Granma, 18. April 2009

Diejenigen, die heute Posada schützen, sind die selben Personen, die gegen Kennedy konspirierten

Von Jean-Guy Allard

"Es ist die selbe Bande," versichert der pensionierte Divisionsgeneral Fabian Escalante Font, früher langjähriger Chef des kubanischen Geheimdienstes, auf die Frage, ob diejenigen, die heute den Terroristen Luis Posada Carriles schützen, zu der selben cubano-amerikanischen Mafia-Familie gehören, die in den 1960ern zum Mord an Kennedy konspirierten.
Für jemanden, der über viele Jahre jeden Aspekt des Mordanschlages auf den U.S.-Präsidenten untersucht hat, waren die Personen, die zurzeit in Verbindung mit den Vorgehensweisen stehen, die für Posadas Unterstützung sorgen, auch Mitglieder der Operation 40, die von der CIA gleichzeitig mit der fehlgeschlagenen Invasion in der Schweinebucht aufgebaut worden war, um die Führer der Kubanischen Revolution zu eliminieren und deren Unterstützer zu vernichten.
Und unter den von der CIA angeheuerten Killern sind etliche Personen, die in Verbindung mit dem Mord an John Fitzgerald Kennedy in Dallas in Verbindung stehen.
Am vergangenen 1. März saß Posada einem Bankett im "Big Five Club" in Miami vor, das von der terroristischen Organisation Alpha 66 gemeinsam mit Dionisio Suárez Esquival, dem bekennenden Mörder des früheren chilenischen Außenministers Orlando Letelier arrangiert worden war. George W. Bush hatte Dionisio Suárez Esquival 2001 freigelassen sowie auch Ernesto Díaz Rodríguez, den Leiter der Gruppe und Nachfolger von Nazario Sargent, einem weiteren Handlanger der Operation 40.
"Dies ist die Terrorgruppe par excellence," bestätigte Escalante, indem er sich auf die von der CIA gegründete Organisation bezog, die heute noch mit ihren Büros im Zentrum von Miami aktiv ist und vom Wohlwollen und dem Schutz des FBIs und der Bundesrichter profitiert.

Eine Todesschwadron innerhalb der Invasion

Escalante erinnert daran, dass die Personen in Miami von Joaquin Sanjenes, dem früheren Polizeichef unter der Präsidentschaft von Carlos Prio in Kuba, ausgewählt worden seien, einschließlich etlicher Personen, die heute noch leben und immer noch wohl auf in den terroristischen Kreisen Südfloridas aktiv sind.
"Operation 40 wurde als Bestandteil der Vorbereitungen auf die Schweinebuchtexpedition geschaffen, ich glaube, es war Ende 1960. Es war der Geheimpolizei- und der Spionageabwehrdienst-Apparat der Söldnerbrigade. Sanjenis begann damit, frühere Polizisten, frühere Unterdrücker, Leute dafür zu rekrutieren, die in enger Verbindung mit dem in Kuba während der 1950er ausgeübten Terror, mit dessen Unterdrückung und Ermordungen standen. [...]
Die Mission der Operation 40 sollte im Rücken der Invasion in Aktion treten, und während die Söldner die Ortschaften eroberten, sollten diese Personen Aktenunterlagen an sich reißen und Beamte töten. Ihre erste Aufgabe war der Geheimdienst und die Spionageabwehr und danach die pure Unterdrückung. Sie kamen zurück, um das fortzusetzen, was sie '58 getan hatten."
Nach der Niederlage in Playa Giron, der so genannten Schweinebucht, wurde Operation 40 anfangs in einen Sicherheitsapparat für die cubano-amerikanische Mafia in Miami umgewandelt, "bis diese Personen im Eifer des Gefechtes der Operation Mongoose begannen, wirtschaftliche Macht zu erlangen.
Sie bekamen eine Menge Geld: die von der CIA in die so genannte "JM/WAVE base" investierten Millionen von Dollar. Um 1963 begannen sich diese Leute gleichzeitig in die cubano-amerikanische Mafia zu verwandeln. Das war, als sie ihren Lobbyismus starteten und versuchten, eine Kuba-Politik durchzusetzen.
Zur damaligen Zeit standen sie in enger Verbindung mit der gesamten subversiven und geheimen Struktur der U.S.-Geheimpolizei, der CIA, des FBI, der Einwanderungsbehörde und der DEA [Drug Enforcement Administration (DEA),Drogenvollzugsbehörde, Anm. d. Ü.]."
Escalante erinnert daran, wie Ende 1960 alle Flugzeuge, die Waffen, militärische Versorgung und Nahrung für die Söldner in Guatemala und dann nach Puerto Cabezas in Nicaragua transportierten, "zuerst mit Blutplasma, einem Geschäft, das von Kubanern in Nicaragua, den Freunden des Diktators Somoza, ausgehandelt worden war," zurück kehrten. "Dann brachten sie Whiskey aus Mittelamerika und später Marihuana und Kokain."

Tarnung für Lee Harvey Oswald

Und so kam es, als Lee Harvey Oswald, der angebliche Kennedy-Mörder, im April 1963 in New Orleans aufkreuzte, "um sich durch die Gründung eines Komitees zur Unterstützung Kubas, dessen einziges Miglied er war, eine Tarnung als Sympathisant der Revolution zu verschaffen. Dessen Büroräume befanden sich im selben Gebäude wie der "Cuban Revolutionary Council" [Kubanischer Revolutionsrat, Anm. d. Ü.], einer von der CIA unterstützten konterrevolutionären Organisation. Eine vom FBI gegründete faschistische Organisation wie Cuba Democratica befand sich ebenfalls in dem Bürogebäude.
Es gibt nicht den geringsten Zweifel daran, dass es einen Verschwörungsplan gab ... In New Orleans bestand Oswalds Tat allein darin, sich als Sympathisant der Konterrevolution und dann als Sympathisant der Revolutionsregierung aufzuführen," sagte Escalante, der Autor etlicher Bücher zu diesem Thema.
Neben Posada gibt es noch andere Personen, die heute frei in Miami herumspazieren: Felix Rodríguez Mendigutia, Ches Mörder, Antonio Veciana, Gründer von Alpha 66, Orlando Bosch, Posadas Komplize bei der Sabotage an dem kubanischen Passagierflugzeug, Guillermo Sampoll, der mit dem Mord am früheren chilenischen Außenminister Letelier in Verbindung steht, Virgilio Paz Romero und José Dionisio Suárez, der das Verbrechen ausführte, Gaspar Jiménez Escobedo, der D'Artagnan Diaz Diaz ermordete, Pedro Remón Rodríguez, der Felix Garcia Rodríguez und Eulalio Negrin in New York ermordete, José Basulto und viele andere.
Alpha 66 gehörte zu denen, die die CIA "autonome Operationen" nannte, die zu einer langen Liste von Terroranschlägen seit den 1960ern und aufwärts führte. Die CIA ernannte einen Beamten für deren Betreuung, für die Vorgabe der Ziele, Belieferung mit dazu bestimmten Mitteln wie Geld, Waffen, Sprengstoff und dann zur anschließenden Durchsicht der Zeitungen hinsichtlich der Ergebnisse.

In Venezuela stand Posada immer in Verbindung mit der CIA und der DISIP [Dirección de los Servicios de Inteligencia y Prevención,]

In Venezuela stand Posada immer in Verbindung mit der Geheimpolizei und der CIA, versichert Escalante.
"Er verließ die DISIP nie. Später, in den 1970ern, als der revolutionäre Widerstand vermutlich niedergeschlagen war, wurde ihm sein Folterjob langweilig und wandte sich Geschäften zu. Er schuf eine Privatpolizei und paramilitärische Organisation, die jedweden Auftrag ausführte."
Und Joaquin Chaffardet lebt zurzeit in den Vereinigten Staaten, der Posada mit der lächerlichen Zeugenaussage in dessen Einwanderungsprozess vor dem U.S.-Gericht rettete.
"Chaffardet war Posadas Anwalt bei allen seinen Aktivitäten, für sein Unternehmen. Als Orlando Bosch eintraf, lieferte er ihm Unterstützung. Doch es war Posada Carriles, der dort etabliert war. Er hatte den Kontakt zu Carlos Andréz Pérez. Posada ist's, der den obersten Leibwächter von Pérez kannte: Orlando García.
Erinnern Sie sich, dass Orlando García aus der Gruppe um Sanjenis kam, aus der kubanischen Polizeitruppe ... er war in den 1940ern ein Gangster ..."
Zu der Gruppe gehörten andere berüchtigte Figuren wie Rafael "Chi Chi" Quintero von dem U.S. National Security Council ... "und es war Quintero, der sagte, wenn jemals die Wahrheit über Kennedys Tod herauskäme, wäre das der größte Skandal in der Geschichte der Vereinigten Staaten."
Für Escalante sind diese Personen, die Luis Posada Carriles heute in Miami umgeben, die ihn mit logistischer und finanzieller Unterstützung versorgen, genau die selbe Truppe, die in den 1960ern den Mordanschlag auf JFK ausheckten.
"Es sind die selben Leute," erklärte er. "Die selben, die für den Staatsstreich an Salvador Allende nach Chile gingen und die sich Augusto Pinochet als Verbrecher dieser Aktion anboten ... Orlando Bosch, Dionisio Suárez, Aylwin Ross, die Novo Sampoll Brüder, die selbe Bande gehörte zur Operation 40.
Es sind die selben, die am Drogenhandel in den 1970ern ... in so großem Ausmaß beteiligt waren, dass Sanjenis dabei schließlich unter sehr mysteriösen Umständen ums Leben kam. Laut freigegebenen Dokumenten der DEA nahm die Operation 40 verschiedene Namen an, um geheim zu bleiben und die Leute irrezuführen. Sanjenis verstarb, aber der Mechanismus besteht immer noch ... der selbe Mechanismus, der zum Zweck des Terrors gegen Kuba entwickelt wurde, sogar noch in den 1990ern, als er die Cuban American National Foundation unterstützte.
Es sind die selben Leute ..."

Fabián Escalante Font, geboren 1940 in Havanna, leitete von 1976 bis 1996 den Geheimdienst. Bei seiner Pensionierung hatte er den Rang eines Divisionsgenerals. Er veröffentlichte etliche Bücher über den geheimen U.S.-Krieg gegen Kuba: La gran conjura (The Grand Conspiracy), Proyecto Cuba, (Project Cuba) Operación Mangosta, (Operation Mongoose), Acción Ejecutiva, (Executive Action) 1963: el complot (1963: the Conspiracy).

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb)

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