Kubaner in Amerika inhaftiert: "Fall zeigt Doppelmoral der USA"

Varste. (daholz)
Der Aufenthalt von Günter Belchaus in Kuba auf Einladung des Instituts für Völkerfreundschaft (der SAUERLANDKURIER berichtete) hatte einen besonderen Hintergrund. Der Varster engagiert sich für fünf Kubaner, die laut Belchaus unschuldig in den USA inhaftiert sind. Er schlug sie sogar für den Friedensnobelpreis vor. Die Inhaftierten seien von der kubanischen Regierung entsandt worden, um den vom nordamerikanischen Kontinent ausgehenden Terrorismus gegen Kuba zu verhindern, jetzt sollen sie Freiheitsstrafen von bis zu zweimal lebenslänglich verbüßen.Zum geschichtlichen Hintergrund: Die Schweinebucht-Invasion 1961 und die Kuba-Krise 1962 sind nur zwei Beispiele für das angespannte Verhältnis zwischen Kuba und Amerika. Auch heute noch, lange nach dem Ende des Kalten Krieges, tobt ein Schattenkrieg zwischen den beiden Ländern.
Die meisten Übergriffe gehen von Florida aus, organisiert von wütenden Exil-Kubanern. Ehemalige kubanische Großgrundbesitzer, die durch die Revolution von 1959 ihr Land verloren und nach Florida auswandern mussten, streben danach, Kuba wieder in ihre Gewalt zu bringen.
Nach dem Schweinebucht-Fiasko, bei dem die Exil-Kubaner, vom amerikanischen Militär und der CIA ausgebildet und ausgerüstet, auf Kuba einen Brückenkopf errichten wollten, griffen sie zu subtileren Methoden. Terrorismus war fortan ihre Waffe gegen Fidel Castro und die kubanische Bevölkerung.

Bombenanschlag forderte 70 Tote

Ein Bombenanschlag auf ein kubanisches Passagierflugzeug 1976 forderte über 70 Tote. Nach dem Ende des Kalten Krieges verstärkten sich die terroristischen Übergriffe auf Kuba.
1997 gingen beispielsweise Bomben in touristischen Einrichtungen hoch. Ein italienischer Tourist verlor dabei sein Leben. Diese Anschläge hatten das Ziel, den gerade in Kuba aufblühenden Tourismus zu unterbinden.
"Das Werk der terroristischen Aktivitäten der Exil-Kubaner wird unter anderem von der aus Kuba vertriebenen Firma ,Bacardi' unterstützt", weiß Günter Belchaus. Um dem Terror entgegenzuwirken schickte die kubanische Regierung Anfang der 90er Jahre junge Kubaner nach Florida, um die dortigen Terrorgruppen auszukundschaften und Kuba über mögliche Anschläge zu informieren.
Nach offizieller kubanischer Lesart konnten so 170 Attentate verhindert werden. Die Regierung Kubas fertigte aus den zahlreichen Berichten eine Dokumentation an und übergab diese an das FBI, in der Hoffnung, die amerikanischen Behörden würden den Terror unterbinden.
Aber statt dessen wurden mit den Informationen 1998 fünf Kubaner in Florida von der Polizei ausfindig gemacht und verhaftet.

Zwei Jahre Gefängnis ohne Anklage

Zwei lange Jahre, davon 17 Monate in Isolationshaft, saßen die Fünf im Gefängnis, ohne zu wissen warum und auch ohne Anklageerhebung. 2000 kam es dann zur Anklage: Verschwörung zur Spionage. Nach einem siebenmonatigen Prozess standen die Urteile fest: Freiheitsstrafen von 15 Jahren bis hin zu zweimal lebenslänglich.

Kirchhundemer erlebte zerstörerische Kraft des Hurrikans "Wilma" hautnah

Varste. (daholz)
Alle haben noch die Bilder von Hurrikan "Katrina" vor Augen. Mit "Wilma" kam der nächste große Sturm gleich hinterher. Günther Belchaus war auf Einladung des kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft auf der Insel und konnte sich persönlich ein Bild von der Naturkatastrophe machen.
Jedes Jahr im Herbst ist Kuba das Ziel zahlreicher Hurrikans. Mit 25 Stürmen bis heute ist 2005 schon jetzt ein Rekordjahr. Vom 3. bis 25. Oktober besuchte der in Varste lebende Günther Belchaus das Land und wurde Augenzeuge der Naturgewalt. Schon in der ersten Woche konnte er viele tropische Regengüsse feststellen, selbst im eher dürren Ostteil der Insel.
Seine Wohnung hatte er in Havanna an der Uferstraße Malecon. Gegen Ende seines Aufenthalts stand ein Gruppenausflug zum Ostteil der Insel auf dem Programm. Am 23. Oktober brach er von dort wieder gen Westen auf. Da war der Himmel noch strahlend blau.

Sturm und schwarzer Himmel vor Havanna

100 Kilometer vor Havanna dann der extreme Gegensatz. Schwarzer Himmel und Sturm. Der Hurrikan "Wilma" hatte die Zuckerrohrinsel erreicht. Trotz des Bildes, das sich ihnen bot, fuhr die Gruppe weiter in die Metropole.
In der Stadt herrschte totale Finsternis. Der Strom wurde aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Am 24. Oktober sollte es mit dem Flieger wieder zurück in die Heimat gehen: Als Belchaus am Morgen aus dem Fenster blickte, hatte das Wasser bereits die Hausschwelle erreicht.
In den Straßen stand das Wasser kniehoch. Durch das Nachbarhaus musste er ins Trockene flüchten. Bekannte brachten ihn mitsamt Gepäck an eine höhere Stelle und in Sicherheit. Von diesem Punkt eröffnete sich Günther Belchaus das ganze Bild der Zerstörung: Der Sturm hatte die Scheiben des Einkaufszentrums der Hauptstadt zerstört, Plünderer bedienten sich daraus, Menschen wurden mit Rettungsbooten und Amphibienfahrzeugen der kubanischen Armee aus ihren Häusern und Hotels geholt. Auch Günther Belchaus fand den sicheren Weg zum Flughafen und zurück ins Sauerland.

Sachschäden gehen in die Milliarden

Der Sachschaden ging in die Milliarden, aber es waren keine Menschenleben zu beklagen. Wie das in Kuba möglich ist, wo doch in Amerika so viele in den Fluten den Tod fanden, erklärt sich durch die gute Organisation und die Erfahrung der Einsatzkräfte.
Die schnelle Evakuierung aus den Krisengebieten funktioniert reibungslos, so Belchaus, die Bevölkerung gerät nicht in Panik und leistet den Anordnungen der Polizei strikt Folge.

Kubaner verurteilen Klimapolitik der USA

Die Kubaner geben der amerikanischen Regierung wegen deren Klimapolitik eine Mitschuld an der gehäuften Zahl der Naturkatastrophen: Eine Karikatur in einer kubanischen Zeitung zeigte Präsident George W. Busch mit der Unterschrift: "Wie viele Stürme brauchst du noch, bis du das Kioto-Protokoll unterzeichnest?"

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