Pressekonferenz nach der mündlichen Anhörung der Sache der "Cuban Five" vor dem 11. Bezirksberufungsgericht in Atlanta vom 14. Februar 2006 im Ritz Carlton Hotel
Vor drei Jahren stellten die Strafverteidiger hier in Atlanta ihre Berufungsanträge für die fünf kubanischen Antiterroristen. Siebenundzwanzig Monate nachdem diese ersten Berufungsanträge gestellt worden waren und 17 Monate nach deren mündlicher Anhörung, der wir in Miami beiwohnten, wurden alle Verurteilungen und Strafen für Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Antonio Guerrero, Fernando González und René Gonzalez durch das 11. Bezirksberufungsgericht mit einer 93-seitigen Begründung einstimmig aufgehoben. Dieses Urteil vom 09. August wurde umfassend begründet und bestätigte, was die ganze Welt weiß, dass die durch die Existenz von Terrororganisationen, die von Miami aus straffrei operieren, dort geschaffene Atmosphäre es den Cuban Five unmöglich machte, ein faires, vorurteilsfreies Verfahren zu erhalten. Und noch drei Jahre nach den ersten Berufungsanträgen befindet sich der Fall der Cuban Five wieder vor dem 11. Bezirksgericht. Wir sind dem Rechtsteam sehr dankbar für die große Hingabe, die es gezeigt hat, und wir hoffen, dass das gesamte Gremium des Gerichtshofes das Urteil vom 9. August bestätigen wird, damit unsere kubanischen Brüder der Freiheit näher kommen und zu Hause zusammen mit ihren Angehörigen sein können und dass sie vollständig freigesprochen werden. Aber wir sind ebenfalls hier, um zu sagen: Im Namen der vielen Zehntausenden aktiver Unterstützer in aller Welt, dass es an der Zeit ist, die Cuban Five sofort und ohne Verzögerung freizulassen. Wie kann es die U.S.-Regierung rechtfertigen, fünf Männer festzuhalten, die keinen einzigen Menschen verletzten, die vielmehr im Gegenteil Menschenleben retteten? Und wie kann Washington es rechtfertigen, Terroristen in Miami frei herumlaufen zu lassen, während es die Antiterroristen mit lebenslänglichen Gefängnisstrafen belegt? Der Umgang der U.S.A. mit den Cuban Five war von Anfang an politisch motiviert. Darum haben die Kräfte auf der ganzen Welt, angefangen von 110 britischen Parlamentariern bis zu unserem Nationalkomitee hier in den USA, bis zu Nobelpreisträgern und sogar bis ins Herz Miamis hinein, wo Hunderte mutiger kubanischer Menschen Foren gebildet und Spenden gesammelt haben, darum haben Leute aus aller Welt das Jahr 2006 als das entscheidendste Jahr im Kampf für die Befreiung unserer fünf kubanischen Helden erklärt. Wir nennen sie Helden, weil sie überall anderswo auf der Welt, außer in Miami und im Weißen Haus, für ihre friedliche und wirksame Verhinderung von terroristischer Gewalt, von Bombenattentaten und terroristischer Drohungen gegen unschuldige Zivilisten als Helden betrachtet würden. Das Gesetz und die Gerechtigkeit ist auf unserer Seite. Und wir wissen, dass das amerikanische Volk den Terrorismus ohne Einschränkung ablehnt. Wenn sie den Fall der Cuban Five erst einmal kennen, wissen wir, dass auch sie ihre Freiheit fordern werden. Präsident Bush, dessen Administration die Fünf rachsüchtig verfolgt, muss diese Männer frei ihres Weges gehen lassen. Wir fordern Sie auf, Präsident Bush, Gerardo, Ramón, Antonio, René und Fernando jetzt zu befreien. Liefern Sie Luis Posada Carriles an Venezuela aus. Beenden Sie die Beherbergung des gefährlichsten Terroristen in der westlichen Hemisphäre auf U.S.-Boden. Ich möchte bekanntgeben, dass das National Committee to Free the Five kürzlich eine Spendenaktion zur Sammlung von 250.000 $ ins Leben gerufen hat, um die Blockade der Medien und der Regierung zu durchbrechen, und wir haben schon ein Viertel davon. Wir sind stolz auf die Tatsache, dass Kubaner aus Miami bis jetzt die größten Spendensammler sind, die in weniger als 2 Monaten 26.000 $ gesammelt haben. Und sie gehören zur arbeitenden Klasse der Bevölkerung, für die dieses Geld ein Opfer ist. Durch Flugblätter, Öffentlichkeitsarbeit, Zeitungsanzeigen, Proteste und Foren werden wir die Cuban Five in allen Haushalten zu einem Thema machen. Und genau so wichtig: Wir fordern das Außenministerium auf, sofort Einreisevisa für die Ehefrauen von der Cuban Five, für Adriana Pérez, die Ehefrau von Gerardo Hernández und für Olga Salanueva, die mit René González verheiratet ist, zu gewähren. Heute ist der 14. Februar. Es ist Valentinstag. Und ein [fast] achtjähriges Mädchen, Ivette, muss seinen Papa sehen dürfen, sie braucht es, ihn umarmen und seine Stimme persönlich zu hören zu können. Sie brauchen es, ihre Familien sehen zu können, und wir fordern die Regierung auf, sie sofort in die USA kommen zu lassen, damit sie René und Gerardo besuchen können. Ich möchte besondere Grüße an unsere Brüder, die Cuban 5, richten, und ihnen von allen Unterstützern, die wir im Gerichtssaal waren und von all' denen, die auf der ganzen Welt zuhören, sagen: Froher Valentinstag, Brüder. Wir werden jetzt den ersten Sprecher, Kurt De Loor, hören. Wir haben eine Reihe ausländischer Gäste, angesehene Parlamentarier und Juristen aus einer Reihe von Ländern. Ich werde sie später benennen. Und auch den sehr angesehenen pensionierten Richter aus Detroit. Kurt de Loor ist Mitglied des flämischen Parlaments in Belgien, und er ist für eine Erklärung maßgeblich, eine sehr neue Erklärung zu den Verletzungen der Menschenrechte im Fall der fünf Kubaner, die von 32 flämischen Parlamentsmitgliedern des belgischen Parlaments und des Respräsentantenhauses und des Senats und einem Mitglied des Europäischen Parlaments unterschrieben wurde.
KURT DE LOOR: Guten Tag allerseits. Als belgischer Parlamentsabgeordneter, besonders des flämischen Parlaments, bin ich froh, hier zu sein, um die Cuban Five zu unterstützen, und ich will sie mit meiner Anwesenheit unterstützen. Es ist wichtig für die Cuban Five, für diesen Fall, dass sie eine faire Verhandlung bekommen. Ich möchte Politiker und die politische Welt wissen lassen, was in diesem Fall in Miami geschah. Sie bekamen kein faires Verfahren, ihre Menschenrechte wurden verletzt, und es wurde ein politischer Prozess. Die Vereinigten Staaten möchten, dass nicht viel darüber gesprochen wird. Als wir gestern im Taxi vom Flughafen kamen, fragte uns der Taxifahrer: "Was machen zwei Belgier in Atlanta?" Und als wir sagten, wir seien für den Kampf für die Cuban Five gekommen, wusste er nicht einmal davon. Er liest jeden Tag, aber die Regierung möchte nicht viel darüber sagen. Deshalb bin ich hier, weil ich hier mit meiner Anwesenheit viel über die Doppelzüngigkeit der Vereinigten Staaten sprechen will. Auf der einen Seite führen sie einen internationalen Krieg gegen den Terrorismus und auf der anderen Seite stecken sie fünf unschuldige Leute ins Gefängnis, fünf Menschen, die den Terrorismus gegen ihr eigenes Land zu verhindern versuchten.
GLR: Vielen Dank, Kurt. GLR: Wir werden nun Leonard Weinglass hören. Diejenigen, die heute bei der Anhörung waren, wissen, dass er den Fall gemeinsam mit Richard Klugh vertrat. Leonard Weinglass vertritt Antonio Guerrero, der in Florence, Colorado, lebenslänglich verbüßt, und er ist ein langjährig bekannter Bürgerrechtsanwalt, der unter anderen Fällen Angela Davis, Mumia Abu Jamal und Daniel Ellsberg zu den Pentagon Papieren vertrat. Begrüßt bitte Leonard Weinglass.
LEONARD WEINGLASS: Guten Tag. Ich freue mich, sagen zu können, dass der Fall heute hier in Atlanta eine faire Anhörung bekommen hat, vor einem Gericht, das offensichtlich die Geschichte des Falles kennt und das an den legalen Aspekten, die zur Sprache kamen, interessiert war, und ich bin sicher, dass es den Fall einer vollständigen und fairen Erörterung unterziehen wird.
GLR.: Danke, Leonard.
ANDRES GOMEZ: Danke, dass Sie heute hier sind. Ich bin hier im Namen mehrerer cubano-amerikanischen Organisationen, die für ein Ende der 47jährigen Aggressionspolitik der Vereinigten Staaten gegen das kubanische Volk eintreten. Wir bevorzugen die Normalisierung der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba um die gewaltigen Differenzen der beiden Regierungen zu lösen. Wir treten für das Ende des Handelsembargos gegen das kubanische Volk ein, das ihm soviel Not gebracht hat.
GLR.: Wir hören jetzt einige Fragen der Medien.
EBERHARD SCHULTZ: Vielen Dank. Ich bin froh, Gelegenheit zu haben, den Kampf für ein neues Verfahren für die Cuban Five unterstützen zu können. Ich bin zum zweiten Mal aus Deutschland angereist. Das letzt Mal war die Anhörung in Miami und ich fand die Argumente der Verteidigung sehr überzeugend. Wie wir gehört haben, war die Entscheidung sehr klar und einstimmig. Lassen Sie mich einen Punkt betonen. Nach dem internationalen Standard der Menschenrechte ist es unmöglich, auch bei Mordanklage, jemanden länger als, sagen wir mal, sechs Jahre im Gefängnis zu halten. Ich war Strafverteidiger in einem Fall vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Die Anklage war Bandenführerschaft einer Terrororganisation und Mord. Mein Klient wurde sechs Jahre inhaftiert. Dann gingen wir vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, der sagte, es sei unmöglich, ihn sechs Jahre lang im Gefängnis zu halten, auch nicht, wenn er schuldig ist. Und das ist in seinem Fall immer noch nicht klar. Internationale Standards der Menschenrechte verlangen, dass die Cuban Five sofort entlassen werden müssen. GLR.: Nun möchten wir Fabio Marcelli hören.
FABIO MARCELLI: Ich bin hier im Namen der Internationalen Gesellschaft Demokratischer Juristen, einer Gesellschaft von Juristen aus mehr als achtzig Ländern der ganzen Welt, persönlich bin ich Italiener und forsche in Rom über internationales Recht. Wir haben in diesem Fall zwei hauptsächliche Bedenken. Das erste ist, das die Menschenrechte der inhaftierten Cuban Five verletzt wurden, da man ihnen kein faires Verfahren gewährt hat. Das wurde im August von dem Berufungsgremium bestätigt, und ist jetzt jedem klar. Wir glauben, es ist höchste Zeit, die Cuban Five zu befreien, weil, wie mein Kollege Eberhard Schultz schon sagte, es unmöglich ist, Menschen auf unbestimmte Zeit im Gefängnis zu halten. Es ist Zeit, sie zu befreien, damit sie wieder zu ihren Familien können.
GLR.: Einige der Medien möchten persönliche Interviews, sodass wir die Pressekonferenz jetzt beenden. Heute Abend gibt es noch ein öffentliches Treffen im Spelman College, im Cosby Auditorium, bei dem einheimische Aktivisten zur Öffentlichkeit über den Fall sprechen werden. Es gibt viel Interesse daran. Wir möchten uns bei allen Anwesenden bedanken, bei jedem, der hierher gekommen ist. Deutsch: ¡Basta Ya! | |