Realcuba's Blog, 18. August 2010

Aus der Gerüchteküche

Da brodelt etwas

Mittwoch, 18. August 2010, Fernando Ravsberg, BBC World

Wenn du in den Vereinigten Staaten spionieren willst, rate ich dir, es für Länder wie Israel oder Russland zu tun, mit denen Washington so etwas wie ein "Austauschabkommen" hat, wonach du, falls du vom FBI geschnappt wirst, leicht in dein Land zurück geschickt werden kannst.
In so einem Fall wird die US-Justiz nicht einschreiten, und sollte sich ein Richter versehentlich einmischen, würden die Anklagen vom Tisch sein, sobald das Weiße Haus und der Kreml sich auf "wie viele eurer Agenten gegen wie viele von unseren" geeinigt hätten.

Die Sache bekommt einen Haken, wenn es um Spionage zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten geht. Dann sind Realismus und gute Manieren am Ende. Es fängt damit an, dass keine Partei zugibt, dass ihre Spione Spione seien, im Gegenteil, sie werden alle als Menschenrechtsaktivisten dargestellt.
Die Mitglieder des Wespennetzwerks - von US-Gerichten zu schweren Strafen verurteilt - sind in Kuba als "die Fünf Helden" bekannt, als Männer, deren einzige Aufgabe darin bestanden habe, über die in Miami organisierten Gewaltakte gegen die Insel zu berichten.
Als Gegenstück dazu, verkauft Washington uns Alan Gross als eine Art Missionar, der heimlich für die edle Sache nach Kuba reiste, der jüdischen Gemeinde zu helfen, Internetzugang zu bekommen. Ein Kämpfer für Kommunikation.
Er wird als "Vertragsunterhändler" beschrieben, mit einem Wort, das seinen Aktivitäten eine neutrale Note gibt. Unterhändler sind jedoch keine Mitglieder eines Friedenscorps, im Gegenteil, es gibt gerade jetzt 100.000 davon in Afghanistan, die militärische und geheimdienstliche Operationen ausführen.
Das Gute (für die Spione) daran ist, dass es ihre Regierungen nicht aufgeben, sie retten zu wollen. In den letzten 10 Jahren hat Havanna dafür eine Kampagne nach der anderen ausgetragen, und in Washington waren eine Menge Leute beunruhigt, seit Gross im vergangenen Jahr geschnappt wurde.
Die kubanische Regierung schlug sogar vor, die 75 politischen Gefangenen, die es seit 2003 gefangen hält, gegen die fünf Agenten auszutauschen, aber das Weiße Haus wies das Angebot zurück. [Anm. d. Ü.: es waren jetzt nur noch 52 und keine 75 mehr] Es war eine logische Reaktion, denn die Dissidenten schaden der Revolution im Gefängnis mehr als außerhalb davon.
[Sie schaden] so viel, dass, als die Aktivitäten der Opposition ihren tiefsten Punkt erreichten, so dass die einzige noch verbleibende brennende Flamme für die Gefangenen die Sonntagsaufmärsche der Damen in Weiß und die Hungerstreiks waren.
Doch die Dinge haben sich geändert: Ein Kollege, der kürzlich aus Washington eintraf, erzählte mir, dass ihn alle Politiker, mit denen er sprach, nach Alan Gross gefragt hätten. Sie scheinen jetzt viel interessierter daran zu sein, da dieser Gefangene ein Amerikaner ist.
Die Dame des Außenministerium sagte, dass Washington die kubanische Regierung zwingen werde, und ich fragte mich, wie es das machen würde. Einige Tage später wurde einer der fünf Agenten zur Strafe für zwei Wochen ins "Loch" gesteckt.
Das kubanische Parlament schrie Zeter und Mordio, klagte, dass es keine Disziplinarmaßnahme des Gefängnisses gewesen sei, sondern eine FBI-Anweisung und forderte die sofortige Rückführung von Gerardo Hernández in die "Normalität" seiner Zelle.
Mittlerweile heißt es in Kuba, dass Gross 40 Kilogramm seines Gewichts verloren habe, seit er vor über acht Monaten ins Gefängnis kam. Dennoch weiß Havanna, dass, wenn es zur Verhandlung mit Washington kommt, der Unterhändler "mehr wiegen wird" als alle kubanischen politischen Gefangenen zusammen.
Aber die Leiden der Spione auf beiden Seiten könnten bald ein Ende haben, wenn wir der Gewissheit trauen, mit der Fidel Castro verkündete, dass die fünf Agenten vor Dezember in Kuba zurück sein werden.
Diese Voraussage weist darauf hin, dass etwas brodelt, und dass könnte nur ein Gefangenenaustausch sein.
Daher könnte auch Alan Gross wieder sehr bald bei seinen Angehörigen sein. Dies sind gute Nachrichten für seine Familie - und für die Familien der fünf Kubaner.
Es wird höchste Zeit, dass die USA ihr Embargo gegen Kuba beenden.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb)

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