. " ... Dick Helms leitete die Agentur," lautete der Kommentar des Assistenten des Justizministers John Seigenthaler.
Am selben Tag, dem 22., hatte er ein aufschlussreiches Gespräch mit Enrique Ruiz Williams, einem Freund und Veteran der Schweinebucht-Invasion, den er, nachdem er zu ihm gesagt habe: "Einer von euch Typen war es," ohne ein weiteres Wort verlassen habe, sagt Talbot.
"Die CIA und ihr Anti-Castro-Klientel versuchten bereits den Mord mit dem Regime in Havanna zu verknüpfen. Aber Kennedys unverblümte Bemerkung gegenüber Williams stellt klar, dass der Justizminister es ihnen nicht abkaufte. Neuere Hinweise deuten daraufhin, dass Bobby Kennedy den Namen Lee Harvey Oswald schon lange vor dessen explosionsartigem Bekanntwerden über die Zeitungen der ganzen Welt gehört hatte, und er verband ihn mit dem Untergrundkrieg gegen Castro. Durch Oswalds Verhaftung in Dallas, wurde es Kennedy anscheinend klar, dass die geheime Kampagne der Regierung gegen Castro wie ein Bumerang auf seinen Bruder zurück schlug," sagt Talbot.
Familienmitglieder und enge Freunde sagen, Robert habe an dem Wochenende nach der Ermordung schlaflos über den Tod seines Bruders nachgegrübelt. "Bobby erzählte Familienmitgliedern, dass JFK durch eine mächtige Verschwörung umgebracht worden sei, die aus einer der geheimen Regierungsoperationen gegen Castro erwachsen sei. Es gebe nichts, was sie zum jetzigen Zeitpunkt tun könnten, habe Bobby hinzugefügt." Die Gerechtigkeit müsse hinausgeschoben werden, bis sie das Weiße Haus einnehmen könnten.
Über Jahre bot Kennedy dem Warren-Report höfliche und routinemäßige Bestätigungen zu dessen Theorie des einsamen Amokschützen. Aber privat arbeitete er unverdrossen weiter an der Aufklärung des Mordes an seinem Bruder. Er bereitete sich dabei auf die Wiederaufnahme des Falles vor, sobald er die Macht dazu hätte.
Nachdem er 1964 aus dem Justizministerium ausgeschieden und zum Senator für New York gewählt worden war, reiste Kennedy nach Mexiko, wo er sich, zwei Monate vor dem Mordanschlag um Information über Oswalds mysteriöse Reise im September 1963 bemühte. Er und Mankiewicz kamen zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich eine Verschwörung der Mafia, kubanischer Exilanten und CIA-Beamter gewesen sei. Im März ' 68, während seiner Präsidentschaftswahlkampagne sprach er zu einer aufgebrachten Studentendemonstration, die riefen, dass sie wissen wollten, wer den Präsidenten getötet habe und forderten "Öffne die Archive!"
Robert wusste, dass, wenn er auf das Thema einginge, es seine Kampagne beherrschen würde statt der anderen Themen wie der Vietnamkrieg und die Rassentrennung. Aber er sprach zu den Studenten immer mit "überraschender Ehrlichkeit" und "verblüffte" seinen Pressesekretär Mankiewicz, als er auf eine Frage antwortete "...die Archive werden geöffnet" und "...es gibt niemanden, der mehr daran interessiert ist ... als ich..."
Vielleicht unterschrieb er damit sein Todesurteil. Zwei Monate später wurde er erschossen.

Schon wieder die CIA

Kürzlich wurde aufgedeckt, dass die Gruppe der CIA-Agenten, die verdächtigt werden, John F. Kennedy ermordet zu haben, außerhalb ihrer Verpflichtung in dem Hotel waren, wo Robert, der Kandidat der höchstwahrscheinlich das Amt des Präsidenten gewänne, getötet wurde.
Wenn wir uns erinnern, dass der beauftragte Beamte für die schmutzige Arbeit gegen Kuba über lange Zeit George Bush sen. war, ist es leichter verständlich, wieso Luis Posada Carriles, auch ein Verdächtiger für den Mordanschlag auf Präsident Kennedy, Bush jun. erpressen konnte. Es geht nicht nur um den Drogenschmuggel für Waffen in Mittelamerika, worüber der bekennende Terrorist und Gesetzesflüchtling viel weiß. Es ist auch eine Angelegenheit von anderen nicht nennbaren Verbrechen der CIA gesteuerten Bande.

Deutsch: ¡Basta Ya!

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