Der Fall der "Cuban Five" und die Medien

Ricardo Alarcón de Quesada

6. Mai, 2011

Als die US-Regierung am 25. April die "Habeas Corpus"-Petition von Gerardo Hernández Nordelo ablehnte, tat sie es so kategorisch, dass sie nicht den leisesten Zweifel aufkommen ließ.
Washington möchte damit gegenüber dem Gericht von Miami erklären, dass seine Petition unzulässig ist und zwar kurz und bündig, ohne eine Anhörung zur Untersuchung ihres Gehalts, ohne Gerardo anzuhören und ohne die verborgenen Beweise vorzulegen. So geht sie mit der letzten Möglichkeit eines Menschen um, ein ordentliches Gerichtsverfahren in Anspruch zu nehmen, der zu zweimal Lebenslänglich, zuzüglich 15 Jahren, verurteilt ist.
Washington beantragt auch, die Anträge von Antonio und René, auf die gleiche Weise abzulehnen.
Dies sind praktisch drei gleichzeitige Aktionen, die das zu Grunde liegende willkürliche und unrechtmäßige Wesen des US-Systems bloß stellen. Sie fanden vor einer Woche statt, ohne Berichterstattung, abgesichert vor der Erwähnung in den Medien.
Die Diktatur der Medien ist zurzeit wahrscheinlich das wirksamste Instrument der imperialen politischen Vorherrschaft. Sie beherrscht die Informationen weltweit in hohem Maße und bestimmt, was die Menschen wissen dürfen und blockiert alles, was sie der Öffentlichkeit mit eiserner Faust vorenthalten wollen.
Der Kampf um die Freiheit unserer fünf Patrioten kann nur gewonnen werden, wenn wir diese in der heutigen Welt so wichtige Tatsache verstehen und in der Lage sind, in Übereinstimmung zu handeln.
Eine so eiserne Zensur ist kein Zufall. Ein Teil von Gerardos Verfahrensantrag basiert genau auf der Unterschlagung von Beweismaterial und der perversen Funktion der so genannten Informationsmedien.
Es geht um einen Fall, der praktisch niemandem außerhalb von Miami bekannt ist. Die großen Medienkonzerne verhängten gegenüber der Welt außerhalb davon totales Schweigen, während sich ihre Korrespondenten innerhalb dieser Stadt mit den lokalen Medien von fragwürdigem Ruf zusammenschlossen, um eine heftige Kampagne gegen die Angeklagten zu inszenieren, die zu dem beitrug, was die drei Richter vom Berufungsgericht einen "perfect storm" [vollendeten Sturm, Anm. d.Ü.] aus Vorurteilen und Feindseligkeit nannten, aufgrund dessen sie entschieden, das Gerichtsverfahren als nicht rechtmäßig zu erklären.
Richterin Lenard protestierte selbst wiederholt gegen die von diesen angeblichen Journalisten betriebenen provokativen Aktionen, die bei den sich bedroht fühlenden Geschworenen, Furcht auslösten.
2006 wurde aufgedeckt, dass diese Provokateure für ihre schmutzige Arbeit von der US-Regierung bezahlt worden waren. Seit dieser Zeit haben verschiedene Organisationen in Anbetracht des Ausmaßes der Verschwörung, die die skandalöse Verdrehung der Tatsachen seitens der Behörden mehr als ausreichend nachweist, Washington dazu aufgerufen, die unter Verschluss gehaltenen Daten freizugeben.
Über fünf Jahre lang haben diese Freunde in den USA sich so nobel wie einsam um etwas bemüht, was von den Medienkonzernen vollständig ausgelassen wurde und wo von sehr wenig von denjenigen herausgefiltert worden war, die sich als alternativ betrachten.
Und daher war es für die US-Regierung nicht schwer, ihre starrsinnige Haltung aufrechtzuerhalten und weiterhin Geheimhaltung zu verhängen.
Auch war es ihr nicht besonders schwer gefallen, die Satellitenaufnahmen von dem Zwischenfall am 24. Februar 1996 einzubehalten, die es wie seinen Augapfel vor der Öffentlichkeit hütet. Vor fünfzehn Jahren verweigerte es den Ermittlern von der "International Civil Aviation Organization" [Internationalen Flugüberwachungsorganisation, Anm. d. Ü.] diese anzusehen, es weigerte sich, sie dem Gericht in Miami vorzulegen und hat seine Weigerung jetzt wiederholt. Das Verhalten, mit dem es anderen die Beweise vorenthält, zu denen nur Washington Zugang hat, ist so offensichtlich und verdächtig wie seine 123 Seiten lange Argumentation, nebst drei Anhängen, gegen Gerardo, es spricht die Angelegenheit mit einem fünfzeiligen Abschnitt in gewundener Sprache kaum an.
Erlauben Sie mir einen kurzen Rückblick. Gerardo Hernández Nordelo hatte absolut nichts mit dem Abschuss der Flugzeuge am 24. Februar 1996 zu tun. Die US-Regierung selbst, die von W. Bush, hat den Mangel an Beweisen für diese Anschuldigung gegen Gerardo zugegeben und bat in letzter Minute darum, sie zurückzuziehen. Sie tat es in einem offiziellen Dokument mit dem Titel "Notantrag", in dem sie selbst diese Anschuldigung als beispiellose Aktion in der Geschichte des Landes bezeichnete.
Hier ist das Dokument mit dem Datum vom 25. Mai 2001, es ist bald zehn Jahre alt, aber bis heute existiert es nicht für diejenigen, die sich "Informationsmedien" nennen. Ich habe von meinen andalusischen Vorfahren eine gewisse Neigung zur Halsstarrigkeit geerbt, und darum trage ich es von Zeit zu Zeit bei mir, denn selbst Zigeuner glauben an eine Gelegenheit. Man weiß es nie. Vielleicht entdeckt irgend jemand eines Tages, dass dieses Dokument existiert.
Zurück zu den Ereignissen vom 24. Februar 1996. Kein US-Gericht besitzt die Zuständigkeit für die Angelegenheit, außer sie wäre in internationalem Luftraum geschehen. Die Untersuchung der ICAO enthüllt etwas Merkwürdiges. Trotz der vorherigen Warnung ihrer Regierung hat die US-Radarstation entweder das Ereignis nicht aufgezeichnet oder widersprüchliche Daten geliefert oder die Daten vernichtet. Der einzige Beweis, der von den US-Behörden angeboten wird, ist die Aussage des Kapitäns eines Schiffes, das - zufällig? - in Miami ausgelaufen war.
Und darum das Interesse an den Satellitenbildern von zuerst der ICAO und dann Gerardos Verteidigung. Die US-Regierung hat die Existenz dieser Bilder nie abgestritten, sie gab zu, sie zu besitzen, aber sie verhinderte fünfzehn Jahre lang, dass irgend jemandem erlaubt wurde, sie zu sehen.
Wie kann man erklären, dass sie es geschafft hat, sie so lange zu verbergen? Ganz einfach, weil ihr entlarvendes Verhalten nie berichtet wurde, weil sie auf die Komplizenschaft der riesigen Medienkonzerne zählen konnte, aber es muss auch gesagt werden, wegen unserer eigenen Faulheit.
Der schlimmste Feind der Pressefreiheit ist die Diktatur der gewaltigen Konzerne, die Informationen manipulieren und gegen eine Betrugsindustrie austauschen.
Diese Diktatur bestimmt das Menü, die mitsamt ihrer Verschlüsselungen der Sprache und Interpretation durch unsere Nachrichtenredaktionen geistert. Wenn wir einen ehrlichen Journalismus entwickeln wollen, der in der Lage ist, sich in eine echte Alternative zu verwandeln, ist es notwendig, über dieses Menü hinaus zu gehen und die Wahrheit in anderen Quellen zu finden. Es ist eine professionelle Notwendigkeit und auch eine Pflicht denen gegenüber, die unter einem Mangel an Ressourcen leiden und harte Kämpfe allein ausfechten. Die Hilfe bei der Artikulation ihrer vereinzelten Bemühungen ist die Pflicht einer revolutionären Presse. Außerdem ist es das beste Rezept gegen die Ansteckungsgefahr dieser oft unbeabsichtigt unter uns herumgeisternden Verschlüsselungen.
Auf diese Weise können wir auch Nachrichten machen. Ohne sie zu erfinden oder zu fabrizieren, wie die Erfindungen und Fabrikationen, die so reichhaltig im Menü enthalten sind, das uns Tag und Nacht serviert wird. Man muss die Ketten brechen, die die Wahrheiten gefangen halten, wie jene, die ich mir erlaubt habe, hier zu erwähnen. Wir müssen letztlich so sein, wie es sich Julio Antonio Mella wünschte: "Denkende Menschen, keine getriebenen."

Der Text ist Teil einer Rede vom 3. Mai 2011 in einer Veranstaltung, die gemeinsam vom FELAP (Lateinamerikanisches Journalistenbündnis) und der UPEC (Kubanische Gesellschaft für Journalisten) anlässlich des Tags der Pressefreiheit abgehalten wurde.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db) aus der englischen Übersetzung von Machetera

(Quelle: antiterroristas.cu vom 6. Mai 2011)

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