The Guardian, 6. Oktober 2008
Unter dem Titel, "Es ist eine Art Folter", veröffentlichte "UK's Guardian" einen zweiseitigen Artikel über den Fall der "Miami Five" mit Foto von Olga Salanueva Arango und Adriana Pérez O'Connor. Duncan Campbell berichtete ausführlich über die Chronologie des Falles und führte ein Interview mit den jeweiligen Ehefrauen von René González und Gerardo Hernández. Adriana, die Ehefrau von Gerardo, führt darin die verschiedenen Argumente an, mit der man ihnen beiden den Besuch ihrer Ehemänner verweigert, z.B.: "Sie haben behauptet, wir seien eine Bedrohung für die Sicherheit der USA oder wir könnten uns mit Terror-Organisationen auf U.S.-Boden treffen. Oder sie sagen, ich sei eine mögliche Immigrantin, daher könne ich nicht ins Land einreisen. In Olgas Fall, sie wurde während der Inhaftierung ihres Ehemannes aus den USA ausgewiesen, werde sie daher nie berechtigt sein, ein Visum zu erhalten. Das bedeutet, dass unsere Ehemänner eine zusätzliche Strafe verbüßen, nämlich die, uns nicht sehen zu dürfen. Und für Gerardo und mich ist das wie eine lebenslängliche Strafe. Es ist eine Art psychologischer Folter."
Adriana berichtet auch, dass die Fünf nach ihrer ursprünglichen Verhaftung durch Drohungen, ihnen den Zugang zu ihren Familien zu verwehren, wenn sie nicht kooperierten, dazu gebracht werden sollten, sich schuldig zu bekennen oder sie über ihre Mitangeklagten und über Kuba zu informieren. "Sie haben die Familien als eine Art zusätzliches Mittel benutzt, sie zu erpressen oder zu schwächen," sagt sie. [...] "Wir bleiben durch Briefe und Telefonate in Kontakt, aber die sind auf Minuten begrenzt," sagt Olga Salanueva, 48. Zurzeit ihrer Verhaftungen waren ihre beiden Töchter Irma und Ivette im Alter von 14 Jahren bzw. von vier Monaten. Jetzt ist ihre älteste Tochter eine approbierte Psychologin. "Ich habe neun Mal beantragt, René sehen zu dürfen und wurde neun Mal abgewiesen. Eine Reihe von Familienmitgliedern ist verstorben, seit er im Gefängnis ist, und wir waren nicht in der Lage, es ihn direkt wissen zu lassen." Sie sagt, dass die Fünf, die in verschiedenen über das Land verstreuten Gefängnissen gefangen gehalten werden, sich an das Leben im Gefängnis angepasst hätten und keine Probleme mit den Mitgefangenen hätten. "Sie haben gute Beziehungen zu den anderen Gefangenen, Ich denke, die haben eine Menge Respekt vor ihnen, und sie können den anderen bei ihren Dokumenten, Berufungsanträgen und dergleichen helfen." Während es in Kuba unmöglich ist, den Fall nicht zu kennen, wo die Männer auf riesigen Plakatwänden am Straßenrand zur Landschaft gehören, wird über den Fall in den USA auffällig wenig berichtet, obwohl es dort Unterstützungsgruppen gibt; die aktivsten von ihnen sind in San Francisco. "Wir müssen in Amerika gegen eine Schweigemauer aufkommen," sagt Salanueva. "Es ist sehr schwer, die Information 'rauszubekommen, daher wissen die Leute eigentlich nichts darüber." Sie genießen dennoch die Unterstützung verschiedener Schriftsteller, Künstler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in den USA und der Welt. Dazu gehören Harry Belafonte, Desmond Tutu, Harold Pinter, Nadine Gordimer, Danny Glover und José Saramago. Amnesty International hat die USA zur Überprüfung der Entscheidung aufgefordert, den Ehefrauen Visa für den Besuch ihrer Ehemänner zu verweigern. "Den Männern den Besuch ihrer Ehefrauen zu verwehren ... ist unnötige Strafe und steht im Gegensatz zu den Standards für menschenwürdige Behandlung von Gefangenen und zu den Verpflichtungen des Staates zum Schutz des Familienlebens", sagte eine Sprecherin. Die UN-Menschenrechtskommission hat auch die Art des Prozesses in Frage gestellt, der (nach dem Internationalen Pakt für Zivile und Politische Rechte) nicht in dem erforderlichen Klima von Objektivität und Unparteilichkeit stattfand." Wenige Amerikaner würden es wagen, für solch einen Fall einzutreten und sicher nicht am Vorabend der Präsidentschaftswahlen, bei denen die Stimmen aus Florida wieder eine Schlüsselrolle spielen könnten. Die exilkubanische Bevölkerung hat in dem Staat immer noch großes Gewicht, obwohl dieser Einfluss in den letzten paar Jahren bei einer Generation, die weniger stark an Castro interessiert ist, schwindet. Die Einstellung gegenüber Kuba hat sich in einigen Bereichen der USA in den letzten Jahren geändert und Mitglieder beider Hauptparteien haben darauf hingewiesen, dass es an der Zeit sei für Gespräche und Annäherung. Könnten daher Barak Obama, der etwas über Gespräche verlauten ließ, oder John McCain, der selber einmal Gefangener war, nach den Wahlen zumindest für humanitäre Plädoyers für Zugang empfänglicher sein? "Wir setzen keine großen Hoffnungen in den Machtwechsel," sagt Pérez. "Es hat über die Jahre viele Änderungen in der Administration der Vereinigten Staaten gegeben, aber die Haltung gegenüber Kuba blieb immer die gleiche." Was den Fall der Miami Five jetzt doppelt relevant macht, ist die Verbindung mit dem "Krieg gegen den Terror". Der Autor weist damit zum Schluss auch noch auf den Fall des berüchtigten Terroristen Luis Posada Carriles hin, dessen Auslieferung an Venezuela die USA verweigern, wo er wegen seiner Verantwortung für den Terroranschlag auf eine ziviles kubanisches Flugzeug vor 30 Jahren vor Gericht gestellt werden soll.
Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb)
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