AFP vom 25.09.2005
Grass fordert sofortige Freilassung der "Cuban Five" - Literatur-Nobelpreisträger schließt sich Prominentenapell an
Der deutsche Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass hat sich der Forderung zahlreicher Prominenter angeschlossen, die fünf in den USA wegen Spionage für Havanna inhaftierten Kubaner umgehend freizulassen. Kubanische Medien berichteten am Samstag, Grass habe ein entsprechendes Schreiben an US-Justizminister Alberto Gonzales gerichtet. Laut der Zeitung der Kommunistischen Partei Kuba, "Granma", haben mittlerweile mehr als 4900 Schriftsteller, Künstler, Filmenmacher und Politiker den Appell unterzeichnet. Zu ihnen gehören die Friedensnobelpreisträger Rigoberta Menchú aus Guatemala, Adolfo Pérez Esquivel aus Argentinien und Desmond Tutu aus Südafrika, die Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka aus Nigeria, Nadime Gordimer aus Südafrika und José Saramago aus Portugal sowie der namhafte US-Intellektuelle Noam Chomsky und der ehemalige US-Justizminister Ramsey Clark.
Ein Berufungsgericht in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia hatte Anfang August entschieden, dass das im Jahr 2001 gefällte Urteil gegen die Angeklagten in Miami, wo viele antikommunistische Exilkubaner leben und es Vorurteile gegen die kubanische Regierung und ihre Agenten gebe, nicht "gerecht und unparteilich" gewesen sei. Deshalb müsse der Prozess gegen Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Antonio Guerrero, Fernando González und René González an einem anderen Ort als Miami neu aufgerollt werden. Die fünf Kubaner waren im September 1998 in Südflorida festgenommen worden und verbrachten danach mehrere Monate lang in Islationshaft. 2001 verurteilte ein Geschworenengericht drei Angeklagte zu lebenslänglicher, die beiden übrigen zu 19 beziehungsweise 15 Jahre Haft. Die kubanische Regierung sieht die "Cuban Five" als Helden an und führt seit Jahren eine internationale Kampagne zu ihrer Freilassung. Sie verweist darauf, dass die fünf kubanischen "Patrioten" von Miami aus gegen Kuba operierenden Terrororganisationen auf der Spur waren und zahlreiche Anschläge verhindern konnten. Statt den im Juni 1998 von kubanischer Seite an das FBI mit dem Ersuchen um Strafverfolgung der Terroristen übergebenen Erkenntnissen nachzugehen hätten es die US-Behörden vorgezogen, gegen die fünf Kubaner zu ermitteln, sie zu verhaften und vor Gericht zu stellen, heißt es in Havanna.
25. September 2005 - 08.56 Uhr © AFP Agence France-Presse GmbH 2005
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