Miami Herald

Montag, 2. Juli 2007

Spionagechef sagt, er tat es zur Verteidigung Kubas

Von Jay Weaver

Ein verurteilter Leiter eines kubanischen Spionagerings gab in einem Gefängnisinterview zu, dass er zwar ein "Agent" der kubanischen Regierung gewesen sei, aber dass er Südflorida infiltriert habe, um sein Heimatland vor Angriffen von Exil-"Terroristen" aus Miami zu verteidigen.
Gerardo Hernández, lebenslänglich in einer Bundesstrafanstalt in Kalifornien inhaftiert, sagte, er sei nicht schuldig, mit der kubanischen Luftwaffe bei dem Abschuss der Exilpiloten 1996 über der Straße von Florida konspiriert zu haben. Das habe nicht zu seiner Spionagemission gehört.
"Absolut nicht," sagte Hernández, 40 [42 Anm. d. Ü.], in einem Interview mit dem "BBC World Service program Newshour", das heute ausgestrahlt wird. Während des Exklusivinterviews sagte Hernández, das "Schlimmste" an seiner Gefangenschaft sei, seine Ehefrau, mit der er seit 19 Jahren verheiratet ist, nicht sehen zu können, weil die U.S.-Regierung ihr ein Einreisevisum verweigere.
Hernández sagte, er habe vor zwei Jahren auch telefonisch mit Fidel Castro gesprochen, der gesagt habe, "er sei zuversichtlich, dass die Gerechtigkeit" in dem Spionagefall "siegen werde".
Hernández und vier andere kubanische Spione wurden wegen ihrer Teilnahme an einem Spionagenetzwerk, das in U.S.-Militäreinrichtungen und Exilgruppen in Miami eingedrungen war, 2001 von einem Dutzend Geschworener des Bundesgerichts in Miami in einem der politisch belastetesten Kriminalfälle verurteilt. Die so genannten Cuban Five sammelten die Sympathie einer großen Gruppe von Unterstützern rund um den Globus unterstützt durch eine "Free the Five" Website einer in San Francisco ansässigen Organisation.
Hernández war der einzige Angeklagte, der auch wegen Verschwörung mit der kubanischen Regierung verurteilt worden war, vier kubanische Exilpiloten bei einem Abschuss im Februar 1996 ermordet zu haben.
Im vergangenen Sommer befand ein Appelationsgericht von Atlanta, dass es die vorgerichtliche Publicity nicht unmöglich gemacht habe, eine neutrale Jury in Miami einzusetzen. Das Gericht wies die Vorstellung zurück, dass die Angeklagten wegen der seit langem bestehenden Anti-Castro-Einstellung dieser Stadt kein faires Gerichtsverfahren erhalten konnten.
Die Berufungsrichter überstimmten ein kleineres Gremium des selben Gerichts, dass entschieden hatte, dass die kubanischen Angeklagten wegen der überwältigenden Anti-Castro-Propaganda, die eine Jury in Miami im voraus vergiften könne, ein neutrales Verfahren erhalten sollten. In der Jury hatte kein Cubano-Amerikaner gearbeitet.
Der Fall ist jedoch noch nicht erledigt.
Obwohl die Cuban Five ihre Berufung wegen des Gerichtsorts verloren haben, haben sie eine zweite Gelegenheit, gegen ihre Verurteilung beim 11th U.S. Circuit Court of Appeals Berufung einzulegen. Für den 20. August ist eine mündliche Anhörung der Klage wegen unzureichender Beweise anberaumt.
Paul McKenna, der Anwalt von Hernández, sagte, sein Klient habe vor Gericht nie bestritten, dass er als verdeckter Ermittler der kubanischen Regierung gearbeitet habe.
"Die Frage war immer, warum waren sie hier und was haben sie getan," sagte er. "Wir haben versucht, der Jury zu zeigen, dass sie aus Gründen ihrer nationalen Sicherheit hier waren und um die Leute zu identifizieren, die versuchten, Kuba zu schaden."
In dem BBC-Interview sagte Hernández, er sei nach Florida gekommen, um "terroristische Gruppen" der Exilanten auszuspionieren.
"Es sind Leute, die in den Camps ihrer paramilitärischen Organisationen ausgebildet wurden und sie gehen nach Kuba und begehen Sabotage, Bombenattentate und alle Arten von Überfällen," erzählte er der BBC. "Und sie genossen Straffreiheit, daher entschied Kuba zu einem bestimmten Zeitpunkt, Leute auszusenden, die Informationen über diese Gruppen sammeln und die Information nach Kuba schicken, um solche Aktionen verhindern zu können."
Er fügte hinzu, dass Kuba 1998 einige Informationen über die angeblich militanten Exilgruppen dem FBI übergeben habe, in der Hoffnung dass das Büro "etwas gegen sie unternehme". Er habe gesagt, stattdessen habe das FBI die kubanischen Eindringlinge verhaftet, die ursprünglich die Information für die kubanische Regierung gesammelt hatten.
Während das FBI einräumte, es habe wegen der militanten Exilaktivitäten in Südflorida ermittelt, sagte Judy Orihuela, die Sprecherin des Büros der Außenstelle in Miami, der kubanische Spionagefall habe mit diesen Untersuchungen "überhaupt nichts zu tun".
"Darüber fanden wir nichts über diesen Fall heraus," sagte sie.
Sie fügte hinzu, dass die kubanische Regierung dem FBI bei Ermittlungen in Sabotageakten, die über die Straße von Florida hinaus gehen, geholfen habe - aber nicht bei der Spionageermittlung in Südflorida.
Hernández nannte die Mission des Wespen-Netzwerks gegenüber der BBC eine "Notwendigkeit zur Verteidigung" Kubas gegen die Mordanschläge auf Castro und die Angriffe auf sein Land. Er zitierte eine Serie von Bombenanschlägen auf Touristeneinrichtungen, bei denen 1997 ein italienischer Tourist getötet wurde, die angeblich von Luis Posada Carriles geleitet worden war.
Hernández beschuldigte den Exilkämpfer, als früherer CIA-Funktionär, der von der Agentur als Sprengstoffexperte ausgebildet worden war, für den tödlichen Sprengstoffanschlag von 1976 auf das kubanische Zivilflugzeug vor der Küste von Barbados, der 73 Menschen tötete, verantwortlich zu sein.
Posada, 79, hat diese Vorwürfe zurück gewiesen. Eine Bundesrichterin in Texas wies neulich die Klage gegen Posada wegen widerrechtlicher Einreise zurück. Er war der Lüge darüber beschuldigt worden war, auf welche Weise er sich vor zwei Jahren in die Vereinigten Staaten eingeschlichen hätte. Das Justizministerium ging dagegen in Berufung.
In dem BBC-Interview brandmarkte Hernández seine Verurteilung wegen Verschwörung mit der kubanischen Luftwaffe zur Ermordung der Brothers to the Rescue am 24. Februar 1996, indem er sagte, die U.S.-Regierung wusste, dass das Castro-Regime gedroht hatte, etwas gegen die Exilgruppe zu unternehmen, wenn sie in kubanisches Territorium eindränge.
Er sagte, die von José Basulto geleitete Gruppe - Basulto überlebte den Angriff der kubanischen Luftwaffe - habe Kubas Luftraum verletzt und Flugblätter gegen Fidel Castro über der Insel abgeworfen.
"Die [U.S.] -Regierung klagte mich der Verschwörung an und sagte, es sei deswegen, weil ich gewusst hätte, dass das Flugzeug abgeschossen werden würde," sagte Hernández. "Und dass ich gewusst hätte, dass das Flugzeug über internationalem Gewässer abgeschossen weden würde, was überhaupt keinen Sinn machte, es war verrückt.
Aber sie brauchten einen Schuldigen, und sie wählten mich."

Deutsch: ¡Basta Ya!

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