Eva Golinger

Die Bolivarianische Revolution ist eine globale Revolution

Von Jean-Guy Allard, Journalist der Granma International, 14. Mai 2008

Ihr Name und ihr Akzent klingen wie aus einem Film. Ihre jugendliche Art, ihr frecher Humor und ihr ironisches Lächeln berühren einfach jeden. Die Tochter eines U.S.-Vaters und einer venezolanischen Mutter Eva Golinger ist eine höchst ungewöhnliche Frau.
   Eva

Als eine in New York ausgebildete, auf Völkerrecht spezialisierte Juristin verließ sie die U.S.-Metropole, um in Venezuela zu leben, in dem Land, das sie leidenschaftlich verteidigt.
Ihr Buch, "The Chavez Code", das die U.S.-Intervention in dieser südamerikanischen Nation enthüllt, beschrieb José Vincente Rangel als damaliger Vize-Präsident als einen "unglaublichen Beleg für die venezolanischen Erfahrungen von 2001-2003".
Ihr jüngstes Werk, "Bush v. Chavez: Washington's War on Venezuela" [Bush gegen Chavez: Washingtons Krieg gegen Venezuela, Anm. d. Ü.] dokumentiert die andauernde Eskalation imperialer Aggression gegen die Bolivarianische Revolution.
Sie attackiert furchtlos, ohne mit der Wimper zu zucken, die CIA, das Pentagon, NED, RSF [Reporter ohne Grenzen], USAID, die venezolanische Mafia in Miami oder den kolumbianischen Paramilitarismus mit dem Feuereifer eines Anwalts, der das Gericht mit den unwiderlegbaren Beweisen in seiner Mappe konfrontiert.
Die U.S.-venezolanische Juristin und Rechercheurin Eva Golinger antwortet aus Caracas auf einige Fragen.

Es ist wurde versichert, dass der Putsch gegen Chavez von der CIA gedeckt war. Sie haben den Fall genau studiert: Wie wurde dies für Sie am deutlichsten bewiesen?

Es gibt eindeutige Faktoren, die ich aufgrund einer Untersuchung, die ich vor über fünf Jahren aufnahm, herausfinden und darstellen konnte, indem ich den "Freedom of Information Act (FOIA)" [Gesetz für Informationsfreiheit, Anm. d. Ü.] nutzte, um die Beteiligung der CIA und anderer US-Regierungsagenturen an dem Putsch gegen Chavez zu demonstrieren. Die schlüssigsten Fakten enthalten eine Reihe von der CIA als hochgeheim eingestuften Dokumenten, die vom 5. März 2002 bis 17. April 2002 datiert sind, die sich eindeutig auf Pläne für einen Putsch gegen Chavez beziehen: Wer wie wo und wann, alles ist im Einzelnen dargestellt. Besonders eines vom 6. April 2002, also fünf Tage vor dem Putsch, betont, wie die Oppositionszweige, die CTV, Fedecámars (die Hauptgeschäftsbündnisse des Landes), dissidente Soldaten, die privaten Medien und sogar die katholische Kirche in diesen Wochen im April darauf vorbereiteten, auf die Straße zu gehen und wie die Verschwörer des Putsches mit Heckenschützen die Gewalt auf der Straße provozieren wollten, wie es Tote geben sollte und wie sie dann den Präsidenten Chavéz und andere wichtige Mitglieder des Kabinetts verhaften wollten. Danach wollten sie eine zivil-militärische Übergangsregierung einsetzen. Jeder, der weiß, was an diesem 11. - 12. April 2002 geschah, weiß, dass es so ablief. Und nachdem Präsident Chávez in Haft war, war es nur der Sprecher der U.S.-Regierung, der hervortrat und die Putsch-Regierung von Pedro Carmona anerkannte und außerdem Druck auf andere Länder ausübte, das Gleiche zu tun.
Daher sind jene Dokumente, die eindeutig die detaillierte Kenntnis des Plans für den Putsch gegen Chávez aufweisen, geschrieben von der CIA, die verdammten Beweise, die die Rolle der CIA im Putsch bestätigen. Allerdings zeigt die Tatsache, dass finanzielle und beratende Agenturen wie die "National Endowment for Democracy (NED)", das "International republican Institute (IRI)", das "National Democratic Institute (NDI)" und das "Center for International Private Enterprise (CIPE) alle am Putsch beteiligten Gruppen, NGOs, Gewerkschaften, Geschäftsleute, politische Parteien und die Medien finanzierten, es zeigt auch den überwältigenden Beweis für die Rolle der CIA und der anderen U.S.-Agenturen bei dem Putsch gegen Chávez. Nach dem Putsch erhöhten diese Agenturen selber sogar ihre Spenden für die Organisatoren des Putsches, etwas, das noch einmal ihre Verpflichtung denen gegenüber beweist und ihre Absicht, in ihren Bemühungen, Chávez zu stürzen, fortzufahren.

Wir konnten auch über die Rolle des Pentagon und des U.S.-Militärs sprechen, welche die Putschteilnehmer trainiert, mit Waffen ausgerüstet und deren Aktionen gefördert hatten.

Auf welche Weise hält die U.S.-Botschaft in Caracas ihre Einmischung aufrecht?

Die U.S.-Botschaft ist in Caracas sehr aktiv. In diesen Tagen ist ihre Hauptstrategie die Subversion. Die manifestiert sich durch USAID, NED, IRI, Freedom House, CIPE etc. Sie sponsern oppositionelle Gruppen, aber es gibt auch den Versuch, in Pro-Chávez-Bereiche und Gemeinden einzudringen. Diese letzte Taktik ist eine der gefährlichsten und effektivsten. 2005 eröffnete William Brownfield, damaliger U.S.-Botschafter in Caracas (er ist jetzt Botschafter in Kolumbien) in verschiedenen venezolanischen Städten das, was sie "American Corners" [amerikanische Winkel] nennen. Zurzeit operieren sie in Maracay, Margarita, Barquisimeto, Maturin, Lecherías und Puerto Ordaz. Es sind kleine Propaganda- und Verschwörungszentren, die als Zellen zur Rekrutierung und Versammlung von oppositionellen Mitgliedern fungieren. Bis heute hat die venezolanische Regierung keine konkreten Schritte zur Ausrottung dieser illegalen Initiativen unternommen (trotz des eindeutigen Verstoßes gegen die Wiener Konvention werden sie von der U.S.-Regierung als "Satelliten-Konsulate" betrachtet und trotz der fehlenden Erlaubnis seitens des venezolanischen Ministeriums für ausländische Angelegenheiten).
Die CIA und das State Department halten verschiedene Fronten in dem Land aufrecht, wie sie es immer tun. Es gibt da die "Development Alternatives Inc. (DAI)", eine Aktiengesellschaft, die in dem Gebiet von El Rosal ansässig ist, sie fungiert als Filter für die Spenden von USAID an die oppositionellen NGOs und Gruppierungen. Dann gibt es dort das "Press and Society Institute" [Presse- und Gesellschaftsinstitut, Anm. d.Ü.], eine Abteilung des Netzwerks von "Reporter ohne Grenzen (RSF)", die Spenden von NED, USAID, der CIA etc. erhält, um ihre neoliberale Pro-U.S.-Politik auszuüben und zu versuchen, die venezolanische Regierung der Unterdrückung und des Verstoßes gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf Pressefreiheit zu beschuldigen.
"Freedom House" und USAID finanzieren auch die Studentenführer des rechten Flügels und Bewegungen, und sie schicken sie nach Belgrad, um dort mit Experten der "Orangefarbenen Revolution" (Ukraine) und anderen so genannte Verfahrensweisen "zum Sturz von Diktatoren" einzuüben. Kürzlich verlieh der neoliberale rechte "Think Tank" [Denkfabrik, Anm. d. Ü.] des Cato Instituts, das Bush berät und von Exxon Mobile und Philip Morris gesponsert wird, einen "Preis" im Wert von 500.000 $ an den oppositionellen venezolanischen Studenten Yon Goicochea. Der Preis, der den Namen von Milton Friedman trägt, der der Berater von Nixon, Reagan und Pinochet war, ist der Architekt der neoliberalen Politik und ökonomischen "Schock-Doktrin", wird dazu benutzt werden, eine neue politische Partei in Venezuela mit "frischem Gesicht" zu finanzieren - eine Gruppe junger Leute, die seit 2005 von U.S.-Agenturen ausgebildet wird und die während der vergangenen Jahre einigen Einfluss auf bestimmte politische Bereiche hatte.
Der Gedanke besteht darin, dass diese Gruppe zu einer mächtigen politischen Kraft werden könnte, da sie nicht aus den korrupten politischen Kreisen der Vergangenheit kommt. Wir konnten sie jedoch in ihrer Mehrzahl demaskieren und deren Beziehung zu Washington sowie zur politischen Elite, die hier zuvor regiert hatte, zeigen.
Mit der neuen CIA-Sondermission für Venezuela und Kuba (2006 in die Wege geleitet) ist die Agentur, wie wir wissen, in dem Land aktiver denn je. Je stärker und populärer Chávez und die Revolution werden, je mehr Mittel wenden die CIA und die U.S.-Regierung auf, um ihn zu neutralisieren.

Der Restbestand verschiedener lateinamerikanischer Diktaturen befindet sich zurzeit in Miami. Die Pro-Batista-Kubaner haben die Stadt über Jahre beherrscht, aber die Zahl der so genannten Anti-Chavisten" wächst. Was sind ihre Beobachtungen zu diesem Phänomen?

Miami ist keine hässliche Stadt. Leider übernahmen die Pro-Batista-Kubaner vor Jahrzehnten die Kontrolle über die Stadt und nehmen sie die Anti-Chavista-Venezuelaner, viele von ihnen Putsch-Organisatoren, mit offenen Armen auf. Sie sprechen dort von "Westonzuela", einer Gegend im Außenbezirk von Miami, wo die selbsternannten Verbannten aus Venezuela wohnen. Ich denke, dass sie von der Realität total abgeschnitten sind, genau wie jene Kubaner, die immer noch in den Fünfzigern leben. Sie sind aus der Entfernung aggressiv und hegen verschwörerische Pläne, aber ich glaube nicht, dass sie eine ernste Bedrohung für unsere Revolution darstellen.
Sie laufen 'rum und stiften dort ihre Krawalle an und arbeiten mit den cubano-amerikanischen Kongressmitgliedern zusammen sowie mit dem fanatischen Connie Mack, der versucht, Präsident Chávez und die Revolution zu dämonisieren. Ihre jüngste Initiative bestand darin, Venezuela auf die Liste des State Departments für terroristische Länder zu setzen. Trotz des Drucks, den sie ausübten und der Geschichten, die sie erfanden über eine angebliche Verbindung zwischen der venezolanischen Regierung und terroristischen Gruppen, erreichten sie ihr Ziel am Ende nicht. Venezuela wurde nicht als Sponsor von Terrorismus eingestuft. Im Gegenteil, viele Kongressabgeordnete und Mitglieder der U.S.-Gesellschaft wiesen die Initiative zurück, und diese "Coupster"-Gesellschaft ging bis zu einem gewissen Grad diskreditiert daraus hervor.
Natürlich darf man nie außer Acht lassen, dass sie weiter konspirieren und neue Arten erfinden könnten, Venezuela zu destabilisieren, genau wie sie es mit Kuba seit fast 50 Jahren machen. Und sie können auf finanzielle Unterstützung von USAID, NED und anderen imperialen Agenturen zählen. Aber ich glaube nicht, dass sie die Fortschritte der Revolution sehr stark beeinträchtigen werden. Sie sind Papiertiger.

Neulich gab John McCain vor einer Gruppe Cubano-Amerikaner in Miami an, indem er zu zeigen versuchte, dass er immer empfindlich auf die Situation in Cuba reagiert habe, dass er während der Raketenkrise an Bord der USS Enterprise gegenüber der kubanischen Küste war. Was ist Ihre Wahrnehmung von McCains Haltung zu Venezuela, Kuba und Lateinamerika?

Wenn er zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt würde, würde McCain sich für eine viel feindseligere und aggressivere Politik gegenüber Venezuela und Kuba engagieren und gegenüber die anderen ALBA-Länder. Seine Reden sind schon viel präziser und direkter gegen die Region gerichtet, und er erwähnt dauernd, wie er die Politik weiter verschärfen würde in Bezug auf das, was er Diktaturen und "Bedrohungen der Demokratie" in Venezuela und Kuba nennt. Das geht darüber hinaus, einfach nur die Stimmen aus Florida zu erhalten. McCain ist ein Militärmensch und ein Imperialist in dem Sinne, dass er nicht akzeptieren wird, dass die Vereinigten Staaten ihren Einfluss und ihre Herrschaft über ihren "Hinterhof" verlieren. Er leidet beispielsweise an dem selben Komplex, den andere Republikaner gegenüber Kuba und Fidel Castro haben. Sie können es nicht ertragen, dass Kuba die imperiale Aggression, die fast fünfzigjährige Blockade und die Anschläge besiegte. Sie bestehen auf selbstsüchtige und infantile Weise darauf, die sie daran hindert, das Blatt im Geschichtsbuch zu wenden und die Realität zu akzeptieren: Das mächtigste Imperium der Welt konnte die Kubanische Revolution nicht besiegen. Daher werden wir mit einem McCain sogar schlimmer dran sein als mit einem Bush und, glauben Sie mir, er ist an Härte nicht zu überbieten.

Die Position der Demokraten ist nicht immer zu durchschauen. Wird sie sich sehr von der von Mc Cain und seinem Clan unterscheiden?

Ich glaube nicht, dass sie sehr abweichen wird; vielleicht in der Art, aber nicht im Sinne des letztendlichen Ziels. Die Demokraten lieben es, NED die USAID und andere Agenturen mit "hübschem Gesicht" und Namen wie Freedom House [Haus der Freiheit] oder Institute for Peace [Institut für Frieden] zu nutzen, um ihre interventionistische Politik durchzusetzen. Ich glaube, dass ein Demokrat im Weißen Haus die Politik gegenüber Lateinamerika nicht übermäßig ändern wird. Kann sein, dass es mehr Gespräche gibt, aber ich glaube nicht, dass die Einmischung beendet wird. Außerdem haben alle Kandidaten Präsident Chávez als Diktator bezeichnet, und ihre Administrationen werden sich, wenn sie denn gewählt werden, mehr auf die "Probleme" der Region konzentrieren.
Erinnern wir uns daran, dass es nicht darum geht, wer den Stuhl im Oval Office besetzt, sondern um die Personen drumherum. Und daran ändert sich nicht viel, egal ob der Besetzer Demokrat oder Republikaner ist. Der militärisch-industrielle Komplex, die großen Banker und Transnationalen sind diejenigen, die in Wahrheit die Vereinigten Staaten regieren. Und die verlieren ihre Macht im November nicht.

Um dem Gespräch eine etwas persönlichere Note zu geben, die Machtübernahme durch Präsident Hugo Chávez hat Ihr Leben entscheidend verändert. Wie kam es, dass Sie zu einem Handelnden im politischen Leben Venezuelas wurden? Wo sind Sie in ihrem Leben gewesen? Wie haben Sie von dem Putsch erfahren?

Vom Putsch erfuhr ich in New York, allerdings war ich während des Streiks und der Öl-Sabotage in Mérida. Es war über Weihnachten, und ich besuchte gerade meine Familie. Ich habe Mérida, Venezuela, 1998 verlassen, nachdem ich dort fünf Jahre gewohnt hatte. In der Zeit erlebte ich die Ära der politischen Unterdrückung, verschärfte Militärpräsenz und Aufhebung von Zivil- und Grundrechten während der Administration von Carlos Andrés Pérez und später Caldera. Ich weiß, wie das Land vor der Revolution war, und glauben Sie mir, die Dinge haben sich entscheidend verändert, zum Wohle aller.
Später, nachdem Hugo Chávez gewonnen hatte, hofften wir alle auf Veränderungen, aber keiner wusste genau, wie sich diese im wirklichen Leben auswirken. Viele Leute können schöne Dinge sagen und die Öffentlichkeit faszinieren, aber nur wenige handeln nach ihren Worten und führen wirkliche Veränderungen herbei. Chávez bewies, dass er anders ist, als er zu einer landesweiten Versammlung ermutigte, um die Verfassung neu zu schreiben. Obwohl ich in New York war, war ich an dem Prozess sehr interessiert. Ich beendete mein juristisches Doktorat in internationaler Gesetzgebung und internationalen Menschenrechten. Es war so ein interessanter Prozess und das Ergebnis (die neue Verfassung) war absolut außergewöhnlich. Mein Interesse an der Politik von Chávez und die einsetzenden Veränderungen wuchs. Die Angriffe der Medien gegen die Regierung, die nach der Annahme der neuen Verfassung durch ein nationales Referendum 1999 einsetzten, erregten meine Aufmerksamkeit.
Als sich der Putsch ereignete, war ich soweit weg und konnte nur weinen, weil ich sonst nichts für meine Freunde und all' die Opfer dieser Gräueltat tun konnte. Ich kann mich noch an den Anruf aus Mérida erinnern, in dem man uns erzählte, dass Chávez gestürzt worden sei. Wir konnten es nicht glauben. Es gab keine Nachrichten in den US-Fernsehprogrammen. Erst Stunden später brachte CNN eine kurze Meldung, wonach Chávez zurückgetreten sei, nachdem er ein Massaker an Demonstranten angeordnet habe. Ich rief Freunde an, aber es war schwer eine Verbindung zu bekommen, weil die Leitungen überlastet waren. Später erzählte man mir, es sei ein Putsch gewesen und die Menschen würden auf der Straße dagegen protestieren, und die Sache sei noch nicht entschieden.
Das Scheitern des Putsches und die Rettung von Chávez und der Revolution durch das Volk und die loyalen Militärkräfte löste bei mir den Wunsch aus, in das Land zurückzukehren. Als ich 2003 mein Doktorat beendet hatte befasste ich mich näher mit der Revolution und begann eine Untersuchung unter Verwendung von FOIA, um die Rolle Washingtons bei dem Putsch aufzudecken. Ich fühlte mich als US-Bürgerin und Juristin verantwortlich, meine Kenntnisse und Privilegien zu nutzen, um Gerechtigkeit zu finden. Ich traf Chávez zum ersten Mal 2003 in New York bei den Vereinten Nationen. Er signierte meine Kopie der bolivarianischen Verfassung und erzählte mir, dass sein älterer Bruder Adam heiße, und seine Eltern sich eigentlich noch eine Eva gewünscht hätten, aber dann wäre stattdessen Hugo geboren worden. Das ist auch gut so, sagte ich zu ihm.
Später sah ich ihn in seinem Flugzeug wieder, als er mich zu meinem ersten "Aló Presidente" [eine Sendung im venezolanischen Fernsehen] einlud. Es war am 11. April 2004 und er bat mich, von meinen Dokumenten zu erzählen, die bewiesen, dass Oppositions-Gruppen vom NED und der US-Regierung finanziert werden. Kurz danach entschied ich mich, mein Lebenswerk der Aufdeckung und dem revolutionären Kampf zu widmen, und verließ meine geliebte Stadt New York und viele Dinge, die mir wichtig und wertvoll waren. Aber der Kampf für soziale Gerechtigkeit und meine Pflicht, soviel wie möglich zu dem Prozess beizutragen, sind wichtiger.

Es wird behauptet, Chávez habe Sie als "Sweetheart der Revolution" bezeichnet - ich habe andere gehört, die Sie augenzwinkernd und mit einem Lächeln das "Sexsymbol der bolivarianischen Revolution" nennen - für viele sind Sie die Passionaria [Passionsblume, einzelne Teile der Blüte werden der Passion Jesu zugeschrieben Anm. d. Ü.] dieses Gesinnungsprozesses. Sie sind sowohl Nordamerikanerin als auch Venezolanerin, so jung, so attraktiv, talentiert, mit einer erfolgreichen Karriere in New York, was hat Sie bewogen nach Caracas zu gehen und all' das für diesen Kampf zu riskieren"

Hahahaha, "Sexsymbol" der Revolution? Ich habe nicht einmal einen Liebhaber! Gut, kann sein, dass die Revolution mein Liebhaber ist, wie der Präsident sagte. Sicher ist, dass ich mit dem Kampf für Gerechtigkeit verheiratet bin. Was auch richtig ist, ist dass Präsident Chávez mich einmal als "Sweetheart der Revolution" bezeichnet hat, aber wie immer war er nur liebenswürdig und hat meinen Einsatz und meine Leidenschaft [Passion] für den Prozess anerkannt. Ich glaube nicht, dass es mehr als das war.
Für viele bin ich die Passionaria des Prozesses? Gut, ich bin passioniert, daran gibt es keinen Zweifel. Ich selbst betrachte mich als revolutionäre Kämpferin im Kampf für soziale Gerechtigkeit bis zum Tod. Für mich bedeutet das, dass der Kampf über allem steht. Das gilt nicht nur für das Leben einer einzelnen Person, wie Sie sich vorstellen können. Ich war einmal verheiratet (mit einem Venezolaner, jetzt bin ich geschieden). Ich hatte meine Praxis in New York, ich habe gutes Geld verdient, und es ist wahr, ich hätte Vorteile aus den Gegebenheiten eines kapitalistischen Systems ziehen können. Aber das hat mich niemals glücklich gemacht. Ich habe das "Establishment" mein Leben lang abgelehnt. Seit ich von der Ungerechtigkeit und der Möglichkeit, die Dinge zu verändern, erfahren habe, habe ich mich dem gewidmet, was immer es kosten möge.
Meine ersten Jobs waren im sozialen und politischen Umfeld. Ich war Aktivistin bei Greenpeace, später habe ich die Rechte für Tiere verteidigt und dafür gekämpft. Später entschied ich mich für Menschen und begann, CIA- und FBI-Interventionen in revolutionäre Bewegungen in den USA und Lateinamerika zu studieren. Ich war versessen auf das Thema. Meine Freunde von der Universität erinnern sich an meine Art und sind nicht überrascht über das, was ich heute tue. Ich war immer so. Ich war auch, oder bin noch, Sängerin und Musikerin, und ich werde das mein Leben lang bleiben. Aber für mich ist das Leben fließend, die Form ändert sich, aber der Geist bleibt der selbe. Wenn ich durch das Singen etwas für die soziale Gerechtigkeit beitragen kann, dann mache ich es. Wenn es mein Schicksal ist, als Juristin anzuklagen und zu ermitteln, dann mache ich das auch. Ich betrachte mich nicht als "normal", Ich betrachte das Leben von außen, aber ich lebe es von innen. Ich glaube an Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Respekt, Loyalität und Liebe. Mehr als alles andere glaube ich an Gerechtigkeit.
Für mich ist die bolivarianische Revolution eine globale Revolution, eine der wichtigsten der Geschichte. Ich empfinde es als außergewöhnliches Glück, Zeugin und Teilnehmerin dieses Prozesses zu sein. Ich wurde dazu geboren, hier zu sein und für Gerechtigkeit zu kämpfen, die Einmischungen und Verstöße des Imperiums anzuprangern, mein Körnchen Salz im Kampf für eine bessere Welt beizutragen.
Venezuela ist mein Land, durch Blut und Kampf. Mein Großvater und seine Familie wurden hier geboren und lebten hier. Sein Blut fließt in meinen Adern und seine Wurzeln wurden zu meinen, als ich vor mehr als fünfzehn Jahren zum ersten Mal über diesen magischen Boden schritt. Ich werde dieses Land niemals aufgeben. Venezuela und diese Revolution anzugreifen ist, als würde man mich selbst angreifen, im tiefsten Grund meiner Seele, und ich werde mit allem, was ich habe, dafür kämpfen, es zu verteidigen.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

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