Granma International, 16. Dezember 2008

Castillo: das "Missing Link" bei der Cubana Airline Sabotage

Ein Komplize von Posada und Bosch bei dem abscheulichsten Terroranschlag in dem seit fast 50 Jahren von Washington entfesselten schmutzigen Krieg gegen Kuba, ebenso verantwortlich für den Anschlag in Mérida, Mexiko, bei dem der Kubaner Artagnan Díaz Díaz getötet wurde *), lebt friedlich in Hialeah, Florida.

Jean-Guy Allard

So, wie Orlando Bosch und Luis Posada Carriles federführend für die Explosion am 6. Oktober 1976 eines kubanischen Airliners mitten im Flug waren und auch Frank Castro - zurzeit Drogenhändler, aber zu jener Zeit CIA-Mitarbeiter, der an diesem Attentat mitwirkte, das 73 Menschen tötete - gibt es einen anderen Mann, der noch in Miami lebt, ohne je für seine Handlungen vor Gericht gestellt worden zu sein.
Ein FBI-Report vom 2. November 1976 verortet "El Cojo" [der Lahmende oder Hinkende, Anm. d. Ü.] Castillo "einige Tage vor dem Sabotageakt" in Caracas: "Gewisse Pläne hinsichtlich eines Bombenattentats auf ein kubanisches Passagierflugzeug wurden in der Bar Anauco Hilton in Caracas, Venezuela, diskutiert. Frank Castro, Gustavo Castillo, Luis Posada Carriles und Morales Navarrete waren bei dem Treffen anwesend."
José Luis Méndez ist Sonderermittler und Autor einer Reihe von Büchern über antikubanischen Terrorismus. Im Gespräch mit Granma International analysiert er neue freigegebene Dokumente zu dem Thema, die von der U.S.-venezolanischen Forscherin Eva Golinger aus Caracas zur Verfügung gestellt wurden.

Was können Sie als Experte für das Thema antikubanischer Terrorismus zu dem Terroristen Pablo Gustavo Castillo, der als das "Missing Link" bei dem Anschlag auf das kubanische Flugzeug über Barbados entdeckt worden ist, sagen?

Pablo Gustavo Castillo Díaz - alias El Cojo - hat eine lange Karriere hinter sich und steht mit dem Verbrecher Orlando Bosch Āvila in Verbindung. Er war eine der drei Personen, die an dem Versuch beteiligt waren, den kubanischen Konsul in Mérida zu entführen, was am 23. Juli 1976 zu dem Mord an Artagnan Díaz Díaz führte. Er floh von Mexiko in die Vereinigten Staaten, ein Land, das ihn trotz der Aufforderungen der mexikanischen Behörden nicht auslieferte, und im September jenes Jahres flüchtete er sich nach Venezuela, wo sich sein Boss Orlando Bosch aufhielt. Beide Männer erhielten während der Regierung von Carlos Andrés Pérez Schutz von den kubanischstämmigen Mitgliedern der venezolanischen DISIP. Das ist der Zeitraum, in dem die CIA in völligem Einvernehmen mit dem venezolanischen Staat die Kontrolle über den Geheimdienst des Landes übernahm.

Wie viele Kubaner waren in der DISIP - der damaligen Geheimpolizei des Landes?

Im Rahmen des U.S.-Aufstandsbekämpfungsprogramms der 1970er für Lateinamerika entsandte die CIA ihre Agenten zum Organisieren, Taxieren, Dirigieren und zur Teilnahme an verschiedenen über den ganzen Kontinent verteilten Einrichtungen der Unterdrückung. Erinnern Sie sich daran, dass Félix Rodríguez Mendigutía im Auftrag der Agentur in Peru und Argentinien arbeitete. Genau genommen trafen Luis Posada Carriles, Rafael Rivas Vázquez, José Vázquez Blanco, Orlando García Vázquez gegen Ende der 1960er in Venezuela ein, später folgten ihnen Ricardo Morales Navarrete und andere antikubanische Kriminelle, die eingebürgert und auf entsprechenden Posten innerhalb dieses venezolanischen Geheimdienst-Establishment eingesetzt wurden. Eine ganze Galaxie von Kriminellen im Dienst des Imperiums.

An welcher Art von Handlungen waren sie beteiligt?

An der Unterdrückung des venezolanischen Volkes. Zuerst innerhalb der DIGEPOL, der staatlichen Polizeidirektion und dann in DISIP. Nachdem einmal die diplomatischen Beziehungen wieder hergestellt worden waren, griffen sie dort die kubanische Botschaft an. Sie beschützten Miami-Terroristen, beteiligten sich an der Operation Condor und an den Aktivitäten der CORU und nahmen Venezolaner als Söldner unter Vertrag, um in Panama, Costa Rica, Barbados, Jamaica und in der Karibik, die sie als "Kriegsgebiet" betrachteten, Terroranschläge zu verüben.

Worin bestanden die Beziehungen von Castillo Díaz zu dieser Mafia?

Er wurde als einer von Ihnen begrüßt und begann damit, sich an den Terrorattacken zu beteiligen. Laut Morales Navarrete, der in Caracas einer Zeitschrift ein Interview gab, war es Castillo, der die Bomben vorbereitete, bevor sie in die DC-8-43 der Cubana Aviation platziert und mitten im Flug vor der Küste von Barbados am 6. Oktober 1976 von den Terroristen gezündet wurden. Sie wurden den venezolanischen Söldnern Freddy Lugo und Hernán Ricardo übergeben, die sie im Flugzeug versteckten.

Sie haben einige Jahre mit Nachforschungen nach Anschlägen anti-kubanischer Terroristen, die Flugzeuge mitten im Flug sprengen wollten, verbracht. Was haben sie über die Duldung dieser kriminellen Aktivitäten durch die CIA und den FBI entdeckt?

Ja, ich habe jahrelang diese Thematik untersucht, und die erstaunlichste Sache, die ich entdeckt habe ist, dass die US-Agenturen wie CIA und FBI vorher Kenntnis von deren [der Terroristen] Plänen und Absichten hatten und nichts taten, um sie aufzuhalten. Es gibt eine Komplizenschaft, die weiter reicht als bloße Straffreiheit. Seit der Zeit als George Bush Sen. als CIA-Offizier für anti-kubanische Pläne zuständig war und dann Direktor der CIA, dann Vize-Präsident und schließlich Präsident wurde, mehr als vierzig Jahre - hat der Bush-Clan die Terroristen in Miami beschützt.

War Pablo Castillo nicht nach dem Anschlag auf das kubanische Flugzeug am 6. Oktober 1976 in Venezuela verhaftet worden?

Sie versteckten ihn und brachten ihn dann ins Ausland, genau wie sie es mit Bosch gemacht haben. Sie brachten ihn nach Kolumbien und später brachten sie ihn wieder nach Caracas. Aber bevor er in Venezuela ankam, hatte Castillo Diaz noch mehrere Terroranschläge begangen.

Erinnern Sie sich an einige davon?

Im Januar 1978 verhafteten die US-Behörden Castillo und Gaspar Jiménez Escobedo wegen des Mordes an dem kubanischer Arbeiter in Mérida, aber sie lieferten ihn nicht an Mexiko aus; sie ließen ihn einige Wochen später wieder frei. Aber schon lange davor war Castillo ein "Soldat", und ich benutze diesen Ausdruck wegen der Ähnlichkeit der von Bosch gegründeten Organisationen mit mafiösen Strukturen. Zuerst kam Poder Cubano [Kubanische Macht] gefolgt von Elército Libertador Cubano [Kubanische Befreiungsarmee], in der sowohl Castillo als auch Solano aktiv waren, und dann kam Acción Cubana [Kubanische Aktion] und die Gobierno Secreto Cubano [Kubanische Geheimregierung].

Erinnern sie sich an irgend welche Angriffe an denen er teilnahm oder die er leitete?

Castillo und Orestes Ruiz Hernández nahmen aktiv am Mafiakrieg 1975 in Miami teil, als Rangordnungskämpfe rivalisierender Banden vorrangig waren, genau wie die Definierung von Grenzlinien und der Kontrolle von Erpressung, und der Gebrauch von Gewalt, um Spenden in der Emigranten-Gemeinde zu sammeln. Castillo schmiedete einen Komplott, den aus Kuba stammenden Kommentator Emilio Millián zu ermorden. Eine Bombe wurde unter seinem Wagen angebracht, und er verlor bei der Explosion beide Beine. Er [Castillo] nahm auch an der Ermordung des kubanischen Gangsters Jesús González Carta alias "El Extraño" [der Seltsame] teil und legte sogar eine Bombe in der Universität in Coral Gables in Florida, als die Zivilrechts-Aktivistin Angela Davis an einer öffentlichen Veranstaltung teilnahm. Nicht nur das, explosionsbereiter Sprengstoff wurde auch draußen unter ihrem Wagen gefunden.
Einer der Verschwörer von Caracas - Ricardo Morales Navarrete - wurde ermordet in Miami gefunden. Posada und Bosch wohnen jetzt in dieser US-Stadt und genießen Bushs Schutz. Frank Castro lebt in seiner Wohnung in Antares, in der Nähe des Aquariums von Santo Domingo, Dominikanische Republik. Von El Cojo Castillo wird auch gesagt, er lebe heute in Miami, in Hialeah, um genauer zu sein, und bestreitet seine Komplizenschaft trotz der Beweise.
Genau, Castillo ist heute in Miami, er ist Berufsverbrecher und er kann frei auf den Straßen spazieren gehen, Dank der verdeckten Straffreiheit, die ihm von den Vereinigten Staaten gewährt wird. Die gesamte Bande von Venezuela: Posada, Bosch, Novo, Jiménez, Remón, alle wurden von ihren historischen Beschützern in Sicherheit gebracht.

José Luis Méndez hat seine Forschungsarbeit "El terrorismo anticubano en los Estados Unidos. 1959-2008" [Der anti-kubanische Terrorismus in den Vereinigten Staaten: 1959 - 2008] nahezu abgeschlossen.

*) Vergleiche Jean-Guy Allard, "Miami FBI terrorist Connection", Kapitel XIV

Deutsch: ĄBasta Ya! (jmb, db)

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