Morning Star, 21. Juni 2010

Politische Opfer

Lizzie Cocker

antiterroristas.cu, 22. Juni 2010

Als Richter aus Miami 2001 fünf Kubaner in einem politischen Schauprozess wegen Spionage verurteilten, hatte man die Hoffnung, dass sie gemeinsam mit ihrer beschämenden Untersuchung über antikubanische Terrororganisationen, die von dieser US-Stadt aus operieren, in aller Stille verschwinden.
Aber in seinem mit hohem Einsatz geführten Krieg gegen die Wahrheit unterschätzte Washington den grausamen Kampf, den es ausgelöst hatte - nicht mit Kuba oder Menschenrechtsgruppen, sondern mit den Familien der Miami Five, wie man sie jetzt nennt, und mit Solidaritätsaktivisten aus aller Welt.
Während eines Besuchs in England erzählten zwei der Ehefrauen der Gefangenen, Adriana Pérez und Olga Salanueva, dem Morning Star, dass sie angesichts der unwiderrufenen Festlegung der US-Regierung in diesem abgekarteten Spiel nicht in ihrem Einsatz für die Rückkehr ihrer Ehemänner Gerardo Hernández und René González, gemeinsam mit ihren Kameraden Ramón Labañino, Antonio Guerrero und Fernando González nach Kuba geschwankt hätten.
Die Kraft dieser Frauen ist überwältigend. Adriana und ihr Mann Gerardo, der die grausamste Strafe der Fünf erhalten hat - zweimal lebenslänglich plus 15 Jahre - hatten nach einer stürmischen Teenager-Romanze geheiratet, als sie 18 Jahre alt war, und abgemacht, dass sie ihr Studium beendet und eine Karriere aufbaut, sodass sie in 10 Jahren eine Familie gründen könnten.
Damals [zur Zeit der Verhaftung] war Adriana 28 und das junge Paar kaufte Sachen für das geplante Baby. Dann erklärt sie, "wurde er verhaftet und alles unterbrochen.
Wir dachten, wir hätten noch so viele Jahre vor uns, für unsere Pläne und um unsere Träume zu verwirklichen," sagt sie.
Wiederholte Ablehnungen von Visa-Anträgen, mit der Begründung, Adriana und Olga seien eine Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA, führten dazu, dass die Frauen ihre Männer seit der Verhaftung 1998 nicht mehr gesehen haben [Olga hat René zum letzten Mal 2002 gesehen, Anm. d. Ü.]
Die US-Regierung, die eine strangulierende 50 Jahre alte Blockade neben anderen Formen von Staatsaggression gegen Kuba aufrecht erhalten, bewahren sich eine noch intimere Feindseligkeit gegen die Frauen der fünf kubanischen Gefangenen, deren Kontakte mit ihren Ehemännern auf abgehörte, aufgezeichnete und gestörte 15minütige Telefongespräche limitiert werden.
"Als Kubaner spüren wir immer diese Feindseligkeit aus den Vereinigten Staaten. Genau wegen dieser Art von feindseliger Politik werde ich von den Dingen ferngehalten, die ich am meisten möchte," sagt Adriana. "Wir wollten so nicht leben."
Das Ziel dieser Frauen ist es, nachdem die Freiheit ihrer Ehemänner erlangt wurde, "die Zeit aufzuholen, die wir verloren haben und alles das zu tun, was wir in diesen Jahren nicht konnten. Jeden Tag wachen wir auf und träumen davon."
Die Augen der Ehefrauen sehen aus, als ob sie das Leiden eines Volkes enthalten, aber sie verraten auch eine unbesiegbare Menschlichkeit, die bestimmt ist zu kämpfen.
Adriana überlegt: "Manchmal weiß man nicht, woher man die Kraft nehmen soll und man denkt, ich kann diese Jahre nicht aushalten'. Du suchst nach Überlebensmöglichkeiten.
Die erste ist die Liebe für unsere Ehemänner, unser Respekt und unsere Bewunderung ihrer Kraft und der Arbeit, die sie geleistet haben.
Und die Kraft, die sie in der psychologischen Folter und all' den Verstößen gegen sie gewonnen haben, all' diese Kraft wurde auf uns übertragen.
Ein anderer sehr wichtiger Grund ist die Unterstützung, die wir von unserem eigenen Volk und der internationalen Solidarität bekommen - zu wissen, dass es nicht nur unser Kampf ist."
Olga wurde damit allein gelassen, zwei Töchter groß zu ziehen, Irma und Ivette, während ihr Ehemann am 12. September 1998 um 5 Uhr morgens rücksichtslos aus ihrem Heim in den USA gezerrt wurde. Sie durften sich nicht einmal Auf Wiedersehen sagen. Drei Jahre später wurde er zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
"Von Anfang an war ich sehr traurig über das, was meinem Mann passiert ist. Ich fühlte mich allein mit den zwei Töchtern, und es war ein sehr unangenehmes Gefühl," sagt sie.
"Wir erlitten ein Unrecht, und, obwohl ich wegen meines Mannes litt, fühlte ich mich gleichzeitig motiviert, den Kampf wegen meiner Töchter weiterzuführen."
Für die Stärke der globalen Kampagne für ihre Ehemänner, der sich Persönlichkeiten wie 10 Nobelpreisträger und Berühmtheiten wie der Schauspieler Danny Glover anschlossen, ist von zentraler Bedeutung, dass der kollektive Kampf dem individuellen vorgezogen wird.
So wie René sich tapfer weigerte, gegen seine Kameraden auszusagen, obwohl in diesem Fall seine Familie aus den USA ausgewiesen würde, weigerten sich die Fünf, dem anfänglichen Druck ihrer Ratgeber nachzugeben. Olga betont, dass individuelle Gerechtigkeit weder für jeden der Fünf noch für die Familien wichtig sei. Immer wenn sie nach ihren persönlichen Umständen gefragt wird, weist sie darauf hin, dass ihr größter Kampf eine Lösung für Gerardo sei.
"Auch wenn jeder unter seinen eigenen Problemen leidet, wissen sie, dass sich Gerardo in der schlimmsten Situation befindet."
Die vorletzte Hoffnung im US-Justizsystem auf Freiheit für Gerardo starb im letzten Jahr als sich der Supreme Court weigerte, seinen Fall zu überprüfen.
Aber letzten Monat hat der US-Flügel der Kampagne für die Freiheit der Fünf Beweise dafür geliefert, dass hochrangige Journalisten aus Miami mit Tausenden von Dollars dafür bezahlt wurden, verleumderische Artikel zu schreiben, um öffentliche Feindseligkeit gegen die kubanischen antiterroristischen Agenten zu erzeugen. Diese Beweise eröffnen neue Hoffnung auf Gerechtigkeit für die Fünf.
Obwohl einige der schuldigen Journalisten benannt und beschämt wurden, blockiert die Obama-Administration nach wie vor die Freigabe von Verträgen der Regierung mit den Journalisten. Die Koordinatorin des Komitees für die Cuban Five Gloria La Riva sagt, diese Heimlichkeiten kämen noch zur Aufdeckung weiterer Beweise von Verletzungen des Smith-Mundt-Acts hinzu, der dem Staat untersagt, die US-Öffentlichkeit mit Propaganda zu manipulieren.
Diese neuen Beweise haben dem Anwalt Leonard Weinglass geholfen, die letzte juristische Regressklage in den USA zu verfolgen - einen "collateral appeal" oder "collateral attack" [nach dem "Habeas-Corpus-Act"].
Adriana betont, dass dies ein wichtiger Zeitpunkt sei. "Jetzt haben wir sehr reale Beweise, mit denen wir die US-Politik anklagen können," sagt sie. "Und als Opfer dieser Art von Politik ist es uns erlaubt, auszusprechen, was das wirklich für die Familien und unsere Ehemänner bedeutet.
Ich vertraue darauf, dass eine Lösung gefunden werden kann. Ich weiß nicht, ob das bei Obama oder einem anderen Präsidenten passiert, aber ich glaube, dass es mit globaler Unterstützung möglich ist.
Weil die Wahrheit immer siegt, kämpfen wir sehr hart dafür, dass die Wahrheit bekannt wird."
Die Familien der Fünf sagen, dass die globale Solidaritätskampagne nicht nur eine entscheidende Rolle bei der Steigerung der Aufmerksamkeit und dem Aufbau von Druck gegen das US-System spiele, sondern sie habe auch direkten Einfluss auf die zentralen Kämpfer, die Fünf selbst. Sie erhalten Fluten von Solidaritätsbriefen aus aller Welt, am meisten aus Großbritannien. Sie erhalten auch jeden Tag den Morning Star - wenn die Gefängniswärter es erlauben.
Mit der Aussicht darauf, noch viele weitere Jahre von ihren Lieben getrennt zu sein, käme für die Familien der Antrieb weiter zu machen aus der Fähigkeit der Männer, die Gefängnismauern zu durchbrechen, indem sie in Verbindung mit dem Rest der Welt blieben.
Adriana sagt, dass der Erhalt des Morning Stars im Gefängnis dem Wunsch der Männer entspräche, über die internationalen Kämpfe informiert zu werden.
"Das zeigt, dass sich ihr Geist außerhalb des Gefängnisses befindet," wendet sie ein.
Während die Familien keine Illusionen darüber haben, dass ihr Kampf nichts weniger ist als "die Macht eines Imperiums über Familien", versichert Olga, dass "wir die Hoffnung haben und niemandem erlauben können, sie uns wegzunehmen.
Es ist wie eine Herausforderung. Wir wissen, dass wir einen Feind vor uns haben, der Hass auf fünf Menschen und ihre Familien hegt.
Am Ende des Tages werden wir siegen."

Deutsch: ¡Basta Ya! (db)

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