In seiner Intervention während des Runden Tisches über die Zunahme des internationalen Terrorismus' anlässlich der Konferenz "Axis for Peace 2005" [Achse für den Frieden] führte Salim Lamrani die Bilanz der geheimen US-Aktivitäten gegen Kuba an. Er zeigt auf unbestreitbare Weise, dass Washington augenblicklich und seit langer Zeit internationalen Terrorismus praktiziert, obwohl es vorgibt, ihn zu bekämpfen.
Von Salim Lamrani
Übersetzung von Salim Lamranis Rede auf der Konferenz, "Axis of Peace 2005" [Achse des Friedens] vom 15. Dezember 2005 in Brüssel
Der Fall Kuba ist in der Geschichte des internationalen Terrorismus`von außergewöhnlichem und einmaligem Charakter. Seit 1959 bis auf den heutigen Tag war und ist Kuba Opfer einer intensiv betriebenen Terrorismuskampagne, die Sabotageakte, bewaffnete Invasion, die Bedrohung durch einen Atomkrieg, außergewöhnlich schwere Wirtschaftssanktionen und unerbittliche diplomatische und politische Angriffe auch über die Medien mit einschließt. [1]
Internationaler Terrorismus und Wirtschaftssabotage
Kürzlich freigegebene offizielle US-Dokumente zeigen, dass die CIA zwischen Oktober 1960 und April 1961 75 Tonnen Sprengstoff über 30 geheime Luftoperationen und 45 Tonnen an Waffen und Sprengstoff über 31 Überfälle von See nach Kuba schmuggelte. Während dieser kurzen Zeitspanne von sieben Monaten verübte die CIA 110 Anschläge mit Dynamit, legte 200 Bomben, ließ sechs Züge entgleisen und brannte 150 Fabriken und 800 Plantagen nieder.
Zwischen 1959 und 1997 verübten die Vereinigten Staaten 5.780 Terroranschläge auf Kuba - darunter 804 von bedeutendem Ausmaß, dazu gehörten 78 Bombenanschläge auf die Zivilbevölkerung, die Tausende von Opfern zur Folge hatten.
Die Terroranschläge auf Kuba haben 3.478 Menschen das Leben gekostet und 2.099 Menschen lebenslängliche Beeinträchtigungen zugefügt. Zwischen 1959 und 2003 gab es 61 Entführungen von Flugzeugen oder Schiffen. Zwischen 1961 und 1996 gab es 58 Anschläge von See auf 67 wirtschaftliche Ziele und auf die Bevölkerung.
Die CIA leitete und unterstützte über 4.000 Personen in 299 paramilitärischen Gruppen. Sie waren für 549 Morde und Tausende von verwundeten Menschen verantwortlich.
Nach einem Angriff mit biologischen Waffen 1971 mussten eine halbe Million Schweine getötet werden, um die Ausbreitung des Schweinefiebers zu verhindern. 1981 kostete die Einführung des Dengue-Fiebers 344.203 Opfer, sie tötete 158 Menschen, unter ihnen waren 101 Kinder. Am 6. Juli 1982 wurden nur an diesem einen Tag 11.400 Fälle registriert.
Die meisten dieser Anschläge wurden in Florida von den durch die CIA ausgebildeten rechtsradikalen Gruppen kubanischer Herkunft vorbereitet.
Straffreiheit für Terroristen
Luis Posada Carriles [2], der vom FBI als "der schlimmste Terrorist der Hemisphäre" betrachtet wird, erfreut sich völliger Straffreiheit. Er befindet sich zurzeit unter dem Schutz der Bush-Administration, obwohl er für viele Terroranschläge verantwortlich ist. Venezuela fordert immer noch seine Auslieferung. Posada ist der Autor der blutigen Terroranschläge, die im Oktober 1976 vor der Küste von Barbados auf ein kubanisches Zivilflugzeug verübt wurden, die 73 Menschenleben kosteten. Orlando Bosch, ein weiterer bekannter Terrorist, ist ebenfalls für Dutzende von Terroranschlägen verantwortlich. Am 23. Juni 1989 erklärte das US-Justizministerium in einem Gutachten, dass Boschs Anwesenheit in den Vereinigten Staaten unzulässig sei. Kurz nachdem er ernsthaft beschuldigt worden war, Terroranschläge verübt zu haben, gewährte ihm Bush Senior eine Amnestie. Heute spaziert er durch die Straßen von Miami und tritt sogar in Fernseh- und Radiosendungen auf, in denen er erklärt, dass er immer noch Anschläge auf Kuba vorbereitet.
Der Fall der Fünf
Am 16. und 17. Juni 1998 lud die kubanische Regierung zwei wichtige FBI-Beamten zu sich ein, um ihnen zahlreiche Dokumente zu übergeben, in denen die Gefährlichkeit von 40 Leuten, die tief in terroristische Aktivitäten verstrickt waren und in Florida leben, bewiesen wurde.
Drei Monate später, am 12. September 1998 verhaftete das FBI fünf Kubaner. [Es wurden 10 Mitglieder der "Red Wasp", der kubanischen verdeckten Ermittler in Sachen Terroranschläge gegen Kuba, verhaftet. Anm.d.Ü.] Sie erhielten jedoch bis vier Tage nach ihrer Verhaftung keine formale Anzeige, wessen sie angeklagt waren [noch klärte sie ein Justizbeamter bei ihrer Verhaftung über ihre Rechte auf, wie es das US-Gesetz vorschreibt, Anm.d.Ü.] und nach einer gegen sie ausgelösten aggressiven Medienkampagne, wurden sie [der Staatsanwaltschaft war es gelungen, die 5 anderen zur "Kooperation zu bewegen", Anm.d.Ü.] verurteilt, bevor der Prozess gegen sie überhaupt begann.
Am 14. September 1998 klagte sie die "Grand Jury" [Große Strafkammer] von Florida an, terroristische Gruppen unterwandert zu haben. Später, als sich die Anklage vom Standpunkt des Gesetzes aus als unhaltbar erwies, änderte die Jury ihre Verfahrensweise und klagte die Fünf wegen 26 Vergehen an, deren schwerste Anklage war die erste (18 usc 371), die ihnen vorwarf, an Verschwörung zur Begehung krimineller Handlungen gegen die Vereinigten Staaten beteiligt zu sein. Die zweite Anklage betraf Spionage. Die dritte beschuldigte Gerardo Hernández des freiwilligen Tötungsdeliktes, indem sie ihn mit den Ereignissen vom 24. Februar 1996 in Verbindung brachte, als ein Flugzeug mit vier Mitgliedern der Terrororganisation "Brothers to the Rescue" abgeschossen wurde, nachdem sie verschiedentlich den kubanischen Luftraum verletzt hatten. [Es handelte sich um 2 Kleinflugzeuge mit jeweils 2 Insassen, die nach vorherigen Warnungen der kubanischen Luftabwehr abgeschossen worden waren. Anm.d.Ü.] Der Staatsanwalt konnte zu diesen Anklagen keinen einzigen Beweis vorlegen. Bei den anderen 23 ging es um geringere Vergehen, zu denen falsche Namensangaben gehörten und der Umstand, dass sie sich nicht als Agenten einer fremden Macht registrieren lassen hatten. Diese Anklagepunkte wurden von der Verteidigung nicht bestritten.
Seit dem Tag ihrer Verhaftung bis zum 3. Februar 2000, wurden die Fünf in Isolationshaft gehalten, das heißt, über 17 lange Monate, ohne Kommunikationsmöglichkeit mit anderen Gefangenen oder Außenstehenden.
Angesichts der Unmöglichkeit zu beweisen, dass die Fünf irgendeine Art von Spionage begangen hatten, klagte sie die Regierung der Verschwörung zur Spionage an.
Ein voreingenommenes Gericht
Während der Verhandlung machte der Staatsanwalt das Recht auf Geheimhaltung der Information geltend [law of procedure for classified information], dass erlaubt, Geheimhaltung über Beweise zu bewahren und sie der Verteidigung nicht zugängig zu machen, sogar, wenn es gegen die Angeklagten verwendet werden kann. Im Bewusstsein der widersprüchlichen Anklage wiederholte die Staatsanwaltschaft dreimal mit unangemessener Heftigkeit, dass die Fünf nach Miami gekommen seien, "um die Vereinigten Staaten zu zerstören".
Die Argumente, die bewiesen, dass die Fünf keine Spionage begangen hatten, wurden nicht von der Verteidigung vorgetragen, sondern von hochrangigen US-Militärbeamten: Rear Admiral Eugene Carrol von der US-Kriegsmarine, Generalmajor Edwards Breed Atkinson von der US-Armee und Generalleutnant James R. Clapper von der US-Luftwaffe.
Um die Anklage wegen Verschwörung zur Spionage zu rechtfertigen, nutzte die Regierung die Tatsache, dass Antonio Guerrero in einer Metallwerkstatt auf dem Übungsstützpunkt der Armee von Boca Chica gearbeitet hatte. Die Verteidigung befragte die hochrangigen Militärbeamten:
Frage an Rear Admiral Eugene Carroll zu Boca Chica: "Welche Information über die Taktiken und Übungen der US-Kriegsmarine konnten für die kubanische Armee von nutzen sein?
Antwort: "Meines Wissens keine."
Fragen an General Atkinson: "Gibt es irgendwelche Unterschiede zwischen unseren Beziehungen zum Warschauer Pakt und der Sowjetunion und unseren Beziehungen zu Kuba?"
Antwort: "Ja, es gibt Unterschiede."
Frage: Welcher Art sind diese Unterschiede?"
Antwort: "Die Kubaner sind keine Gefahr für uns." (Erinnern wir uns an die Hysterie der Staatsanwaltschaft: "Sie kamen, um die Vereinigten Staaten zu zerstören.")
Frage: "Welcher Art ist der Zusammenhang zwischen der Furcht, angegriffen zu werden und der Suche nach Information?"
Antwort: "Ich glaube, sie benutzen ihren Geheimdienst, um herauszufinden, inwiefern wir wirklich darauf vorbereitet sind, sie anzugreifen."
Frage: "Fanden sie, als sie die Dokumente überprüften, irgend ein Dokument, das der Geheimhaltung unterliegt?"
Antwort: "Nein."
Fragen an General Clapper: "Würden Sie der Aussage zustimmen, dass es kein Spionageakt ist, sich Zugang zu öffentlichen Informationen zu verschaffen?"
Antwort: "Ja."
Frage: "Würden Sie mit Ihrer Erfahrung in Angelegenheiten des Geheimdienstes Kuba als eine militärische Bedrohung für die Vereinigten Staaten beschreiben?"
Antwort: "Absolut nicht. Kuba stellt keine Bedrohung dar."
Frage: "Fanden sie irgend einen Beweis dafür, dass Gerardo Hernández versuchte, sich geheimdienstliche Informationen zu beschaffen?"
Antwort: "Nein, nicht soweit ich mich erinnere."
Fehlende Beweise
Was den des Mordes angeklagten Gerardo Hernández betrifft, so erkannte der Staatsanwalt an, dass "in Anbetracht der während des Prozesses vorgelegten Beweise, es sich für die Vereinigten Staaten als ein unüberwindliches Hindernis darstellt, Gerardo Hernández eine Beteiligung nachzuweisen". Die Jury befand Gerardo Hernández jedoch für des Mordes schuldig, obwohl selbst der Staatsanwalt sein Unvermögen ausgedrückt hatte, die Berechtigung dieser Anklage zu beweisen. Es gibt in der Geschichte der US-Justiz keinen Präzedenzfall für dieses Verhalten. Die Fünf wurden zu langen Strafen verurteilt trotz der Tatsache, dass keine der Anklagen gegen sie bewiesen wurde. Eigentlich war es eine politische Gerichtsverhandlung.
Außerordentlich hohe Strafen
Gerardo Hernández Nordelo wurde zu zweimal lebenslänglich, plus 15 Jahren, verurteilt. Ramón Labañino Salazar wurde zu einmal lebenslänglich, plus 18 Jahren Gefängnis, verurteilt. Antonio Guerrero Rodríguez wurde zu einmal lebenslänglich, plus 10 Jahren, verurteilt. Diese drei Leute müssten im Gefängnis sterben und wiedergeboren werden, um ihre Strafen vollständig zu verbüßen, mit Ausnahme von Gerardo Hernández, der drei Leben brauchte, um von der US-Justiz in Frieden gelassen zu werden. Was Fernando González Llort und René González Sehwerert betrifft, so wurden sie jeweils zu 19 und 15 Jahren verurteilt. Alles in allem wurden die Fünf zu viermal lebenslänglich, plus 77 Jahren, verurteilt.
Während des Prozesses wurden zahlreiche Gesetzesverstöße begangen
Die gegen die Fünf begangenen Gesetzesverstöße sind zahlreich:
- Sie hatten nach ihrer Verhaftung keinen unmittelbaren Zugang zu ihren Anwälten.
- Sie mussten zwei Tage warten, bis sie eine Prozessvertretung erhielten.
- Sie wurden ohne die Anwesenheit ihrer Anwälte viele Stunden lang verhört
- Sie wurden 17 Monate lang in Isolationshaft gehalten, eine Verletzung der Gefängnisdienstvorschriften, die bestimmen, dass Isolationshaft nur auf Mörder angewendet werden sollte und nur für maximal 60 Tage.
- An die 20.000 Seiten der gegen sie vorgebrachten Beweise wurden geheimgehalten.
- Sie konnten keinen Kontakt mit ihren Anwälten aufnehmen, um ihre Verteidigung vorzubereiten.
- Etlichen Zeugen der Staatsanwaltschaft wurde angedroht, dass sie der Komplizenschaft angeklagt werden könnten, wenn sie der Verteidigung irgendwelche Information preisgeben würden.
- Der Prozess fand in Miami statt, trotz der außergewöhnlich politisierten Atmosphäre, die in dieser Stadt herrscht, wenn es um irgendein mit Kuba zusammenhängendes Thema geht.
- Bevor die Verhandlung begann, wurde eine Propagandakampagne in Gang gesetzt, die die Fünf der Spionage anklagte. Laut einer Bestandsaufnahme aus dieser Zeit gaben 79 % der Leute zu, gegenüber den Angeklagten voreingenommen zu sein.
- Die Mitglieder der Jury erhielten Morddrohungen für den Fall, dass sie die Angeklagten freisprächen, wie es aus verschiedenen Artikeln der lokalen Presse zu entnehmen war. [3]
- Die Jury bewies ihre Vorurteile. Sie umfasste 12 Mitglieder. Der Vorsitzende der Jury hatte erklärt, dass er gegen "Fidel Castros Diktatur" sei. Die anderen 11 vertraten ähnliche Meinungen.
Beschützte Terrorgruppen
Über ihre gegen Kuba gerichtete politische Aktion hinaus zielte die Verhandlung darauf ab, die Terrororganisationen zu schützen, wie es sich anhand der abstrusen Erklärungen der Richterin Joan A. Lenard zeigt. Der Staatsanwalt bot dem zu 15 Jahren Gefängnis verurteilten René González an, dass er, wenn er falsches Zeugnis gegen seine Landsleute ablege, frei kommen würde. Doch er weigerte sich kathegorisch, dies zu tun. Die Richterin drückte ihre "Sorge" aus, "dass dieser Angeklagte nach Verbüßung seiner Strafe, seine Aktivitäten wieder aufnehmen könnte". Die Richterin fügte dann zu dem 15-jährigen Strafurteil noch eine" zusätzliche Sonderbedingung" hinzu, "um ihn daran zu hindern, sich mit Personen oder Gruppen, Mitgliedern von Organisationen, die Gewalt befürworten, Personen des organisierten Verbrechens in Verbindung zu setzen oder spezielle Orte aufzusuchen, die von ihnen frequentiert werden". Das Gericht erkannte ausdrücklich, dass Miami ein Hafen für "terroristische Personen oder Gruppen" ist und dass in dieser Hinsicht nichts getan wird, obwohl Präsident Bush einen "Krieg gegen Terrorismus" erklärt hat.
Aufgehobene Strafurteile und willkürliche Inhaftierungen
Im April und Mai 2003 begann der Berufungsprozess vor dem Gericht in Atlanta.
[Der Abgabetermin für die Dokumente der Verteidigung zum Berufungsprozess war ursprünglich auf den 7. April festgelegt worden. Weil alle Fünf aber Ende Februar bzw. Anfang März innerhalb ihrer jeweiligen Hochsicherheitsgefängnisse ohne Angaben von Gründen für zunächst 1 Jahr in eine folterähnliche Isolationshaft verbracht worden waren, die danach beliebig verlängert werden können sollte, (in enge Zellen ohne Tageslicht, aber bei künstlicher Dauerbeleuchtung, Betonlagerstätten mit Laken, nur mit Unterwäsche bekleidet, teilweise defekten sanitären Anlagen, teilweise in Ketten, alle ohne Außenkontakte), wurde die Vorbereitung der Anwälte auf den Abgabetermin behindert, so, dass Leonard Weinglass, der Anwalt von Antonio Guerrero eine Verschiebung des Abgabetermins beantragte. Die Fünf wurden dann nach einem Monat aufgrund der internationalen Beschwerdebriefe an die US-Behörden und an den damaligen US-Justizminister John Ashcroft, auch von Amnesty International, aus der Isolationshaft entlassen. Anm.d.Ü.]
Am 27. Mai 2005 erklärte die UN-Arbeitsgruppe für Willkürliche Inhaftierungen die Inhaftierung der Fünf sei willkürlich und verstieße gegen internationales Recht. Am 9. August 2005 annullierte der 11th Circuit Court of Appeals in Atlanta das in Miami abgehaltene Verfahren, aber seitdem verblieben die Fünf nicht nur ungerechter, sondern auch unrechtmäßiger Weise in ihren Gefängnissen.
Fälle moralischer und psychologischer Folter
Es wurden etliche Formen moralischer und psychologischer Folter auf die Familien der Fünf angewandt. Olga Salanueva, die Ehefrau von René González und ihre Tochter Ivette konnten ihn nie im Gefängnis besuchen. [Sie konnten ihn seit dem 16. August 2000, als sie René zusammen mit der älteren Tochter Irma zum ersten und einzigen Mal im Gefängnis besuchen durften, aber gleichzeitig als Erpressungsmittel gegen René benutzt wurden, seine vier Kameraden zu belasten, nicht mehr besuchen. Als René die "Kooperation" mit der Staatsanwaltschaft dennoch verweigerte, musste Olga für 3 Monate ins Gefängnis in Fort Lauderdale und wurde danach ohne ihre damals zweijährige Tochter nach Kuba ausgewiesen. Ivette wurde währenddessen von ihrer in Florida lebenden Urgroßmutter betreut. Es gelang schließlich der Mutter Renés, Irma Sehwerert, Ivette unbeschadet nach Kuba zu holen, s. entsprechende Berichte auf unserer Website.]
Und Adriana Pérez O'Connor, die Ehefrau von Gerardo Hernández, konnte ihren Ehemann nicht besuchen. Diese Frauen konnten ihre Ehemänner fast acht Jahre lang nicht sehen. [Olga konnte ihren Ehemann über 5 Jahre nicht sehen und Adriana ihren Ehemann über 7 Jahre lang nicht, Anm.d.Ü.] Die auf Adriana angewandte Behandlung ist [auch] ein Fall wirklicher psychologischer Folter. Am 25. Juni 2002 wurde ihr nach zweijähriger Wartezeit ein Visum zum Besuch ihres Ehemannes gewährt, der damals im Gefängnis in Los Angeles war [genauer gesagt in Lompoc, Kalifornien, Anm.d.Ü.]. Adriana wurde jedoch bei ihrer Ankunft in den Vereinigten Staaten [Flughafen Houston, Texas] vom FBI verhaftet, 11 Stunden lang verhört und dann nach Kuba ausgewiesen.
Um diese Ungerechtigkeit zu verteidigen, erklärte die US-Regierung, dass Olga Salanueva und Adriana Pérez keine Visa gewährt werden könnten, weil sie eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten darstellten. Sogar die kleine Ivette, die [noch keine] acht Jahre alt ist, und ihren Vater [eigentlich] noch nicht kennt, stellt nach Aussage des State Departments eine Gefahr für die nationale US-Sicherheit dar [Das stimmt so nicht: Sie dürfte alleine einreisen, weil sie aufgrund ihrer Geburt US-Bürgerin ist. Aber es ist ihr als noch Siebenjähriger nicht zuzumuten, ihren Vater ohne Begleitung ihrer Mutter im Gefängnis in den USA zu besuchen.]
Um die Konsularbesuche zu blockieren, haben sie die Fünf in Gefängnissen in fünf verschiedenen Winkeln des Landes untergebracht: Gerardo Hernández in Kalifornien, Antonio Guerrero in Colorado, Fernando González in Wisconsin, Ramón Labañino in Texas, und René González in Süd- Carolina [René wurde zweimal verlegt, jetzt ist er in Marianna, Florida]
Die US-Gesetzgebung und das Völkerrecht werden mit Füßen getreten
Das Verfahren gegen die Fünf verstößt gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten, gegen die Dienstvorschriften der Bundesgefängnisse, gegen die Erklärung zum Schutz vor Folter und anderen Grausamkeiten, vor unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung von Strafgefangenen, gegen die Wiener Konvention über Zivile und politische Rechte, gegen die Konvention über die Rechte von Kindern, gegen die UN-Minimal-Forderungen zur Behandlung von Gefangenen und gegen die Amerikanische Konvention über Menschenrechte.
Die Doppelmoral der internationalen Medien
Washington gewährt terroristischen Gruppen, die einen Angriffskrieg gegen die Kubanische Revolution führen, innerhalb der USA Schutz. Diese faschistischen Gruppen agieren offen und mit völliger Straffreiheit, weil das Weiße Haus sie im Laufe der Geschichte unterstützte. Die Episode von Luis Posada Carriles, der sich trotz der Tatsache, dass die US-Gerichte seine Anwesenheit wegen seiner terroristischen Aktivitäten verboten haben, seit vergangenem März in den Vereinigten Staaten befindet, hat den "Krieg gegen den Terrorismus" wieder einmal als Lüge offenbart.
Die Doppelmoral, die die Vereinigten Staaten bei ihrem "Krieg gegen den Terrorismus" anwenden, der nur eine Ausflucht darstellt, die ihre hegemonistischen Bestrebungen kaschiert, wird jedoch auch auf die internationalen Medien ausgedehnt, die die Doktrin der "guten und schlechten Terroristen" akzeptieren, gutheißen und ausführen. Auf diese Weise handeln die internationalen Medien als Komplizen des globalen Maneuvers und bestärken die USA in ihren imperialistischen Plänen.
Dieses Medien-Handlungsschema ist offensichtlich. Wie ist es möglich, dass die internationale Informationsvermittlung auf dem Gipfel des "Krieges gegen den Terrorismus" nicht über den Fall Kuba spricht, über ein Land, das Opfer der längsten und erbittertsten Terrorkampagne der modernen Geschichte ist?
Im Namen welcher ideologischen Amnesie haben die internationalen Medien nach den Anschlägen des 11. Septembers darauf verzichtet, die blutigen Anschläge vom 6. Oktober 1976 auf ein kubanisches Linienflugzeug vor der Küste von Barbados zu erwähnen und dass es einer der ersten Fälle von terroristischen Anschlägen auf die Luftfahrt in der Geschichte war. Wie kommt es, dass die internationalen Medien es vorziehen, während die Vereinigten Staaten gerade Luis Posada beherbergen und schützen, ein Treffen einer kleinen Gruppe kubanischer "Dissidenten", die, wie es Dokumente des US-State Departments zeigen, von Washington bezahlt und gesteuert sind, mit ausgiebiger Berichterstattung bedenken?
Die Behandlung des Themas "Terrorismus" seitens der Medien bestätigt nicht nur die Doppelzüngigkeit, sondern auch die Lüge über den "Krieg gegen den Terrorismus". Wenn der "Krieg gegen den Terrorismus" irgend eine reelle Basis hätte, würden die internationalen Medien die aggressive terroristische Kampagne anprangern, die alle US-Administrationen seit 1959 gegen das kubanische Volk geführt haben. Die anscheinend ausgeklügeltste Zensur, die über den Terrorismus gegen Kuba verhängt wird, veranschaulicht die Doppelzüngigkeit der westlichen Medien deutlich.
Die erwiesene Empfindlichkeit dieser Medien hebt die doktrinäre Atmosphäre nur noch mehr hervor, die in den Redaktionen rund um die Welt vorherrscht. Der Skandal der fünf in den Vereinigten Staaten eingekerkerten kubanischen Bürger ist dafür ein Beispiel. Wenn westliche Gesellschaften intellektuell frei wären, würden sie die grausame und unmenschliche Behandlung, die man auf die Fünf anwendet, öffentlich anprangern. Dieser Justizskandal wurde jedoch völlig von den Mainstream-Medien ignoriert. [Nicht ganz: z.B. berichteten New York Times, Washington Post, Die Süddeutsche Zeitung anlässlich der Veröffentlichung des Urteils der UN-Arbeitsgruppe und des Urteils der drei Richter aus Atlanta über den Fall, aber es war natürlich zu wenig, um ihn wirklich bekannt zu machen, Anm.d.Ü.]
Die Nachrichten müssen durch einen ideologischen Filter, der zeigt, wie tief die Ursachen für das autoritäre Regierungssystem in den Strukturen der internationalen Medien verwurzelt sind. Eigentlich sind die Medien, die angebliche Quelle der Information, nur ein Instrument zur Kontrolle der Gedanken und Vorstellungen, da sie wichtige Diskussionen systematisch ausblenden, wie die Ursachen und die Legitimität eines terroristischen Krieges, der gegen ein Land geführt wird, das sich entschieden hat, seinen eigenen Weg der Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu gehen. Die grundsätzlichen Themen, wie das Recht Kubas, sich gegen andauernde Aggressionen zu wehren, werden einfach ignoriert.
Die französischen Medien gingen bis an die Grenzen der Unanständigkeit, als sie Luis Posada Carriles als einen "Anti-Castro-Kämpfer", der des "Terrorismus angeklagt" ist, beschrieben oder, was der Gipfel der Heuchelei war, als "Ex-Terroristen" bezeichneten. Sind das die Vorschriften zur Beschreibung terroristischer Kriminalität? Niemand prangert dieses semantische Verbrechen an, das zeigt, dass doktrinäre Barrieren perfekt funktionieren. Was würde passieren, wenn man Osama Bin Laden als "Anti-Bush-Kämpfer" bezeichnen würde, der "des Terrorismus angeklagt" ist oder ein "Ex-Terrorist" sei? Der Skandal, den diese Wortwahl auslöste, entspräche dem der Komplizenschaft der Medien im Falle von Posada Carriles.
Auf eine bestimmte Weise sind die Medien Komplizen des Terrorismus', wenn man bedenkt, dass die Anschläge auf Kuba für sie unwichtig sind. Wenn eben möglich, werden Verbrechen, die aus einer antirevolutionären Einstellung begangen werden, verschwiegen. Und wenn es unmöglich geworden ist, sie weiter zu verstecken, werden sie heruntergespielt und die Schuldigen werden von den Medien bei völliger Straffreiheit freigesprochen, wie es sich bei ihrer Schilderung des schlimmsten Terroristen der westlichen Hemisphäre gezeigt hat.
Stillschweigend akzeptieren die Medien die Rechtfertigung eines gewissen gewalttätigen Verhaltens und prangern das an, was sie als willkürlichen Terrorismus bezeichnen. Es hängt immer davon ab, wer das Opfer ist: wenn es ein Europäer oder Amerikaner ist, dann sind die Schuldigen gottlose oder gesetzlose Kriminelle; wenn das Opfer ein Kubaner ist, werden die Schuldigen zu Leuten, die des "Terrorismus angeklagt" sind, werden als "Anti-Castro-Kämpfer" oder "Exterroristen" bezeichnet. Das Hauptziel dieser Medientyrannei ist die öffentliche Meinung.
Die innerhalb der Medien eingerichteten ideologischen Rahmenbedingungen zensieren die realen Ursachen. Somit weisen die Medien, das Wesen der Großindustrie und die Finanzgruppen Zeichen von Despotismus auf, der eine Gefahr für die Zukunft der Menschheit darstellt.
Salim Lamrani
Französischer Forscher an der Universität der Sorbonne, spezialisiert auf Beziehungen zwischen den USA und Kuba
[1] Vom selben Autor zum selben Thema, s. Salim Lamrani (Herausgeber), Superpower Principles: U.S.-Terrorismus against Cuba (Monroe, Main: Common Courage Press, 2005) [Der Druck dieses Buches wurde von ¡Basta ya! finanziell unterstützt]; Salim Lamrani: Washington contre Cuba: un demi-siècle de terrorisme et l'affaire des Cinq (Patin: Le Temps des Cerises, 2005); Salim Lamrani (editor), La guerra contra el terrorismo y el caso de los Cinco (Barcelona: El Viejo Topo, 2005); Salim Lamrani (compiler), Terrorismo de Estados Unidos contra Cuba. El caso de los Cinco (La Habana: Editorial José Martí, 2005).
[2] "Les confessions de Luis Posada Carriles", Voltaire, June 14, 2005.
[3] El Nuevo Herald, "Afraid of being jurors in trial of spies", December 2, 2000
Deutsch: ¡Basta Ya!
Alle Anmerkung sind auf unserer Website belegt.