Petras schlägt die Cuban Five für den Friedensnobelpreis vor

James Petras

(Zusammenfassung und Übersetzung von Auszügen seines Artikels in der Rebelión vom 12. Mai 2004)

"Aus dem Kampf gegen den Terrorismus ragen die Cuban Five als würdige Kandidaten für den Friedensnobelpreis hervor."

[Im Folgenden gibt er ihre uns allen bekannte Geschichte wieder, beschreibt ihren Aktionsradius innerhalb der exilkubanischen Organisationen und nennt ihre Erfolge bei der Verhütung von Terrorangriffen, s. übrige Berichte unter "Informationen". Er nimmt außerdem Bezug auf die US-Interventionen mit Hilfe der CIA in Chile, Nicaragua, El Salvador, Honduras, Guatemala etc. und auf die Heuchelei der jeweiligen US-Administrationen.]
"Die Cuban Five hoben die Heuchelei der so genannten Anti-Terroristen-Politik Washingtons vor, während und nach dem 9. September 2001 hervor. [...]
Der US-Angriff auf Kubas Antiterroristen war ein Signal an die Terroristen der Welt, dass sie im Interesse des US-Imperialismus handelten, und dass sie, im Gegensatz zu den US-Oppositonellen und deren Kritik, unangreifbar sein würden. Ariel Sharon hatte die Botschaft verstanden, als er die "selektiven Ermordungen" an hunderten von Palästinensern, Führern und Oppositionellen vornahm – in dem Bewusstsein, dass Washington ihn bestätigen würde. US-militärische "Vernehmungsbeamte" bzw. Folterer hatten die Botschaft erhalten, als sie inhaftierte Widerstandskämpfer innerhalb des ganzen Iraks ermordeten.
Washingtons Allianz mit gewalttäigen Terroristenbanden, die sie finanzierten und trainierten hat eine lange und schändliche Geschichte – und sie wurde zur schrecklichen Belastung für US-Bürger. Im II. Weltkrieg arbeitete die US-Regierung eng mit der sizilianischen Mafia, angeführt von Lucky Luciano, zusammen, um die linken antifaschistischen Kräfte in Süditalien zu dezimieren. Auf diese Weise stärkten sie kriminelle Banden (richtige Privatarmeen), die die Haupthäfen, den Straßentransport, Vereinigungen des Bauwesens beherrschten und in Verbindung mit entsprechenden Industriezweigen in den USA standen, um außerdem Prostitution, Drogenhandel und politische Korruption zu fördern. Während der 1950er Jahre verbündeten sich die USA mit der terroristischen Diktatur in Haiti, der Dominikanischen Republik, Kuba, Peru und Venezuela, um sich ihrer gefügigen Klienten während des Kalten Krieges zu versichern und strategisches Material in der Hand zu haben gegen das Anwachsen der antiimperialistischen Bewegungen und den Erfolg der Kubanischen Revolution. In den 1960er Jahren gingen die USA bei ihren Bemühungen, die indo-chinesische Revolution zu besiegen, Bündnisse mit Drogenhändlern in Südost-Asien und Todesschwadronen in Vietnam ein, die in militärische Verteidigung mündeten und in dem exponentiellen Wachstum und Export von Drogen in die USA. In den 1970er Jahren rekrutierten, trainierten, bewaffneten und finanzierten die USA unter Präsident Carter eine große Menge islamischer Fundamentalisten aus aller Welt, um in die säkularisierte Republik von Afghanistan einzumarschieren und sie anzugreifen. Das waren die selben Kräfte, die später Passagierflugzeuge in die Twin-Towers von New York und das Pentagon in Washington steuerten. In den 1980er und 1990er Jahren unterstützten sie muslimische Extremisten und Mafia-Gangster militärisch, die in Bosnien, Tschetschenien und Kosovo gegen Serben und Russen kämpften. Damit ließen sie eine neue Gruppe zukünftiger Kämpfer gegen Washington und seine europäischen Partner heranreifen.
In jedem dieser Fälle kamen Washingtons Unterstützung für Terroristen als Bumerang zurück, ob es sich um sizilianischen Mob, muslimische Fundamentalisten, lateinamerikanische Diktatoren oder israelische staatliche Mörder handelte. Die Terroristen wandten sich gegen ihre Zahlmeister oder entzündeten das Feuer radikal antiimperialistischer Revolten. Sobald und falls die USA ihre Beziehungen zu Kuba normalisieren, werden wir – innerhalb unseres Landes – ein gut ausgebildete, erbarmungslose Gruppe von cubano-amerikanischen Terroristen vor der Nase haben, die durchaus in der Lage sind, ihre Blicke auf US-Ziele zu richten.
Die Cuban Five engagierten sich in gewaltlosen Präventivmaßnahmen, wobei sie Informationen im Hinblick auf Vermeidung neuer Konflikte und Spannungen zwischen den USA und Kuba sammelten. Die Cuban Five handelten außerdem für die Vertiefung, die Ausbreitung und das Wachstum von Beziehungen von Mensch zu Mensch und von Geschäftsbeziehungen, die seit Mitte der 1990er Jahre bis zur Gegenwart (2004) sprunghaft ansteigen. In 34 Staaten haben Agrar-Exporteure für über 500 Millionen Dollar Nahrungsmittel, Tiere und Getreide nach Kuba verkauft, trotz der Reisebeschränkungen. Washingtons Wirtschafts- und Reiseblockade wurde immer mehr zersetzt; außerhalb von Miami und Washington gab es wenig Unterstützung für die anitkubanische Politik und noch weniger für die terroristischen Zellen, die Bomben in Hotels, Flugzeuge und Schulauditorien legten. Die öffentlichen Meinungsumfragen zeigten, dass Zweidrittel der US-Bürger gegen die Reisebeschränkungen und das Wirtschaftsembargo waren. Sogar die cubano-amerikanische Gemeinde stand der "alles-oder nichts-Einstellung" der Terroristen feindselig gegenüber. Die vorbeugenden, antiterroristischen Handlungen der Cuban Five waren lebenswichtig für das Wachsen der "Annäherung" zwischen den USA und Kuba – und sie trugen zu einer Stabilisierung des politischen Klimas und einer Förderung des Markt- und Kulturaustausches bei.
Während der Bush-Präsidentschaft verfolgten die USA eine aggresive Politik der Rekrutierung und Finanzierung von Agenten in Kuba, wie auch der Auflagen von scharfen Beschränkungen für Überweisungen an die Familien und des Kulturaustausches. Washington trachtete danach, das internationale Zerwürfnis anzustacheln, während seine Terroristenverbündeten in Miami ungehindert Komplotte schmieden, jetzt, wo die Antiterroristen eingesperrt sind. Die Angst vieler Experten für US-kubanische Beziehungen besteht darin, dass die Bush-Administration ihre in Miami angesiedelten Terroristen dazu benutzen, einen "Unfall" oder eine Gewaltattacke zu provozieren, mit der die US-Aggression eskaliert, gemäß der Bush-Doktrin eines "permanenten Kriegs" gegen unabhängige Dritte-Welt-Länder.
In einem tieferen Sinne riskierten die Cuban Five ihre Freiheit für die Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen, "des Rechtes der Länder auf Selbstbestimmung", des Rechtes der Menschen, sich ihre eigenen Regierungsform zu wählen und für das universale Recht, sich gegen Aggressoren von außerhalb zu verteidigen, die ihnen ihre Regeln mit Gewalt und Terror aufzwingen wollen. Während die Cuban Five gegen die US-gestützten cubano-amerikanischen Terrorbanden tätig waren, hielten sie das Recht der kubanischen Bevölkerung aufrecht, selbst über ihre gegenwärtige und zukünftige Regierungsform zu entscheiden. Von der überwiegenden Mehrheit der kubanischen und lateinamerikanischen Bevölkerung werden die Cuban Five als Helden angesehen, die es gewagt hatten, das Herzstück des Imperiums zu betreten und in die Gewaltmaschinerie seiner terroristischen Schützlinge einzudringen. Bei der Verhaftung und Bestrafung dieser konterterroristischen lateinamerikanischen Patrioten unter höchst vorurteilsgeprägten Bedingungen und der Verurteilung dieser heldenhaften Männer, alle sind Väter und Ehegatten, zu tatsächlichen lebenslangen Freihheitsstrafen und in Isolationshaft, hat Washington wieder einmal demonstriert, dass es in der Unterwelt des Terrors kein Maß, keine Scham und keine Angst gibt – es sei denn, seine eigenen Geschöpfe wenden sich gegen sie, und wir, die Bürger der USA, ertragen dann die gräßlichen Konsequenzen.

Deutsch: ‘Basta Ya!

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