The Miami Herald, 8. April 2009

Die USA verklagen den militanten Exilkubaner Luis Posada Carriles und bringen ihn mit Bombenattentaten auf Touristen in Verbindung.

Alfonso Chardy

Eine "federal grand jury" [bundesstaatliche Geschworenengruppe, die aus mindestens 12 bis maximal 23 Geschworenen besteht, Anm. d. Ü.] reichte gegen Luis Posada Carriles eine neue Anklage ein und zwar - erstmalig in einem U.S.-Prozess - wegen der Verbindung des militanten Exilkubaners zu einer Reihe von Bombenanschlägen auf touristische Einrichtungen in Kuba, die einen Italiener töteten.
Die von der "grand jury" in El Paso außer Kraft setzende Anklage belangt den 81-jährigen Posada nicht wegen des Bombenlegens oder des Anzettelns von Bombenattentaten, sondern wegen des Belügens des Einwanderungsgerichts über seine Rolle bei den Anschlägen auf Hotels, Bars und Restaurants in der Gegend von Havanna. Die Meineidanklage wurde den vorherigen Anklagen hinzugefügt, die Posada beschuldigten, bei seinem Einbürgerungsantrag falsche Angaben darüber gemacht zu haben, wie er in die Vereinigten Staaten gekommen sei. Eine weitere neue Anklage betrifft die Behinderung einer Untersuchung von "internationalem Terrorismus".
Die Anklage zeichnet sich zum ersten Mal, seit Posada im März 2005 in den Vereinigten Staaten eintraf, um dort Asyl zu suchen, dadurch aus, dass die Regierung sagte, er sei an Bombenanschlägen in Kuba beteiligt gewesen. Eine bundesstaatliche "grand jury" in New Jersey hatte Posadas angebliche Beteiligung an Geldsammlungen für die Bombenattentatskampagne unter den Exilkubanern in Union City untersucht, bisher sind von dort jedoch keine Anklagen dazu eingereicht worden.
Die neuen Anklagen werden Posadas Unterstützer in der exilkubanischen Gemeinde, die in dem exilkubanischen Streiter einen Helden des immerwährenden Kampfes gegen das kubanische Regime sehen, höchstwahrscheinlich bestürzen.
Posada konnte für einen Kommentar nicht erreicht werden, sein Anwalt aus Miami, Arturo V. Hernandez, sagte jedoch, sein Klient sei unschuldig.
"Diese Außerkraftsetzungsanklage wird analysiert, und erst, wenn wir die Revision vervollständigt haben, beabsichtigt mein Klient, wegen der zusätzlichen Anklagepunkte auf nicht schuldig zu plädieren," sagte Hernandez in einem telefonischen Interview.
Das FBI-Büro in Miami hatte Beweise für die Bombenattentate gesammelt, die den Italiener Fabio di Celmo in dem Hotel Copacabana in Havanna töteten.
Agenten waren in die kubanische Hauptstadt gereist, um Posadas Verbindungen zu den Anschlägen zu untersuchen. Die Agenten sprachen mit Zeugen der Anschläge, überprüften Kubas gerichtsmedizinische Beweise und besuchten die Orte, an denen die Bomben explodiert waren.
Außerdem erstellte das FBI ein Dokument, wonach Posada in die Verschwörung, Bombenanschläge durchzuführen, als Drahtzieher verwickelt gewesen sei. In dem Dokument wird behauptet, Posada habe Plastiksprengstoff in Shampooflaschen und Schuhen versteckt, die lange vor dem Anschlag vom 4. September 1997 nach Kuba geschmuggelt worden seien.
Die kubanische Regierung hatte behauptet, dass einer der beiden verurteilten Salvadorianer, Raúl Ernesto Cruz Leon, der die Bombe deponiert hatte, die den Italiener tötete, ein Komplize von Posada gewesen sei.
Cruz Leon wird in der außer Kraft setzenden Anklage vom Mittwoch erwähnt. Im Punkt zwei wegen Meineids sagt die "grand jury", Posada habe einen Einwanderungsrichter belogen, als er gefragt worden sei, ob er Cruz Leon angalten habe, 1997 Sprengstoff nach Kuba zu bringen.
"Ich habe Raúl Cruz nie gesehen oder getroffen, und ich habe keinerlei Anstalten gemacht, ihn irgendwohin zu schicken," antwortete Posada.
Die neue Anklage vom Mittwoch besagt, die Aussage von Posada sei falsch, da der "Angeklagte Vorbereitungen getroffen hat, einen Menschen namens Raúl Cruz Leon nach Kuba zu schicken, und ihn dann auch geschickt, um Sprengstoff nach Kuba zu bringen und besagte Bombenanschläge 1997 durchzuführen".
Die neue Anklage beschuldigt Posada auch der Lüge, als er vom Einwanderungsgericht gefragt wurde, ob er in die Anschläge verwickelt sei.
"Gut, haben Sie andere Menschen beauftragt, die Bombenanschläge durchzuführen, die Bombenanschläge in Kuba?" Wurde Posada im Gericht von einem Anwalt des Einwanderungsgerichts gefragt.
"Nein", antwortete er.
Dann wurde er gefragt, wie er dieses Bestreiten mit seinem Interview, das er 1998 der New York Times gegeben hatte, in Einklang bringen könne, in dem er dahingehend zitiert wird, er beanspruche die Verantwortung für die Anschläge.
Posada sagte aus, die New York Times habe ihn wahrscheinlich richtig zitiert, aber das, was er gesagt habe, sei aufgrund seiner geringen Englischkenntnisse falsch gewesen.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

Zurück