BBC News

Kubanische Frauen kämpfen gegen Besuchsverbot im Gefängnis

Von Miachael Voss

BBC News, Havanna, 19. Juli 2007

Zwei kubanische Frauen, deren Ehemänner wegen Verschwörung zur Spionage lange Gefängnisstrafen in den Vereinigten Staaten verbüßen, kämpfen darum, diese im Gefängnis besuchen zu dürfen.

Es geht nicht darum, dass die kubanischen Behörden die Reiseerlaubnis verweigerten, sondern darum, dass ihnen die amerikanischen Behörden seit fast zehn Jahren wiederholt die Einreisevisa verweigern.
Sie gehören zu den Ehefrauen der so genannten Cuban Five, die 1998 als Mitglieder eines als "Wasp Network" [Wespennetzwerk, Anm. d. Ü.] bekannten angeblichen Spionagerings in Florida verhaftet wurden.
Anfang diesen Monats sendete die BBC ein Interview mit dem Leiter der Gruppe Gerardo Hernández aus dessen Gefängniszelle in Kalifornien.
Er verbüßt zurzeit wegen Verschwörung, Spionage und Mord begehen zu wollen, zweimal Lebenslänglich.
Es war das erste Interview mit irgend einem der Fünf und machte mit dem Zusatz, dass der Mann fälschlich verurteilt worden sei und eine lange Kampagne für ein Berufungsurteil führe, Schlagzeilen auf den Titelseiten in Kuba.

Besuche sind nicht erlaubt.

Aus seinem Höchstsicherheitsgefängnis in Kalifornien beschrieb Gerardo Hernández sein Leben hinter Gittern.
"Der schlimmste Teil meiner Bestrafung hat nichts mit dem Gefängnis zu tun, sondern mit der Tatsache, dass ich meine Frau in den letzten 10 Jahren nicht sehen konnte, weil ihr die U.S.-Regierung kein Visum erteilt."

"Mir wurde gesagt, dass ich eine Gefahr für die Sicherheit der Vereinigten Staaten sein könnte, eine mögliche Terroristin oder sogar eine illegale Einwanderin," Adriana Pérez, Gerardo Hernández`Ehefrau.

Ich traf seine Ehefrau Adriana in einem Büro im Zentrum von Havanna, eine leise doch bestimmt und artikuliert sprechende Frau. Sie kam mit Dutzenden von Pamphleten und Büchern über den Fall der Cuban Five bewaffnet an.
Ich führte meinen Laptop mit einer heruntergeladenen Kopie des BBC Interviews und einem Transkript in Spanisch mit.
"Sieben Mal habe ich einen Antrag gestellt," erzählte sie mir, "und jedes Mal erhielt ich einen anderen Grund für dessen Ablehnung. Mir wurde gesagt, dass ich eine Gefahr für die Sicherheit der Vereinigten Staaten sein könnte, eine mögliche Terroristin oder sogar eine illegale Einwanderin."
Adriana, die regelmäßig mit ihrem Ehemann über Telefon spricht, saß still da, als ich ihr das Interview vorspielte, und konzentrierte sich angestrengt auf die Stimme ihres Mannes, während gelegentliche Gefühlsregungen über ihr Gesicht huschten.
"Es war wie ein Lichtstrahl," sagte sie mir hinterher. "Es gibt mir Hoffnung, ihn von Angesicht zu Angesicht wiederzusehen. Auch wenn ich ihn nicht berühren könnte, einander nur in die Augen sehen zu können, bedeutete schon viel."

Umstrittenes Gerichtsverfahren

Die fünf Kubaner wurden 2001 von einem Gericht in Miami aufgrund einer Reihe von Anklagen, zu denen Lügen über ihre Identität, Versuche, US-Militärgeheimnisse zu erlangen, und Spionage in kubanischen Exilgruppen gehörten, verurteilt.
Es war ein hoch umstrittenes Verfahren, insbesondere weil es in Miami stattfand, dem Zentrum der Anti-Castro-Exilaktivitäten in den USA.
Die Zeitung Miami Herald beschrieb ihn kürzlich als "einen der politisch am höchsten belasteten Kriminalfälle von Südflorida."
Von den Fünf erhielten Antonio Guerrero und Ramón Labañino Lebenslänglich, Fernando 19 Jahre und René González 15 Jahre.
Gerardo Hernández wurde auch der Verschwörung zum Mord an den vier kubanischen Exilanten beschuldigt, deren beiden Kleinflugzeuge von der kubanischen Luftwaffe 1996 über der Straße von Florida abgeschossen worden waren.
Daher verbüßt er zurzeit zwei auf einander folgende lebenslängliche Strafen.
Drei der Ehefrauen erhielten die Erlaubnis, ihre Ehemänner im Gefängnis besuchen zu dürfen. Aber Adriana Pérez und René González' Ehefrau Olga Salanueva wurden die Visa zur Einreise in die USA immer wieder verweigert.
Ich befragte sie zu den Verschwörungsanklagen zum Mord und zu den Familien der vier kubanischen Exilanten, die bei dem Abschuss der Kleinflugzeuge durch kubanische Kampfflugzeuge gestorben waren.
"Unglücklicherweise hatten sie auch Familien, die unter dem Verlust ihrer Angehörigen gelitten haben. Aber Gerardo hatte damit nichts zu tun," sagte sie.
"Das war eine Entscheidung der kubanischen Regierung aus nationalen Verteidigungsgründen.
Die Regierung hatte die USA davon informiert, dass Exilgruppen wiederholt den kubanischen Luftraum verletzten," teilte mir Adriana Pérez mit.

Nationalhelden

In Kuba sind die fünf Männer Nationalhelden. Es gibt riesige Poster von ihnen, die über Havanna und das ganze Land an markanten Stellen ausgestellt sind.
Sie sind auch Gegenstand von regelmäßigen Kampagnen und Demonstrationen.
Die Behörden sagen hier, dass sie nicht zur Spionage der Vereinigten Staaten nach Miami geschickt wurden, sondern um die militanten Anti-Castro-Exilgruppen zu infiltrieren und zu beobachten, die die Kubaner als "Terroristen" bezeichnen.
Im Jahr vor ihrer Verhaftung hatte es eine Reihe von Bombenanschlägen auf Touristeneinrichtungen in Havanna gegeben, wobei ein italienischer Mann starb und mehrere Kubaner verletzt wurden.
Die Cuban Five haben die Sympathie von Unterstützern auf der ganzen Welt gewonnen. Dazu gehört eine "Free the Five" - Website, die in San Francisco erstellt wird.
Am 20. August wird der 11. Circuit Court of Appeals in ihrem Fall mündliche Argumente aufgrund von Klagen wegen unzureichender Beweise anhören.
Adriana Pérez und Olga Salanueva planen in der Hoffnung, ihre Ehemänner im Gefängnis besuchen zu dürfen, auch eine Berufung gegen die Ablehnung ihrer Visaanträge einzulegen.

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