Eva Golinger: Interview mit Bernie Dwyer, Radio Havana, Cuba, 30. Januar 2010

Eva war in Havanna, um ihr neustes Buch, ";USAID, NED and the CIA: The Permanent Aggression", Koautor, der kanadische Journalist Jean-Guy Allard, vorzustellen.

";Und wenn man an die grundlegenden Prinzipien von Gerechtigkeit, Gleichheit und Chancen für alle glaubt, muss man weiter dafür kämpfen, und wenn man es in anderen Ländern und Gesellschaften als Möglichkeit dargestellt sieht und sieht, dass die Regierung des eigenen Landes irgendwie versucht, das zu zerstören, dann ist das nicht hinnehmbar, und ich persönlich kann nicht zusehen, wie es geschieht, ohne dann nicht jede Minute und jede Sekunde meines Lebens etwas dagegen zu unternehmen."; Eva Golinger

Bernie Dwyer (BD): Du kommst aus New York und lebst in Venezuela, und jetzt bist Du in Kuba. Du bist insbesondere hier, um ein Buch, ";USAID, NED and the CIA: Permanent Aggression" vorzustellen. Es ist eine Thematik, die Du sehr verfolgst. Kannst Du erklären, wie Du dazu kamst, dieses Buch zu schreiben?

Eva Golinger (EG): Dieses Buch, das von mir und dem bekannten Journalisten Jean-Guy Allard, enthält vor allem eine Auswahl von Texten hinsichtlich der andauernden Aggression, vor allem seitens der Vereinigten Staaten, aber auch die seiner europäischen Verbündeten während der vergangenen Jahre gegenüber vier Ländern, insbesondere Honduras, Bolivien, Kuba und Venezuela. Daher handelt das Buch von den Erscheinungsformen der US-Einmischung von heute. Dabei geht es nicht einmal so weit, auf die Vergangenheit zu blicken. Wir könnten über die 60-ziger und all' die Jahrzehnte seitdem sprechen. Wir könnten auch über die Bush-Jahre sprechen, aber dieses Buch behandelt insbesondere das Obama-Jahr und zwar das erste Jahr.
Und es geht mir darum, etwas zu zeigen, worauf sich meine Untersuchungen während des letzten Jahrzehnts konzentriert haben, nämlich die US-Interventionen in Lateinamerika mit Betonung auf Venezuela als einem neuen Zielobjekt in der Region. Doch das ‚Warum?' dahinter, warum geschieht es? Warum andauernd? Wie kann es so beständig sein? Wie wird es erklärt? Wer steckt dahinter? Dies nicht nur einem lateinamerikanischen Publikum, sondern auch einem internationalen Publikum zu zeigen, zu demonstrieren, dass hinter dieser Art von Aggression sehr mächtige Interessen stehen. Wir können über Venezuela sprechen, das nun offiziell von den internen US-Berichten her als das Land mit den größten Ölreserven der ganzen Welt erklärt wurde. Es gibt andere Länder in der Region wie Bolivien, Nicaragua, die hohe Gasvorkommen und auch Ölvorkommen und Wasserreservate haben - alle von strategischem Interesse in dieser Region, worauf die USA ihre bevorzugte Kontrolle und Beherrschung richten, um ihr eigenes System aufrechtzuerhalten.
Daher ist es ein Buch, das versucht zu demonstrieren, wie es heute ist, wie insbesondere in diese Fälle investiert wird, aber auch zu zeigen, dass gerade das den Wandel in der Administration des Weißen Hauses bremst. Es ist eine Staatspolitik. Es geht darum, wie das US-Imperium handelt, um sich selbst zu behaupten, seine Macht zu behalten, sein verlorenes Terrain wiederzugewinnen. Honduras ist genau so ein Fall. Hier haben wir ein Land, das für die Vereinigten Staaten strategisch sehr wichtig ist, mit einer Militärbasis, die vor über fünfzig Jahren errichtet wurde, um sich eine Plattform zu sichern, von der aus Militäraktionen in der Region lanciert werden können und auch um eine generelle Präsenz sicherzustellen: wie Honduras in den 70-ern und den 80-ern als Ausgangsbasis für Interventionen in Nicaragua genutzt wurde, über ganz Mittelamerika, um die Ausweitung des Kommunismus' aus Kuba zu kontrollieren. Daher versuchen wir in diesem Buch zu demonstrieren, dass man wirklich auf der Hut sein muss. In Lateinamerika betrifft das diejenigen, die am Wandlungsprozess in Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit beteiligt sind.
Und natürlich kennen wir die vielen Gefahren, denen Kuba ausgesetzt ist, über mehr als fünfzig Jahre die der Blockade, der Mordanschläge und aller Arten verschiedener Angriffe, alles wird in diesem Buch erwähnt. In Venezuela hatten wir einen Putsch, alle Arten der Sabotage, Versuche von Mordanschlägen und all' diese Sachen. Aber dennoch muss man daran denken, dass das alles Vergangenheit ist, dass wir an einem Scheidepunkt angekommen sind oder daran, dass sich die lateinamerikanische Integration ausgedehnt hat, und jetzt sind wir so viele, es ist nicht nur Kuba allein oder allein Venezuela. Es gibt so viele von uns zur gleichen Zeit, es gibt Gebiete, Freiräume, Nationen, Völker, die nicht unbeachtet bleiben, aber nicht so verteidigt oder beschützt werden, wie sie es sollten. Honduras ist so ein Fall, die Schwachstelle der ALBA-Nationen, und ob wir daran dachten oder nicht, die USA und ihre Verbündeten in Lateinamerika wussten es. Und gingen hin und nahmen es sich. Daher versuchen wir, mit diesem Buch zu zeigen, dass es so etwas wie eine ständige Aggression gibt, eine permanente Intervention. Sie hört nicht auf, weil die Stimme aus Washington eine andere ist oder das Gesicht ein anderes oder weil dieses Lächeln darin heute so tut, als ob wir nicht damit fortfahren wollten. So funktioniert's. Wir sprechen von einem riesigen Apparat, von allen möglichen mächtigen Interessen, die bleiben, die immer da sind. Es ist eine Art historischen Kampfes von Jahrhunderten um diese verschiedenen Spannungen, diese unterschiedlichen Interessen, die generell in einer selbstsüchtigen Minderheit von großer Macht angesiedelt sind, die alles für sich selbst wollen und dass eine Mehrheit davon ausgeschlossen ist, die gewöhnlich wohlwollender und gutgläubig ist und nach Gerechtigkeit und Gleichheit für alle trachtet. Und da sind wir heute wieder angelangt. Diese allgemeine Mehrheit, die heute die geringste Macht hat, strebt mehr danach, dass die Mehrheit an die Macht kommt. Und so versuchen wir zu demonstrieren und zu sehen, was das bedeutet und welche Verantwortung auf uns allen ruht, um das zu schützen und zu verteidigen.

BD: Du erwähntest, dass wir wirklich immer wachsam sein sollten. Wie möchtest Du den US-Einfluss überwinden und die in der internationalen Mainstream-Presse erreichte Dämonisierung von Präsident Chavez?

EG: Natürlich ist die Dämonisierung eines Staatsoberhauptes ein Schritt in Richtung der Rechtfertigung weiterer Aggression und einer gezielteren Aktion, einer Militärinvasion oder einer Ermordung oder gar einer Entführung. Und dies war im Fall Venezuelas ein Prozess von Jahren, nicht nur von heute. Die Dämonisierung von Chavez als Person läuft schon seit mindestens fünf Jahren auf sehr koordinierte Weise über das US-Außenministerium, die Central Intelligence Agency und die Mainstream-Medien und ist eine Sache, die ich persönlich studiert und über etliche Jahre einer Analyse unterzogen und bewiesen habe und über die ich in meinen Büchern geschrieben habe. Ich denke, das ist sehr eindeutig.
Wie wirken wir dem entgegen? Teilweise durch die Entwicklung alternativer Medienquellen. Doch da stoßen wir wieder auf diese Massenlobby der reichen Medienmacht, die unsere Kapazität unterlaufen kann. Aber wir müssen zumindest auf den Zug aufsteigen. Und heutzutage gibt es mit den neuen Technologien mehr Gelegenheiten als zuvor wie mit dem Internet und all' diesen verschiedenen Technologien und Twitter und Facebook und all' diesen Technologien und Sachen.
In Venezuela sind wir nun mit der ersten englischsprachigen Zeitung herausgekommen, der Correo del Orinoco International, der englischen Ausgabe. Es war lange überfällig, aber jetzt passiert's wenigstens, daher ist es eine Informationsquelle aus venezolanischer Perspektive, um einer Menge von Manipulationen und Verdrehungen durch die Massenmedien zu begegnen. Aber darüber hinaus gibt es andere Quellen, Dokumentationen und sogar Erfahrungen - etwas, das Kuba über viele Jahre getan hat und was sehr wertvoll war, war die Ermutigung und Einladung an ausländische Delegationen aus allen verschiedenen Ländern zu kommen und selbst zu sehen.
Statt zu glauben, was du in deiner Lokalzeitung liest oder was im Fernsehen über den Horror einer Nation oder den diktatorischen Zustand eines Landes zu sehen ist, komm und sieh' selbst, mach' deine eigenen Erfahrungen und dann analysiere und rede darüber und sieh nach, ob es das war, was dir erzählt wurde. Im Fall Venezuelas kann ich bezeugen, dass es für die Mehrzahl dieser Art von Delegationen nicht das ist, was sie erwartet hatten. Sie kamen alle mit der Erwartung einer Art von Diktatur, Unterdrückung, und sie sehen das Gegenteil, eine beinahe freiere Gesellschaft als die der USA, wo es Medien gibt, die im Fernsehen offen die Ermordung des Präsidenten Chavez fordern. Ich persönlich denke, dass das weit über das hinausgeht, was freie Meinungsäußerung erlauben oder beinhalten sollte.
Genau so ist es mit diesen Studentenprotesten. Ja, es gibt viele Arten dieser Organisationen, über die die Jugend in Venezuela mit der Opposition verbunden ist, die von US-Agenturen ausgewählt und trainiert worden sind. Sie versuchen, sie dafür zu nutzen, das Ansehen venezolanischer Politik aufzufrischen. Chavez wurde 1988 gewählt, ohne Partei-Eintrittskarte nach 40 Jahren eines Zweiparteiensystems in Venezuela und zwar weil das venezolanische Volk von beiden Parteien die Nase voll hatte. Daher suchen sie nach Wegen, die alten Parteien wiederzubeleben, aber mit neuem Antlitz.
Und ich habe das über Jahre untersucht und weiß, wer, wer ist und an einem Training teilgenommen hat, wer die Spendengelder bekommt, und ich kann durchaus mit Überzeugung sagen, dass die Leitung dieser Organisationen in der Studentenopposition von US-Agenturen finanziert wird, von USAID, von NED, von dem International Republican Institute und vielen anderen. Es ist zweifellos eine Strategie und ein Plan und ein Bestandteil, zu dem nicht nur interne Aktionen in Venezuela, Proteste und Versuche, chaotische Instabilität im Land aufrechtzuhalten und es zu destabilisieren gehören, sondern auch über die Medien ein entsprechendes Image zu projizieren.
Denn, wenn man Studentenproteste sieht, denkt man, ";das ist die Avantgarde, das sind diejenigen, die man ändern kann, das kann doch nicht schlecht sein."; Und wenn man dann staatliche Unterdrückung dieser Protest sieht, dann denkt man: ";Da ist sie, die Diktatur, das ist der üble Staat, von dem sie uns in den letzten fünf Jahren erzählt haben, das ist live und kommt direkt aus Venezuela."; Aber man weiß auch, dass, damit es passiert, eine Menge davon geplant und genauestens programmiert werden muss, um diese Aufmerksamkeit der internationalen öffentlichen Meinung zu erreichen, und ich denke, das ist heute für uns eine riesige Aufgabe, dem zu begegnen, der heutigen Unternehmerkontrolle über die Medien, die mit den imperialistischen Interessen und deren Agenda zusammen arbeiten. Wie können wir dem entgegenwirken? Erstens, denke ich, dass wir es nicht alleine können. Jetzt, wo es die bolivarianische Alternative für unser Amerika (ALBA) gibt, in der Nationen mit ähnlichen politischen Visionen zusammen kommen, um über alle Arten von Handel zu sprechen, müssen wir auch Medienstrategien zur Bekämpfung dieser Situation, die wir nicht wollen, entwickeln und Wege aus dieser Informationsblockade ausfindig machen: Radio, Internet, Zeitungen, Gemeinschaftsfernsehen und all diese Instrumente, die wir zur Hand haben. Was wir tun müssen, ist, einen Weg zu finden, wie wir sie erweitern und sicherstellen, dass sie das Publikum, das wir brauchen und erreichen wollen, auch erreichen.

BD. Du hast einige Male Kuba erwähnt. Wie glaubst du, hat die Kubanische Revolution fünfzig Jahre lang so stabil bleiben können?

EG: Wenn wir Venezuela und Kuba vergleichen, hat Venezuela eine große Opposition innerhalb des Landes, die ständig, jeden Tag, ganz offen destabilisiert. Kuba hat eine interne Opposition aber der größte Teil befindet sich außerhalb des Landes, und auf gewisse Weise ist es leichter darauf zu reagieren, wenn dein Feind sich außerhalb deines Umfeldes befindet, und du kannst deine Reaktion entsprechend entwickeln. Ich glaube, es ist anders, wenn er immer um dich ist, überall und ständig wachsend und danach sucht, die revolutionäre Ebene zu infiltrieren, wie es in Venezuela der Fall ist.
Aber ich glaube auch, dass es kulturelle Unterschiede gibt. Ich glaube, es gibt eine Menge Strategien und Visionen, wie die Revolution aufgebaut werden muss, aber gleichzeitig befinden wir uns im Heute. Es ist 2010 und wir schauen auf 50 Jahre Kubanische Revolution und in Venezuela schauen wir auf 10 Jahre, und ich weiß, dass viele, mit denen ich sprach, zumindest in Kuba, die all' die Zeit gelebt haben, sagen, es sei sehr ähnlich, wenn man dieses erste Jahrzehnt betrachtet und die Puzzleteile zusammenfügt und sieht, wer ist wer und was wirst du tun, um es aufzubauen. Und es ist erstaunlich, dass, obwohl es andere Beispiele und Erfahrungen gibt, es immer noch jedes Land und jedes Volk ist, das seinen eigenen Weg findet, und in Venezuela erleben wir das. Wir haben das Beispiel von Kuba, und wir können das Gute und das Schlechte betrachten, aber müssen es gleichzeitig auf die venezolanische Erfahrung und deren Charakteristik übertragen.
In Venezuela wurde viel getan, aber vieles muss noch getan werden. Die Entwicklung des Rundfunks zum Beispiel - wir sprechen jetzt in verschiedenen Sprachen, das gibt es nicht in Venezuela. Die Zeitung, die ich erwähnt habe, ist endlich eine Zeitung in Englisch. Was ist mit all' den anderen Sprachen? Sprachschulen müssen entwickelt werden. In Kuba besitzt das Priorität. Ich glaube, es gibt verschiedene Umstände. Kuba ist ein viel kleineres Land und hat andere Ressourcen und andere Bedürfnisse. Venezuela hat eine völlig andere Geschichte und ist ein Land mit enormen Ölreserven, und die Kultur hat es in ein völlig anderes Szenario gesetzt.
Kuba ist ein Land, das traditionell eine Tourismusindustrie besitzt; Venezuela hatte das noch nie. Kuba ist ein Land, das dies Art von Beziehungen zu Ausländern gewohnt ist und weiß; wie man sie anspricht und auch wie man sie fasziniert und die Dinge zum eigenen Nutzen angeht. Venezuela hat keine Ahnung. Es ist etwas, das jetzt entwickelt wird. In Venezuela war der Tourismus nie notwendig. Wir hatten Öl. Wer braucht Touristen, wenn er ein tägliches Einkommen von 150 Millionen Dollar durch Öl hat? Ich glaube, wir könnten eine Tourismusindustrie haben. Jetzt wird versucht, eine zu entwickeln. Das sind die unterschiedlichen Umstände. Also hat Kuba zuerst und intelligent mit dem gearbeitet, was verfügbar war, und Wege ergründet, es besser zu nutzen. Gleichzeitig hat Kuba außerordentliches auf dem Gebiet der Solidarität geleistet, indem es die Hand ausstreckte und die Solidarität anderer zu schätzen wusste. Und es wusste, wie man dazu ermutigt und sicher stellt, dass es weiter für seine Verbündeten sorgt, weil es wusste, was das bedeutet. Und auch in der Solidarität der Kubaner untereinander und wie man Ausländern entgegenkommt. Die Kubaner sind das am solidarischsten orientierte Volk der Welt, obwohl sie von allem nur ein Minimum oder gar nichts besitzen, geben sie so viel sie können. Und das war eine gewaltige Lektion für uns in Venezuela, einem Land, in dem wir so viel besitzen, zu lernen, mit praktisch nichts so viel zu geben und so großzügig zu sein. Von Kuba können wir in der ganzen Welt lernen.

BD: Besitzen die Cuban Five in Venezuela Öffentlichkeit oder Unterstützung?

EG: Venezuela? Absolut! Aber das kam von den kubanischen Komitees und der Solidarität mit den Fünfen, die die Angelegenheit dahin gebracht haben. Natürlich gab es in Venezuela eine gewaltige Empfänglichkeit dafür, da es eine Angelegenheit ist, um die wir uns sorgen und die etwas mit Anti-Imperialismus und der US-Scheinheiligkeit und Widerspruch zu tun hat. Ich möchte hinzufügen, dass das in den USA wenig Publizität besitzt ... es wäre wichtig, wenn es mehr Kenntnis und größere Publizität in der Sache gäbe und natürlich liegt das an der Kontrolle der Massenmedien.
Wenn man sich so etwas von Doppelmoral ansieht, da sitzen in den USA diese fünf Kubaner im Gefängnis und haben nicht eine einzige Gewalttat begangen. Gut, die USA könnten sagen, sie hätten gegen Gesetze verstoßen, aber sie haben niemanden geschadet oder verletzt. Und dann erlauben die USA einer Person wie Luís Posada Carriles, einem buchstäblich kriminellen Terroristen, frei in den USA zu leben, und das FBI stuft ihn nicht als Terroristen ein. Sie wissen, was er getan hat. Jenen gegenüber, die nicht vollständig begriffen haben, was US-Imperialismus ist oder wie das Imperium vorgeht, müssen wir diese Widersprüche betonen.
Und wir müssen natürlich weiter für die Freiheit der Cuban Five kämpfen. Ich glaube, es ist wichtig zu begreifen, wie das US-Rechtssystem zu seinem eigenen Vorteil funktioniert, und dass es kein System der Gerechtigkeit ist. Wir können protestieren und wir können kämpfen und unsere Stimmen erheben, aber unsere Erwartungen sollten sich nicht außerhalb der Realität bewegen. Und wenn man die Vereinigten Staaten kennt, und ich bin Juristin aus den USA, weiß man, dass sie kein Land der sozialen und ökonomischen Gerechtigkeit sind und nicht den Interessen des Volkes dienen. Sie dienen den Interessen einer elitären Minderheit, und dieser besondere Fall hat nichts mit Gesetzesbruch zu tun, auch wenn sie sagen, sie hätten das Gesetz zur Registrierung von ausländischen Agenten verletzt oder etwas anderes.
Es hat etwas mit der alten US-Schulpolitik gegenüber Kuba zu tun, basierend auf infantilem Stolz, und der Tatsache, dass das US-Imperium nicht Willens ist, zu akzeptieren, dass das kleine Kuba in der Lage war, der US-Macht zu widerstehen und sich als Volk und Botschaft des Widerstands und der Würde auf globalem Niveau behauptete. Und das glaube ich, steckt hinter dem Fall der Cuban Five.

BD: Welcher Einfluss oder Hintergrund hat dich dazu gebracht, dein Leben der Aufdeckung einiger Aspekte des schmutzigen Geschäfts zu widmen, das in deinem Land, in diesem Land hier und in Bolivien und Nicaragua und vielen lateinamerikanischen Ländern vor sich geht?

EG: Ich glaube eine lebenslange Überzeugung von Gerechtigkeit, schon als kleines Mädchen, zu versuchen, gegen Grausamkeit und Unmenschlichkeit zu kämpfen, sogar auf der einfachsten Ebene gegen Tiere oder unseren Planeten Erde. Ich war schon immer ein Verteidiger der Rechte der Tiere und der Umwelt und der Menschenrechte.
Ich wurde auch von einer Mutter groß gezogen, die politisch sehr aktiv in Sachen Frauenrechte in den 1970ern war. Ich erinnere mich, als Kleinkind immer einen Button mit der Aufschrift ";Kinder sind auch Menschen"; getragen zu haben. Und ich habe versucht, irgendwie unsere Rechte als Kinder begreiflich zu machen und die Stimme zu erheben. Also hat mich meine Mutter dazu erzogen, ein gewissenhafter Mensch zu werden, und sie lehrte uns, meinen Bruder und mich, dass wir als menschliche Wesen und Mitglieder der Gesellschaft irgendwas für die Menschlichkeit tun müssen. Und sie hat uns niemals etwas aufgedrängt, was auch immer, aber es ist etwas, das immer in mir geblieben ist, und als Teenager und junge Erwachsene war ich immer irgendwie an politischen Aktivitäten beteiligt. Was ursprünglich auf die Rechte der Tiere und der Umwelt gerichtet war, richtete sich schließlich auf die Menschenrechte.
Und als ich die Ungerechtigkeit insbesondere des US-Systems sah, und wie der Kapitalismus und Imperialismus in den Vereinigten Staaten dem eigenen Volk Ungerechtigkeit aufzwingt, richtete ich mein Augenmerk auf das Studium und die Untersuchung von Geheimdienstprogrammen und Methoden der Aggression und Unterdrückung von sozialen Bewegungen in den USA und dann darauf, wie das international ausgeweitet wird. Es ist etwas, das mich immer mehr eingenommen hat, jeden Tag meines Lebens, wie du lebst, atmest, und du siehst es, und du verstehst es, du weißt, dass du verpflichtet bist, etwas zu tun, was immer du tun kannst, um das zu beenden, es anzuklagen, dagegen zu kämpfen. Und dass das, was du tust, nicht gegen dein Land gerichtet ist. Ich bin nicht anti-amerikanisch. Ich bin nicht gegen die USA. Ich hasse die Vereinigten Staaten nicht. Ich glaube, dass dich das eher zu einem Patrioten macht. Ich sage nicht, dass ich ein US-Patriot bin. Aber es macht dich mehr zu einem Patrioten als Weltbürger wenn du gegen die Ungerechtigkeit kämpfst, dass deine Regierung in deinem Namen handelt und dass du es ablehnst zu akzeptieren, dass das passieren kann. Und wenn man an die grundlegenden Prinzipien von Gerechtigkeit, Gleichheit und Chancen für alle glaubt, muss man weiter dafür kämpfen, und wenn man es in anderen Ländern und Gesellschaften als Möglichkeit dargestellt sieht und sieht, dass die Regierung des eigenen Landes irgendwie versucht, das zu zerstören, dann ist das nicht hinnehmbar, und ich persönlich kann nicht zusehen, wie es geschieht, ohne dann nicht jede Minute und jede Sekunde meines Lebens etwas dagegen zu unternehmen.

Dieses Interview mit Eva Golinger wurde in vier Teilen am 1., 2, 3. und 4. Februar 2010 von Radio Havana Cuba ausgestrahlt.

Deutsch: ˇBasta Ya! (jmb, db)

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