Miami Herald, 3. Juni 2009

Posada ersucht um mehr Zeit zur Vorbereitung seines Prozesses

Von Jay Weaver

Der militante Exilkubaner Luis Posada Carriles sagt, dass die neuen gegen ihn erhobenen Anklagen der U.S.-Regierung wegen der Lüge hinsichtlich seiner Verantwortlichkeit für die Bombenattentate auf touristische Einrichtungen in Kuba auf einen "Terrorismus"-Fall hinausliefen und daher sollte ihm ein Richter mehr Zeit zur Vorbereitung auf den Prozess geben.
Posada, der jetzt als einstiger CIA-Funktionär in Miami lebt, erwartet im August in El Paso einen Prozess wegen Anklagen des Meineids, der Behinderung der Justiz und wegen Falschaussagen vor Gericht. Diese im April erhobenen Anklagen rühren von Posadas Zeugenaussage während einer Anhörung der Regierung, als es darum ging, ihn des Landes zu verweisen und um die Anhörung seines Einbürgerungsantrages in die Vereinigten Staaten.
"Dieser Fall ist alles andere als ein einfacher Meineids- und Behinderungsfall," schrieb Posadas Anwalt Arturo V. Hernández in einer neuen Eingabe an das Gericht.
Posada, der in einem getrennten Untersuchungsverfahren seitens eines Bundesschwurgerichtes in Newark, New Jersey, wegen des Touristenhotelanschlags von 1997 verhört worden war, bei dem ein italienischer Mann getötet wurde, bittet den texanischen Richter, seinen Gerichtstermin auf Anfang 2010 zu verschieben.
Die Antwort des Justizministeriums auf seinen Antrag um mehr Zeit steht noch aus.
Zu seiner Verteidigung sagt Posadas Anwalt, er wolle die Regierung dazu bewegen, ihm ein zehn Jahre altes Reportertonband mit Posadas Aussage zu übergeben sowie auch die als geheim eingestuften Dokumente über seine "langjährige Verbindung mit dem U.S.-Geheimdienst und den Exekutivorganen." Er wolle auch nach Kuba reisen, um mögliche Zeugen bei der Bombenattentatsserie zu interviewen - einschließlich des Mannes, der als der eigentliche Bombenattentäter verurteilt wurde, Raúl Cruz Leon.
Die kubanische Regierung behauptet, dass Cruz Leon, ein Salvadorianer, nach Kuba gekommen sei, um die Bombe zu legen, die den italienischen Touristen im Hotel Copacabana in Havanna tötete, und dass er ein Komplize Posadas gewesen sei. Eine eidesstattliche Erklärung des FBI besagt außerdem, dass Posada Sprengstoff in Shampoo-Flaschen versteckt habe, die Wochen vor dem Zwischenfall nach Kuba geschmuggelt wurden.
In der Anklage wird Posada beschuldigt, einen Einwanderungsrichter belogen zu haben, als er 2005 gefragt wurde, ob er den Transport von Sprengstoff nach Kuba durch Cruz Leon arrangiert habe.
"Ich habe Leon Cruz nie gesehen und auch nicht getroffen, und ich habe nie ein Arrangement getroffen, ihn irgendwohin zu schicken," sagte Posada.
Posadas Anwalt möchte außerdem die US-Regierung dazu nötigen, die Bänder eines Interviews auszuhändigen, das eine [US-]amerikanische Journalistin 1998 mit Posada geführt hatte, in dem er angeblich seine Verwicklung in die Bombenanschläge auf Hotels zugegeben hatte. Die sechs Stunden langen Aufzeichnungen des Interviews der Journalistin Ann Louise Bardach führten zu Artikeln in der New York Times.
Bardach hatte die Bänder US-Behörden übergeben, nachdem sie sich zuvor dagegen gewehrt hatte.
Als er seine Beteiligung an den Bombenanschlägen leugnete, wurde Posada gefragt, wie sich seine Leugnung denn damit vertrüge, dass er im Artikel der New York Times die Verantwortung übernommen habe. Posada sagte aus, dass Bardach ihn vermutlich in dem Artikel richtig zitiert habe, aber das, was er gesagt habe, sei wegen seines schlechten Englisch falsch gewesen.
Sein Anwalt Hernandez hat um Zugriff zu den Originalaufzeichnungen gebeten, um Transkripte anzufertigen.
Bardachs Anwalt in Miami Tom Julin sagte, seine Klientin wurde gezwungen, die Bänder zu übergeben, um nicht Anklagen wegen Missachtung des Gerichts zu riskieren.
"Wir hoffen weiter, dass die Anwälte der Regierung und der neue Justizminister die verfassungsrechtliche Gefahr der unnötigen Einbeziehung von Reportern in die Strafverfolgung sehen - und deren Vorladung widerrufen", schrieb er in einer E-Mail.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

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