Bericht über das Moncada-Fest in Bonn, am 17.07.2004

Das Fest zum 51. Jahrestag des Sturms auf die Moncada am 26. 07.1953 begann bei strahlendem Sommerwetter um 14:00 Uhr. Der Garten der Außenstelle der Kubanischen Botschaft in Bonn füllte sich zusehends mit den aus nah und fern angereisten Gästen.

Maria Luz-Kremp von der Freundschaftsgesellschaft BRD Kuba e.V., Köln, führte uns durch das Programm und verkündete gleich zu Anfang, dass der Reinerlös aus dem Verkauf aller Erfrischungsgetränke und der anderen nahrhaften kubanischen Köstlichkeiten zu unserer Stärkung, sowie der Gewinn aus dem Losverkauf für die Tombola am Abend als Spende auf das ¡Basta ya!-Konto gingen.

 

Malia Luz, Günter und Josie
Renate, Ulli und Ralf

 

 

 

 

 

 

 

 

Die kubanische Musik-Kapelle spielte zu unserer Einstimmung und zum Mitsingen "Comandante Che Guevara".

Marieta
Dann erinnerte uns die Chefin der Außenstelle Bonn, Marieta García Jordán, in ihrer Eröffnungsrede unter anderem an den Auftakt der Kubanischen Revolution, die Invasion in der Schweinebucht, die 45-jährige Blockade-Politik der USA gegen Kuba, deren Verschärfung durch die am 30. Juni, 2004, in Kraft getretenen Beschlüsse der Bush-Administration zur Reisebeschränkung für Exilkubaner - sie dürfen nun ihre engsten Verwandten in Kuba nur noch alle drei Jahre besuchen - die Beschränkungen in der Zusendung von Geld und anderen materiellen Zuwendungen für ihre Verwandten, und außerdem daran, dass die Bush-Administration jetzt 59 Millionen Dollar ihres Steuer-Etats für die Destabilisierung des kubanischen Systems ausgeben will. Sie erinnerte aber auch an die Widerstandsfähigkeit des kubanischen Volkes in all den Jahren, seine Errungenschaften im Gesundheitswesen (70.000 Ärzte, durchschnittliche Lebenserwartung der Kubaner 76 Jahre, Säuglingssterblichkeit 6,7 pro 1000 Lebendgeborenen) und im Erziehungssystem (eine Lehrkraft für 20 Grundschüler, im Sekundarbereich eine Lehrkraft für 15 Schüler) - lauter Werte, die sich durchaus mit den reichen Ländern messen können und sie teilweise sogar übertreffen [vgl. z.B. Pisastudie] - dessen jetzigen Kampf um die Befreiung der zu Unrecht inhaftierten und verurteilten fünf Kubaner in den USA und für das Besuchsrecht ihrer Ehefrauen im Gefängnis, das insbesondere Gerardo Hernández und René González und damit auch seiner jetzt sechsjährigen Tochter, Ivette, bisher total verweigert wird.

Anschließend sprach Ralf Minkenberg [Mitglied auch von ¡Basta ya!] für die älteste Solidargemeinschaft mit Kuba in der Bundesrepublik, die Freundschaftsgesellschaft BRD Kuba e.V. Er wies auf die Diffamierungskampagne der USA gegen Kuba hin, insbesondere aber auf die neuerdings verstärkte Kampagne der "Reporter ohne Grenzen", für die vonseiten der großen Werbekonzerne kostenlos geworben werde.

Er sagte, der Name, "Reporter ohne Grenzen", höre sich zunächst "unverfänglich" an, aber ihrer Organisation gegenüber sei unsere erhöhte Wachsamkeit angebracht.

[Anm. d. Verf.: Sie waren schon in den siebziger Jahren mit Unterstützung der exilkubanischen Organisationen und der CIA maßgeblich an Terroranschlägen auf kubanische Einrichtungen "auf den Straßen der Welt" beteiligt.]

Nach einer längeren Rednerpause mit kubanischer Musik sprach diesmal Dirk Brüning für das Komitee ¡Basta ya!
Dirk knüpfte in seiner Rede an das Moncada-Fest hier in Bonn im letzten Jahr an, als der gesamte Reinerlös der Veranstaltung der in Porto Alegre beschlossenen Kampagne des US-amerikanischen Komitees, "Free the Five", für eine ganzseitige Anzeige in der New York Times zugute kam. Die Anzeige konnte am 03.03.2004 dank weltweiter solidarischer Beteiligung veröffentlicht werden. Aus Deutschland kamen dazu 10.800 US$. Er erwähnte, dass uns bei unserer Geldsammlung die Unterstützungsreden des Vizepräsidenten der Kubanischen Nationalversammlung, Jaime Crombet, sowie die von James D. Cockcroft [Sozialwissenschaftler und Lateinamerikaspezialist aus den USA] und Katrien Demuynck [Koordinatorin von "Free the Five" und Initiativa Socialista, Belgien] auf der 10-Jahresfeier des Netzwerkes sehr geholfen hatten und natürlich der Besuch von Adriana Pérez auf dem U.Z.-Pressefest und ihre anschließende Rundreise zu verschiedenen Soligruppen in Deutschland.

Er wies daraufhin, dass allen, die sich genauer über die Auswirkungen der Anzeige informieren wollten, die Übersetzung des Briefes von Gloria La Riva [vom 23.05.04] zur Verfügung stünde, dessen Kopien an unserem Stand auslägen.

Dirk
Er erwähnte auch die Ergebnisse von Adrianas Besuch in Brüssel [Gespräche auch mit EU-Parlamentariern, s. Website] und Berlin [Bericht der spanischsprachigen A.P, wunderbares Interview von Rainer Schulz in "junge Welt", s. Website].

Als er seinen zusammengefassten Bericht über unsere Arbeit fortsetzte, vergaß er nicht, unsere Niederlage auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz am Anfang des Jahres in Berlin zu erwähnen, bei der es uns leider verwehrt wurde, den dort Anwesenden die Fünf nahe zu bringen und für sie eine Geldsammlung im Saal zu veranstalten, im Gegensatz zu den dort anwesenden Vertretern von Mumia Abu Jamal. [Wobei er aber nicht dazu kam zu sagen, dass wir natürlich auch die Befreiungskampagne für Mumia unterstützen, dessen Leben zur Zeit wieder akut gefährdet ist und der sich selber mehrfach in seinen ausgezeichneten Artikeln sowohl für Kuba als auch für die Freilassung der Fünf eingesetzt hat.] Anschließend berichtete Dirk zusammenfassend über unsere weitere Arbeit im vergangenen Jahr, u.a. natürlich über unsere Teilnahme in Genf und vor allem nannte er den Weinglass-Besuch in Berlin [s. ausführliche Berichte auf unserer Website, u.a. Artikel der "Berliner Zeitung vom 29.04.04].

Eigentlich sollte die Entscheidung der drei über 80-jährigen Richter vom Berufungsgericht in Atlanta nach der mündlichen Anhörung der Verteidigung am 10.03.2004 in Miami [s. auch Bericht des dort anwesenden Komiteemitgliedes und Rechtsanwaltes Eberhard Schultz auf unserer Website] schon längst gefallen sein. Wir erfuhren jedoch vor Kurzem, dass die Richter stattdessen neues Beweismaterial zu dem Fall der Fünf sowohl von der Staatsanwaltschaft als auch von den Verteidigern angefordert hatten. Das bedeutet einerseits eine Verzögerung ihrer Entscheidung andererseits aber wohl auch, dass sie sich – vielleicht gründlicher als bisher - mit dem Fall beschäftigen.

Dirk konnte währenddessen die Anwesenden auf die Adresse unserer Homepage hinweisen, die groß auf dem Transparent über den Namen der Fünf geschrieben stand, das für alle deutlich sichtbar über unseren Köpfen an der weißen Außenwand des Botschaftsgebäudes hing und sagte, dass die Komiteemitglieder zu Gesprächen über weitere Einzelheiten an den Ständen zur Verfügung stünden.

Dirk erwähnte noch den Beitrag von unserem Komiteemitglied, Günter Belchaus, zu unseren jüngsten Erfolgen, der es geschafft hatte, vier Bundestagsabgeordnete [Lothar Mark, Monika Griefahn, Elke Ferner und Dr. Michael Bürsch, Brief s. Website] dazu zu bewegen, zugunsten der Fünf an den US-amerikanische Kongress zu schreiben und außerdem in Anknüpfung an den Artikel von James Petras mit dem Vorschlag, die Fünf für den Friedensnobelpreis zu nominieren, bei den vier Nobelpreisträgern [die guatemaltekische Nobelpreisträgerin Rigoberta Menchú, den Argentinier Adolfo Pérez Esquível, an Gabriel García Márquez und Nadine Gordimer, 2 der Briefe s. Website], um Unterstützung für diese glänzende Idee zu werben.

Leider vergaß Dirk, unseren allerjüngsten Erfolg zu erwähnen, nämlich den ausführlichen, halbseitigen und hervorragenden Artikel von Georg Hohmann im Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung", auf S. 12 vom 09.07.2004 unter dem Titel, "Rumreiche Geschichte – Sie hassen Castro und lieben jeden, der ihren Hass teilt: Die Exilkubaner in Florida und ihre Schlüsselrolle bei der Wahl des amerikanischen Präsidenten", der auch im Internet unter INFORMATIONEN in der Rubrik "Die Cuban Five in der internationalen Presse" auf dieser Website bei uns nachzulesen ist. [ Anm.d. Verf.: Wir halten uns an der Veröffentlichung dieses Artikels für "nicht unbeteiligt", denn wir versorgen Georg Hohmann seit Ende Oktober 2002 mit Nachrichten über die Fünf. Bisher hatte er daraufhin nur einen kleinen Artikel anlässlich der Eröffnung des Berufungsverfahrens für die Fünf am 07.04.03 geschrieben. Sein letzter Artikel erfasst jedoch sowohl den historischen Kontext des US-amerikanischen Verhältnisses zu Kuba, die Rolle der Rum-Dynastie Bacardí, den obzessiven Hass der reichen Exilkubaner gegen das "Castro-Regime", ihre Terroraktionen und "last but least" die Rolle der Fünf im Machtkalkül der jetzigen Bush-Administration. Möglicherweise hatten wir in seinen Augen an Glaubwürdigkeit gewonnen, nachdem z.B. die Dokumentation der Autoren Hernando Calvo Ospina und Ekkehard Sieker, "Im Zeichen Fledermaus", mehrfach im deutschen Fernsehen ausgestrahlt worden war, an dessen Übersetzungsarbeit auch Renate und Uli Fausten beteiligt waren, und natürlich könnte auch der Besuch von Leonard Weinglass in Berlin dazu beigetragen haben.]

Dirk sagte, dass wir momentan in der Öffentlichkeit vor allem für das Besuchsrecht der Ehefrauen, Olga Salanueva und Adriana Pérez und gegen dessen Erschwerung für die übrigen Verwandten der Fünf eintreten, s. unser neuestes Faltblatt, "Menschenrechtsverletzungen im Fall der Cuban 5".

Sein leidenschaftlich vorgetragenes Schlussplädoyer für die Fünf lautete: "...ich fürchte, wir müssen uns auf einen längeren Kampf einstellen, dürfen aber nicht vergessen, dass es nicht nur um die humanitären Aspekte der Fünf und ihrer Familien geht, es geht um Kuba, es geht um uns alle. Gerade jetzt, wo die Blockade noch verschärft wurde, wie Marieta vorhin ausführte, wo die Gefahr eines militärischen Vorgehens noch größer geworden ist, ist die stärkste Waffe der Kubaner ihre Einigkeit. Die US-Administration muß vorher wissen, das sie in Kuba nicht auf ein Land treffen, in dem man verschiedene Gesellschaftsschichten und verschiedene Interessenverbände gegen einander ausspielen kann. Und in dem Zusammenhang ist die enorme integrative Kraft der Fünf von unschätzbarem Wert. Wenn es uns gelingt, die Cuban5 zu rehabilitieren, dann rehabilitieren wir ganz Kuba. Und was uns betrifft: jeder Mensch, der irgendwo auf der Welt von sozialer Gerechtigkeit träumt, der von einer solidarischen Gesellschaft träumt, braucht das gesellschaftspolitische Forschungslabor Kuba - wie es Heinz Dieterich einmal sagte - in dem experimentell nachgewiesen wird, dass diese Träume sehrwohl zu realisieren sind.
Und darum gilt auch für uns, was Olga kürzlich für die Verwandten gesagt hat: jeder von uns muss jeden Abend ins Bett gehen mit dem Gedanken: heute habe ich etwas für die Fünf getan. Vielen Dank."

Das Fest wurde fröhlich mit Musik und Tanz und u.a. auch mit einem Programm für die anwesenden Kinder fortgesetzt und konnte am Abend nur durch einen wolkenbruchartigen Regenguss beendet werden.

Verfasserin: Josie Michel-Brüning

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