5 Cubaner wieder in Einzelhaft im "hueco" (Loch)

Bernie Dwyer, Radio Habana Cuba

Interview mit Leonard Weinglass

Bernie Dwyer: Der cubanische Parlamentspräsident, Ricardo Alarcón klagte an, dass die fünf Cubaner erneut in ihren jeweiligen Gefängnissen, wo sie sich ungerechtfertigterweise befinden, in Einzelhaft (ins hueco) verbracht worden sind.
Was können Sie uns darüber sagen?

Leonard Weinglass: Ja, man hat mich darüber informiert und ich stehe in Kontakt mit den Behörden des Gefängnisses in Colorado, in dem Antonio Guerrero inhaftiert ist und ich kann sagen, dass sie sich in keiner Weise kooperativ gezeigt haben, um die Situation zu klären. Sie haben es abgelehnt, mich mit Antonio zu sprechen zu lassen.
Das Verbringen der Fünf in eine Einzelhaftzelle stellt in diesem Moment einen völlig unnötigen und irrationalen Akt dar, der nur aus dem Wunsch begründet sein kann, die Strafe gegen sie noch zu verstärken und ihre Lebensbedingungen im Gefängnis noch mehr zu verschlechtern.
Ich sehe absolut keine Rechtfertigung für eine solche Maßnahme. Seit dem 11.September 2001 schickte die Regierung der Vereinigten Staaten alle Mitglieder der Schwarzen Panter Organisation, die in Gefängnissen überall im Land inhaftiert sind, in Einzelhaft, ins "Loch". Dies betrachten wir als ungerechtfertigten Akt, der in keinerlei Beziehung zur nationalen Krise steht, auf die die Regierung anspielt.
Ich denke, dass das, was hier geschieht, wahrscheinlich das gleiche ist, was den Mitgliedern der Schwarzen Panter passiert ist, die genauso ins "Loch" geschickt wurden, nur weil sie politische Gefangene sind. Ich fürchte, dies trifft auch auf die Fünf zu.

Bernie Dwyer: Mr. Weinglass, heißt das, dass sie wegen des bevorstehenden Krieges gegen den Irak als Sicherheitsrisiko betrachtet werden?

Leonard Weinglass: Nun, das ist nur eine Vermutung, denn sie weigern sich mir meine Fragen zu dem Thema zu beantworten. Aber die Tatsache, dass die Fünf wieder ins "Loch" geschickt wurden, ist ein Indiz dafür, dass es sich um eine politische Entscheidung handelt und dass es nicht das Ergebnis einer isolierten Aktion von irgendjemanden ist. Ich denke, dass dem so ist, obwohl ich keinerlei offizielle Bestätigung erhalten habe, aber wie ich bereits erwähnt habe, handelt es sich um einen völlig irrationalen und unnötigen Akt, der nichts mit irgendeinem realen Sicherheitsbedürfnis der Gefängnisbehörden zu tun hat.

Bernie Dwyer: Welches genau sind die Rechte und Privilegien, die man ihnen entzogen hat?

Leonard Weinglass: Wenn jemand in Einzelhaft gebracht wird, verliert diese Person buchstäblich alle Rechte. Dies wird als eine extrem schwere Strafe betrachtet. Der Gefangene darf nur noch mit seinen Anwälten Kontakt haben.
Antonio hat im Gefängnis unterrichtet, aber ich vermute, dass sie ihm dies nicht mehr gestatten. Man erlaubt ihnen nicht, mit einer Person Kontakt zu haben und hält sie in vollständiger Isolierung. Wie ich schon gesagt habe, handelt es sich dabei um eine sehr harte Strafe, die gegenüber Gefangenen angewandt wird, die wichtige Sicherheitsregeln des Gefängnisses verletzt haben. Die Tatsache, dass die Fünf ins "Loch" geschickt wurden, hat nichts mit einer imaginären Krise in den Vereinigten Staaten zu tun.

Bernie Dwyer: Sie erwähnten, dass die einzige Person, zu dem sie Kontakt haben dürfen, die Anwälte seien. Aber im Augenblick scheint es, als ob nicht einmal dieses elementare Recht der Gefangenen respektiert würde.

Leonard Weinglass: Sie haben Recht. Ich versuche bereits seit zwei Tagen mit Antonio zu sprechen. Sie versprachen mir, dass ich gestern mit ihm hätte sprechen können. Ich verfolge alle Schritte. Ich schrieb die Briefe, die Tony autorisieren mit mir zu telefonieren, indem ich mich verpflichte die Kosten für diesen Anruf zu bezahlen. Sie haben ihm aber nicht erlaubt, das Telefon zu benutzen. Die Gefängnisbehörden haben nicht einmal dieses Recht respektiert.

Bernie Dwyer: Mr. Weinglass, wissen Sie von irgendeinem andern politischen Gefangenen eines anderen Landes, der eine ähnliche Behandlung erfahren hat?

Leonard Weinglass: Ich habe andere Anwälte gefragt, die ich kenne und die Leute aus dem Mittleren Osten vertreten, die sich in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert sind und keiner hat mir bis jetzt darauf geantwortet. Deswegen weiß ich nicht sicher, wie viele Personen sich in einer ähnlichen Situation befinden. Ich gehe davon aus, dass mir diese Anwälte irgendwann heute etwas über den Status ihrer jeweiligen Klienten sagen werden.

Bernie Dwyer: Wann begann, Ihres Wissens nach, diese Situation?

Leonard Weinglass: Ich erfuhr erstmalig am Mittwoch Morgen, den 5. März darüber, aber ich weiß nicht, seit wann sie unter diesen Bedingungen leben. Ich erfuhr davon, als ich mit andern Anwälten, die die Fünf vertreten, über den Berufungsprozess diskutierte. Während wir die Sachlage erörterten, sagte ein Anwalt, dass es ihm unmöglich sei mit seinem Klienten in Verbindung zu treten. Sofort versuchte ich etwas über Antonios Lage herauszubekommen und man informierte mich, dass er sich tatsächlich in totaler Isolierung befindet. Aber man wich mir aus, als ich nach dem Grund fragte.

Bernie Dwyer: Glauben Sie, dass es etwas gibt, das die Solidaritätsgruppen oder die Öffentliche Meinung tun kann, um die Fünf zu unterstützen und die gegenwärtige Situation zu verändern?

Leonard Weinglass: Ich denke, dass das Netz der Unterstützer sich mobilisieren muss, mit dem Gefängnisbüro Kontakt aufnehmen muss, die Behandlung, die die Fünf erhalten anzuklagen und ihre Sache unterstützen muss. Immer wenn in der Vergangenheit sich die American Union of Civil Liberties oder Amnesty International wegen einer ungerechten Veränderung im Status eines Gefangenen beschwert haben, hat das Gefängnisbüro den Schritt zurückgenommen. Ich glaube, dass die Leute mit dem Büro Kontakt aufnehmen müssen, um ihnen zu sagen, dass die Fünf nicht länger unter solchen Bedingungen verbleiben dürfen.

Deutsch: ¡Basta ya!

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