Los Angeles Times, 19. August 2006

Enthüllungen über Anti-Castro-Machenschaften könnten den "Cuban Five" helfen

Obwohl vor fünf Jahren in Miami wegen Spionage verurteilt, könnten sie immer noch ein neues Verfahren erhalten

Von Carol J. Williams

Miami - Die Anwälte von fünf wegen Spionage verurteilter Kubaner erhoffen sich von den Enthüllungen über die Mordanschläge auf Fidel Castro, ein neues Verfahren für die Männer zu erhalten, die jetzt Haftstrafen von15 Jahren bis zu lebenslänglich in Hochsicherheitsgefängnissen verbüßen.
Über fünf Jahre nach ihren Verurteilungen bleibt der Fall der Cuban Five - oder der fünf Helden, als die sie in ganz Kuba bekannt sind - auf beiden Seiten der Straße von Florida eine hochaktuelle Sache. Die Behörden Havannas stellen die Fünf als Racheopfer der Exilanten dar. Viele Cubano-Amerikaner hier sehen in ihnen Abgesandte Castros, die darauf erpicht seien, die US-Sicherheit zu untergraben.
Die Kubaner bestritten während ihrer Verhandlung 2001 die Anklagen der Bundesstaatsanwaltschaft auf Spionage, indem sie darauf bestanden, radikale kubanische Exilanten unterwandert zu haben, die Dutzende von Aufträgen zum Sturz der kommunistischen kubanischen Regierung oder zumindest von deren bärtigem Führer geplant und ausgeführt hätten.
Zu dem weiteren Verlauf gehört das Eingeständnis von Jose Antonio Llama, einem 75-jährigen Exilanten, dass er 1997 einen Auftrag finanziert habe, Castro zu töten, wofür er schon vor Gericht gestanden habe und freigesprochen worden sei.
Zu dem Geständnis von Llama kommt hinzu, dass Robert Ferro, ein kubanischer Exilant aus Upland, Kalifornien, im April aussagte, dass er 1.500 Gewehre und Granaten für einen Anschlag auf Kuba während der US-Militärübungen in der Karibik im Mai gesammelt habe. Ferro wurde wegen illegalen Waffenbesitzes angeklagt. Und im kommenden Monat beginnt der Prozess im Fall des Bauunternehmers Santiago Alvarez aus Miami, der im vergangenen Jahr wegen der Anhäufung von Gewehren für einen Anschlag auf Castro angeklagt wurde.
"Wir verfolgen diese neuen Entwicklungen, und wenn wir der ganzen Geschichte habhaft werden, werden wir es einem Gericht zu Gehör bringen," sagte Leonard Weinglass, der Bürgerrechtsanwalt, der Antonio Guerrero vertritt, der eine lebenslängliche Strafe in Colorado verbüßt. "Aber es ist noch nicht reif für eine Aktion."
Das in New York ansässige Komitee zur Befreiung der fünf Kubaner hat hochqualifizierten mächtigen Rechtsbeistand von der National Lawyers Guild für sich verpflichtet und kündigte zum 23. September einen Marsch in Washington an, um von Präsident Bush die Freilassung der Kubaner zu fordern.
"Die Fünf hätten nie verhaftet werden dürfen. Sie kämpfen gegen den Terrorismus," sagte Gloria La Riva, die Koordinatorin des Komitees. "Neue Terroranschläge, die seit ihrer Verurteilung entdeckt wurden, geben den Argumenten mehr Gewicht, dass Miami ein Ort war, wo sie nie hätten vor Gericht gestellt werden dürfen."
Anfang diesen Monats, lehnte der 11th Court of Appeals in Atlanta den Antrag ab, eine neue Verhandlung aufgrund der Prozessführung von 2001 an einem belasteten Verhandlungsort anzuberaumen, der nach der Schlacht um das Sorgerecht um Elián González emotional aufgeheizt war. Das Urteil vom 9. August war ein Rückschlag, aber "nicht das Ende des Falles - weit entfernt davon," sagte Weinglass.
Er merkte an, dass das Berufungsgericht noch über neun Anklagepunkte des Bundesgerichtsurteils von Miami zu entscheiden habe.
Llama bestätigte bei Interviews in den vergangenen Wochen Anti-Castro-Aktivitäten, unter anderem gegenüber der Times, bei denen er fünf verschiedene Exilanten beschuldigte, Ausrüstung im Wert von 1,4 Millionen $ verkauft zu haben, die er für die Operation von 1997 gekauft habe.
Die Gruppe habe geplant, Castro in jenem Jahr, während seines Besuchs auf der venezolanischen Isla Margarita, zu "eliminieren", aber die puertoricanische Küstenwache fing seinen Kabinenkreuzer ab, der 4 Männer und die Waffen an Bord hatte. Llama sagte, seine Komplizen hätten einen Frachthubschrauber, 10 Flugzeuge, sieben Schiffe und Waffen verkauft, während er in San Juan vor Gericht stand. Er wurde später wegen Mangels an Beweisen freigesprochen, einen Mord an einem Staatsoberhaupt geplant zu haben.
"Ich verstehe die Konsequenzen" für die Rückenstärkung der Verteidigung der Cuban Five, sagte Llama zu seinen Eingeständnissen.
Richard Klugh, der Fernando González vertritt, welcher eine Strafe von 19 Jahren in einem Bundesgefängnis in Wisconsin verbüßt, sagt, dass die neuerdings aufgetauchten Anti-Castro-Aktivitäten eine neue Verhandlung rechtfertigen könnten, erwähnte jedoch eine wachsende Desillusionierung innerhalb der Verteidigung.
"Es summiert sich alles, und es sollte wirklich eingereicht werden," sagte Klugh zu den möglichen Gründen für eine neue Verhandlung. " Aber ich bin erschöpft. Ich hasse es, mich zu beklagen. Ich tu' was für mein Geld. Aber dieser Fall raubt einem die letzte Kraft." Klugh weist darauf hin, dass die Fünf wegen Verschwörung, Spionage begehen zu wollen, verurteilt wurden, ohne je spioniert zu haben. Es wurde kein Beweis dafür erbracht, dass sich irgend einer der Fünf als geheim klassifizierte Informationen angeeignet hätte.
Drei von ihnen verbüßen lebenslänglich, dazu gehört der angebliche Anführer Gerardo Hernández, der der Verschwörung zum Mord für schuldig befunden wurde aufgrund der angeblich von ihm nach Havanna übermittelten Geheiminformationen, die zu dem Tod von vier Exilanten führte, die 1996 von kubanischen MiGs abgeschossen worden waren.
"Waren sie hier, um den Vereinigten Staaten zu schaden, oder waren sie hier, um Kuba vor Verbrechen und Gewalt zu schützen?" fragt sich Klugh zu den Fünfen. "Das trifft wirklich den Kern des Falles."

Deutsch: ¡Basta Ya!

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